Rottweil (Baden-Württemberg)

Datei:Rottweil in RW.svg    Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, liegt etwa 90 Kilometer südlich von Stuttgart; in der Kreisstadt leben derzeit ca. 24.000 Einwohner (Ausschnitt aus topografischer Karte, S., wikipedia.org, CC BY-SA 3.0  und  Kartenskizze 'Kreis Rottweil', TUBS 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Rotwyl.jpg

Ansicht von Rottweil, Stich M. Merian, um 1650 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

Bereits im späten Mittelalter soll in der Reichsstadt Rottweil eine relativ große jüdische Gemeinde (mit angeblich mehr als 200 Personen) bestanden haben; ihr Wohngebiet innerhalb der Stadt wurde als „Judenort“ - jetzt Lorenzort - bezeichnet; hier stand wohl auch die Synagoge.

Von den Pestpogromen 1348/1349 war die jüdische Gemeinde sehr schwer getroffen. Nach 1380 lebten aber wieder einzelne Juden in der Stadt. Um 1500 wurden die jüdischen Bewohner dann vermutlich endgültig aus Rottweil ausgewiesen. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges sind wieder zwei jüdische Familien in Rottweil urkundlich nachweisbar. Mehr als drei Jahrhunderte lang war Rottweil fast „judenfrei“. Erst in der napoleonischen Ära siedelten sich wieder jüdische Familien aus dem ländlichen Umland in der Kleinstadt an; allerdings waren es zunächst nur wenige, weil die Zünfte jeden weiteren Zuzug verhinderten.

1806 sind erste Ansätze der neuzeitlichen Gemeinde zu verzeichnen. Zehn Jahre später besaß Moses Kaz „das Eigentumsrecht auf die in seinem Hause befindliche Synagoge, die Gesetzesrollen und die übrigen, gottesdienstlichen Handlungen gewidmeten ‚Apparate‘".

Die dann 1824 offiziell gegründete Filialgemeinde zu Mühringen besaß zunächst weiterhin ihren Betsaal in oben erwähnten jüdischen Privathause, danach in einem angemieteten Raume des Gasthauses „Krone“; 1861 wurde in einem Haus in der Cameralamtsgasse, das der Synagogenbauverein erworben hatte, ein größerer Betraum eingeweiht.

Der Bezirksrabbiner Dr. Michael Silberstein beschrieb 1875 den Betsaal in Rottweil wie folgt: ... Das Filial zu Rottweil hat nur einen Betsaal in dem unteren Teil des von ihm angekauften Hauses. Derselbe, wenngleich einfach, doch recht geschmackvoll eingerichtet, hat seinen Eingang von der Westseite. Links vom Eingang sind Subsellien für die Männer, rechts für die Frauen. Auf der Ostseite befindet sich die heilige Lade und vor dieser die Kanzel. An dieselbe schließt sich der Vorbetertisch, hinter welchem sich einige Plätze für die männlichen Sänger befinden. ... Für die Sängerinnen befinden sich die Plätze beiderseits der heiligen Lade.

                   Ehem. Synagogengebäude (Aufn. G. 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Der Synagogenbauverein vermietete zunächst das Gebäude an die jüdische Gemeinde, die es dann 1865 als Eigentum übernahm. Die Plätze in der Synagoge wurden damals als erbliches Eigentum versteigert.

1850 erwarb die Gemeinde für 50 Gulden ein Gelände am Südrand der Stadt (Nikolausfeld) und legte dort ihren Friedhof an; zuvor wurden Rottweiler Juden auf den israealitischen Friedhöfen in Mühringen und Hechingen bestattet. Die Rottweiler jüdische Gemeinde war die einzige Gemeinde in Württemberg, die die Grabsteine auf dem Friedhof nicht senkrecht, sondern schrägliegend aufstellte; damit sollte jeglicher Prunk und jegliche soziale Hierarchisierung verhindert werden.

