Luxemburg (Luxemburg)

 Luxembourg-CIA WFB Map.png  Das traditionell römisch-katholische Großherzogtum Luxemburg – eine konstitutionelle Monarchie – besitzt derzeit eine Bevölkerung von ca. 640.000 Einwohnern, wobei der Ausländeranteil mit ca. 47% recht hoch ist (Kartenausschnitt 'Großherzogtum Luxemburg' in historischer Atlas von 1925 und Kartenskizze 'Luxembourg', beide Abb. aus: wikipedia.org, CCO).

 

Der Wiener Kongress von 1815 machte Luxemburg nominell zu einem selbstständigen Großherzogtum, das unter den Königen des Hauses Nassau-Oranien mit den Niederlanden verbunden war. Anders als die übrigen Gebiete des neu geschaffenen Königreichs wurde Luxemburg Teil des Deutschen Bundes und trat 1842 auch dem Deutschen Zollverein bei. Als sich Belgien vom Königreich der Niederlande abspaltete, verlor Luxemburg etwa die Hälfte seines Gebietes, erhielt aber mehr autonome Rechte. Im ‘Londoner Protokoll’ von 1867 wurde Luxemburg zum neutralen Staat erklärt. Seine volle Souveränität erreichte Luxemburg aber erst 1890, als die Personalunion mit den Niederlanden aufgelöst wurde. Während des Ersten Weltkrieges war Luxemburg von deutschen Truppen besetzt. In einem 1919 erfolgten Referendum entschied sich die Bevölkerung mehrheitlich für den Erhalt seiner unabhängigen Monarchie und für eine wirtschaftliche Union mit Belgien.

 

Nachweislich hielten sich jüdische Familien erstmals 1276 in der Stadt Luxemburg auf. Zu Beginn des 14.Jahrhunderts erreichte eine kleine Anzahl jüdischer Immigranten aus Trier luxemburgisches Gebiet.

Während der Pestpogrome von 1349 wurden Juden ermordet bzw. aus den beiden Städten Luxemburg und Echternach vertrieben, obwohl Karl IV. den Stadtbürgern befohlen hatte, die Juden unbehelligt zu lassen; im Jahre darauf ordnete er an, dass die Stadt erneut Juden aufnehmen solle und „daz in von niemand an irm leib vnd gut dhein leit oder schade geschee, mit worten oder werken“. Nach zwischenzeitlicher Rückkehr wurden sie 1391 erneut ausgewiesen - allerdings nur kurzzeitig; 1405 durften sich einige jüdische Familien wieder niederlassen. In der Folgezeit waren sie oft Opfer von pogromartigen Angriffen, die stets auf ihr Hab und Gut abzielten, so z.B. im Jahre 1444 und 1478. Die Verfolgten konnten ihr Leben nur dadurch retten, dass sie aus Luxemburg flüchteten. 1490/1492 siedelten sich erneut Juden in der Stadt an.

Zu Beginn des 16.Jahrhunderts lebten nur ca. 15 jüdische Familien in den Städten Luxemburg, Echternach und Arlon. Nach einer erneuten Vertreibung (1530) durften sich Juden erst wieder Ende des 18. Jahrhunderts auf luxemburgischen Gebiet ansässig machen; zu der Zeit hatte Frankreich die österreichischen Niederlande erobert.

 Die erste Synagoge ließ die jüdische Gemeinschaft im Jahre 1823 errichten - nur wenige Jahre nach der Unabhängigkeit des Großherzogtums. Als erster staatlich besoldeter Großrabbiner fungierte von 1843 bis Mitte der 1860er Jahre Samuel Hirsch (Abb. Gemälde von Guido Oppenheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

  Der 1815 in Thalfang b. Trier geborene Rabbiner und Religionsphilosoph Dr. Samuel Hirsch stammte aus bescheidenen Verhältnissen und war ein führender Vertreter des Reformjudentums; auf den deutschen Rabbinerversammlungen der Jahre 1844/1845 vertrat er eine radikale Reform des Judentums. Nach seiner langjährigen Tätigkeit als Großrabbiner im Großherzogtum Luxemburg (von 1843 bis 1866) emigrierte er in die USA, als er dem Ruf der Reformgemeinde von Philadelphia folgte. Dort rief er die "Orphan’s Guardian Society" sowie den ersten US-amerikanischen Zweig der "Alliance Israélite Universelle" ins Leben und wurde Vorsitzender der ersten Konferenz der US-Reformrabbiner. Nach 22jähriger Tätigkeit als Rabbiner in Philadelphia ging er in den Ruhestand; er verstarb ein Jahr später in Chicago (1889).

