Münsterberg (Schlesien)

Schlesien Kr Frankenstein - Münsterberg.png Mapa Ziębice - plan Ziębic. Zobacz gdzie leży Ziębice na mapie PolskiDie am Oberlauf der Ohlau um 1240/1245 gegründete Stadt Münsterberg im ehemaligen Kreis Frankenstein ist die heutige poln. Stadt Ziębice mit derzeit ca. 9.000 Einwohnern; sie liegt ca. 50 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw). Zur Stadt- u. Landgemeinde Ziębice gehören heute zahlreiche kleine Ortschaften (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikiwand.com.de und Kartenskizze 'Polen' mit Ziębice markiert, aus: livecity.pl/miasto/Ziębice)

 

Ein jüdischer Geld- und Pfandverleiher in Münsterberg wurde erstmals bereits Ende des 13.Jahrhunderts erwähnt; ein herzogliches Privileg sicherte ihm neben dem Geldhandel auch den Handel mit Waren aller Art zu; trotzdem sollen sich die wenigen Juden Münsterbergs damals aber nur auf den Geldverleih konzentriert haben.

Die kleine jüdische Gemeinde in Münsterberg wurde vermutlich im Zusammenhang der „Capistrano-Verfolgung“ zerstört, ihre Angehörigen aus der Stadt vertrieben. Bis um 1700 gibt es dann keine urkundlichen Beweise für Ansiedlungen von Juden in Münsterberg; erst danach ließen sich wieder einzelne Juden hier nieder, die meist vom Hausierhandel auf dem Lande ihr Leben fristeten. Doch war ihre Ansässigkeit nicht von Dauer; denn die kleine Gemeinde fiel 1776 dem preußischen Vertreibungsedikt zum Opfer. Münsterberg gehörte ab 1742 zu Preußen.

Münsterberg im 18.Jahrhundert (aus: wikipedia.org, CCO)

Anfang der 1790er Jahre zogen erneut jüdische Familien nach Münsterberg, die den Grundstock der bis in die NS-Zeit existierenden Gemeinde bildeten. Ihre Angehörigen arbeiteten vor allem als Textilhändler und als Makler.

Ihr Betlokal war zunächst ein angemieteter Raum; wegen der deutlichen Vergrößerung der Gemeinde wurde eine neue Synagoge gebaut, die im Oktober 1845 eingeweiht wurde. Mit Hilfe einer Spendenaktion konnte die Baufinanzierung gesichert werden.

  Ehem. Synagogengebäude (Aufn. 2007, aus: commons.wikimedia.org, CCO)

Das älteste Statut der Gemeinde ist erst aus dem Jahre 1842 überliefert.

Verstorbene Gemeindeangehörige beerdigte die Münsterberger Judenschaft bis 1814 auf dem jüdischen Friedhof in Zülz; danach stand ihr ein eigenes Bestattungsgelände südlich der Altstadt zur Verfügung.

Juden in Münsterberg:

         --- 1776 ..........................   6 jüdische Familien,

    --- 1803 ..........................  19     “       “ (ca. 70 Pers.),

    --- 1808 ..........................  26     “       “ (ca. 90 Pers.),

    --- 1811 ..........................  28     “       “ (ca. 120 Pers.),

    --- 1843 .......................... 213 Juden,

    --- 1849 .......................... 249   “  ,

    --- 1871 .......................... 132   “  ,

    --- 1880 .......................... 117   “  ,

    --- 1890 ...................... ca.  90   “  ,

    --- 1907 ..........................  56   “  ,

    --- 1913 ..........................  54   “  ,

    --- 1924/25 .......................  50   “  ,

--- 1937 ..........................  30   “  .

Angaben aus: Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens - Entstehung und Geschichte, S. 124

http://static1.akpool.de/images/cards/10/100922.jpg Ansicht Münsterberg (hist. Postkarte, um 1925?)

 

Ab Mitte des 19.Jahrhunderts setzte eine Abwanderung der jüdischen Familien in die größeren Städte ein, sodass die Gemeinde nahezu bedeutungslos wurde. In den 1930er Jahren zählte die Stadt kaum mehr als 50 jüdische Einwohner; fast alle wurden Opfer der Shoa.

 

Unmittelbar nach Kriegsende siedelte sich in Ziebice eine Gruppe mehrerer hundert polnischer Juden an, die sich hier zu einer „Kongregation mosaischen Glaubens“ zusammenschlossen. Gegen Ende der 1960er Jahre verließen fast alle jüdischen Bewohner die Kleinstadt. Das bereits profanierte Synagogengebäude war 1946 erneut geweiht worden und hatte bis Anfang der 1960er Jahre religiösen Zwecken gedient. Danach blieb das Gebäude jahrzehntelang ungenutzt; seit 1991 steht es unter Denkmalschutz; wenige Jahre später wurde mit der Restaurierung begonnen.

Eine Informationstafel - dreisprachig abgefasst - erläutert in aller Kürze die Geschichte des Gebäudes:

SYNAGOGE

Erbaut im Jahre 1845 nach dem Entwurf des Maurermeisters Tischler aus Wroclaw. Das Gebäude wurde auf dem Plan eines Rechtecks errichtet, besteht aus einem Raum und Holzemporen und hat eine Holzdecke, die mit aufgehängten Kreuzblumen, Zapfen und Wandmalerei mit Pflanzen und geometrischen Motiven verziert ist. Die Synagoge in Ziebice ist ein in Niederschlesien seltenes Beispiel für den Stil der britischen Neugotik. In ihrem Innern gibt es zwei Tafeln, die Berta und Juliusz Schottländer gewidmet sind.

Aus Münsterberg stammte Julius Schottländer (geb. 1835), der sich als großzügiger Philanthrop und Stifter einen Namen machte. Zu seinen Gütern zählte das Rittergut in Althofdürr und mehrere Dörfer; daneben besaß er die Herrschaft Hartlieb, zu der zwölf Güter mit riesigen Flächen zählten. Um 1900 galt Julius Schottländer als der wohlhabendste Bürger Breslaus, der in der Stadt über enormen Immobilienbesitz verfügte. Innerhalb der jüdischen Gemeinde Breslau bekleidete er zahlreiche Ämter. Julius Schottländer verstarb 1911; er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof in der Familiengruft beigesetzt. Nach seinem Tode wurde eine Straße nach ihm benannt.

Von dem während des Zweiten Weltkrieges zerstörten jüdischen Friedhofs sind heute ca. 130 Grabsteine bzw. -relikte erhalten; der älteste Stein stammt aus dem Jahre 1814. Im Jahr 2005 ist das Gelände von der Vegetation befreit und wieder in einen ansehbaren Zustand versetzt worden.

 File:Ziebice-kirkut.JPG

Jüdischer Friedhof (Aufn. aus: commons.wikimedia, 2008 und panoramio.com)    -    Ruine der Trauerhalle (Aufn. Halicki, 2013)

 

 

Weitere Informationen:

Franz Hartmann, Geschichte der Stadt Münsterberg, München 1907, S. 388 f.

Germania Judaica, Band II/2, Tübingen 1968, S. 563/564

Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens - Entstehung und Geschichte, Verlag Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1972, S. 120 – 125

Ziebice, in: sztetl.org.pl