Die Juden Rottweils gehörten fast 100 Jahre der jüdischen Nachbargemeinde in Mühringen an; der Versuch, sich in den 1860er Jahren von der Mühringer Gemeinde zu lösen, blieb damals jedoch erfolglos; erst 1924 wurde die Rottweiler Gemeinde autonom.

Juden in Rottweil:

         --- 1806 ...........................   2 jüdische Familien,

--- 1824 ...........................  30 Juden,

    --- 1843 ...........................  35   “  ,

    --- 1859 ...........................  94   “  ,

    --- 1864 ........................... 105   "   (ca. 3% d. Bevölk.),

    --- 1873 ........................... 125   “  ,

    --- 1880 ........................... 134   “   (ca. 2% d. Bevölk.),

    --- 1886 ........................... 118   “  ,

    --- 1900 ...........................  99   “  ,

    --- 1910 ...........................  91   “  ,

    --- 1924 ...........................  88   “   (ca. 1% d. Bevölk.),

    --- 1933 ...........................  96   “  ,*      * andere Angabe: 84 Pers.

    --- 1939 ...........................   ?   “  .

Angaben aus: Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern, S. 155

  http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20313/Rottweil%20Israelit%2006071903.jpg http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20393/Rottweil%20GemZeitung%20Wue%2016121935.jpg zwei gewerbliche Anzeigen 1903 - 1935

Christliche und jüdische Einwohnern der Kleinstadt Rottweil sollen ausgesprochen gut zusammengelebt sein („Die Juden waren im allgemeinen sehr geachtet und benahmen sich als anständige und gutgesittete Bürger); sie waren im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben integriert.

Bereits zu Beginn der Weimarer Republik tauchten in der Stadt antisemitische Flugblätter rechtsnationaler Parteien auf; doch trotz erheblicher Agitation war die Resonanz bei der Bevölkerung relativ gering. 1933 lebten in Rottweil noch knapp 100 jüdische Bewohner.

Wie überall in Deutschland begann auch in Rottweil der wirtschaftliche Niedergang der jüdischen Gemeinde mit dem Boykott jüdischer Geschäfte und Arztpraxen. Zwischen 1933 und 1938 gingen alle jüdischen Firmen in „arischen“ Besitz über oder wurden liquidiert.

     aus: „Jüdische Rundschau“ vom 8.Aug. 1933

Anfang Oktober 1938 musste das letzte jüdische Geschäft aufgeben. Die hiesige Lokalzeitung berichtete, dass damit der letzte „untragbare Fremdkörper” aus dem Stadtbild verschwunden wäre. In der Pogromnacht vom November 1938 zerstörten SA-Angehörige aus Rottweil und Schwenningen die Inneneinrichtung des Betsaales in der Cameralamtsgasse; das Inventar wurde vor der Synagoge verbrannt. (Anm.: Nach 1938 waren in dem Gebäude eine Teppichweberei, ein Elektrogeschäft und eine Fahrschule untergebracht. Anfang der 1980er Jahre wurde der ehem. Synagogenraum auf Initiative des Stadtjugendrings restauriert; anschließend nutzte der Hausbesitzer das Gebäude wieder als Geschäftsraum.)

Den allermeisten Rottweiler Juden konnten noch rechtzeitig ins Ausland, meist in die USA, emigrieren. Die in der Kleinstadt zurückgebliebenen Menschen wurden deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden insgesamt 21 aus Rottweil stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft(namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/rottweil_synagoge.htm).

 

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2018/syn1_%20rw%20.jpg Am ehemaligen Synagogengebäude (Aufn. A. Winkler, 2003, aus: alemannia-judaica.de) erinnert eine Hinweistafel an das einstige jüdische Gotteshaus; die Tafel trägt die knappe Aufschrift: "Dieses Haus war 1861 - 1938 Synagoge der Juden von Rottweil"

