Rosenberg (Oberschlesien)

Bildergebnis für Kreuzburg oberschlesien landkarteDosiero:POL Olesno map.svg - Vikipedio Rosenberg - südöstlich von Kreuzburg gelegen - ist die heutige polnische Kleinstadt Olesno mit derzeit ca. 10.000 Einwohnern (Ausschnitte aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Olesno rot markiert, aus: mapa.livecity.pl).

 

In der Region um Rosenberg wird die Existenz von Juden bereits im 13.Jahrhundert erwähnt; ob sich damals bereits Juden in der Stadt dauerhaft ansiedelten, kann nicht belegt werden. Zu Beginn des 16.Jahrhunderts sollen sich drei jüdische Familien in Rosenberg niedergelassen bzw. über einen längeren Zeitraum aufgehalten haben. Als sicher gilt, dass nach 1710 eine verstärkte Zuwanderung in die Stadt einsetzte, die Jahrzehnte später - infolge einer kurzzeitigen Vertreibung - vorerst gestoppt wurde. Erst ab Mitte des 18.Jahrhunderts war wieder jüdische Ansiedlung gestattet worden. Durch Zuzüge aus dem Umland wuchs die Zahl der in Rosenberg lebenden Juden an; gegen Ende des 18.Jahrhunderts gab es in der Stadt eine organisierte israelitische Gemeinde, deren Gründung auf Pinkus Schönwald zurückging. Gegen Ende des 18./zu Beginn des 19.Jahrhunderts war die Zahl der Gemeindeangehörigen starken Schwankungen unterworfen (siehe Statistik). In den Aufzeichnungen des Kgl. Rates in Breslau von 1812 sind die Namen folgender jüdischer Familien von Rosenberg aufgeführt: "Bender, Berg, Berliner, Breslauer, Cohn, Feibel, Friedländer, Heimann, Markt, Sachs, Schönwald, Stern, Strasburger, Walzer, Weigert, Wartenberger, Weisler, Wienzkowitz, Rosental, Oppler, Opperheimer, Rosin, Popelauer "

Aus dem Jahr 1814 (andere Angabe: 1817) datierte die erste Synagoge, ein Holzbau. Nach einem Stadtbrand 1887, bei dem das jüdische Bethaus zerstört wurde, ließ die jüdische Gemeinde in der östlichen Großen Vorstadt, der heutigen Wielkie Przedmiescie, alsbald einen Nachfolgebau erstellen, der eine rote Klinkerfassade besaß und von drei mit Metall beschlagenen Kuppeln überkrönt war.

Eingeweiht wurde das neue Gotteshaus im Sommer 1889 vom Rabbiner Blumfeld.


Synagoge von Rosenberg rechts im Bild - hist. Postkarte (Abb. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

         

Synagoge in Rosenberg - hist. Postkarte bzw. hist. Aufn. (Abb. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

Wenige Jahre später erwarb die Gemeinde ein nahe der Synagoge gelegenes Gebäude, das als eine Art Gemeindezentrum diente und in dem auch die „Wintersynagoge“ untergebracht war.

Wegen des Fehlen einer eigenen Schule besuchten die jüdischen Kinder anfangs die evangelische, später dann die katholische Volksschule.

Ein eigenes, westlich der Stadt auf einem Hügel gelegenes Begräbnisgelände wurde Anfang des 19.Jahrhunderts angelegt; die erste Bestattung erfolgte 1814. Zuvor hatten verstorbene Juden Rosenbergs wahrscheinlich auf dem jüdischen Friedhof in Kraskau (oder Guttentag) ihre letzte Ruhe gefunden. Seit 1828 bestand in Rosenberg eine Chewra Kadischa, die für die Beerdigungszeremonien bzw. -formalitäten zuständig war.

Juden in Rosenberg O/S:

         --- 1708 .........................   32 Juden, (?)

    --- 1782 .........................  150   “  (ca. 12% d. Einw.),

             ..................... ca.  300 Juden,*           * im Kreis Rosenberg

    --- 1791 .........................   70   "  ,

    --- 1812 .........................  199   "  ,

    --- 1815 .........................  316   "  ,

    --- 1820 .........................  178   "  ,

    --- 1832 .........................  213   “  ,

    --- 1844 .........................  285   “  (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1861 .........................  307   “  ,

    --- 1871 .........................  254   "  ,

    --- 1880 .........................  242   “  ,

    --- 1900 .........................  236   “   (ca. 5% d. Bevölk.),

    --- 1925 .........................  102   “  ,

             .........................  188   "  ,* 

    --- 1933 .........................  112   “  ,

    --- 1936 .........................   83   “   (ca. 1% d. Bevölk.),

    --- 1938 .........................   58   “  ,

    --- 1939 (Aug.) ..................   34   "  .

Angaben aus: Erich Lewin, Aus der Geschichte der Rosenberger Gemeinde, Rosenberg/OS, undatiertes Manuskript (verfasst 1935/1937)

und                 Wolfgang Weidel, Schalom ! Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Rosenberg, S. 40/41

 

Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts spielten Juden Rosenbergs eine dominierende Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt: Sie waren Großkaufleute, Pächter von Brennereien und Destillationsbetrieben und arbeiteten in akademischen Berufen. Um 1900 setzte eine Abwanderungsbewegung aus der Stadt ein, die mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung betraf.

