Buttenhausen (Baden-Württemberg)
Buttenhausen - im Tal der Großen Lauter auf der Schwäbischen Alb gelegen - ist heute ein Stadtteil von Münsingen im Kreis Reutlingen (Kartenskizze 'Kreis Reutlingen', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Buttenhausen war ehemals eine der wenigen jüdischen Landgemeinden im Süden Württembergs. Im 19.Jahrhundert zählte die kleine Ortschaft zu denjenigen im Gebiet des heutigen Landes Baden-Württemberg, in denen zeitweise der jüdische Bevölkerungsanteil den christlichen überstieg.
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts nahm das reichsritterschaftliche Dorf Buttenhausen auf Weisung der Obrigkeit, des Freiherrn Philipp Friedrich von Liebenstein, 25 jüdische Familien auf. In Schutzbriefen wurden ihnen ein Wohnrecht in der Ortschaft zugestanden. Aus dem Dekret vom 20.Mai 1787 an die Bürgerschaft von Buttenhausen, „die Aufnahme derer Juden betreffend”:
Philipp Friederich, Freiherr von Liebenstein, Herr zu Jebenhausen, Eschenbach, Schlath, Buttenhausen und Zugehörde. Seiner Churfürstlichen Gnaden zu Mainz Cammerherr aller Unterthanen, Bürger und Inwohner meines Fleckens Buttenhausen meinen Gruß.
Eine zehnjährige Erfahrung in meinem hiesigen Flecken Jebenhausen hat mich mit Überzeugung belehrt, daß das dasein einiger Jüdischer Haushaltungen einem Ort nicht nur schädlich, sondern vielmehr nützlich ... Ich habe solchem nach 25 Jüdische Familien - als so hoch selbige mit der zeit, nicht aber höher steigen dürfen - in meinem Ort Buttenhausen Schutz erteilt und die anbei meinen Unterthanen bekanndt machende Bedingnisse in den ihnen Juden erteilten Schutz-Brief, davon ich auch ein Original ihnen zuzustellen befohlen, wird selbige überzeugen, daß nichts zu ihrem Nachteil darinnen enthalten und die Judenschaft selbigen niemahlen auf keinerlei Weise schädlich, noch auch zur Last werden könne ... Ich versehe mich solchem nach zu meinen Unterthanen zu Buttenhausen, daß sie sich mit denen von mir in Schutz genommenen Juden freundschaftlich und verträglich betragen, solche liebreich aufnehmen, ihnen und allem mit gutem Beispiel vorangehen und selbige überhaupt also behandeln werden wie unsere allerheiligste Religion es uns gegen unsere Nebenmenschen befiehlt.
Bereits Jahrzehnte zuvor hatten sich aber in Buttenhausen einige Juden aufgehalten bzw. zeitweise hier gewohnt. Nach Zahlung des Schutzgeldes erhielten sie im Dorf ein kostenloses Grundstück für den Hausbau; darüber hinaus brauchten sie keine zusätzlichen Steuern zu entrichten und waren frei von Frondiensten und anderen Belastungen. Außer dem Salzhandel durften die Buttenhausener Juden „alle im Reich erlaubten Commercia” betreiben; Erwerb von Grund und Boden, Betreiben einer Landwirtschaft oder eines Handwerkes blieben ihnen aber untersagt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich hier eine große Gemeinde. Zunächst lebten die Juden Buttenhausens außerhalb des Ortskerns jenseits der Lauter in der Judengasse, der heutigen Mühlsteige, also getrennt von der christlichen Dorfbevölkerung. Als erstes „jüdisches Gebäude“ wurde auf Kosten der Herrschaft um 1790 am Roßbach eine Mikwe errichtet, die wenige Jahre später durch ein neues Frauenbad an der Lauter ersetzt wurde. Im Jahre 1795 erfolgte an der Mühlsteige der Bau einer Synagoge, die einen „jammerwürdigen jüdischen Betsaal“ ablöste. Das Gotteshaus wurde 1870/1871 vergrößert.