Bildergebnis für synagoge gedenktafel

Alte Synagoge (Rottweil) Palme des Gerechten (Ps 92,13 Der Gerechte sprießt wie die Palme).jpg Wandmalerei "Palme des Gerechten" (Aufn. Nina Eger, 2019, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Ca. 110 Grabsteine auf dem ca. 1.150 m² großen jüdischen Friedhofsareal an der Hoferstraße/Ecke Lindenstraße erinnern an einst hier ansässig gewesene und nach 1850 verstorbene Juden Rottweils.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2031/Rottweil%20Friedhof%20150.jpghttp://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2031/Rottweil%20Friedhof%20159.jpg

 Israelitischer Friedhof in Rottweil (links: Eingangspforte  -  rechts: Gräberreihen, beide Aufn. J. Hahn, 2003)

Im Eingangsbereich des jüdischen Friedhofs hat der DGB 1990 für die israelitischen NS-Opfer eine Gedenktafel aufstellen lassen; sie trägt die Worte: „Den jüdischen Opfern deutscher NS-Verbrechen 1933 – 1945. Zur Erinnerung. Nie wieder Krieg. Deutscher Gewerkschaftsbund Kreis Rottweil - 1.September 1990“. - Seit der Jahrtausendwende werden wieder Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Rottweil beerdigt.

Ende 2002 wurde - in Abstimmung mit dem Oberrat der Israeliten in Baden - eine neue jüdische Gemeinde in Rottweil/Villingen-Schwenningen gegründet, die 2005 etwa 180 Angehörige zählte (2022 etwa 340 Pers.).

Bislang befand sich der Betsaal in einem Gebäude der Oberen Hauptstraße. Diskussionen darüber, den alten Betsaal in der Kameralamtsgasse wieder als Synagoge herzurichten, wurden dann gegenstandlos, als Planungen für ein neues Gemeindezentrum einsetzten.

2004 wurde eine vom Oberrat der Israeliten Baden gestiftete Thorarolle in einer Prozession durch die Stadt ins Gemeindezentrum getragen.                                  

  

Einbringen der neuen Thorarolle in den Betsaal (Aufn. Monika Marcel, 2004)

Seit Ende 2007 verfügt die Israelitische Kultusgemeinde Rottweil-Villingen-Schwenningen über ihre Selbstständigkeit als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Auf einem angekauften Grundstück am Nägelesgraben wurde im Frühjar 2016 der Grundstein für den Bau des neuen Gemeindzentrums für die inzwischen auf ca. 300 Angehörige angewachsene Gemeinde gelegt. Der Neubau ähnelt einem dreiteiligen Zelt - in Anlehnung an die biblische Geschichte vom Stiftszelt, das Moses einst im göttlichen Auftrag errichtete. Dieses Gemeindezentrum besitzt neben Büros einem Veranstaltungsraum, einen Jugend- und Seniorenraum, eine koschere Küche und ein rituelles Bad. Der Synagogen-Gebetsraum wird Platz für etwa 150 Menschen bieten; die Frauen sitzen getrennt von den Männern auf einer Empore.

 

Modell des geplanten jüdischen Gemeindezentrums (Abb. Ranko+Ranko, aus: schwarzwaelder-bote.de)

In Anwesenheit u.a. von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, wurde im Februar 2017 die neue Synagoge feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Vor dem Festakt wurden die Thorarollen - unter Singen und Tanzen - vom alten Postgebäude (hier befand sich die provisorische Synagoge) zum neuen Gotteshaus am Nägelesgraben getragen. Dort wurde auch der neue Rabbiner Levi Yitzchak Hefer in sein Amt eingeführt.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20432/Rottweil%20IRG60%202019029.jpg http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20432/Rottweil%20IRG60%202019033.jpg

Die neue Synagoge in Rottweil (Aufn. D. Bluthardt, 2019, aus: alemannia-judaica.de)

Zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus hat die Stadt Rottweil sieben "symbolische" Bäume in der Parkanlage des Nägelesgrabens gepflanzt. Das Baumfeld mit einer Gedenkstele - es befindet sich zwischen historischer Innenstadt und der neuen Synagoge - soll an die 23 ermordeten Rottweiler Juden erinnern. Auf die Verlegung von sog. „Stolpersteinen“ hat man in Rottweil bewusst verzichtet, da man den Wunsch der jüdischen Gemeinde respektierte, diese Form des Gedenken nicht zu verwenden.