Um 1820 wurde im Stadtteil Clausen ein jüdischer Friedhof angelegt, der bis kurz vor der Jahrhundertwende genutzt wurde.

Lippmann tomb Jewish cemetery Clausen 01.jpg

Grabstätte der Familie Lippmann auf dem alten Friedhof Clausen (Aufn. C., 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Dieser wurde danach von einem Begräbnisgelände ersetzt, das am Limpertsberg entstand. Mehrfach erweitert dient das Areal noch heute seiner Bestimmung.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20325/Louxemburg%20Friedhof%2012103.jpgLUX, jüdischer Friedhof KSG 1604 2 pK.jpg

Teilansicht des (neuen) jüdischen Friedhofs (Aufn. J. Hahn, 2012 und P. Klawikowski, 2016, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Anlässlich des 40jährigen Thronjubiläums von Wilhelm III. (König der Niederlande u. Großherzog von Luxemburg) erschien am 23. Mai 1889 der folgende Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums":

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20360/Luxemburg%20AZJ%2023051889.jpg

Als die Zahl der in Luxemburg lebenden jüdischen Familien stark anwuchs, wurde ein größerer Synagogenbau in Angriff genommen. Die sog. Große Synagoge in Luxemburg-Stadt wurde im Jahre 1894 eingeweiht.

  File:Luxembourg City Synagogue 2.jpg

Große Synagoge - hist. Bildpostkarten (aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

Eine weitere Synagoge wurde fünf Jahre später in Esch a.d. Alz (frz. Esch-sur-Alzette), einer seit der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts aufstrebenden Stadt im äußersten Südwesten des kleinen Landes, errichtet.

     Synagoge in Esch a.d. Alz (hist. Postkarte, aus: fr.wikipedia.de)

In mehreren Ortschaften des Landes entstanden im Laufe des 19. Jahrhunderts kleinere Gemeinschaften, von denen neben Esch-sur-Alzette die von Grevenmacher, Ettelbrück und Medernach eine gewisse regionale Bedeutung erlangten.

Juden in Luxemburg (Großherzogtum):

         --- um 1515 ........................    15 jüdische Familien,*    * in Luxemburg, Echternach u. Arlon

    --- 1808 ...........................    75 Juden,

    --- 1841 ....................... ca.   400   “  ,

    --- 1867 ...........................   565   "  ,

    --- um 1880 .................... ca.   370   “  (in ca. 90 Familien),

    --- 1895 ........................... 1.054   "  ,

    --- um 1900 .................... ca. 1.200   “  ,

    --- 1927 ........................... 1.171   “  ,

    --- 1930 ........................... 2.242   "  ,

    --- 1933 ........................... 3.144   “  ,

    --- 1940 ........................... 3.907   "  ,

    --- 1941 (Juni) ................ ca.   850   “  ,

             (Nov.) ................ ca.   350   “  ,

    --- 1943/44 .................... ca.    60   “  ,**      ** in ‘Mischehe’ lebende Juden

    --- 1970 ....................... ca. 1.200   “  ,

    --- um 2000 .................... ca.   600   “  .

Angaben aus: Statistiken aus dem Großherzogtum Luxembourg

 

Schon wenige Wochen nach Hitlers Machtübernahme hatten die ersten deutschen Flüchtlinge luxemburgisches Territorium erreicht; die Juden unter ihnen wurden von der jüdischen Hilfsgemeinschaft „ESRA“ betreut. Nach der Wiederangliederung des Saarlandes (1935) flohen erneut viele - vor allem aus den Gebieten des heutigen Rheinland-Pfalz und des Saarlandes - nach Luxemburg; der Flüchtlingsstrom erreichte im Laufe des Jahres 1938 im Gefolge des sog. „Anschlusses“ Österreichs und der Reichspogromnacht seinen Höhepunkt.