Synagogengebäude (Aufn. um 1930) und -innenraum (Aufn. um 1930, Stadtarchiv Münsingen)
Im Gefolge der Neugliederung der württembergischen Rabbinate (1832) wurde Buttenhausen Sitz eines Bezirksrabbinates; als Rabbiner in Buttenhausen amtierten: Salomon Levi (bis 1835), Marx Kallmann (1835-1858), Samson Gunzenhauser (1859-1867), Dr. Michael Silberstein (1868-1874), Dr. Jakob Stern (1874-1880) und Jonas Laupheimer (1880-1887). Ende der 1880er Jahre wurde das Buttenhausener Rabbinat mit dem Rabbinat von Buchau vereinigt und schließlich ganz aufgehoben.
Stellenangebot für die freie Rabbinatsstelle von 1867
Der jüdische Friedhof existierte seit 1789; das vom Freiherrn von Liebenstein zur Verfügung gestellte Gelände lag am Nordhang des Mühlbergwaldes, oberhalb der jüdischen Siedlung. Mit dem Wachstum der Gemeinde vergrößerte sich auch das Beerdigungsareal. Die ältesten Grabsteine tragen ausschließlich hebräische Inschriften. Der Buttenhausener Judenfriedhof beherbergt vor allem Grabsteine aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts; der älteste lesbare Grabstein stammt aus dem Jahre 1802.
Detailansichten älterer Grabsteine (Aufn. J. Hahn, um 1985)
Seit 1826 hatte es hier eine private jüdische Elementarschule gegeben, die 14 Jahre später in eine öffentliche Schule umgewandelt wurde und damit eine der wenigen israelitischen Volksschulen war, die bis 1933 öffentlich-staatlich betrieben wurde.
Ausschreibung für die Lehrer- und Vorbeterstelle von 1871 und 1874
Aus einer Schilderung des in Buttenhausen gebürtigen Juden Theodor Rothschild (um 1870): „ ... In dem freundlichen Albdörfchen Buttenhausen wohnen Christen und Juden etwa je hälftig nebeneinander. Ich erinnere mich nicht, daß das gute Verhältnis der beiden je ernstlich getrübt wäre. Wir hatten am Ende des Dorfes ein gemeinsames Schulhaus. In demselben waren zwei Schulzimmer und zwei Lehrerwohnungen je mit gesonderten Eingängen. In dem einen Zimmer wurde die christliche Jugend groß und stark und mit den Künsten des Lebens und Schreibens vertraut gemacht, und in dem anderen saßen die jüdischen Buben und Mädels und wuchsen empor zu reifen, vollen Menschen. Am Samstag war unser Schulzimmer geschlossen. Wir zogen festlich gekleidet zur Synagoge, die auf einer Anhöhe stand und uns allen ein Heiligtum voll Heimlichkeiten und Geheimnissen war. Dagegen schritten wir am Sonntag mit dem Bücherranzen wieder zur Schule, wenn unsere christlichen Kameraden zur Kirche gingen. Diese lag auf dem entgegengesetzten Berge. Kirche und Synagoge standen friedlich über dem Tal einander gegenüber als zwei Stätten menschlicher Gottesverehrung. Unter hinter beiden lagen am Berghang, am Rande des Waldes, die beiden Friedhöfe. Wenn Christen und Juden im Dorf neben- und miteinander lebten, wenn sie sich gegenseitig halfen und unterstützten: am Schul- und Kirchentore trennten sich ihre Wege. ... Durch das Tal voneinander getrennt lag auf der linken Seite in den Mauerresten alter Schloßruinen der christliche Friedhof und auf der rechten am Waldesrand, umzäunt von niederen Tannen der jüdische ‘Gute Ort’, wie wir ihn nannten. ...” (aus: Theodor Rothschild, Bausteine, S. 138 f.)
Die Jüdische Gemeinde war anfangs orthodox, ab Mitte des 19.Jahrhunderts nahm sie immer mehr liberale Züge an.