2017 wurde in Rottweil ein sog. „Gedenkpfad“ eingeweiht, der an 16 einst von jüdischen Familien bewohnten Häusern vorbeiführt; an jedem dieser Gebäude ist eine kleine Gedenktafel angebracht.

 

 

 

In Oberndorf a. Neckar – zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb gelegen – hat es zu keiner Zeit eine organisierte jüdische Gemeinde gegeben. Zu die wenigen hier lebenden Familien gehörte die Familie Eppstein, die direkt neben dem Alten Rathaus ein Schuhgeschäft betrieb, das während der Novembertage 1938 demoliert wurde. Eine Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus der Fam. Eppstein (in der Bahnhofstr.) erinnert heute an deren Schicksal.

Bis ins 14.Jahrhundert sollen in Oberndorf Juden gelebt haben. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ist dann jüdisches Leben wieder nachweisbar. Um 1930 sollen etwa zehn Personen mosaischen Glaubens im Ort ansässig gewesen sein.

 

 

 

In Tuttlingen – knapp 30 Kilometer südöstlich von Rottweil gelegen mit derzeit ca. 36.000 Einwohnern – hat es zu keiner Zeit eine israelitische Gemeinde gegeben. Seit Mitte des 19.Jahrhunderts lebten wenige Personen mosaischen Glaubens in der Stadt (maximal 20 Pers.); sie gehörten jahrelang offiziell zur Kultusgemeinde Rottweil, waren aber stärker mit der von Rexingen verbunden. Zu Beginn der 1930er Jahre gab es in der Stadt die Leder- u. Schuhwarenhandlung der Gebr. Kälbermann, die Schuhwarengroßhandlung Elias Gideon/Artur Landauer, das Lederwarengeschäft Ludwig Mayer und die Viehhandlung Julius Fröhlich. Während einigen jüdischen Bewohnern die Emigration gelang, wurden einige deportiert. Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem fanden sechs in Tuttlingen ansässig gewesene jüdische Bewohner einen gewaltsamen Tod (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/tuttlingen_juedgeschichte.htm).

Nach dem jüdischen Viehhändler Julius Fröhlich, der mit seiner Familie 1938 nach Palästina emigrierte und dort zu den Mitbegründern der jüdischen Kolonie Shavei Zion gehörte, ist heute ein Platz in Tuttlingen benannt.

In Tuttlingen erinnern insgesamt 27 sog. „Stolpersteine“ an Angehörige verschiedener verfolgter Gruppen des NS-Regimes; weitere sollen noch folgen.

verlegt in der Hermannstraße für Angehörige der Familie Kälbermann-Blatt (Aufn. K., 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 Stolperstein für Julius Fröhlich.jpgStolperstein für Elise Fröhlich.jpgStolperstein für Eleonore Fröhlich.jpgStolperstein für Walter Fröhlich.jpgStolperstein für Sonja Fröhlich.jpgStolperstein für Helmut Fröhlich.jpgverlegt für Angehörige der Familie Fröhlich, Nendinger Allee (Aufn. Beakem, 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

 

In Sigmaringen – einer Kreisstadt an der oberen Donau, nordöstlich von Tuttlingen gelegen - hat es zu keiner Zeit eine jüdische Kultusgemeinde gegeben. Erst in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts ließen sich einige Juden hier nieder, z.T. auch nur für wenige Jahre. Die bekannteste Familie war die des Kaufmanns und Fabrikanten Siegfried Frank, der das Hofbräuhaus in der Karlstraße betrieb und mit Immobilien handelte. 1938 emigrierte die Familie (Angaben zu weiteren Personen siehe: alemannia-judaica.de/sigmaringen_juedgeschichte.htm)

In der Karlstraße (vor dem heutigen Finanzamt) wurden 2012 sechs „Stolpersteine“ verlegt, die an das Schicksal von Angehörigen der jüdischen Familie Frank erinnern.

