Czernowitz (Bukowina, heute Ukraine)

Bildergebnis für Czernowitz karte 1774 wurde Czernowitz/Tschernowitz (rum. Cernăuți, poln. Czerniowce) - wie die gesamte Bukowina - von Österreich besetzt und ein Jahr später offiziell Teil der Habsburgermonarchie. Das Dorf Czernowitz des 18. Jh. entwickelte sich rasant innerhalb eines Jahrhunderts zu einem „Klein-Wien“ am Pruth - einem multi-ethnischen Zentrum. Ansiedlungspatente und Toleranzedikte der österreichischen Kaiser ermöglichten die Zuwanderung zahlreicher Nationalitäten. Ein buntes Völkergemisch lebte in der Hauptstadt der österreichisch-ungarischen Bukowina: Deutsche und Österreicher, Rumänen, Polen, Ungarn, Russen - und Juden (Ausschnitte aus hist. Karten, rechts aus: europe1900.eu).

Derzeit hat die Stadt ca. 265.000 Einwohner (Stand 2022).

 

Bereits zu Beginn des 15.Jahrhunderts sind in Czernowitz aschkenasische wie auch sephardische Juden nachweisbar. In der sich dann später bildenden Gemeinde wurde Jiddisch gesprochen; verantwortlich dafür waren jüdische Zuwanderer aus Polen, die in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts hierher kamen. Während der Krieges zwischen Russland und dem Osmanischen Reich (1766 -1774) verließen die jüdischen Familien vorübergehend Czernowitz. Mit Beginn der österreichischen Herrschaft (1775) – diese strebte eigentlich eine 'judenfreie' Bukowina an – erreichten zahlreiche galizische Juden die Stadt und ließen sich hier dauerhaft nieder.

1872 spaltete sich die Gemeinde in einen reformerischen und einen orthodoxen Teil.

Auch als „Jerusalem am Pruth“ bezeichnet, beherbergte Czernowitz eine sehr lebendige deutschsprachige jüdische Gemeinde. Von 1848 bis 1910 stieg der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung von 6 auf 30 Prozent. Insgesamt lebten um 1900 rund 21.000 Juden in Czernowitz - einer von ihnen, Dr. Eduard Reiss, wurde der erste jüdische Bürgermeister.

Czernowitz war bis in die 1920er Jahre eine jüdische Kulturmetropole. Zeitweilig waren beinahe 50% der Bevölkerung von Czernowitz jüdisch und prägten das kulturelle Leben der Stadt in besonderem Maße. Maßgeblichen Anteil am Aufschwung des jüdischen Kulturwesens hatte die 1875 in der Stadt gegründete Deutsche Universität; so wurden zahlreiche akademische jüdische Vereine, wie "Hasmonäa", "Zephira", "Humanitas", "Hebronia" u.a. ins Leben gerufen.

Deutsch bildete sich im 19. Jahrhundert als allgemeine Umgangssprache in Czernowitz heraus (begünstigt durch seine Stellung als Amtssprache). Um 1900 benutzten ca. 52% der Stadtbewohner Deutsch* als Muttersprache; dann folgten erst Ukrainisch (20%), Rumänisch (14%) und Polnisch (13%).

* Bei der österreichischen Volkszählung wurden jiddisch-sprachige Juden allerdings zur deutschsprachigen Bevölkerung gezählt. Dabei spielte neben der deutschen die jiddische Sprache eine wichtige Rolle. Einen Kontrast zur assimilierten, städtischen jüdischen Bevölkerung bildeten die chassidischen Anhänger der Friedman-Zaddikim im Vorort Sadagora.

Sadagora,Synagoge.jpg Synagoge der chassidischen Juden in Sadagora (hist. Aufn., aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Bis 1918 stieg der Anteil der Deutschsprachigen weiter an; Deutsch war nun die unangefochten dominierende und offizielle Sprache der multikulturellen Stadt. Als Czernowitz nach Ende des Ersten Weltkrieges an Rumänien fiel, verlor Deutsch aber seinen offiziellen und privilegierten Status.

Unter Schriftstellern, Malern, Bildhauern, Musikern und Komponisten, Schauspielern und Intellektuellen, Wissenschaftlern oder Unternehmern waren Menschen jüdischen Glaubens besonders stark vertreten: die Lyriker Rose Ausländer und Paul Celan, der Maler Oskar Lasker, der Opernsänger Joseph Schmidt, die Schriftsteller Alfred Kittner, Alfred Gong, Moses Rosenkranz u.a.