Naphtali Berlinger (geb. 1876 in Braunsbach), Sohn des Rabbiners Menco Berlinger, kam 1908 nach Buttenhausen, wo er als Lehrer an der jüdischen Schule und als Vorbeter, Schochet und Mohel für die hiesige jüdische Gemeinde tätig war. Seine umfassende Bildung (er unterrichtete auch als Fachlehrer an der evang. Volksschule) und seine religiöse Haltung verschafften ihn auch bei der christlichen Bevölkerung großen Respekt. Mit Beginn der NS-Zeit wurde er – inzwischen Vater von acht Kindern – aus dem Schuldienst entlassen. Mit dem letzten Transport Buttenhausener Juden wurde er im Sommer 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er einige Monate später an Krankheit und Auszehrung starb. Zuvor war es ihm noch gelungen, alle seine Kinder in die rettende Emigration zu schicken.
Stolperstein für Naphtali Berlinger (Aufn. R., 2023, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Juden in Buttenhausen:
--- 1755 ............................. 2 jüdische Familien,
--- 1787 ............................. 25 “ “ ,
--- 1807 ............................. 146 Juden,
--- 1823 ............................. 193 “ ,
--- 1831 ............................. 260 “ ,
--- 1847 ............................. 334 “ (ca. 53% d. Dorfbevölk.),
--- 1858 ............................. 334 “ ,
--- 1870 ............................. 442 “ (ca. 55% d. Dorfbevölk.),
--- 1886 ............................. 312 “ ,
--- 1900 ............................. 229 “ (ca. 40% d. Dorfbevölk.),
--- 1910 ............................. 164 “ ,
--- 1924 ............................. 182 “ ,
--- 1933 ............................. 89 “ ,
--- 1937 ............................. 83 “ ,
--- 1942 (Aug.) ...................... keine.* * außer denjenigen im Sammellager
Angaben aus: Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern, S. 56
und Eberhard Zacher, Die Juden von Buttenhausen - Alltag und Brauchtum, Verfolgung und Schicksal ..., S. 65
Buttenhausen um 1900 (Abb. Stadtarchiv Münsingen)
Die meisten der in Buttenhausen lebenden Juden betätigten sich im 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert im Handel und trugen als die größten Steuerzahler weitestgehend zur Wirtschaftskraft des kleinen Ortes bei.
Lehrstellenangebot und -gesuch der Bäckerei von Wolf Feldmann von 1884 bzw. 1903
Ihrer Anzahl nach stellten sie in den Jahren von 1840 bis 1870 mehr als die Hälfte der gesamten Dorfeinwohnerschaft. Trotz aller Verschiedenheiten und gelegentlichen Spannungen verlief das Zusammenleben von jüdischen und christlichen Bewohnern relativ ungestört. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wanderten immer mehr, vor allem jüngere Menschen in die Städte ab, sodass um 1930 schließlich nur noch etwa 90 meist ältere Juden in Buttenhausen lebten. Bis in die 1930er Jahre gehörten jüdischen Familien noch mehrere Viehhandlungen (Julius Dreifuß, Emanuel Levi, Gebr. Löwenthal, Berthold Maier, Hermann Marx sen. u. jun., Salomon Rothschild), ein Manufakturwarengeschäft (Adler & Neumann), eine Textilhandlung (Sofie Löwenberg), ein Gasthaus („Schweizerhof“) und verschiedene andere Betriebe wie z.B. das Spezerei- und Kolonialwarengeschäft Berta Kahn, die Bäckerei und Mehlhandlung Leopold Kirchheimer und die Flaschnerei und Blechwarenhandlung Siegfried Henle.
Auch in den ersten Jahren nach der NS-Machtübernahme blieb das einvernehmliche Zusammenleben noch im Großen und Ganzen bestehen; so galt Buttenhausen zahlreichen Juden als ein „Zufluchtsort“, an dem man unbehelligt leben konnte. Ab 1935 verschärften sich die antijüdischen Aktivitäten, die von der NSDAP-Ortsgruppe getragen wurden.
