Kurnik (Posen)

Mapa Kórnik - plan Kórnika. Zobacz gdzie leży Kórnik na mapie PolskiKurnik - südöstlich von Posen bzw. nördlich von Schrimm gelegen - ist das poln. Kórnik mit derzeit ca. 8.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Kornik markiert, aus: mapa.livecity.pl).

 

In Kurnik lebten jüdische Familien vermutlich seit der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts. In einem seitens der Stadtherrschaft erlassenen Privileg wurde den hiesigen Juden freies Wohnrecht und Handel (bestimmter Waren) zugestanden; als Gegenleistung wurden ihnen Steuern auferlegt. Zahlreiche Juden verdienten ihren Lebensunterhalt auch im Handwerk, vor allem als Schneider. In der Folgezeit bildete sich hier eine sehr große jüdische Gemeinde heraus, die um 1840 fast 1.200 Angehörige zählte; das entsprach nahezu 45% der Gesamtbevölkerung.

Die aus Holz gebaute, mit einem Walmdach versehene Synagoge stammte aus dem Jahre 1767; sie ersetzte einen Vorgängerbau von 1736. Während das Erdgeschoss für die Männer bestimmt war, hielten sich die Frauen auf der Galerie auf. Wie oft in den aus Holz gebauten Synagogen waren im Innern die Decken und Wände mit farbigen Malereien versehen.

KORNIK2

Synagoge von Kurnik/Kornik (Aufn. um 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)  -  Innenansicht der Synagoge (hist. Aufn., aus: kórnik.info-synagoga)

Am Ortsrand legte die Judenschaft einen eigenen Friedhof an.

Juden in Kurnik:

--- um 1675 .........................     16 jüdische Familien,

--- um 1765 ..................... ca.    370 Juden,

--- 1808 ............................    566   “  (ca. 36% d. Bevölk.),

--- 1835 ........................ ca.  1.220   "  ,

--- 1840 ............................  1.170   “  (ca. 43% d. Bevölk.),

--- 1871 ........................ ca.    400   “  ,

--- 1895 ............................    220   “  ,

--- 1905 ............................    111   “  ,

--- 1910 ............................     92   “  (ca. 3,5% d. Bevölk.),

--- 1921 ............................     57   “  ,

--- 1939 ............................     36   “  .

Angaben aus: Kornik, in: Jewish Virtual Library

 

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wanderten vermehrt jüdische Familien besonders in große deutsche Städte ab; kurz vor dem Ersten Weltkrieg lebten in Kurnik nur noch etwa 100 Bewohner mosaischen Glaubens.

Die etwa 35 noch bei Kriegsbeginn hier im Ort noch wohnhaften Juden wurden im Dezember 1939 nach Lodz bzw. Kalisch (Kalisz) vertrieben; das Synagogengebäude wurde in Brand gesteckt und der jüdischer Friedhof zerstört.

Bei Straßenbauarbeiten wurden in den 1980er Jahren zahlreiche Grabsteine des jüdischen Friedhofs wieder aufgefunden, die nach der Zerstörung des Begräbnisgeländes zweckentfremdet worden waren. Diese Steine wurden gesammelt und damit ein Lapidarium erschaffen.

Ucho Igielne - macewy żydowskie - KórnikUcho igielne - serwis turystyczny Gminy KórnikGrabsteinrelikte (aus: kornik.travel/pl)

Seit ca. 1980 erinnert im Ort eine in einen Torbogen einer Passage eingefügte Inschrift an die einstige Existenz der Holzsynagoge; die in Deutsch und Hebräisch verfasste Inschrift lautet: „Dies ist das Tor des Ewigen, die Gerechten gehen hier hindurch."

 Aufn. K. 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

 

                                              Synagoge von Kurnik - Holzschnitt                                               Modell der Synagoge (aus: sztetl.org.pl)

 

 

 

Weitere Informationen:

S. Goldberg (Red.), Die Holzsynagoge zu Kurnik, in: "Mitteilungen zur jüdischen Volkskunde - Neue Folge", Heft3/1907, S. 67 - 69

Bernhard Breslauer, Die Abwanderung der Juden aus der Provinz Posen, Berlin 1909

A. Grotte, Deutsche, boehmische und polnische Synagogentypen, o.O. 1915, S. 51 - 60

A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909 (1912), S. 585 - 590

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 659

Michael Alberti, Die Verfolgung und Vernichtung der Juden im Reichsgau Wartheland 1939 - 1945, hrg. vom Deutschen Historischen Institut Warschau, Quellen und Studien, Band 17, Wiesbaden 2006

Synagoga Kórnik, online abrufbar unter: kornik.info/synagoga/ (mit Orginalaufnahmen des Synagogengebäudes)

Kórnik, in: sztetl.org.pl

K. Bielawski (Bearb.), Kórnik, in: kirkuty.xip.pl

Jewish Families connected to Kurnik Kornik Poland, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-connected-to-Kurnik-Kornik-Poland/33230