In den 1920er Jahren entstand in der inzwischen in Cernauti umbenannten Stadt zudem eine lebendige jiddisch-sprachige Literaturszene, zu der Elieser Steinbarg, Itzig Manger und Josef Burg gehörten.

Juden in Czernowitz:

      --- um 1775 ..................... ca.    110 jüdische Familien,

       --- um 1800 .........................     ?

       --- 1857 ........................ ca.  4.700 Juden (ca. 22% d. Bevölk.),

       --- 1869 ............................  9.552   “   (ca. 28% d. Bevölk.),

       --- 1880 ........................ ca. 14.500   “   (ca. 32% d. Bevölk.),

       --- 1890 ........................ ca. 17.400   “   (ca. 32% d. Bevölk.),

       --- 1900 ........................ ca. 21.600   “   ,

       --- 1910 ........................ ca. 28.600   “   ,

       --- 1919 ........................ ca. 43.700   "   (ca. 47% d. Bevölk.),

       --- 1941 ........................ ca. 50.000   "  ,

 

   --- 2005 ........................ ca.  3.000   "  ,

   --- 2018 .......................  ca.  1.000   "  .

                  Angaben aus: Anson Rabinbach, The Migration of Galician Jews to Vienna. Austrian History Yearbook, Vol. 11, Press, Houston 1975, S. 46/47

 

Die Anlage eines jüdischen Friedhofs erfolgte in den 1860er Jahren.

Jewish cemetery in Chernivtsi (Еврейское кладбище в Черновцах).jpg

 alte Grabsteine (Aufn. Petar Milosevic, 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Um die Errichtung des Tempels zu verwirklichen, wurde der „Czernowitzer Israelitische Tempelverein” gegründet. Schon alsbald (im Mai 1873) konnte der Grundstein gelegt werden. Doch die Vollendung des Baues verzögerte sich wegen eingetretener Geldschwierigkeiten. Erst die Spende des Abgeordneten Heinrich Wagner in der Höhe von 6.000 Gulden ermöglichte die Fertigstellung des Bauwerkes; dessen Einweihung fand am 4.September 1877 statt.

 File:Chernivtsi (Czernowitz), Tempel.jpg

Die Hauptsynagoge in Czernowitz – hist. Postkarten, um 1900 (aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

Czernowitz. Israelitischer Tempel (11).jpgCzernowitz. Israelitischer Tempel (05).jpghist. Postkarten

Der Tempel wurde vom Direktorium des Tempelvereins verwaltet, aber auf die Dauer konnte der Verein seinen Pflichten nicht nachkommen. Infolge eingetretener Budgetschwierigkeiten musste der Tempel der Kultusgemeinde angeboten werden.

Der Tempel wurde im Jahre 1937 renoviert; vier Jahre später wurde er von den deutschen Besatzern eingeäschert.

Die Jüdische Gemeinde in der Bukowina und insbesondere in der Landeshauptstadt Czernowitz entwickelte sich am Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer einheitlichen und einflussreichen politischen und wirtschaftlichen Kraft. Im Jahre 1908 fand in Czernowitz sogar der erste Weltkongress für jiddische Sprache statt; Organisator dieses Kongresses war Dr. Nathan Birnbaum.

Nach dem Zusammenbruch des Habsburgerreiches mussten viele feststellen, dass das Leben unter dem Doppeladler wesentlich liberaler, demokratischer und freier war, als in den neuen Staatsgebilden der Zwischenkriegszeit. Besonders die Czernowitzer Juden bekamen die Folgen des Nationalismus des 20. Jahrhunderts zu spüren, der dann im Holocaust endete.

Die entscheidenden Brüche erfuhr die multikulturelle Gesellschaft von Czernowitz ab 1940: Unter der einjährigen sowjetischen Herrschaft kam es zu Verhaftungen und Deportationen; die deutsche Bevölkerung wurde auf Befehl Hitlers „heim ins Reich“ geholt.