In der Reichspogromnacht von 1938 legten SA-Angehörige aus dem nahen Münsingen an der Synagoge Feuer, es wurde jedoch von der lokalen Feuerwehr gelöscht. Am folgenden Tage, dem 10.11.38, erschien ein SA-Trupp ein zweites Mal. Dieser zündete die Synagoge erneut an und verhinderte jeden weiteren Löschversuch der Feuerwehr. Der hiesige Bürgermeister Hirrle stellte sich den Brandstiftern entgegen und half mit, Kultgegenstände aus der Synagoge zu bergen; daraufhin wurde er vorläufig festgenommen. Auch soll er sich zunächst geweigert haben, der SA eine Einwohnerliste mit den jüdischen Bewohnern zu übergeben. Acht jüdische Männer wurden festgenommen und ins KZ Dachau abtransportiert. Im Münsinger „Albboten” war am 12.11.1938 zu lesen:"... So flammte auch in Buttenhausen die Synagoge auf und wurde bis auf die Grundmauern eingeäschert. Eine Reihe von Juden wurde in Schutzhaft genommen und zunächst ins Amtsgefängnis Münsingen und von hier nach Ulm eingeliefert. ..." Im August 1939 wurde die jüdische Gemeinde in Buttenhausen aufgelöst.
1940 erreichte ein Teil der vertriebenen Insassen des Altersheims Heilbronn-Sontheim das Dorf Buttenhausen. Zudem wurden Juden aus Stuttgart und einigen anderen Städten hierher zwangsumgesiedelt. Sie alle mussten dann von Buttenhausen aus die Deportation nach Riga bzw. Theresienstadt antreten; der letzte Transport mit Juden Buttenhausens – unter den Deportierten befand sich auch der letzte Lehrer/Kantor der Gemeinde, Naphtali Berlinger - verließ das Dorf Mitte August 1942.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind nachweislich 98 gebürtige bzw. längere Zeit im Ort ansässig gewesene Juden Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/buttenhausen_synagoge.htm).
In einem Nachkriegs-Prozess vor der Tübinger Strafkammer wurde die Synagogenbrandstiftung von Buttenhausen verhandelt. Während die Haupttäter nicht mehr am Leben waren, wurden die anwesenden Angeklagten „wegen vorsätzlicher Brandstiftung“ zu geringen Gefängnisstrafen verurteilt.
Seit 1961 erinnert ein dreiteiliges Mahnmal in der Dorfmitte an die ermordeten Juden des Ortes (Aufn. J. Hahn, 2003); die Namen von 45 Personen sind aufgeführt. Die Inschrift der mittleren Stele lautet:
Den Brüdern und Schwestern der Jüdischen Gemeinde Buttenhausen,
die als Opfer nationalsozialistischer Verfolgung ihr Leben lassen mußten.
1933 - 1945
Am Platz der eingeweihten Gedenkstätte für die jüdischen Opfer der NS-Zeit hat das Geburtshaus des Schriftstellers und Pädagogen Theodor Rothschild (1876-1944) gestanden. Rothschild machte sich vor allem als Leiter des jüdischen Waisenhauses „Wilhelmspflege“ in Esslingen einen Namen. 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er zwei Jahre später verstarb.
1966 wurde ein weiteres Denkmal am Platz der ehemaligen Synagoge enthüllt, das beidseitig mit jüdischen Symbolen - Gesetzestafeln, Menora und Davidstern - ausgestattet ist; es ist ein Werk des Künstlers Boris Grünwald.
Mahnmal von 1966 (Aufn. Landeskirchliches Archiv, Stuttgart)
Auch auf dem Friedhof, auf dem fast 400 Grabsteine erhalten sind, erinnert eine Gedenkstele mit einer Inschrift an die einst stattliche jüdische Gemeinde:
Von 1787 bis 1943 bestattete die Jüdische Gemeinde Buttenhausen ihre Toten auf diesem Friedhof.
Die letzten jüdischen Bürger der Gemeinde ruhen nicht in heimatlicher Erde,
fast alle kamen während der Zeit der Verfolgungen bis zum Jahre 1945 in den Konzentrationslagern um.
Die ältesten, hebräisch beschrifteten Grabsteine stammen aus der Zeit um 1800, die jüngeren sind zweisprachig abgefasst.
