Bauerbach (Baden-Württemberg)

Datei:Bretten im Landkreis Karlsruhe.png Bauerbach mit derzeit fast 1.300 Einwohnern ist seit der Eingemeindung (1972) ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Bretten – knapp 30 Kilometer nordöstlich von Karlsruhe gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Karlsruhe', F. Paul 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Bauerbach hat es vom beginnenden 18.Jahrhundert (1714 wurden hier erstmals Juden genannt) bis in die 1890er Jahre eine kleinere jüdische Gemeinde mit max. 70 Personen gegeben, die über alle notwendigen rituellen Einrichtungen wie Synagoge, Schule und Mikwe verfügte – außer einem Friedhof; Verstorbene wurden in Flehingen beerdigt. In einem Bericht aus dem Jahre 1856 wird über den „höchst verwahrlosten Zustand“ des Betlokals berichtet, „daß man es für alles, nur für kein Gotteshaus betrachten kann.“

Zur Besorgung religiös-ritueller Aufgaben beschäftigte die kleine Gemeinde zeitweise einen Lehrer.

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20343/BauerbachAmtsbl%20Seekreis%201840%20S721.jpg 

Anzeigen im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1840 und von 1849

Juden in Bauerbach:

--- 1825 ......................... 67 Juden (in 7 Familien),

--- 1871 ......................... 65   “  ,

--- 1880 ......................... 19   “  ,

--- 1895 ......................... 12   “  ,

--- 1900 ......................... keine.

Angaben aus: Jürgen Stude, Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe, S. 319

 

Die Juden Bauersbachs bestritten ihren Lebensunterhalt überwiegend als Viehhändler und Metzger.

Nach Auflösung der Bauerbacher Gemeinde, zu der in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts auch die jüdischen Familien aus Gochsheim zählten, wurden Mitte der 1890er Jahre die wenigen verbliebenen Juden der Flehinger Gemeinde zugewiesen. Seit 1900 soll dann Bauerbach keine jüdischen Einwohner mehr gehabt haben.

Von den aus Bauerbach stammenden jüdischen Personen sind nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind neun Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden; alle gehörten der Familie Wertheimer an (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/bauerbach_synagoge.htm). 

 

Das Gebäude, in dem sich der Betsaal befunden hatte, wurde um die Jahrhundertwende verkauft und ist bis heute erhalten.

        Ehem. jüdisches Gemeindehaus (Aufn. J. Hahn, 2003)

 

 

Auch in einem anderen Ortsteil von Bretten, in Diedelsheim, existierte bis 1920 eine israelitische Gemeinde, die um die Mitte des 19.Jahrhunderts immerhin ca. 120 Mitglieder zählte.

[vgl. Diedelsheim (Baden-Württemberg)]

 

 

 

Weitere Informationen:

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 86

Otto Bickel/Willi Bickel, Bauerbach. Vom Reichsdorf zum Brettener Stadtteil, Bretten 1978, S. 253 f. und S. 304 f.

Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 278 - 281

Maria Halbritter, “Reichskristallnacht” am 10.November 1938 in Bretten (2 Bände), Bretten 1988

Jürgen Stude, Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe, Hrg. Landratsamt Karlsruhe, Karlsruhe 1997, S. 82 - 84, S. 180 f. und S. 319 f. (Bretten mit Ortsteilen)

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 61 - 66 (alle Ortsteile Brettens)

Bauerbach, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)