Glossar
Da im Hebräischen die Vokale zumeist nicht geschrieben werden und die Konsonanten unterschiedlich transkribiert werden können, besteht die Möglichkeit verschiedener Schreibweisen.
Adass Jeschurun sog. ‘Austrittsgemeinde’, deren streng orthodoxe Angehörige sich gegen
die Assimilationsbestrebungen wandten und an den althergebrachten
religiösen Vorstellungen festhielten
Aggada siehe: Haggada
Akkulturation ein im 19./20.Jahrhundert verwendeter Begriff für Assimilation, der den
Prozess der sozial-kulturellen Eingliederung der jüdischen Minderheit
in die Mehrheitsgesellschaft beschreibt
Alija Bezeichnung für die Einwanderung nach Palästina in der Neuzeit nach
1882
Alija Bet Bezeichnung für die illegale Einwanderung nach Palästina während der
britischen Mandatszeit
Almemor „Kanzel”, „Tribüne”, auch „Bima“ genannt, umgrenzter kanzelähnlicher
Platz in der Synagoge mit einem Pult für die Toralesung
(in orthodoxen Gemeinden meist in der Mitte der Synagoge)
Amora Plur.: „Amoraim“, Titel rabbinischer Gelehrter in Palästina und
Babylonien vom 3. bis 6.Jahrhundert; von ihnen stammt die Gemara
Amud Pult für den Chasan (Kantor); in der Synagoge rechts vor dem
Thoraschrein aufgestellt
Antijudaismus Judenfeindlichkeit, die im christlichen Glauben verwurzelt ist
(„Christusmörder“) und mit dem Alleingeltungsanspruch des Christentums
entstand; mit der Reformation wurde der A. in die Neuzeit tradiert.
Antisemitismus Im allgem. bezeichnet der 1879 von Wilhelm Marr geprägte Begriff alle
Formen der Judenfeindschaft; er ist politisch und rassistisch begründet
und richtet sich gegen die Emanzipation der Juden in der Neuzeit.
Einen ersten Höhepunkt erlebte der A. nach der Reichsgründung (1871).
Der Historiker v.Treitschke gab mit dem von ihm geprägten Satz “Die
Juden sind unser Unglück” der Bewegung ihre Losung.
In den 1880er Jahren erschienen zahlreiche Propagandaschriften, die den
Antisemitismus in der Gesellschaft verbreiteten.
Aramäisch Dem Hebräischen verwandte Sprache; Teile des Talmud sind in Aramäisch
geschrieben; als Umgangssprache wird es heute noch vereinzelt im Nahen
Osten gesprochen
Arba Minim ein Zweigbündel, das zu Sukkot in Gebrauch ist
Arisierung Überführung jüdischen Besitzes in die Hände nicht-jüdischer
„arischer“) Firmen oder Privatleute; die A. setzte nach dem Boykott
(1933) ein und wurde fünf Jahre später gewaltsam durchgeführt.
Aron Hakodesch „heilige Lade“, Aufbewahrungsort für die Thorarollen, in fast allen
Synagogen befindet sich die Heilige Lade an der Ostseite
Aschkenasim hebr. Bezeichnung für Juden aus Deutschland und den angrenzenden
mitteleuropäischen Gebieten.
In der rabbinischen Literatur des Mittelalters wurde der Begriff als
geographische Bezeichnung für Deutschland benutzt; nach ihrer
Vertreibung/Flucht (um 1350) wurde die Bezeichnung auf auch aus
England, Norditalien und Nordfrankreich stammende Juden ausgeweitet.
Aw bei din „Vater des Gerichtshofes“, Vorsteher der rabbinischen Gerichtsbarkeit
Barches auch Berches, zopfartig geflochtenes Brot aus Hefeteig, das für Sabbat
(„Sabbatbrot“) und Feiertage gebacken wurde. Zu Sabbatbeginn wird ein Segen
über den Barches gesprochen, anschließend das Brot an die Anwesenden verteilt.
Bar Mizwa hebr.: „Gebotspflichtiger“
Zeremonie am 13.Geburtstag eines Jungen, der nun volljährig ist.
(Bat Mizwa = die entsprechende Feier am 12.Geburtstag eines Mädchens)
Barnoss siehe: Parnas
B(e)dika Fleischbeschau durch den Rabbiner
Beracha Plur.: „Berachot“, Segensspruch; Dankesformel in jüdischen Gebeten
Jede Beracha beginnt mit der Einleitungsformel „Gepriesen seist Du,
Herr, unser Gott, König der Welt ..”
Berches siehe: Barches
Berit Mila Beschneidung: Ritualisierte Entfernung der Vorhaut Gliedes, die acht Tage
nach der Geburt bei männlichen Säuglingen als Symbol für den Bund des
Volkes Israel mit Gott vorgenommen wird.