Nach dem Einmarsch der rumänischen und deutschen Truppen im Juli 1941 begann für die Czernowitzer Juden die Leidenszeit. Als eine der ersten Maßnahmen gab das Deutsche Oberkommando bekannt, dass die jüdischen Einwohner der Bukowina „außerhalb des Gesetzes" stünden; daraufhin lief eine Welle von Pogromen durch die Dörfer und Städte dieses Gebietes. Rumänischen Armeeverbänden fielen in den ersten Tagen mehr als 3.000 Juden zum Opfer. Das Einsatzkommando 10b der deutschen Einsatzgruppe D (unter Otto Ohlendorf) suchte systematisch nach den jüdischen Gemeindeoberen, um sie zu liquidieren.

... Eine der ersten Anordnungen der Rumänischen Nationalbank betraf den Umtausch sowjetischer Währung zu einem festgesetzten Kurs. Suchten jedoch Juden die Wechselstuben auf, wurde ihnen das Geld einfach abgenommen und kein Umtauschbetrag ausgezahlt. Wenn die Juden morgens zur Arbeit gingen, lauerten ihnen Polizeipatrouillen auf, die ihre Arbeitsbescheinigungen schlichtweg ignorierten. Sie verprügelten die Juden aufs brutalste, schleppten sie auf die Polizeistation und schickten sie erst von dort aus, unter Bewachung, zur Arbeit. ... Die Verarmung der jüdischen Bevölkerung nahm zu, die Mehrheit der Juden hungerte im wahrsten Sinne des Wortes, sie ernährte sich ausschließlich von Zuwendungen mitleidiger Nachbarn. ... Arbeiten mußten die Juden ohne Entlohnung... Eine entsprechende Anordnung verfügte die Konfiskation allen beweglichen jüdischen Eigentums. Jüdische Hausbesitzer mußten Miete bezahlen, obwohl sie in ihrem eigenen Haus wohnten. Jeder Rumäne konnte eine beliebige jüdische Wohnung, die ihm zusagte, samt der darin befindlichen Einrichtung in Besitz nehmen. ... ”

aus: W.Grossmann/I.Ehrenburg (Hrg), Das Schwarzbuch - Der Genozid an den sowjetischen Juden, Verlag Rowohlt, Reinbek 1994, S. 154f.

Mitte Oktober 1941 wurden auf Befehl des rumänischen Gouverneurs Corneliu Calotescu fast 50.000 Juden in einem Teil der Unterstadt zusammengetrieben sie waren ghettoartig auf wenige Straßenzüge gepfercht, die durch einen Bretterzaun vom übrigen Stadtgebiet getrennt wurden; bewacht wurde das Ghetto von rumänischen Gendarmen.Die Menschen hausten in Treppenhäusern, Kellern, Garagen und unter Brücken; die sanitären Verhältnisse waren völlig unzureichend. In kleinen Räumen waren manchmal sechs bis acht Familien ‘untergebracht’. Ihr Eigentum wurde - bei Nichtablieferung unter Androhung der Todesstrafe - zugunsten der rumänischen Nationalbank beschlagnahmt.Diese ghettoartige Konzentrierung beinhaltete die Absicht, sie jederzeit 'griffbereit' zu haben, um sie nach Transnistrien zu deportieren. Zwei Tage nach der Ghettoisierung mußte ein Mitglied des jüdischen Komitees die Entscheidung der Behörden bekanntgeben, dass alle Juden der Bukowina in das Gebiet ‘Transnistrien’ (zwischen Dnjestr und Bug) umgesiedelt würden. Da die Umsiedlung auch per Fußmarsch durchgeführt werden sollte, wurde den Betroffenen geraten, nur ein Handgepäck mitzuführen. Einen Tag danach wurden die Juden - unter Androhung der Todesstrafe - aufgefordert, alle ihre Wertsachen abzuliefern; anschließend erfolgte ihr Abtransport aus Czernowitz (per Bahn); von hier aus setzte kurz darauf die erste Deportationswelle in die Lager Transnistriens ein.

Etwa 20.000 Juden gelang es, bis Mitte 1942 mit sog. „Autorisationen“ (Bescheinigungen für deren „Arbeitsnützlichkeit“) weiterhin in der Stadt zu bleiben. Denn auf Anforderung des Czernowitzer Bürgermeisters wurde ein Teil der eigentlich zur Deportation bestimmten Juden zurückgestellt; dabei wurden die Bewilligungen für den weiteren Aufenthalt in Czernowitz in den meisten Fällen für horrende Summen verkauft !! Die Deportationen Mitte 1942 – angeordnet von der rumänischen Regierung unter Ion Antonesu - besiegelten nun das Schicksal vieler jüdischer Familien. Über das Durchgangslager Ataki erreichten die Deportierten ihre Bestimmungsorte: die umzäunten Ghettolager in Kleinstädten und Dörfern - davon gab es ca. 100 - , in denen Hunger, Krankheit und der Tod auf sie warteten. Die etwa 20.000 in der Stadt verbliebenen Juden blieben aber nur vorläufig hier. Ab Oktober 1943 wurden die diskriminierenden Maßnahmen gegenüber Juden etwas abgemildert.

