Falkenberg (Hessen)

Landkreis Melsungen - WikiwandDatei:Wabern in HR.svg Das Dorf Falkenberg mit seinen derzeit ca. 800 Bewohnern ist ein Ortsteil der Kommune Wabern im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis – knapp 40 Kilometer südlich von Kassel bzw. unweit von Fritzlar gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 mit Eintrag von Wabern, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Schwalm-Eder-Kreis', Hagar 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Vermutlich um die Wende zum 18.Jahrhundert entstand im Dorfe Falkenberg eine israelitische Kultusgemeinde, deren Angehörige um 1840/1850 etwa ein Sechstel der Dorfbevölkerung stellten. Zur Gemeinde gehörten auch die wenigen Juden aus Hebel und Homberg (Efze); ab 1907/1908 trennten sich die elf in Homberg lebenden Familien von der Falkenberger Gemeinde und gründeten eine selbstständige Kultusgemeinde. Die kleine Synagoge der Falkenberger Judenschaft wurde vermutlich in der Mitte des 18.Jahrhunderts eingerichtet und befand sich in der Dorfstraße (heute Melsunger Straße).

Eine ab ca. 1830 im Dorf bestehende Religionsschule wurde im Jahre 1872 als öffentliche Elementarschule genehmigt; allerdings besaß die einklassige Schule nur wenige Schüler. Der von der Gemeinde besoldete Lehrer war zugleich Vorbeter und Schächter. Der von 1840 bis etwa 1865 unterrichtende Lehrer betrieb im Nebenerwerb eine Matzenbäckerei. Als dort ein Brand ausbrach, wurde das damalige Lehrerhaus ein Raub der Flammen und der betreffende Lehrer verlegte daraufhin seinen Wohnsitz nach Guxhagen.

1909 wurde der Schulbetrieb wegen Schülermangels ganz eingestellt; die wenigen Kinder besuchten fortan die (private) Schule in Homberg. Auch diese Schule wurde etwa ein Jahrzehnt später wegen Schülermangels geschlossen.

Das Friedhofsareal der Judenschaft von Falkenberg und Hebel - es befindet sich nordöstlich der Ortschaft am Baumbach - war vermutlich in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts angelegt worden; auch Verstorbene aus Homberg/Efze, Malsfeld, Wabern und Wolfhagen fanden hier ihre letzte Ruhe.

Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.

Juden in Falkenberg:

    --- um 1750 .......................    4 jüdische Familien,

    --- 1835 ..........................   68 Juden,

    --- 1861 ..........................   85   “   (ca. 19% d. Bevölk.),

    --- 1871 ..........................   84   “  ,

    --- 1885 ..........................   53   “  ,

    --- 1905 ..........................   46   “  ,*    * mit Hebel

    --- 1924 ..........................   31   "   (ca. 6% d. Bevölk.),

    --- 1933 ..........................   27   “  ,

    --- 1939 (Ende).................... keine  "  .**      ** andere Angabe: 11 Pers.

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 172

 

In einem Artikel der „Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 25. November 1929 hieß es über die Geschichte der kleinen jüdischen Gemeinde in Falkenberg:

Die jüdische Gemeinde Falkenberg-Hebel löste sich Mitte der 1930er Jahre auf; zumeist waren die wenigen jüdischen Bewohner nach Übersee emigriert. Die Kultgegenstände der Synagoge übernahm das Rabbinat in Kassel. Das bereits aufgegebene Synagogengebäude wurde während der Novembertage 1938 von SA-Angehörigen zerstört.

Gegen Kriegsbeginn haben vermutlich keine jüdischen Bewohner mehr in Falkenberg gelebt.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." fielen der NS-Gewaltherrschaft insgesamt 24 aus Falkenberg stammende bzw. längere Zeit dort wohnhaft gewesene jüdische Personen zum Opfer; aus Hebel wurden zwölf jüdische Personen deportiert/ermordet (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/falkenberg_synagoge.htm).

 

Der jüdische Friedhof von Falkenberg weist heute noch etwa 65 Grabsteine auf; die ältesten stammen aus der Zeit gegen Mitte des 18.Jahrhunderts.

Datei:Jüdischer Friedhof (Falkenberg) 03.jpgJüdischer Friedhof von Falkenberg (Aufn. Jkü, 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

              Joseph (1758) – Falkenberg ⟨Vorderseite, Aufnahme 2001⟩Meir, Sohn des Benjamin (1754) – Falkenberg ⟨Vorderseite, Aufnahme 2001⟩zwei der ältesten Grabsteine in Falkenberg (aus: lagis-hessen.de)

 

 

 

In Wabern selbst hat es keine organisierte jüdische Gemeinde gegeben; seit dem ausgehenden 19.Jahrhundert wohnten zwei Familien mosaischen Glaubens im Ort.

2018 wurden neun sog. „Stolpersteine“ in der Bahnhofstraße verlegt, die Mitgliedern der beiden jüdischen Familien Frenkel und Löwenstein gewidmet sind.

 Stolperstein Simon Löwenstein, 1, Bahnhofstraße 31, Wabern, Schwalm-Eder-Kreis.jpg Stolperstein Gitta Löwenstein, 1, Bahnhofstraße 31, Wabern, Schwalm-Eder-Kreis.jpg Stolperstein Max Frenkel, 1, Bahnhofstraße 21, Wabern, Schwalm-Eder-Kreis.jpgStolperstein Margot Frenkel, 1, Bahnhofstraße 21, Wabern, Schwalm-Eder-Kreis.jpg

Aufn. G., 2019, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

Hinweis: Im oberschlesischen Falkenberg gab es bis zu Beginn des 20.Jahrhunderts auch eine israelitische Gemeinde.

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 172 - 174

Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrg.), Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel, 1995, S. 187

Falkenberg 750 Jahre. 1250 - 2000, Hrg. Gemeinde Wabern, 2000

Thomas Schattner, ‘Wabern ist frei von Juden’, hrg. vom Gemeindevorstand Wabern, 2001

Falkenberg mit Hebel und Wabern, in: alemannia-judaica.de (mit zumeist personenbezogenen Dokumenten zur jüdischen Ortsgeschichte u. zahlreichen Aufnahmen vom Friedhofsgelände)

Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Falkenberg, online abrufbar unter: lagis-hessen.de (mit schwarz-weiß Aufnahmen der einzelnen Grabsteine).

N.N. (Red.), Stolpersteine für Familie Frenkel. Drei Opfer des nationalsozialistischen Holocaust aus Wabern, in: "SEK-News" vom 21.1.2018

Michael Meinicke (Red.), Neue Stolpersteine in Wabern und Waltersbrück: Immer mehr Orte der Erinnerung, in: „HNA – Hessische Niedersächsische Allgemeine“ vom 10.2.2018