Kosten (Posen)

Kosten ist heute eine Kleinstadt mit derzeit ca. 24.000 Einwohnern in der polnischen Woiwodschaft Poznan und heißt Kościan; sie ist etwa 45 Kilometer südlich von Posen (Poznan) gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte mit Kosten am linken Kartenrand, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Koscian rot markiert, K. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In der durch den Tuchhandel wirtschaftlich aufblühenden Kleinstadt Kosten versuchten sich bereits um 1500 Juden niederzulassen; doch die hiesige Bürgerschaft wehrte sich mehrfach erfolgreich gegen jegliche dauerhafte Ansässigkeit jüdischer Familien: ein Privileg des polnischen Königs garantierte der Stadt ausdrücklich, „keine Ketzer und keine Juden” in der Stadt dulden zu müssen. Erst unter preußischer Herrschaft gegen Ende des 18.Jahrhunderts durften sich jüdische Familien in Kosten niederlassen; im Laufe des 19.Jahrhunderts nahm ihre Anzahl deutlich zu und erreichte gegen Mitte des Jahrhundert mir fast 300 Personen einen Höchststand.

Gottesdienste wurden zunächst in einem angemieteten Raume abgehalten; 1840 wurde ein neues Synagogengebäude eingeweiht.

Bereits ein Jahrzehnt zuvor war in Kosten eine jüdische Begräbnisstätte angelegt worden; vorher waren die Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhof in Tschempin (Czempin) beerdigt worden. 

Ab Mitte der 1850er Jahre existierte eine jüdische Elementarschule; nach vier Jahrzehnten wurde diese allerdings wieder geschlossen und die jüdischen Schüler der evangelischen Volksschule am Ort zugewiesen. 

Kosten gehörte bis 1848 dem Rabbinat Czempin an.

Juden in Kosten:

         --- um 1790 .....................    6 Juden,

    --- 1840 ........................  176   “  ,

    --- 1859 ........................   37 jüdische Familien,

    --- 1871 ........................  271 Juden,

    --- 1885 ........................  217   “  ,

    --- 1895 ........................  191   “  ,

    --- 1903 ........................  166   “  ,

    --- 1907 ........................  157   “  ,

    --- 1921 .................... ca.   40   “  ,

    --- 1930 ........................    ?   “  .

Angaben aus: Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und ... , S. 553

Stadtansicht Kosten - am Markt (hist. Postkarte, um 1910)

 

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts waren die jüdischen Bewohner Kostens aktiv in die kommunale Selbstverwaltung eingebunden und stellten mehrere Stadtverordnete. Nach Ende des Ersten Weltkrieges war die Gemeinde dann in Auflösung begriffen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der jüdische Friedhof von Nationalsozialisten zerstört, die Grabsteine abgeräumt und zum Straßenbau verwendet; das Areal wurde später landwirtschaftlich genutzt.

                 Im ehemaligen, baulich stark veränderten Synagogengebäude ist heute die Ortsbibliothek untergebracht.

Plik:Koscian.jpg Ehem. Synagogengebäude (Aufn. Jacques Lahitte, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

Weitere Informationen:

A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909, S. 553 – 557

Koscian, in: sztetl.org.pl

K. Bielawski/Izabella Domańska (Red.), Koscian (Jewish cemetery), in: kirkuty.xip.pl