Als Anfang 1944 Czernowitz unter Kontrolle der deutschen Wehrmacht stand, wurde der Versuch, die bis dato überlebenden Juden zu ermorden, dadurch zunichte gemacht, dass die Rote Armee - schneller als gedacht - die Stadt erreichte.

Im April 1945 verließen die meisten überlebenden Juden - bis auf 2.000 - die Stadt; die meisten erreichten über Rumänien dann Palästina.


Anmerkungen:

Paul CELAN - der Verfasser des Gedichtes “Die Todesfuge” - stammte aus Czernowitz; sein eigentlicher Name war Paul Antschel; er wurde als Sohn deutsch-sprachiger Juden 1920 dort geboren. Seine Eltern wurden 1942 in ein Vernichtungslager deportiert und dort ermordet; er selbst geriet 1944 in ein rumänisches Arbeitslager. Bereits 1945 setzte sich Paul CELAN literarisch mit dem Völkermord an den Juden in seinem Gedicht “Die Todesfuge” auseinander.

T O D E S F U G E

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends

wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts

wir trinken und trinken

wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt

der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland

dein goldenes Haar Margarete

er schreibt es und tritt vor das Haus und es

blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei

er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde

er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts

wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends

wir trinken und trinken

Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt

der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland

dein goldenes Jahr Margarete

Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab

in den Lüften da liegt man nicht eng

.....

Er ruft spielt süßer den Tod

der Tod ist ein Meister aus Deutschland

er ruft streicht dunkler die Geigen

dann steigt ihr als Rauch in die Luft

dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng.

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts

wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland

wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken

der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau.

er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau

ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete

er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft

er spielt mit den Schlangen und träumet

der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete

dein aschenes Haar Sulamith

Nach Kriegsende übersiedelte Paul CELAN nach Frankreich und ließ sich dort einbürgern. Bis zu seinem Tode (Selbstmord 1970) unterrichtete er deutsche Sprache und Literatur an der Universität Paris.

 

Mehr als 100 Synagogen und Bethäuser soll es in Czernowitz zur Jahrhundertwende gegeben haben. Einige besonders markante Bauten sind heute noch zu besichtigen; aber nur ein Gebäude dient heute noch als Gotteshaus. Alle anderen Synagogen/Bethäuser waren von den sowjetischen Behörden zweckentfremdet worden (Boxhalle/Kinosaal u.ä.).

1.Чернівці.Синагога.JPG Ehem. „Große Synagoge“ (Aufn. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Die Erinnerung an das jüdische Czernowitz lebt fort, überliefert von Überlebenden und ihren Nachkommen „gleich einem wunderbaren Geschenk“ und einem „unbarmherzigen Fluch“, wie Aaron Appelfeld schreibt. Spuren des alten Czernowitz finden sich in historischen Berichten, Memoiren, Dokumenten und literarischen Werken, unter denen sich eindrucksvolle Beiträge von in Czernowitz geborenen Schriftstellern und Schriftstellerinnen finden, wie Paul Celan, Gregor von Rezzori und Rose Ausländer.

Nach 1991 erlebte Czernowitz, als Gebietshauptstadt der Ukraine, nicht nur eine große Auswanderungswelle der Juden nach Deutschland, Israel und in die USA, sondern auch eine Renaissance des jüdischen Kulturlebens. Bleibendes Zeugnis der wechselvollen jüdischen Geschichte in Czernowitz legt der auf einer Anhöhe gelegene jüdische Friedhof mit seinen ca. 50.000 (!) Grabanlagen ab, auf dem viele berühmte Czernowitzer ihre letzte Ruhestätte fanden.

