Schoßberg/Šaštín-Stráže (Slowakei)

Sasswar, Šaštínsky hrad (zámok, pevnosť, kaštieľ) | Obnova.sk Die Ortschaft Šaštín/Schoßberg in der nördlichen Westslowakei (ca. 65 Kilometer nördlich von Preßburg/Bratislava gelegen) ist heute ein Ortsteil des von ca. 5.000 Menschen bewohnten Šaštín-Stráže/ung. Sasvár (Kartenausschnitt aus: obnova.sk).

Das Vorhandensein einer organisierten jüdischen Gemeinde lässt sich bereits für das 16.Jahrhundert nachweisen; denn aus dieser Zeit soll ein Betraum stammen (um 1560). Doch bereits im Laufe des 14.Jahrhunderts sollen vereinzelt jüdische Familien am Ort gewesen sein.

Unter der Protektion der aus Polen stammenden Adelsfamilie Stibor (Ctibor) konnte sich die jüdische Gemeinde zu einer der größten der West-Slowakei entwickeln; bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts stieg die Zahl der Gemeindeangehörigen bis auf ca. 700 Personen stetig an und machte immerhin ca. 25% der Gesamtbevölkerung aus. Zwischenzeitlich hatten Naturkatastrophen auch die jüdische Gemeinde hart getroffen; es dauerte mehrere Jahrzehnte, bis sie sich davon erholt hatte.

Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts - als die Gemeinde ihre höchste Angehörigenzahl erreichte - wurde ein im Stile des Spätklassizismus gestalteter Synagogenneubau (mit angeschlossener Schule) errichtet, der baulich unter den sich hier befindenden Wohnhäusern hervorstach.

Juden in Schoßberg/Šaštín:

--- 1738 ........................... 181 Juden,

--- 1869 ....................... ca. 680   “  (ca. 25% d. Bevölk.),

--- 1880 ........................... 415   “  ,

--- 1919 ........................... 262   “  ,

--- 1940 ........................... 156   “  .

Angaben siehe: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 1141

Ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts setzte die Abwanderung in größere Städte ein. Wie fast überall in den Gemeinden des Landes fand – besonders in der Zwischenkriegszeit - auch in Šaštín zionistisches Gedankengut eine Anhängerschaft.

Mit der Einrichtung des slowakischen Satellitenstaates wurden auch hier antijüdische Gesetze - ähnlich denen im Deutschen Reich – eingeführt; Ausgrenzung aus dem öffentlichen Leben und Zerstörung ihrer wirtschaftlichen Grundlage („Arisierung“) bestimmten fortan das Dasein der jüdischen Familien.

Das Ende der Gemeinde brachten die Jahre 1942 und 1944, als in zwei Schüben die jüdischen Bewohner in die Vernichtungslager deportiert wurden

 

Das ehemalige Synagogengebäude – es war schon unterschiedlichen Nutzungen ausgesetzt - ist baulich zwar heute noch erhalten (es steht zwischen alten Häusern), befindet sich aber in einem sehr maroden Zustand. Reste einer bemalten Innendecke lassen heute noch die einstige Nutzung des Gebäudes erahnen.

Synagóga v Šaštíne - Strážach - Čierne diery

Ehem. Synagoge (Aufn. Luděk Vláčil, 2018, aus: hrady.cz)  -  Innenraum (Aufn. aus: ciernediery.sk/synagoga-sastine-strazach)

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1141/1142

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 138

Šaštín-Stráže [Hungarian: Sasvár, German: Schossberg], in: slovak-jewish-heritage.org

Šaštín-Stráže, aus: omestach.sk/sastin/sastin (mit Aufn. des Synagogengebäudes)

Zustand des ehem. Synagogengebäudes, in: ciernediery.sk/synagoga-sastine-strazach/ (mit zahlreichen aktuellen Aufnahmen)