Zwischen 1938 und 1939 meldeten sich 1.135 jüdische Flüchtlinge, meist aus Deutschland und Österreich, in Luxemburg an; dazu kamen die illegal ins Land eingeschleusten Flüchtlinge. Seitens der luxemburgischen Behörden wurde der unkontrollierten Einwanderung ein Riegel vorgeschoben: Die Grenzpolizei schickte aufgegriffene Flüchtlinge nach Deutschland zurück. Die Angst um die Arbeitsplätze sowie der ständig zunehmende Flüchtlingsstrom führten in Luxemburg zu einer Welle der Ausländerfeindlichkeit und des Antisemitismus. Die rechte Presse des Landes heizte die aggressive Stimmung in der einheimischen Bevölkerung noch an. Für die antisemitischen „Vorfälle“ im Frühjahr 1938 - es wurden mehrere jüdische Geschäfte beschmiert - waren Mitglieder der NSDAP in Luxemburg verantwortlich; insgesamt gab es davon in Luxemburg 600 aktive, zumeist deutsche Gefolgsleute, die trotz des Verbotes öffentlich NS-Propaganda betrieben.

    Nazi-Aufmarsch vor der Synagoge (hist. Aufn. um 1941/42, aus: wikipedia.org)

Als das neutrale Luxemburg am 10.Mai 1940 von der deutschen Wehrmacht im Zuge des Frankreich-Feldzuges kampflos eingenommen wurde, lebten im Großherzogtum schätzungsweise ca. 4.000 Juden, mehrheitlich Flüchtlinge. Die meisten konnten sich unmittelbar vor dem deutschen Einmarsch bzw. in den ersten Monaten der Besatzungszeit ins unbesetzte Frankreich oder nach Spanien und Portugal sich retten. Als die Zivilverwaltung unter die Gewalt von Gauleiter Gustav Simon geriet und am 5. September 1940 die „Nürnberger Rassengesetze“ in Luxemburg eingeführt wurden, kam es zu den ersten antijüdischen Maßnahmen. Noch im gleichen Monat wurden ca. 350 jüdische Geschäfte/Unternehmen beschlagnahmt und fortan von „arischer“ Seite bewirtschaftet. Für Juden wurde Zwangsarbeit angeordnet, im Oktober 1941 der „gelbe Stern“ eingeführt. Die „Verordnung über das jüdische Vermögen in Luxemburg“ verpflichtete die Juden u.a. dazu, ihr gesamtes in- und ausländisches Eigentum anzumelden. Sowohl die Synagoge in Luxemburg-Stadt wie die in Esch wurden 1941 bzw. 1943 zerstört und dem Erdboden gleichgemacht.

Die Emigration von Juden wurde im Mai 1941 gestoppt; mit dem letzten Konvoi hatten noch die der Rabbiner Robert Serebrenik und Louis Sternberg, die beiden Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Luxemburg in Richtung Portugal verlassen. Viele Emigranten erreichten aber ihr Ziel nicht; sie kamen nicht weiter als Frankreich und wurde schließlich mit den dort im Frühjahr 1942 einsetzenden Transporten in die „Lager des Ostens“ deportiert. Im Juli 1941 hielten sich nur noch knapp 800 Juden in Luxemburg auf; ihnen stand als Vorsitzender des jüdischen Ältestenrates Alfred Oppenheimer vor, der alle Instruktionen der Gestapo unterzeichnete und umsetzte. Zumeist waren alte Menschen im Großherzogtum verblieben; sie wurden teilweise in einem ehemaligen Kloster, dem „Fünfbrunnen-Lager“ bei Ufflingen, zusammengezogen; von hier aus wurden sie ins besetzte Polen deportiert.