Stolpersteine Frank Sigmaringen.jpg  verlegt der Karlstraße (Aufn. E.Schwarzkopf, 2013, aus: wikipedia,org, CC BY-SA 3.0

 

 

 

In Schramberg – ca. 25 Kilometer nordwestlich von Rottweil – gab es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde.

Doch sind seit Jahrhunderten wirtschaftliche Beziehungen mit jüdischen Kaufleuten nachweisbar, die die im Marktflecken abgehaltenen, regional bedeutenden Jahr- und Viehmärkte aufsuchten. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts machten sich dann auch vereinzelt jüdische Familien hier ansässig - so auch die Fam. Wolf Hecht, die 1897 in der Hauptstraße ein Textilgeschäft eröffnete.

Werbung zur Geschäftseröffnung des jüdischen Kaufmanns Wolf Hecht im „Schramberger Anzeiger“ am 16. Februar 1897

Foto: Stadtarchiv Schramberg Anzeige zur Geschäftseröffnung (Abb. Stadtarchiv Schramberg)

Ein Unternehmen in jüdischem Besitz war die Majolikafabrik (Steingutfabrikation), die in Nachfolge der Fa. Villeroy & Boch seit 1912 von den Brüdern Moritz und Leopold Meyer geführt wurde. Als einzige Juden in der Stadt waren sie in der NS-Zeit Schikanen und Repressalien ausgesetzt; sie wurden 1938 ins KZ Dachau verschleppt und nach kurzer Zeit wieder entlassen. Unter Druck gesetzt mussten die Gebrüder ihr Unternehmen weit unter Wert verkaufen. Sie verließen Deutschland und emigrierten nach Großbritannien bzw. in die USA. 1949 kehrten Mitglieder der Familie Meyer nach Schramberg zurück, führten nach Restitution der Majolikafabrik diese bis zu ihrer Schließung (1989) weiter. Für sein Lebenswerk wurde Moritz Meyer 1964 zum Ehrenbürger der Stadt Schramberg ernannt; im Stadtteil Sulgen trägt eine Straße seinen Namen.

Nach Peter Meyer (geb. 1922), einem Sohn des Ehrenbürgers Moritz M., wurde 1980 die neue Schule für Lernbehinderte ("Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum") benannt; damit wurde dessen herausragendes soziales Engagement gewürdigt.

 

 

 

Weitere Informationen:

Michael Silberstein, Historisch-topographische Beschreibung des Rabbinatsbezirks Mühringen vom 22.Dez. 1875

Robert Klein, Geschichte der Juden in Rottweil a.N., 1924 (Reprintausgabe vom Stadtarchiv Rottweil und dem Arbeitskreis Ehemalige Synagoge, 2004)

Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. Denkmale - Geschichte - Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Kohlhammer Verlag Stuttgart 1966, S.153 – 157

Germania Judaica, Band II/2, Tübingen 1968, S. 720 – 722 und Band III/2, Tübingen 1995, S. 1278/1279

Winfried Hecht, Zur Geschichte der Rottweiler Juden im Spätmittelalter, in: "Rottweiler Heimatblätter", No. 2/1979

L. Weisser, Juden im Rottweiler Wirtschaftsleben des 19.Jahrhunderts, in: "Rottweiler Heimatblätter", No. 2/1979

Wolfgang Kramer/Lutz Ingo Penka (Bearb.), Die Tuttlinger Juden, in: „Tuttlinger Heimatblätter“, NF No. 47/1984, S. 74 - 85

Joachim Hahn, Synagogen in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, S. 85 - 86

Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 500 - 502

Winfried Hecht, Reichskristallnacht in Rottweil 1938 – 1988. Quellen und Materialien, Hrg. Stadtarchiv Rottweil 1988

Frowald G.Hüttenmeister (Bearb.)*, Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Rottweil, Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalamtes Baden-Württ., 1993  (* erarbeitet vom Leistungskurs Geschichte des Albertus-Magnus-Gymnasiums Rottweil, 1990)

Alte Synagoge e.V. Hechingen (Hrg.), Möglichkeiten des Erinnerns - Orte jüdischen Lebens und nationalsozialistischen Unrechts im Zollernalbkreis und im Kreis Rottweil, Hechingen 1997, S. 41 f.