Marktplatz in Rosenberg (Postkarte um 1910, aus: wikipedia.org, CCO)

Wie überall in Deutschland begann nach der NS-Machtübernahme 1933 auch in Rosenberg die Ausgrenzung und Verfolgung des jüdischen Bevölkerungsteils. Die Synagoge Rosenbergs wurde in der Nacht des 9./10.November 1938 ein Opfer der Flammen; auswärtige SA-Angehörigen hielten Feuerwehrleute und Nachbarn gewaltsam davon ab, den Brand zu löschen. Einige der Ritualien konnten aber noch in Sicherheit gebracht werden; so soll sich eine der geretteten Thorarollen heute in der Obhut einer jüdischen Gemeinde auf den Philippinen (!) befinden. Der letzte Prediger der jüdischen Gemeinde, Erich Lewin, wurde zusammen mit anderen ins KZ Buchenwald verschleppt; nach seiner Freilassung gelang ihm - mit Teilen seiner Familie - die Emigration nach Palästina. Während die wohlhabenderen Familien zumeist noch ihre Emigration realisieren konnten, blieben die sozial schwächeren Familien zurück; sie wurden 1942 in die NS-Vernichtungslager im „Generalgouvernement“ deportiert.

 

Der jüdische Friedhof überstand die NS-Zeit fast unversehrt; erst nach 1945 wurden Grabsteine und -tafeln umgeworfen bzw. entwendet. Heute ist das Gelände von der Vegetation überwuchert; ein Teil der Friedhofsmauer ist nur noch in Relikten vorhanden.

Cmentarz żydowski w Oleśnie13.JPGCmentarz żydowski w Oleśnie14.JPG

Jüdischer Friedhof und einzelne Gräber (Aufn. K. Kurzacz, 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Pomnik na cmentarzu żydowskim w Oleśnie.jpg eingewachsener Grabstein (Aufn. Piotr Górok, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 pl)

Eine Gedenktafel für die einstige Synagoge sucht man bislang vergebens.

 

 

 

In Landsberg O/S, dem heutigen Gorzow Slaski (derzeit ca. 2.500 Einw.), existierte seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde, die Mitte des 19. Jahrhunderts ca. 160 Angehörige zählte und damit ca. 12% der Einwohnerschaft stellte. Die neue Synagoge der Landsberger Judenschaft wurde im Jahre 1865 eingeweiht.

       

Synagoge in Landsberg O/S (hist. Aufn. und Ausschnitt aus Bildpostkarte)

Um die Jahrhundertwende verließen zahlreiche jüdische Familien die Stadt, um eine neue Existenz in größeren Städten (vor allem Berlin) aufzubauen. Mitte der 1920er Jahre lebten nur noch ca. 40 Personen mosaischen Glaubens in Landsberg. Zu Beginn der 1930er Jahre war die israelitische Kultusgemeinde in Landsberg in Auflösung begriffen. Der im 19.Jahrhundert angelegte Friedhof wurde während der Kriegsjahre zerstört; heute befindet sich dort eine Grünfläche. 

vgl. dazu: Landsberg (Oberschlesien)

 

 

 

Weitere Informationen:

N.N., Oberschlesien, Wirken des Rabbiners Dr. Levy in Rosenberg, in: "Der Orient", No. 8/1847, S. 201 f.

N.N., Eine hebräische Urkunde im Turmkopf des Rathauses von Rosenberg, in: "Jüdische Zeitung für Ostdeutschland", 8/1931

Erich Lewin, Aus der Geschichte der Rosenberger Gemeinde, Rosenberg/OS (undatiertes Manuskript, verfasst vermutlich 1935/1937)

Louis Lewin, Beiträge zur Geschichte der Juden in Oberschlesien, in: "Mitteilungen des Verbandes ehemaliger Breslauer und Schlesier in Israel e.V.", No. 43/1978

Wolfgang Weidel, Schalom ! - Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Rosenberg, in: Festschrift Stadt Rosenberg O/S - Stadt Arnsberg, Kreis Rosenberg O/S - Hochsauerlandkreis 1956 - 1981, Arnsberg 1981, S. 36 f.

Peter Maser/Adelheid Weiser, Juden in Oberschlesien (Teil 1), in: "Schriften der Stiftung Haus Oberschlesien", No. 3, Berlin 1992

Ewa Cichon (Red.), Zarys historii oleskich Żydów (Überblick über die Geschichte der Olesler Juden), online abrufbar unter: lasowice.eu

Klaus Kischnick (Bearb.), Rosenberg/Oberschlesien in alten Ansichtskarten 1897 - 1945, Osnabrück 2001

Mehrere Ausgaben der "Rosenberger Kreiszeitung" 2004/2005. Illustrierte Monatsschrift für den Altkreis Rosenberg O/S

Olesno, in: sztetl.org.pl

K. Bielawski (Red.), Olesno, in: kirkuty.xip.pl

Beata Pomykalska/Pawel Pomykalski, Auf den Spuren der Juden Oberschlesiens, Hrg. Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens – Zweigstelle des Museums in Gleiwitz, Gliwice 2019