Aus dem "Escher Tageblatt" vom 17.Okt. 1941: " Luxemburg judenfrei  In dem Bestreben der Volksgemeinschaft einen Dienst zu erweisen, sind gestern die im Bereich des Chefs der Zivilverwaltung noch ansässig gewesenen Juden nach dem Osten ausgesiedelt woirden. Auf dem Bahnhof Luxemburg wurden die für diese Aussiedlng in Frage komenden 350 Juden gesammelt. Es handelt sich zumeist um Juden, die nicht auswandern konnten. Nur einige wenige, zumeist Kranke und Altersschwache, blieben zurück. Aber auch die werden von den deutschen Volksgenossen getrennt und in einem abgelegenen gemeinsamen Heim untergebracht, so daß Luxemburg als judenfrei gelten kann. Zu dem Transport, der gestern abend Luxemburg verlassen hat, kommen auf der Fahrt durch den Gau Moselland noch weitere 200 Trierer Juden hinzu." 

Alle Transporte aus Luxemburg:

Am 19.Oktober 1941 ........... 324 Personen nach LODZ,

am 23.April 1942 .............. 24 Personen nach IZBICA,

am 27.Juni 1942 ............... 24 Personen nach AUSCHWITZ,

am 26.Juli 1942 ............... 24 Personen nach THERESIENSTADT,

am 28.Juli 1942 .............. 156 Personen nach THERESIENSTADT,

am 6.April 1943 ..............  97 Personen nach THERESIENSTADT,

am 19.Juni 1943 ..............  23 Personen nach THERESIENSTADT/AUSCHWITZ,

am 28.September 1943 .........   2 Personen nach THERESIENSTADT.

Beim vorletzten Transport wurden auch die jüdischen Insassen der Irrenanstalt Ettelbrück zur Vergasung nach Auschwitz-Birkenau verbracht. Mitte Juni 1943 erklärte Gustav Simon Luxemburg für „judenrein". Die luxemburgische Bevölkerung hatte sich gegenüber den Gewaltmaßnahmen gegen ihre jüdische Mitbürger meist indifferent verhalten.

Von den 3.500 Juden, die 1939 in Luxemburg ansässig waren bzw. sich hier aufhielten, überlebten 1.555, meist in der Emigration. Fast 2.000 wurden ermordet - ein Drittel in den Vernichtungslagern, die anderen in Konzentrations- und Arbeitslagern. Etwa 70% der 3.500 im Großherzogtum lebenden/sich aufhaltenden Juden wurden Opfer des NS-Regimes.

Gegen mehr als 5.000 luxemburgische Staatsbürger erging nach dem Krieg Anklage wegen Kollaboration; acht Beschuldigte wurden zum Tode, ca. 2.000 wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Dennoch ist die Frage der Kollaboration mit den Nationalsozialisten bis heute ein heikles Thema für Luxemburg.

 

Nach Kriegsende kehrten schätzungsweise mehr als 1.000 Juden ins Großherzogtum Luxemburg zurück; die meisten eröffneten wieder ihre während der deutschen Besatzungszeit „arisierten“ Geschäfte.

Die Regierung unterstützte die Neugründung der jüdischen Gemeinde, die 1953 einen Synagogenneubau einweihen konnte.

            

                                                                        neue Synagoge (Aufn. Szala, 2013)                                              Synagoge auf einem Postwertzeichen (1983)

                    Gedenktafel für die zerstörte Große Synagoge File:Luxembourg City Plaque synagogue 1894.jpg (Abb. C., 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

An Stelle von sog. „Stolpersteinen" beabsichtigte die israelitische Gemeinde Luxemburg - gemeinsam mit dem Staat und dem “Consistoire Israélite du Luxembourg” - ein Denkmal hinter der Kathedrale aufzustellen, um damit aller Opfer des Holocaust zu gedenken.

                      Luxembourg, monument Kaddish (101).jpgHolocaust-Mahnmal (Aufn. G., 2021, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Dieses Vorhaben wurde 2018 realisiert, indem die Granit-Skulptur „Kaddish“ des Bildhauers Shlomo Selinger* unter Anwesenheit von Repräsentanten des luxemburgischen Staates am ehemaligen Standort der ersten Synagoge Luxemburgs enthüllt wurde. Der 17. Juni 2018 wurde zur Einweihung ausgewählt, weil 75 Jahre zuvor, am 17. Juni 1943, der letzte Deportationszug mit einheimischen und ins Land geflüchteten Juden Luxemburg verlassen hat.

