Erstein (Elsass)

Kreis Molsheim.png Erstein – heute eine Kleinstadt mit derzeit ca. 11.000 Einwohnern - liegt ca. 20 Kilometer südlich von Straßburg (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Bereits in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts lebten jüdische Familien in Erstein, einem ehemaligen Reichslehen der unterelsässischen Landgrafen. Die Pestpogrome führten dann zum Untergang der kleinen mittelalterlichen Judengemeinde.Erst Jahrhunderte später durften sich jüdische Bewohner wieder in Erstein ansiedeln; zu den ersten Familien gehörten um 1850 solche, die aus Uttenheim und Osthausen zuzogen. Die Ersteiner Juden gründeten 1864 mit ihren Glaubensgenossen aus Fegersheim zunächst eine gemeinsame Kultusgemeinde. Ihre Synagoge weihte die Ersteiner Judenschaft im Spätherbst 1882 ein.

 

Synagoge links im Bild (hist. Karte um 1900, Sammlung Hahn  und  Aufn. um 1915, Sammlung Rothé)

Einen eigenen Friedhof konnte die Ersteiner Gemeinde erst im Jahre 1904 eröffnen; dieser stand auch Verstorbenen aus Osthausen (Osthouse) zur Verfügung. Dieses Begräbnisareal wird bis auf den heutigen Tag belegt.

Die Juden Ersteins gehörten dem Bezirksrabbinat Niederehnheim (Niedernai), ab 1910 dem von Fegersheim an.

Juden in Erstein:

         --- 1850 ........................ wenige Familien,

    --- 1861 ........................  10 Juden,

    --- 1870 ........................  52   “  ,

    --- 1900 ........................ 136   “  ,

    --- 1910 ........................ 139   “  ,

    --- 1920 ........................ 160   “  ,

    --- 1936 ........................ 110   “  ,

    --- 1953 ........................  72   “  ,

    --- 1967 ........................  67   “  ,

    --- 1985 .................... ca.  35   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 35

 

Während der NS-Besatzung mussten die in Erstein verbliebenen jüdischen Bewohner den Ort verlassen und wurden nach Südfrankreich abgeschoben; für einen Teil führte der Weg in die Vernichtungslager im besetzten Osteuropa. Mindestens 16 Personen wurden Opfer der Shoa.

Das Synagogengebäude war im Frühjahr 1941 zerstört worden; anschließend wurde die Ruine abgerissen.

Nach Kriegsende errichtete die neu begründete Gemeinde einen Synagogenneubau.

             Neues Synagogengebäude (Aufn. J. Hahn, um 2005)

Da die Zahl der Gemeindemitglieder im Laufe der folgenden Jahrzehnte immer mehr abnahm, konnten ab den 1980er Jahren keine regelmäßigen Gottesdienste mehr abgehalten werden.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%201/Erstein%20Cimetiere%20108.jpgTeilansicht des jüdischen Friedhofs in Erstein (Aufn. J. Hahn, 2004)

Auf dem gemeinsam mit den Juden Osthousens betriebenen Friedhof erinnert eine schwarze Gedenkplatte namentlich an die während der NS-Zeit ermordeten Juden beider Ortschaften.

 

 

Im kleinen Dorf Bolsenheim – wenige Kilometer westlich von Erstein – gab es bis um 1900 eine israelitische Gemeinde; deren Anfänge liegen im 18.Jahrhundert. Außer einem eigenen Friedhof verfügte die Gemeinde über alle notwendigen rituellen Einrichtungen. Um 1850 wurde im Dorf eine neue Synagoge gebaut; sie ersetzte einen älteren Betraum aus dem Jahre 1779.

  http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20266/Bolsenheim%20Synagogue%20122.jpg

Entwurfsskizze des Synagogengebäudes und dessen Grundriss (aus: Rothé/Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire)

Juden in Bolsenheim:

--- 1784 .........................   12 jüdische Familien,

--- 1807 .........................  158 Juden,

--- 1843 .........................   73   "  ,

--- 1861 .........................   76   “  ,

--- 1900 .........................   11   “  ,

--- 1910 .........................    7   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire

In den 1930er Jahren wurden keine jüdischen Einwohner mehr in Bolsenheim gezählt.

 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Raymond Furth, Erstein (online unter: judaisme.sdv.fr)

A. Metzger, La Communaute Israelite d'Erstei, online abrufbar unter: judaisme.sdv.fr

Erstein, in: alemannia-judaica.de

Bolsenheim, in: alemannia-judaica.de