Beschneidung siehe: Milah (oder Berit Mila)
Be(s)samim-Büchse eine kleine, verzierte Büchse; im Inneren befindet sich ein Gemisch
aus Gewürzen (Zimt, Nelken u.a.), der Wohlgeruch soll am Ende des
Sabbat die Trauer übertönen.
Bet Chajim „Haus des Lebens“ = Friedhof
Sorge um die Toten gilt als eine der wichtigsten Pflichten der jüdischen
Gemeinde; ein Friedhof ist für die jüdische Gemeinde unerlässlich (während
u.U. auf die Synagoge verzichtet werden kann).
Jüdische Friedhöfe werden nicht aufgelassen (d.h. nicht eingeebnet), sodass
diese Begräbnisstätten von großer kulturhistorischer Aussagekraft sind.
Das Aufstellen eines Grabmals ist schon seit dem Altertum geheiligter
Brauch. Wie die Thora berichtet, kennzeichnete Jacob so schon das Grab von
Rachel.
Im jüdischen Glauben ist jede Art von Totenkult verpönt(„Im Tod sind alle
gleich"); der Sarg wird von der Gemeinde gestellt; die Begräbniszeremonie,
an der mindestens zehn männliche Erwachsene teilnehmen müssen, besteht aus
vorgeschriebenen Gebeten.
Die Ruhe eines Toten zu stören, ist dem jüdischen Gefühl ein unerträglicher
Gedanke; dem Toten gehört die Erde, für immer !
Was auf dem Grab wächst, darf nicht verwendet werden; wird das dort
wachsende Gras regelmäßig gemäht, wird es lediglich zusammengeharkt und in
einer Ecke des Friedhofs gesammelt.
Pflanzen, die ihre Säfte aus dem Boden beziehen, dürfen nach jüdischem
Brauch nicht auf Friedhöfen angepflanzt werden.
Jeweils am Jahrestag des Verstorbenen besuchen die Angehörigen den Friedhof
und legen als Zeichen für ihren Besuch einen Stein auf das Grab.
Jüdische Gräber dürfen nicht geöffnet werden (alleinige Ausnahme: bei
Gerichtsentscheid).
Jüdische Gräber weisen oft eine reiche Ornamentik auf; insbesondere zeichnen
sich die Begräbnisplätze des osteuropäischen Judentums durch eine reiche
Bilderwelt aus. Im deutschsprachigen Raum sind die Darstellungen weniger
variantenreich; doch gibt es eine Reihe von Symbolen, die im gesamten
Judentum verbreitet sind. Die jüdische Religion verbietet die Abbildung
menschlicher Gestalten; als Ornamente werden häufig Pflanzenmotive, Tiere,
mit dem Gemeindeamt oder als Beruf des Verstorbenen verbundene Gegenstände
und auch allgemeine Symbolik des Todes wie verlöschende Fackeln, abgeknickte
Blumen, abgebrochene Bäume oder Säulen verwandt.
Bet Ha-Midrasch jüdisches Lehrhaus (Bethaus)
Betteljuden waren unvergleitete Juden (ohne Schutzbrief) ohne festen Wohnsitz und
Erwerbserlaubnis; sie vegetierten vagabundierend am Rande der Gesellschaft
Bima siehe: Almemor
Chabad (Lubawitsch) eine chassidische Gruppierung innerhalb des orthodoxen Judentums,
die in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts entstand. Zentrum der
Bewegung war im 19.Jahrhundert die westrussische Kleinstadt
Lubawitsch. In den 1940er Jahren wurde New York (Brooklyn) Zentrum
der Bewegung (Rabbi Schneerson).
Chahab Lubawitsch ist heute die einflussreichste jüdische Bewegung
weltweit; im deutsch-sprachigen Raum fasste Chabad erst in den
1980er Jahren Fuß.
Challa hebr.: „Teighebe“, ist die Verpflichtung der Frau, ein Stück vom Sabbatbrot
abzuschneiden und es zu verbrennen; es war ursprünglich eine Opfergabe an
den Priester)
Mit der Challadecke, einem verzierten Tuche, wird das Brot abgedeckt.
Chaluz zionistischer Pionier in Palästina
Chanukka „Lichterfest“ oder „Weihefest“, gefeiert als achttägiges Fest im Dezember,
es erinnert an die Neuweihung des 2.Tempels.
An dem achtflammigen Chanukka-Leuchter, der einen Baum symbolisiert, wird am
ersten Tag ein Licht angezündet und an jedem weiteren Tag eines mehr.
Chasan hebr. Chazzan, „Vorsinger“ auch Kantor, Vertreter der versammelten Gemeinde;
er spricht die Gebete vor und leitet den Gottesdienst
Chassidismus Bezeichnung für die jüdische volkstümliche und mystische
Frömmigkeitsbewegung, die sich seit Mitte des 18.Jahrhunderts in Osteuropa
verbreitete.