* Shlomo Selinger (geb. 1928 in Polen) war im Alter von 13 Jahren deportiert worden und hat neun Konzentrationslager überlebt, bevor er 1945 befreit wurde. Seine internationale künstlerische Karriere begann 1960 in New York. Er schuf im Laufe seines Lebens zahlreiche Skulpturen und Denkmäler, so das Denkmal für "die Gerechten unter den Völkern" in Yad Vaschem/Israel oder in Gonnesweiler/Bosen (Saarland) die gewaltige Skulptur "Requiem für die Juden von Deutschland".

Zeitgleich wurde am Hauptbahnhof eine Plakette angebracht, die an die mehr als 650 jüdische Männer, Frauen und Kinder erinnert, die von hier aus zwischen 1941 und 1943 in Lager und Ghettos deportiert worden waren.

 

Gabriel Lippmann (geb. 1845 in Hollerich/Luxemburg) war der Sohn einer jüdischen Familie, die bald nach seiner Geburt nach Frankreich verzog. 1883 bzw. 1886 wurde Lippmann Professor für mathematische und für experimentelle Physik an der Paraiser Sorbonne. Er entwickelte u.a. das auf der Interferenz basierende und nach ihm benannte „Lippmannverfahren" der Farbfotografie, für das er 1908 den Nobelpreis für Physik erhielt. Lippmann, einer der führenden Physiker seiner Zeit, war Mitglied vieler wissenschaftlicher Organisationen, u.a. der Royal Society of London und der Academie des Sciences in Paris. Gabriel Lippmann verstarb 1921.

Hugo Gernsbacher (später Gernsback) wurde 1884 als Sohn eines jüdischen Weinhändlers in Luxemburg geboren. Nach einem Studium der Mathematik und der Elektroingenieurwissenschaften verließ er aus beruflichen Gründen Europa und ging in die USA, wo er sich „Gernsback“ nannte. Hier machte er Karriere: In den 1920er Jahren war er kurzzeitig Eigentümer zweier Radiosender in New York; während seiner „Erfindertätigkeit“ meldete er mehr als 80 (!) Patente an. Hugo Gernsback gründete in den USA ein Verlagsimperium der Science-fiction-Literatur. Er selbst verfasste Erzählungen und Romane dieses Genres. Hugo Gernsback starb 1967 in New York. 2014 wurde in Luxemburg der „Hugo Gernsback Award“ als Wissenschaftspreis für Jungforscher verliehen.

 

 

Verschiedene Orte im Großherzogtum Luxemburg haben an der Aktion „Stolpersteine“ teilgenommen; so findet man etliche in die Gehwege eingefügte Steine in Bad Mondorf (Mondorf-lais-Bains), Differdingen (lux. Déifferdeng), Esch/Alzetten, Remich (lux. Réimech) und Echternach. Die erste Verlegung erfolgte 2013; seither hat Gunter Demnig ca. 200 und eine sog. "Stolperschwelle" in acht luxemburgischen Ortschaften verlegt (Stand 2022). Die "Stolperschwelle" in der Fußgängerzone von Ettelbrück soll an die 127 Menschen mosaischen Glaubens aus Ettelbrück erinnern, die deportiert wurden und von denen nachweislich 105 ums Leben kamen.

verlegt in Differdingen Stolperstee Karl Goldschmidt, 17 rue de la Grève nationale, Déifferdeng-102.jpgStolperstee Rosel Kaufmann , 15 rue de la Grève nationale, Déifferdeng-101.jpgStolpersteen Esther Bornstein, 96 av Charlotte, Déifferdeng-101.jpgStolpersteen Nicha Fenechel, 41, rue Michel-Rodange, Déifferdeng-101.jpg (Jwh, 2015, commons-wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Stolpersteine Jakob Hayum Mondorf-les-Bains, 4 avenue Dr. Klein 01.jpgStolpersteine Mayer Bonem Mondorf-les-Bains, 42 rue du Moulin 01.jpgStolpersteine Albert Bonem Mondorf-les-Bains, 42 rue du Moulin 01.jpgStolpersteine Pauline Bonem Mondorf-les-Bains, 42 rue du Moulin 01.jpg in Bad Mondorf (Aufn. MMFE, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

in Esch (Aufn. Chr. Michelides, 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)Stolperstein für Karoline Wachenheimer (Esch-sur-Alzette).jpgStolperstein für Sophie Wachenheimer (Esch-sur-Alzette).jpgStolperstein für Leopold Nathan (Esch-sur-Alzette).jpgStolperstein für Sylvain Roger Nathan (Esch-sur-Alzette).jpg

 

Zahlreiche „Stolpersteine“ in Remich sollen die Erinnerung an Opfer der NS-Verfolgung wachhalten.