Wilfiried Hecht, Jüdisches Rottweil. Einladung zu einem Rundgang, Haigerloch 1998

Emily C. Rose, Als Moises Kaz seine Stadt vor Napoleon rettete. Meiner jüdischen Geschichte auf der Spur, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1999 (in Übersetzung der englisch-sprachigen Ausgabe: „When Moises Kaz saved his town from Napoleon: On the trail of my Jewish history“ durch Matthias Steffen Laier)

Jüdischer Friedhof an der Hoferstraße, in: „Rottweiler Bilder“, Rottweil 2005, online abrufbar unter: rottweil.net/wiki/Ansichten/Mittelstadt/Hoferstrasse/JuedischerFriedhof (mit diversen Aufnahmen)

Werner Kessl, Die ehemalige Synagoge Rottweil, in: Orte des Gedenkens und Erinnerns in Baden-Württemberg, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, 2007, S. 323 - 325

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 407 – 410

Edwin Ernst Weber (Bearb.), Geraubte Heimat. Zum bitteren Schicksal der jüdischen Familie Frank aus Sigmaringen in der NS-Zeit, in: „Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte“, Band 46/2010, S. 1 – 32

Sigmaringen, in: alemannia-judaica.de

Michael J. H. Zimmermann, Nesthäkchen unter den Badener Gemeinden. Juden in Rottweil/Villingen-Schwenningen, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 4.1. 2013

Monika Marcel (Red.), Mutige Architektur für neue Synagoge, in: „Südkurier“ vom 19.1.2013

Patrick Nädele (Red.), Rottweil. Synagogenbau liegt vorerst auf Eis, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 19.7.2013

Marcella Danner (Red.), Oberndorf a.N. - Stadtarchivar berichtet über jüdische Schicksale, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 5.11.2013

Winfried Hecht, Die jüdischen Textilbetriebe in Rottweil und ihre Entwicklung, in:Karl-Hermann Blickle/Heinz Högerle, Juden in der Textilindustrie. Dokumentation der Tagung des Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb am 10. Oktober 2010 in Hechingen, Horb-Rexingen 2013, S. 95 – 123

Carsten Kohlmann/Stadtarchiv Schramberg (Red.), Vor 50 Jahren wurde Moritz Meyer zum Ehrenbürger der Stadt Schramberg ernannt, aus: „Nachrichten aus der Stadt Schramberg“ vom 25.11.2014

Marlene Gempp (Red.), Tuttlingen. Julius-Fröhlich-Platz an der Gießstraße ist fertig, in: Lokalzeitung (?) vom 2.10.2015

Jürgen Dreher (Red.), Synagogenbau kommt voran, in: „Südkurier“ vom 13.2.2016

Monika Marcel (Red.), Ein Grundstein für die Rottweiler Synagoge, in: „Südkurier“ vom 21.3.2016

Rottweil, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Stadt Rottweil (Hrg.), Bäume erinnern an NS-Opfer, in: Stadtnachrichten der Stadt Rottweil, online abrufbar unter: rottweil.de/de/Stadt+Bürger/Aktuelles/Stadtnachrichten (vom Dez. 2016)

Tuttlingen, in: alemannia-judaica.de

pm (Red.), Im Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur, in: „Schwäbische Zeitung“ vom 9.10.2017 (betr. Stolpersteine in Tuttlingen)

Auflistung der in Tuttlingen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Tuttlingen

Peter Schönfelder (Red.), Synagoge Rottweil: Kretschmann kommt zur Einweihung, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 8.2.2017

Bernd Arnegger (Red.), Neue Rottweiler Synagoge eingeweiht, in: „Neue Rottweiler Zeitung“ vom 19.2.2017

Peter Schönfelder (Red.), Neue Synagoge feierlich eingeweiht, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 20.2.2017

