Sindolsheim (Baden-Württemberg)

Datei:Rosenberg in MOS.svg Sindolsheim ist heute ein Ortsteil der Kommune Rosenberg (Neckar-Odenwald-Kreis); die von derzeit ca. 2.300 Menschen bewohnte Ortschaft ist etwa 40 Kilometer nordöstlich von Heilbronn gelegen (Kartenskizze 'Neckar-Odenwald-Kreis', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Eine kleine jüdische Gemeinde bildete sich in Sindolsheim im 18.Jahrhundert; einzelne jüdische Familien sollen sich bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg hier angesiedelt haben. Dass bereits im Spätmittelalter Juden in Sindolsheim gelebt haben, ist zwar wahrscheinlich, kann aber nicht urkundlich nachgewiesen werden. Die Juden Sindolsheims standen unter der Schutzherrschaft der reichsritterschaftlichen Familie Rüdt von Collenberg-Bödigheim, nach 1705 unter dem Schutz der Eberstadter Linie. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand an der Kronenstraße eine Synagoge; sie wurde bis kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges genutzt; wegen Baufälligkeit wurde das Gebäude um 1920 abgebrochen.

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aus: "Großherzoglich Badisches Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 20.11.1847 und aus "Der Israelit" vom 30.9.1902

Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörte auch eine Mikwe, die in einem Hause neben dem Mühlkanal untergebracht war.

Verstorbene Sindolsheimer Juden fanden ihre letzte Ruhe auf dem jüdischen Friedhof in Bödigheim.

Sindolsheim gehörte ab Ende der 1820er Jahre zum Rabbinatsbezirk Merchingen; nach dessen Auflösung 1886 war das Rabbinat Mosbach für den Ort zuständig.

Juden in Sindolsheim:

         --- 1810 ....................... ca. 12 Familien,

    --- 1845 ........................... 73 Juden,

    --- 1875 ........................... 45   “  ,

    --- 1900 ........................... 29   “  ,

    --- 1933 ...........................  9   “  .

Angaben aus: Die Geschichte der Juden in Sindolsheim, in: Heimatbuch ‘Sindolsheim’, o.J., S. 306

 

Im Jahre 1921 wurde die immer kleiner gewordene jüdische Gemeinde Sindolsheim (Filialgemeinde Eubigheims) aufgelöst; die „Restgemeinde“ gehörte zunächst der jüdischen Gemeinde Adelsheim, später der Gemeinde von Eberstadt an.

Die wenigen noch am Ort verbliebenen jüdischen Bewohner verdienten bis in die 1920er/Anfang 1930er Jahre ihren Lebensunterhalt im Einzelhandel; so bestanden am Ort die Bäckerei David Hecht (Kirnautalstraße), die Metzgerei Herzlöb Heimberger, der Gemischtwarenladen David Keller/Albert Niedermann (Lammstraße) u. das Textilgeschäft Jakob Keller (beide Lammstraße) und das Schuhgeschäft Ephraim Schorsch (Bofsheimer Straße).

Am 22.Oktober 1940 mussten sich die letzten sechs Jüdinnen den Deportationstransporten nach Gurs/Südfrankreich anschließen; keine von ihnen hat überlebt.

Von den gebürtigen bzw. längere Zeit in Sindolsheim lebenden jüdischen Bewohnern sind nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." insgesamt zwölf Personen Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/sindolsheim_synagoge.htm)

          Gedenkstein in Sindolsheim Unter Mitwirkung des "Förderverein Heimat und Kultur (Ortschaftsrat Sindolsheim)" und Dorfbewohnern wurde ein Memorialstein für die zentrale Gedenkstätte in Neckarzimmern geschaffen. Während die eine Hälfte des Steinblocks in Neckarzimmern steht, befindet sich die andere in Sindolsheim. Der gespaltene Felsblock soll symbolisieren, dass die Menschen damals gewaltsam aus ihrer gewohnten Umgebung - ihrer Heimat - herausgerissen wurden (Abb. aus: mahnmal-neckarzimmern.de).

Initiiert vom Ortschaftsrat und dem „Förderverein Heimat und Kultur“ wurden 2014 in Sindolsheim sieben sog. „Stolpersteine“ verlegt.

Stolpersteine für Nannchen und Jettchen Niedermann  Stolperstein für Jette SchorschStolperstein für Sannchen Schorsch Stolperstein für Klara Rothschild

verlegt in der Lammst., Marktstr., Kirnautalstr. und Bofsheimer Straße (Aufn. Granpar, 2020 bzw. Chr. Michelides, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

In Rosenberg existierte bis 1888 eine kleine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln bis ins 18.Jahrhundert zurückreichen. Ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte die seit den 1820er Jahren dem Rabbinatsbezirk Merchingen unterstellte Kultusgemeinde um 1830/1835 mit ca. 75 Personen; im Jahre 1881 lebten hier nur noch drei jüdische Familien.

Seit Ende der 1880er Jahre (oder auch schon früher) suchten die Rosenberger Juden die Gottesdienste in Sindolsheim oder Merchingen auf. Bis zur Jahrhundertwende hatten dann alle jüdischen Bewohner Rosenberg verlassen. Der letzte Vorbeter der Rosenberger Judenschaft war Abraham Ohnhaus gewesen.

                         http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20192/Rosenberg%20Israelit%2022061870.jpg  Kleinanzeige vom Juni 1870

 

[vgl. Eberstadt (Baden-Württemberg)]

 

 

 

Weitere Informationen:

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 70 und S. 249 (Rosenberg)

Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 394

Reinhart Lochmann, Die Geschichte der Juden in Sindolsheim, in: "Heimatbuch ‘Sindolsheim", Sindolsheim 1999, S. 306 – 309

Reinhart Lochmann, Die Geschichte der Juden in Rosenberg, in: "Heimatbuch Rosenberg 2001", S. 31 - 34

Sindolsheim, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 403/404 

N.N. (Red.),„Wir verschließen die Augen nicht“, in: „Fränkische Nachrichten“ vom 17.5.2014 (betr. Stolperstein-Verlegung)

Frodl (Red.), Gedenkstein in Sindolsheim enthüllt - „Dem Vergessen entgegenwirken“, in: „Fränkische Nachrichten“ vom 18.5.2016

N.N. (Red.), Rosenberg-Sindolsheim. Holocaust-Überlebender gestorben, in: „Rhein-Neckar-Zeitung“ vom 9.1.2019