Anm. 1995 wurden vom Czernowitzer Magistrat alte christliche und jüdische Friedhöfe unter Denkmalschutz gestellt, man ist bemüht, diese Memorialstätten für die Zukunft zu retten. Und solche städtischen Maßnahmen werden von privaten und öffentlichen Initiativen im Ausland unterstützt. Im Juni 2000 wurde auf Initiative der Rose-Ausländer-Stiftung in Deutschland der Verein „Patenschaft Jüdischer Friedhof Czernowitz“ ins Leben gerufen. Dieser Verein will die notwendige Sanierung des jüdischen Friedhofes ermöglichen.

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Trauerhalle  vor und nach der Renovierung (Julian Nitzsche, 2012 und Anton Blahii, 2020, beide Aufn. aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Chernivtsi Jewish Cemetery 05.JPGChernivtsi Jewish Cemetery 02.JPG

 alte Grabsteine (Aufn. Nitzsche und Julian Nyca, 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Da der Friedhof offiziell geschlossen ist und von der Stadtgemeinde als Denkmal verwaltet wird, hat die Zeremonienhalle keine rituellen Zwecke mehr zu erfüllen. Das Gebäude soll daher als Museum oder als Ausstellungshalle dienen, in dem die Geschichte des Friedhofs erklärt und der bedeutendsten dort beigesetzten Persönlichkeiten gedacht werden soll.

Im ehemaligen jüdischen Nationalhaus, einem prachtvollen Gebäude am Theaterplatz, ist seit 2010 ein Museum untergebracht, das die Kultur, Religion, Politik und den Alltag der Czernowitzer Juden (bis 1940) darstellt.

Museum für jüdische Geschichte u. Kultur (Aufn. 2005, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

Heute leben schätzungsweise nur noch etwa 1.000 - 2.000 Juden in Czernowitz (2020); die allerwenigsten sprechen Deutsch, die meisten sind aus anderen Gegenden der Ukraine zugezogen.

Die Mittelschule No. 41 ist die einzige jüdische Schule; sie nimmt auch Nicht-Juden auf, um den Schulbetrieb überhaupt noch durchführen zu können. Die Vermittlung jüdischer Traditionen und zwei bis drei Stunden Hebräisch stehen auf dem wöchentlichen Unterrichtsplan.

 

 

 

Weitere Informationen:

Wilhelm Kosch, Juden und Deutsche in der Bukowina, in: "Neue jüdische Monatshefte - Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Literatur in Ost und West", Heft 6/1916, S. 143-151

S. Kassner,  Die Juden in der Bukowina, Wien/Berlin 1917

Samuel Josef Schulsohn, Geschichte der Juden in der Bukowina unter österreichischer Verwaltung  1774 – 1918 (Diss. Phil. Breslau 1927), Berlin, 1928

Hugo Gold (Hrg.), Geschichte der Juden in der Bukowina, Bd. 1, Tel-Aviv, Edition Olamenu, 1958

Judenverfolgung in Rumänien, Hrg. United Restitution Organization, Frankfurt/M. 1959, Band 1

Manfred Reifer, Geschichte der Juden in der Bukowina (1919 - 1944), in: H. Gold (Hrg.), Geschichte der Juden in der Bukowina, Bd. 2, Edition Olamenu, Tel Aviv 1962, S.1 - 26

Hermann Sternberg, Zur Geschichte der Juden in Czernowitz, Edition Olamenu, Tel Aviv/Israel, 1962

Zwi Yavetz, Czernowitz ha-jehudit lifney ha- shoa [Czernowitz und seine Juden vor dem Holocaust], in: "Schvut- Jahadut Brit Hamoezot – birurim, mechkarim", Tel Aviv, Band 8/ 1974, Nr. 2, S. 170 - 176

Anson Rabinbach, The Migration of Galician Jews to Vienna. Austrian History Yearbook, Vol. 11, Rice University Press, Houston 1975, S. 46/47 (u.a. Ergebnisse der Volkszählungen der K. K. Statistischen Central-Kommission)

Dov Levin, Yehude Bukovina tahat haschilton hasovietic bemilchemet haolam haschinia. [Die Juden in der Bukowina unter sowjetischer Herrschaft im Zweiten Weltkrieg], in: Ha'im, Tel Aviv, 1976

Israel Gutman (Hrg.), Enzyklopädie des Holocaust - Die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden, Serie Piper, München/Zürich 1995, Band 1, S. 297/98