Aufn. Franzisco Peralta Torrejón, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

In der Zeit von 1818 bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten mindestens 37 jüdische Familien (zumindest zeitweise) in Grevenmacher. Sieben jüdische Bürger aus dem Ort kamen in den Ghettos oder Vernichtungslagern im Osten Europas ums Leben.

                          Stolperstein für Oskar Hayum (Grevenmacher).jpgStolperstein für Siegmund Hayum (Grevenmacher).jpgStolperstein für Felix Hayum (Grevenmacher).jpgStolperstein für Fernand Hayum (Grevenmacher).jpg verlegt in der Rue de Trèves

 

In den Gehwegen von Echternach sind derzeit insgesamt 27 "Stolpersteine" zu finden (Stand 2024).

Auf luxemburgischen Staatsgebiet befinden sich insgesamt fünf jüdische Begräbnisstätten: und zwar der alte Friedhof im Luxemburger Stadtteil Clausen und der neue im Stadtteil Limpertsberg, zudem die jüdischen Friedhöfe in Esch-sur-Alzette, in Ettelbrück und in Grevenmacher.

 

 

Die ehemalige Synagoge in Ettelbrück soll in naher Zukunft eine Restaurierung erfahren und künftig zu einer Stätte des Gedenkens werden. Die 2022 begonnenen Sanierungsarbeiten sollen zwei Jahre später abgeschlossen sein und dann im Gebäude ein kulturelles und museal-pädagogisches Zentrum beherbergen.

Synagogengebäude Ettelbrück (Aufn. 2017, aus: wort.lu/en/mywort/ettelbrueck)

Die erste jüdische Familie kam 1810 nach Ettelbrück; ihr folgten alsbald mehrere nach, so dass ein Minjan erreicht wurde und Gottesdienste - zunächst in privaten Räumlichkeiten - abgehalten werden konnten. Im Jahre 1870 wurde ein neues Synagogengebäude eingeweiht; zwei Jahrzehnte später daneben eine Schule (mit Lehrerwohnung) errichtet. Ettelbrück war nun religiöses Zentrum für das nahe Umland; so gehörten zur Gemeinde auch die Juden aus Consdorf, Grosbous, Medernach, Useldingen und Waldbillig. Die Anlage eines jüdischen Friedhofs erfolgte Anfang der 1880er Jahre. Im Sommer 1940 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch luxemburgische Kollaborateure zerstört, das Gebäude blieb aber erhalten. Ebenso überstanden das jüdische Schulhaus und der Friedhof die NS-Zeit. Der israelitische Friedhof in der „Ditgesbaach“ wird bis in die Gegenwart benutzt; auf dem gepflegten Gelände befinden sich ca. 190 Grabstellen.

Cimetière israélite d'Ettelbruck 01.jpgJüdischer Friedhof Ettelbrück (Aufn. M. 2016, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Schüler der katholischen Privatschule Ste-Anne initiierten 2013 die Verlegung einer "Stolperschwelle" auf dem Place de la Résistance in Ettelbrück.

"Stolperschwelle" in Ettelbrück (Aufn. Cayambe, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

In jüngster Vergangenheit sind Überlegungen zur Bewahrung jüdischer Geschichte Luxemburgs in eine konkrete Phase getreten: im Kloster Cinqfontaines (Fünfbrunnen) soll künftig das zentrale Gedenken an die Opfer des Holocaust erfolgen; unter der Bezeichnung "Jüdisches Altersheim" war das leerstehende Kloster von der deutschen Besatzungsmacht von August 1941 bis 1943 als Sammellager für Juden genutzt worden; von dort erfolgten dann die Deportationen in die Konzentrations- u. Vernichtungslager. Das zum nationalen Denkmal erklärte Kloster - unweit von Ulflingen, im Norden des Großherzogtums - soll nun Gedenk- und Bildungsort werden.