Moni Marcel (Red.), Rottweil: neue Synagoge eingeweiht, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 20.2.2017

Alwin Weber (Red.), Oberndorf a.N. Es waren unbeschreibliche Zustände, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 10.11.2017

Armin Schulz (Red.), Auf den Spuren jüdischen Lebens, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 7.12.2017

Stadt Rottweil (Bearb.), Stadtnachricht: Gedenkpfad jüdisches Leben in Rottweil eingeweiht, Stadt Rottweil vom 15.12.2017

Stadt Rottweil – Kulturamt (Bearb.), Spuren jüdischen Lebens in Rottweil. Ein Stadtrundgang, online abrufbar unter: juedische-haeuser.de (mit Bild- u. detaillierten Textbeiträgen - auch als Flyer vorhanden)

Gisela Roming, Jüdisches Rottweil 1798 – 1938. Entstehung – Entwicklnug – Vernichtung, Neckartal Verlag 2018

Jürgen Witt (Red.), Nazi-Terrorakte im Hohenzollernland und in Sigmaringen, in: „Südkurier“ vom 29.10.2018

Heinz Högerle/Peter Müller/Martin Ulmer (Hrg.), Ausgrenzung – Raub – Vernichtung. NS-Akteure und »Volksgemeinschaft« gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945, im Auftrag Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb e. V., Landesarchivs Baden-Württemberg und der LpB BW, Stuttgart 2019

Alfred Danner (Red.), Bewegung gedenkt Holocaust – Station in Oberndorf, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 18.6.2019

Stefanie Siegmeier (Red.), Rottweil. Vielfältige Eindrücke jüdischen Lebens, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 31.3.2019

Heinz Högerle, Peter Müller und Martin Ulmer (Hrg.), Ausgrenzung – Raub – Vernichtung. NS-Akteure und "Volksgemeinschaft" gegen die Juden in Württemberg und Hohenzollern 1933 bis 1945, im Auftrag Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb e. V., Landesarchivs Baden-Württemberg und der LpB BW Stuttgart 2019

Ute Korn-Amann (Red.), Sigmaringer Bürger setzen Zeichen gegen das Vergessen, in: „Schwäbische Zeitung“ vom 25.10.2019

Stefanie Siegmeier (Red.), Rottweil. Das Ende zeichnet sich ab, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 30.1.2020

Stefanie Siegmeier (Red.), Rottweil. Vom Ende des Rothschild-Verlages, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 5.2.2020

Stefanie Siegmeier (Red.), Rottweil. Täfelchen helfen bei der Erinnerung, in: „Schwarzwälder Bote“ vom 7.2.2020

Amos Fröhlich, Rexingen – Zürich – Tuttlingen -Shavei Zion. Aus dem Leben meiner Familie, 2020

Günter Buchholz, 200 Jahre Schramberger Majolikafabrik – Die Steingutfabrik – Grundstein der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt, Meßkirch 2020

Dieter Kleibauer (Red.), Tuttlingen. Erst angesehen, dann verfolgt: Amos Fröhlich teilt Lebenserinnerungen seiner jüdischen Familie, in: „Schwäbische Zeitung“ vom 24.4.2021

Gisela Roming (Bearb.), Juden in Rottweil, in: Thorsten Trautwein (Hrg.), Jüdisches Leben im Nordschwarzwald, Verlagshaus J.S.Klotz Neulingen 2021 (enthält Beiträge zahlreicher Autoren)

Gisela Roming/Tatjana Malafy (Bearb.), Die dritte jüdische Gemeinde in Rottweil, in: Thorsten Trautwein (Hrg.), Jüdisches Leben im Nordschwarzwald, Verlagshaus J.S.Klotz Neulingen 2021, S. 313 - 327

N.N. (Red.), Tuttlingen hat sieben neue Stolpersteine für Opfer der NS-Diktatur, in: „Schwäbische Zeitung“ vom 28.7.2021

Samantha Happ (Red.), Neue Torarolle in Rottweiler Synagoge eingeweiht, in: SWR aktuell vom 26.6.2023