Zwi Yavetz, Das jüdische Czernowitz vor der Katastrophe, in: "Die Stimme: Mitteilungsblatt fur die Bukoviner", Tel Aviv,. Jg 33 (1977), Nr. 323, Januar 1977 (4); Nr. 324, Februar 1977 (8); Nr. 325, März 1977 (4,8)

Otto Brueck, Jüdisches Kulturleben in Czernowitz, in: „Die Stimme-Mitteilungsblatt für die Bukowiner“, Tel Aviv, Jg. 34/1978, No. 336

Anna Drabek/u.a., Prag – Czernowitz – Jerusalem: Der österreichische Staat und die Juden vom Zeitalter des Absolutismus bis zum Ende der Monarchie, in: "Studia Judaica Austriaca", Band X, Eisenstadt 1984

Rose Ausländer, Immer zurück zum Pruth. Ein Leben in Gedichten, Frankfurt/M. 1989

M.Housleitner (Hrg.), "Czernowitz is gewen analte, judische Schtot"- Überlebende berichten, Czernowitz 1998

Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Fischer Taschenbuch Geschichte, Frankfurt/M., 1990, Band 2, S. 828 f.

S. Hoisie, Zur Geschichte der Juden in der Bukowina, in: Mirjam Korber, Deportiert – Jüdische Überlebensschicksale aus Rumänien 1941-1944, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz 1993, S. 13 – 26

W.Grossmann/I.Ehrenburg (Hrg), Das Schwarzbuch - Der Genozid an den sowjetischen Juden, Verlag Rowohlt, Reinbek 1994, S. 153 ff.

Mariana Hausleitner, Rumänische Sonderwege - Pogrome und Hilfsaktionen - Überlebenschancen unter dem antisemitischen Regime, in W.Benz/J.Wetzel (Hrg), Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit - Regionalstudien Band 1, Metropol Verlag, Berlin 1996, S. 115 f.

Sue Ann Harding, The Jews of Chernivtsi, in: "Jewish Quarterly" (London) No. 179/2000

David Sha‘ary, Die jüdische Gemeinde von Czernowitz, in: Harals Heppner (Hrg.), Czernowitz. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Stadt, Köln 2000, S. 103 - 128

The Jewish Community of Chernovtsy, Hrg. Beit Hatfutsot – Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/chernovtsy

Otto Jaus, Jüdischer Friedhof in Czernowitz, in: „DAVID – Jüdische Kulturzeitschrift“, Heft 53/2002

Gaby Coldewey/Anja Fiedler, u.a., Zwischen Pruth und Jordan. Lebenserinnerungen Czernowitzer Juden, Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2003

Andrei Corbea-Hoisie, Czernowitzer Geschichten. Über eine städtische Kultur in Mittel(Ost)-Europa, Wien/u.a. 2003

Jewgenija Finkel/Markus Winkler, Juden aus Czernowitz. Ghetto, Deportation, Vernichtung 1941 – 1944. Überlebende berichten, Gorre Verlag, Konstanz 2004

Zvi Yavetz, Erinnerungen an Czernowitz. Wo Menschen und Bücher lebten, Verlag C. H. Beck, München 2007

Markus Winkler, Jüdische Identitäten im kommunikativen Raum. Presse, Sprache und Theater in Czernowitz bis 1923, Bremen 2007

Markus Winkler, Czernowitzer Judentum. Ein Mythos am Rande Europas? , in: „Ost-West. Europäische Perspektiven“, Ausg. )9.3 (2008), S. 216 - 222

Hedwig Brenner, Mein altes Czernowitz, in: H.Brenner/E.Roy (Hrg.), Mein altes Czernowitz. Erinnerungen aus mehr als neun Jahrzehnten 1918-2010, Konstanz 2010, S. 19 - 124

Luisa Hagen – Universität Augsburg(Red.), Jüdisches Leben in Czernowiotz in der longue durée, abrufbar unter: uni-augsburg.de/de/fakultaet/philhist/professuren/kunst-und-kulturgeschichte

Christian Hütterer (Red.), Czernowitz, die Stadt mit vielen Namen, in: „Wiener Zeitung“ vom 10.10.2021

Susanne Brahms/Rainer Krause (Red.), Osteuropa nach dem Holocaust – vom Verschwinden der Schtetl, in: SWR2 vom 4.4.2022 (ARD-Dokumentation über ehemalige jüdische Gemeinden in der Ukraine)