301 Auschwitz-Monument, Concert-mémoire MemoShoah 2015-106.jpgShoa-Denkmal (Aufn. jwh, 2015, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 lu)

 

 

                    In der Rue de Savelborn in Medernach erinnert eine Gedenktafel an die jüdischen Bewohner, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind.

Jewish Memorial Medernach #2Aufn. Jwh 2016, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0 lu

 Mit einem Koffer aus Bronze wurde 2021 am ehemaligen Standort der alten Synagoge die Gedenkstätte „Zakhor“ eröffnet. Sie soll an jene 22 Einwohner der Ernztalgemeinde erinnern, die im Oktober 1941 nach Osteuropa deportiert wurden.

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Cerf, Les expulsions des Juifs du Grand-Duché vers la France de Vichy au début de l'occupation allemande (octobre 1940 - janvier 1941), in: Hémecht, Luxembourg, Jg. 37 (1985), Band 3, S. 435 – 442

Monique Bechdolt, Die jüdische Gemeinde Luxemburgs, in: "REVUE", Jg. 31/1983. No. 5, S. 20 - 28

Germania Judaica, Band II/1, Tübingen 1968, S. 501/502, Band III/1, Tübingen 1987, S. 749/750 und Band III/3, Tübingen 2003, S. 1943 -1945

Ino Arndt, Luxemburg, in: W. Benz (Hrg.), Dimension des Völkermord - Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, Verlag Oldenbourg, München 1991, S. 95 ff.

RAPPEL 3/1992 : Die Vorgänge in Luxemburg 1942 und danach

Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1993, Band 2, S. 629 ff.

Heinz Monz, Seiner Zeit voraus: Rabbiner Samuel Hirsch aus Thalfang, in: "Sachor", 3/1994

Serge Hoffmann, Luxemburg - Asyl und Gastfreundschaft in einem kleinen Land, in: W.Benz/J.Wetzel (Hrg.), Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit, Band 1: Regionalstudien, Metropol Verlag, Berlin 1996, S. 187 ff.

Marc Schoentgen, Juden in Luxemburg 1940 – 1945, Aufsatz von 1997 (als PDF-Datei abrufbar unter: gedenken-in-benelux.de)

Laurent Moyse, LA PRÉSENCE JUIVE AU Luxembourg du Moyen Age au 20ème siècle, 1998

Marc Schoentgen, Die jüdische Gemeinde Luxemburgs 1945–1960  -  Rekonstruktion und Integration, Luxembourg 2001, in: La présence juive au Luxembourg: du moyen âge au XXe siècle.  B’nai Brith Luxembourg, 2001, S. 75 - 104

Marc Schoentgen (Bearb.), Das „Jüdische Altersheim“ in Fünfbrunnen, in: W.Benz/B.Distel (Hrg.), Terror im Westen. Nationalsozialistische Lager in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg 1940-1945, Berlin 2004, S. 49 - 71

Änder Hohengarten, Die nationalsozialistische Judenpolitik in Luxemburg, 2. veränderte Auflage, Luxemburg 2004

Marc Schoentgen, Die jüdische Gemeinschaft in Medernach – Einwanderung, Integration und Verfolgung“ (Aufsatz), 2006 

Larry Luxner, Fremde Heimat. Luxemburg: 600 Juden leben in dem kleinen Land, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 21.9.2006

Hans-Erich Volkmann, Luxemburg im Zeichen des Hakenkreuzes: eine politische Wirtschaftsgeschichte 1933 bis 1944, Verlag Schöningh Paderborn 2010

Pascale Eberhard (Hrg.), Der Überlebenskampf jüdischer Deportierter aus Luxemburg und der Region Trier im Getto Litzmannstadt – Briefe Mai 1942, Saarbrücken 2012

Between shade and darkness. Das Schicksal der Juden Luxemburgs von 1940 bis 1945“ – Ausstellung im Residenzmuseum in Esch-sur-Alzette, 2013