Jüdischer Friedhof (Aufn. K.Traynor, 2014, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Teilansicht des Friedhofs (Aufn. aus: panoramio.com, 2011)
Grabsteine/-stele mit auffälliger Ornamentik (alle Aufn. Dietrich Krieger, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Eine Installation von Thomas Felder erinnert an ältere Jüdinnen und Juden, die in Unterkünfte nach Buttenhausen zwangseingewiesen und dann von hier per Bahntransport in die "Lager des Ostens" verfrachtet wurden (Aufn. Dietrich Krieger, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
In der ehemaligen Bernheimer’schen Realschule, die 1902/1903 von dem in Buttenhausen geborenen bayrischen Kommerzienrat Lehmann Bernheimer (1841-1918) gestiftet worden war, hat heute die Kommunalverwaltung ihren Sitz. Nach Willen des Stifters sollten hier christliche und jüdische Kinder gemeinsam unentgeltlich eine höhere Schulbildung erhalten. In der Inflationszeit wurde das Stiftungskapital wertlos, sodass die Schule ihre Pforten schließen musste. Nach einer umfassenden Renovierung des Gebäudes dienen seit 1994 zwei Räume im Obergeschoss der Präsentation einer Ausstellung zur jüdischen Geschichte Buttenhausens. Im Jahre 2013 wurde an gleicher Stelle eine Dauerausstellung eröffnet, die am Beispiel Buttenhausens in umfassender Weise das frühere Landjudentum Württembergs dokumentiert.
Ausschnitt aus einer hist. Ansichtskarte (um 1925/1930) - Aufn. K., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0
Seit Herbst 2000 erinnert eine Gedenktafel an die Bewohner des ehemaligen jüdischen Altersheims.
Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen für alle 35 ehemaligen jüdischen Bewohner, die von den Nationalsozialisten verschleppt und ermordet wurden, sog. „Stolpersteine“ verlegt werden. 2020 wurden die ersten 14 Steine in die Gehwegpflasterung eingelassen; in den Folgejahren folgten weitere sieben Gedenkquader. 2024 fanden dann zwei Gedenkquader für das ermordete Ehepaar Maier in der Mühlgasse ihren Platz.
verlegt für Angehörige der Familie Löwenthal (Aufn. R., 2023, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Aufn. Maria Bloching, 2020 bzw. Karolin Müller, 2024, aus: swp.de
2023 wurde in Buttenhausen - in Verbindung mit dem Europäischen Tag der jüdischen Kultur - der "Platz der ehemaligen Synagoge" feierlich eingeweiht; dieser Ort ist eine von insgesamt 15 Stationen auf dem "Geschichtlichen Rundweg" Buttenhausens.
Im Kernort Münsingen lebten seit Ende des 19.Jahrhunderts nur sehr wenige Personen mosaischen Glaubens; sie gehörten der Buttenhausener Kultusgemeinde an.
Mit der Namensgebung einer Straße wurde das jahrzehntelange Wirken des in Buttenhausen ansässigen Arztes Dr. Julius Levi gewürdigt. Zudem erinnert ein sog. "Stolperstein" an Sara Särle Levi, die 1942 nach Theresienstadt deportiert und ein Jahr später ums Leben kam.
