Grombach (Baden-Württemberg)

Bahnstrecke Meckesheim–Bad Friedrichshall - WikiwandDas Dorf Grombach mit derzeit ca. 1.300 Einwohnern ist seit 1972 ein Ortsteil von Bad Rappenau im Landkreis Heilbronn - zwischen Heidelberg (im NW) und Heilbronn (im SO) gelegen (Ausschnitt aus der 'Bahnstreckenkarte 'Meckesheim - Bad Friedrichshall' mit Eintrag von Grombach, aus: wikiwand.com CC BY-SA 3.0).

 

Das zunächst von reichsritterschaftlichen Familien beherrschte Dorf fiel im Jahre 1806 an Baden. In Grombach wohnten vermutlich seit dem beginnenden 18.Jahrhundert einige jüdische Familien. Seit ca. 1840 besaß die Grombacher Judenschaft auch eine eigene Synagoge an der Hauptstraße, der ein Schulzimmer angeschlossen war.

          Synagoge Bildmitte - Ausschnittsvergößerung (Aufn. um 1935)

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20346/Grombach%20Amtsblatt%20Seekreis%2025031854.jpgStellenausschreibung im Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 25.3.1854

Elementarunterricht erhielten die jüdischen Kinder in der katholischen Ortsschule, an der zeitweise auch ein jüdischer Privatlehrer angestellt war.

                                                                         Stellenanzeige von 1911  

Verstorbene begrub die Gemeinde auf dem jüdischen Verbandsfriedhof in Waibstadt. 

Die Grombacher Kultusgemeinde war seit 1827 dem Rabbinatsbezirk Sinsheim zugeordnet.

Juden in Grombach:

         --- um 1660 .......................  4 jüdische Familien,

    --- um 1775 ................... ca. 30 Juden,

    --- 1809 .......................... 42   “ (in 8 Familien),

    --- 1825 .......................... 48   “ ,

    --- 1841 .......................... 50   “ ,

    --- 1855 ...................... ca. 70   “ (ca. 8% d. Bevölk.),

    --- 1875 .......................... 41   “  ,

    --- 1887 .......................... 53   "  ,

    --- 1900 .......................... 44   “  ,

    --- 1910 .......................... 38   "  ,

    --- 1925 .......................... 28   “  ,

    --- 1933 .......................... 20   “  ,

    --- 1940 (Okt.) ...................  6   “  , 

             (Nov.) ...................  keine.

Angaben aus: W.Angerbauer/H.G.Frank, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn

 

Trotz Ab- und Auswanderung jüdischer Bewohner blieb ihre Anzahl bis 1900 relativ konstant; Vieh- und Getreidehandel waren wesentliche ökonomische Grundlagen der Familien.

Zu Beginn der NS-Zeit betrieben die wenigen jüdischen Familien Grombachs noch vier Geschäfte; ein Teil von ihnen verließ aber bald den Ort. Im Jahre 1937 wurde die Kultusgemeinde auf Beschluss des Badischen Staatsministerium aufgelöst.

Während des Novemberpogroms zerstörten auswärtige SA-Angehörige die Synagoge an der Hauptstraße und das Lebensmittelgeschäft von Julius Strauß; die Synagogenruine blieb noch jahrzehntelang stehen. Die letzten sechs in Grombach lebenden jüdischen Bewohner wurden Ende Oktober 1940 nach Gurs deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden 24 gebürtige bzw. länger in Grombach ansässig gewesene jüdische Bewohner Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/grombach_synagoge.htm).

 

Eine aus Grombach stammende Jüdin kehrte nach 1945 in ihr Heimatdorf zurück, wanderte aber wenig später nach Palästina aus.

  Synagogenruine (Aufn. W. Kosian, nach 1945)

Im Jahre 1963 wurde die Synagogenruine niedergelegt, um dort das neue Rathaus zu bauen. Als einziges Relikt blieb nur der Türsturz der Synagoge mit dem hebräischen Zitat: „Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden (Jesaja 56,7)“ erhalten.

 

In Grombach wurde 1843 Alexander Stein geboren, der nach einem Studium der Philosophie im Alter von 24 Jahren Gemeinderabbiner in Worms wurde und diese Funktion mehr als 50 (!) Jahre innehatte. Dr. Alexander Stein hat sich große Verdienste beim Aufbau der jüdischen Gemeinde in Worms erworben und war auch - außerhalb der Gemeinde - eine anerkannte Persönlichkeit. Er verstarb 1914 in Karlsruhe.

 

 

Im Nachbardorf Ehrstädt existierte im 19.Jahrhundert auch eine kleine jüdische Gemeinde, die durch Abwanderung fast alle ihre Angehörigen verlor; sie wurde 1912 aufgelöst; die wenigen noch verbliebenen jüdischen Bewohner wurden der Kultusgemeinde Grombach zugewiesen.

[vgl. Ehrstädt  und  Bad Rappenau (Baden-Württemberg)]

 

 

 

Weitere Informationen:

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Stuttgart 1968, S. 113/114

W.Angerbauer/H.G.Frank, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte - Schicksale - Dokumente, in: "Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn", Band 1, Hrg. Landkreis Heilbronn 1986, S. 80 - 83

Hans Appenzeller, Geschichte der jüdischen Gemeinde Grombach, in: "Bad Rappenauer Heimatbote - Heimatgeschichtliche Beilage des Mitteilungsblattes", Dez. 1995, S. 33 - 40

Grombach, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Lokalhistorie)

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 32/33