Kremnitz/Kremnica (Slowakei)

Datei:Map slovakia kremnica.png – Wikipedia Die erste urkundliche Erwähnung von Kremnitz stammt aus dem Jahre 1328; die Stadt zählte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zu den bedeutendsten Bergbaustädten Europas (‘Goldenes Kremnitz'). Das mittel-slowakische Städtchen mit derzeit ca. 5.000 Einwohnern – im 19.Jahrhundert lebten hier noch mehr als 6.000, vor allem deutsche Einwohner - ist das heutige Kremnica/ung. Körmöcbánya (auf der Karte rot markiert).

Blick auf Stadt und Schloss um 1730 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Bereits im 14.Jahrhundert sollen in Kremnitz Juden gelebt haben, die unter dem Schutz des ungarischen Königs standen und in dessen Auftrag die Stadt verwalteten, aber von der einheimischen Bevölkerung nicht gern gesehen waren. Protesten der eingesessenen Bevölkerung kam der König insofern nach, dass den hier lebenden Juden Restriktionen auferlegt wurden; zudem mussten sie sich durch ein äußeres Merkmal als solche zu erkennen geben.

Ihre Ansässigkeit endete im beginnenden 18.Jahrhundert mit ihrer Vertreibung und dem Verbot, sich näher als zehn Kilometer den Minen zu nähern.

Erst ab Ende der 1860er Jahre konnten sich erneut jüdische Familien in der Stadt niederlassen, die alsbald auch eine (Reform)Gemeinde gründeten.

Im Jahre 1890 wurden eine Synagoge und ein Gemeindehaus eingeweiht.

Synagoge hist. Postkarte, um 1895 (Abb. aus: NBS Múzeum Kremnica)

Im Anschluss an den kommunalen Friedhof stand den Angehörigen der jüdischen Gemeinde seit ca. 1870 eine eigene Begräbnisstätte mit einer Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) zur Verfügung.

Juden in Kremnitz/Kremnica:

--- um 1870 ....................... 195 Juden,

--- 1880 .......................... 229   “  ,

--- um 1920/30 ................ ca. 300   “  ,

--- 1940 .......................... 215   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 677

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts hatten Juden in Kremnitz öffentliche Ämter inne, waren Eigentümer von etwa 40 Geschäften und betrieben Handwerksbetriebe und zwei Fabriken.

Im Jahre 1940 wurden die hiesigen Juden von der deutschen Bevölkerungsminderheit aus ihren Häusern vertrieben; die Synagoge und das Gemeindehaus gingen in Flammen auf.

Zwei Jahre später kam das Ende der jüdischen Gemeinde: im März bzw. im Juni 1942 wurden (fast) alle in Kremnitz noch lebenden Juden in Lager auf polnischen Boden deportiert und ermordet. Diejenigen, die sich der Deportation entziehen konnten, schlossen sich den Partisanen in den Wäldern an, die gegen das faschistische System kämpften.

Nach der deutschen Okkupation (Sommer 1944) wurden die Synagoge und das Gemeindehaus niedergebrannt, der Friedhof verwüstet.

                          Židovský cintorín Kremnica jüdischer Friedhof Kremnica (Aufn. 2016, aus. zilina-gallery.sk)

 

Weitere Informationen:

Stadtgeschichte von Kremnica, online abrufbar unter: visitkremnica.com/de/stadtgeschichte/

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 677

Kremnica (Slovakei), Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum for the Jewish people, online unter: dbs.bh.org.il/place/kremnica

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 192