Stolperstein für Särle Levi (Aufn. R. , 2023, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Weitere Informationen:
Theodor Rothschild, Bausteine (Anm.: Jugenderinnerungen aus Buttenhausen), Frankfurt/Main 1927
Alfred Fritz, Die Geschichte und Entwicklung der Juden in Buttenhausen, Dissertation Landwirtschaftliche Hochschule Hogenheim, 1938 (Anm.: deutlich ideologisch gefärbt)
Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale - Geschichte - Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1966, S. 54 - 58
Utz Jeggle, Judendörfer in Württemberg, Dissertation (Universität Tübingen), Nagold 1969
Dietrich Strothmann, Der kleine Rabbiner von Buttenhausen: Wie einer die Erinnerung an die Nachbarn mit dem gelben Stern wachhält, in: “Die Zeit”, Ausg. vom 17.6.1983
Hermann Dicker, Aus Württembergs jüdischer Vergangenheit und Gegenwart, Bleicher Verlag, Gerlingen 1984
Lea Rosh (Regie), „ ... und dann haben wir uns verabschiedet. Buttenhausen – ein Dorf 1933–1942 (Film), 1985
Günter Randecker (Bearb.), Juden und ihre Heimat Buttenhausen - ein Gedenkbuch zum 200.Jahrestag des Buttenhausener Judenschutzbriefes am 7.Juli 1987, Hrg. Stadt Münsingen, Münsingen 1987/88
Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 454 - 458
Eberhard Zacher, Die Juden von Buttenhausen - Alltag und Brauchtum, Verfolgung und Schicksal. Leben und Untergang einer jüdischen Minorität in einer württembergischen Landgemeinde, Hrg. Oberschulamt Tübingen 1996 (Nachdruck 1999)
Situtunga Michal Antmann (Bearb.), Der jüdische Friedhof von Buttenhausen, Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalsamtes Baden-Württemberg, 1997
E.Zacher/M.Kreye (Berab.), Die Juden von Buttenhausen. Materailien zur Landeskunde und Landesgeschichte, hrg. vom Oberschulamt Tübingen, Heft 13/1997
Gedenkstätten in Baden-Württemberg, Hrg. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 1998, S. 25
Juden in Buttenhausen. Begleitbuch zur ständigen Ausstellung in der ehemaligen Bernheimer’schen Realschule, in: "Schriftenreihe des Stadtarchivs Münsingen 3", 2. Aufl., Münsingen 2004 (Erstauflage 1994)
Buttenhausen, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Münsingen, in: alemannia-judaica.de
www.cityinfonetz.de/museen/Butten/00.htlm
Roland Deigendesch, Juden in Buttenhausen, in: Orte des Gedenkens und Erinnerns in Baden-Württemberg, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 2007, S. 250 - 256
Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 371 – 373
Jüdischer Friedhof Buttenhausen, Projekt des Historischen Seminars der Universität Heidelberg, 2008
Anja Mader (Red.), Münsingen. Sie wurden von den Nazis getötet. Die Erinnerung an sie soll aber lebendig bleiben. Dafür wurden gestern in Münsingen und Trailfingen Stolpersteine für zwei Opfer des Terrorregimes verlegt, in: „Südwestpresse“ vom 18.9.2010
MATERIALIEN: „Wir als Juden können diese Zeit nie vergessen". Die Juden von Buttenhausen - Vom Leben und Untergang einer Landgemeinde in Württemberg, hrg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 2013
Ulrike Bührer-Zöfel (Red.), Gedenken an Opfer des NS-Regimes. 35 Stolpersteine für Buttenhausen, in: "Südwestpresse" vom 17.1.2020
Ulrike Bührer-Zöfel (Red.), Stolperstein-Aktion in Buttenhausen. Stolpersteine mit Programm: Konzerte, Vorträge. Lesung, in: "Südwestpresse" vom 12.2.2020
Günter Randegger (Red.), Vom ärmlichen Betlokal zum würdigen Saalbau, in: „Reutlinger General-Anzeiger“ vom 3.9.2020
Maria Bloching (Red.), Für jedes Opfer ein Stolperstein in Buttenhausen, in: „Reutlinger General-Anzeiger“ vom 22.9.2020
Marion Schrade (Red.), 1700 Jahre jüdisches Leben werden in Buttenhausen gewürdigt, in: „Reutlinger General-Anzeiger“ vom 11.6.2021
Marion Schrade (Red.), In Buttenhausen waren sie verfolgt, dann verschollen und jetzt unvergessen, in: „Reutlinger General-Anzeiger“ vom 22.11.2022
Maria Bloching (Red.), Jüdische Kultur in Buttenhausen – Der Platz der ehemaligen Syngaoge eingeweiht, in: „Südwest Presse“ vom 3.9.2023
Marion Schrade (Red.), Jüdischer Friedhof in Münsingen ist für ihn ein Kraftort, in: „Reutlinger General-Anzeiger“ vom 27.1.2024
SWR (Red.), Juden in Buttenhausen: Eberhard Zacher bewahrt ihre Geschichte, online abrufbar unter: tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-juden-in-buttenhausen vom 31.8.2024
Karolin Müller (Red.), Stolpersteine in Buttenhausen – In Gedenken an die Deportierten, in: „Südwest Presse“ vom 2.9.2024