Woldenberg (brand. Neumark)

Bildergebnis für Woldenberg neumark landsberg landKarte  Woldenberg/Neumark - ca. 35 Kilometer nordöstlich von Landsberg/Gorzów Wilkopolski gelegen – ist das heutige polnische Dobiegniew mit derzeit kaum mehr als 3.000 Einwohnern. 1938 waren Woldenberg und der gesamte Landkreis Friedeberg/Nm. der Provinz Pommern zugeschlagen worden (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Dobiegniew rot markiert, K. 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 Woldenberg, hist. Postkarte um 1890 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Im Ort sollen Juden bereits im 14.Jahrhundert gelebt haben. Eine neuzeitliche Gemeinde formierte sich aber erst gegen Ende des 18.Jahrhunderts; ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte die Kultusgemeinde um 1880/1890 mit ca. 175 Angehörigen.

Die Gemeinde besaß seit 1858 eine Synagoge, die in der Junkerstraße/Ecke Brunnenstraße lag, und einen eigenen Friedhof; dieses Begräbnisgelände befand sich auf dem Stadtwerder vor dem Niedertor an der Chaussee nach Hochzeit. Dessen Anlage war vermutlich bereits um 1800 erfolgt und diente auch Verstorbenen aus Dörfern des Umlandes.

Seit 1902 amtierte Isidor Pionkowski als Kantor und Lehrer; 1934 wurde ihm vom Berliner Rabbinerseminar ehrenhalber der Titel „Religionsgelehrter“ zuerkannt. In seinen Erinnerungen beschrieb Hans-Joachim Rosenberg (geb. 1915 in Woldenberg) den Kantor Pionkowski wie folgt: „ (Er war) ... ein orthodoxer Jude, dem ich meine rudimentären Kenntnisse der jüdischen Glaubenslehren verdanke. Er war ein freundlicher alter Herr; seine emotionale Art zu predigen fand bei den Christen, die es zu den jüdischen Begräbnissen zog, damit sie seinen Grabreden zuhören konnten, weitaus mehr Anklang als bei seinen Juden. Mit seinem grauen Bart, seinen semitischen Gesichtszügen und seinen freundlichen klugen Augen verkörperte er die Essenz des Judentums“.

 Synagoge in der Junkerstraße (Gebäude hinten rechts mit Türmchen)

Juden in Woldenberg:

--- 1801 ...........................  47 Juden,

--- 1855 ........................... 119   “  ,

--- 1895 ........................... 131   “  ,

--- 1905 ...........................  93   “  ,

--- 1925 ...........................  60   “  ,

--- 1933 ....................... ca.  50   “  ,

--- 1938 ...........................  19   “  .

Angaben aus: Deutsches Städtebuch von 1939

 

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Woldenberg nur noch ca. 50 Personen jüdischen Glaubens. Denn bereits um die Jahrhundertwende hatte der Großteil der jüdischen Bewohner Woldenberg verlassen, da sie in den Großstädten (vor allem in Berlin) bessere wirtschaftliche Perspektiven für sich und ihre Kinder sahen.

  Kaufhaus „Rosenberg“, Richtstraße (Rekonstruktionsskizze Rosenberg, 1997)

Im November 1938 wurde die Synagoge zerstört. Am 11.11.1938 berichtete das „Friedeberger Kreisblatt“, dass die Synagoge „aus unbekannter Ursache bis auf die Umfassungsmauern völlig ausgebrannt“ sei.

Ein an der Eisenbahnlinie stehendes Gebäude, das an der Fassade einen Davidstern aufweist, ist vermutlich erst nach Kriegsende als Synagoge (?) genutzt worden.

   Als Synagoge genutztes Gebäude nach 1945 (Aufn. St., 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

Auf dem jüdischen Friedhofsgelände findet man nur noch Grabsteinrelikte, die erst in jüngster Zeit in Seenähe wieder aufgefunden wurden.

                                          Grabsteinrelikte (Aufn. G. Stach, 2012)

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust , New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 3, S. 1458

International Association of Jewish Genealogical Societies – Cemetery Projekt

Hans-Joachim Rosenberg, Erinnerungen an Woldenberg - Reminiscencis of Woldenberg Nm., Manuskript in engl. Sprache (um 1990)

Dobiegniew, aus: sztetl.org.pl

Karl-Heinz Dittberner (Bearb.), Woldenberg in der Neumark - Dobiegniew, online abrufbar unter: woldenberg-neumark.eu

Karl-Heinz Dittberner, Chronik der Stadt Woldenberg und des Kreises Friedeberg, o.O., o.J.