Claude Wolf (Red.), Esch verlegt seine „Stolpersteine“, in: „Tageblatt“ vom 23.10.2013

Emmanuel Bulz, L`ancien cemetiére juif de Clausen (online abrufbar unter: onsstad.vdl.lu)

Laurent Moyse, Les cimetières juifs du Luxembourg (online abrufbar unter: genami.org/pays-de-vos-origines/cimetieres)

Musée national de la Résistance Esch-sur-Alzette (Hrg.),  Èvacuation - Deportation, Le premier transport ver l'est 16.10.1941, Luxemburg 2016

Auflistung der in Bad Mondorf verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bad_Mondorf

Stolpersteine (Abb) in Differdingen/Differdange, online abrufbar unter: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stolpersteine_in_Differdange

Stolpersteine in Remich, online abrufbar unter: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stolpersteine_in_Remich

Stolpersteine in Grevenmacher, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Grevenmacher

Konzept für die Gedenkstätte Fünfbrunnen, online abrufbar unter: memoshoah.lu/wpmsl/index.php/fuenfbrunnen/ (2017)

Robert Schneider (Red.), Ein Monument für die Opfer der Shoah, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 17.6.2018

Bodo Bost (Red.), Die Erinnerung aufrechterhalten, in: „Letzebuerger Journal“ vom 18.6.2018

Olivier Halmes (Red.), „Al Synagog Ettelbréck“ setzt sich für Erhalt des jüdischen Erbes in Ettelbrück ein, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 28.2.2019

Mil Lorang, Luxemburg im Schatten der Shoah, Hrg. MemoShoah Luxembourg, 2019

Marina Leisen (Red.), Echternach: „Steine stören die Vergessenheit“, in: volksfreund.de vom 28.6.2019

Ben Pfeiffer (Red.), Mahnmal gegen die Barbarei: Im ehemaligen Kloster Fünfbrunnen fand die 50.Gedenkfeier statt, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 8.7.2019

Wolfgang Schmitt-Kölzer (Red.), Die Lebensgeschichte von Daniel Levy, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 12.8.2019

Sarah Melis (Red.), Octobre 1941: plus que jamais se souvenir, in: „Le Quotidien“ vom 17.10.2019

Wolfgang Schmitt-Kölzer/Ferdinand Zeitmetz (Red.), Verfolgt und unerwünscht: Aus dem Leben des Jakob Hirschhorn, aus: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 11.6.2020

Georges Buchler (Red.), Historisches und architektonisches Esch: Esch 1940-1944, Synagoge, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 28.6.2020

Jochen Zenthöfer (Red.), Luxemburg. Mitschuld anerkennen, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 4.2.2021

N.N. (Red.), Ettelbrücker Synagoge offenbart ihre Geheimnisse, in: „Luxemburger Wort“ vom 9.2.2021

Philip Michel (Red.), Esch und Schifflingen – Neue Stolpersteine gegen das Vergessen: Kurzbiografie der Opfer, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 23.4.2021

N.N. (Red.), Erinnerung an ermordete Eifeler Juden, in: „Trierer Volksfreund“ vom 23.4.2021

Nora John (Red.), Sieben weitere Stolpersteine in Echternach, in: „Trierer Volksfreund“ vom 12.6.2021 und 14.6.2021

Arbeitsgemeinschaft „Grenzenlos gedenken“ (Hrg.), Der Deportationstransport von Luxemburg über Trier nach Litzmannstadt vom 16./17.Oktober 1941 – Faltblatt, 2021

Arbeitsgemeinschaft „Grenzenlos gedenken“ (Hrg.), Die Fahrt in den Tod. Luxemburg – Trier – Litzmannstadt, Broschüre, Eigenverlag Trier/Luxemburg 2021

Eric Hamus (Red.), „Zakhor“. Das Elend der Welt in einem Koffer: In Medernach ist die Shoah-Gedenkstätte offiziell enthüllt worden, in: „Tageblatt Letzebuerg“ vom 25.10.2021

Projekt „Al Synagog“, online abrufbar unter: dereider.lu/reider/projekt-al-synagog (Dez. 2021)