Der Schöpfer des Chassidismus war ein Rabbiner aus Podolien (SO-Polen)
namens Israel ben Elsier Baal Schew Tow; sein Nachfolger wurde 1760 Dow
Baer von Meseritsch.
Die zahlreichen Anhänger - innerhalb weniger Jahrzehnte gab es in Osteuropa
Hunderte solcher Gemeinschaften - folgten ihrem charismatischen Oberhaupt
(dem Zaddik), dem Wunderkräfte und besondere Gottesnähe nachgesagt werden.
Der Chassid (oder wahre Fromme) wandte sich von den Freuden der
materiellen Welt ab und widmete sich ausschließlich der Betrachtung Gottes.
Die eigentliche Wurzel des Chassidismus aber lag in Deutschland; denn um
1200 lebte in Regensburg der Begründer der jüdischen Mystik, Juda
Hessachid.
Der Rabbi der Chassidim wird oft Zaddik (Gerechter)genannt.
Cheder hebr.: „Zimmer“
Jüdische Elementarschule, vor allem in Osteuropa, hier wurden
Grundkenntnisse des Hebräischen, der Thora und des Talmud vermittelt.
Cherem hebr.: „Bann“, Ausstoßung aus der jüdischen Gemeinde; der Bann wurde in der
Synagoge über der Thora ausgesprochen.
Chewra Kadischa (= „Heilige Vereinigung“ oder „Beerdigungsbruderschaft“), in fast jeder
Gemeinde bestehende Wohlfahrtsorganisation, die bei Krankheits- oder
Todesfällen Beistand leistete und sich um die vorgeschrieben Rituale für
Sterbende und Gestorbene kümmerte.
Chup(p)a Hochzeitsbaldachin, unter dem das Trauungszeremoniell vollzogen wird
Chup(p)a-Stein An der Außenwand der Synagoge angebrachter Stein, an dem Braut und
Bräutigam Gläser zerschlagen, um auf eine gute Ehe ‘anzustoßen’; dieses
Ritual soll auch erinnern an die Zerstörung Jerusalems.
Cohen (Cohanim) siehe: Kohen
Dajan hebr.: Richter; in größeren Bezirken standen den Landesrabbinern zwei oder
mehrere Dajanin zur Seite, um innerjüdische Streitigkeiten zu schlichten; sie
wurden oftmals auch „Vizerabbiner“ genannt.
David ist eine durch die Bibel nachgewiesene historische Gestalt, die - nach Saul –
der zweite König von Israel und Juda war (um 1000 v.Chr.)
Davidstern Hexagramm aus zwei gleichseitigen Dreiecken, „Magen Davids“: der Legende
nach soll David dieses Zeichen auf seinem Schild getragen haben, mit dessen
Hilfe er die Feinde besiegte.
Bereits in der Antike als ‚hebräisches’ Siegel bekannt, als offizielles
Symbol für das Judentum zuerst im 17.Jahrh. in Prag verwendet; heute
Symbol der israelischen Nationalflagge
Diaspora „Zerstreuung“, Bezeichnung für das Leben außerhalb Palästinas; meist
gebraucht für das freiwillige Leben außerhalb Palästinas
vgl. dazu Galut (Galujot)
Displaced Persons Der Begriff „DPs“ umfasste alle jene Personen, die infolge des
(DPs) 2.Weltkrieges und dessen Folgen vertrieben, geflohen und verschleppt
verschleppt worden waren; dabei handelte es sich vor allem um
Zwangsarbeiter und -verschleppte aus Osteuropa (aber auch aus
westeuropäischen Ländern), Kriegsgefangene und ehemalige KZ-Häftlinge.
Eine vergleichsweise kleine Gruppe unter den DPs stellten die
jüdischen Überlebenden dar; diese Überlebenden nannten sich selbst
„Sche'erit Hapletja“ (= der „Rest der Geretteten“). Das größte
jüdische DP-Camp befand sich in der britischen Besatzungszone (Bergen-
Hohne).
Weitere größere Camps befanden sich in Pocking, Landsberg, Feldafing,
Wolfratshausen-Föhrenwald, München-Neufreimann, Wetzlar, Leipheim,
Frankfurt-Zeilsheim, Eschwege-Airbase, Windsheim u.a.
Dreidel Zum jüdischen Hanukkah-Fest gehört der Dreidel; die vier Seiten tragen
die hebräischen Buchstaben nun, gimel, hej und schin.
Erez Israel das Land Israel, abzugrenzen von dem religiösen Begriff Israel als
„Gottes Volk"
Eruw Grenze des ‘Hauses’, innerhalb dessen am Sabbat die Bewegung erlaubt
war, oft durch Schranken oder über die Straße gespannte Drähte markiert.
Exodus hebr.: „Schemot“, Auszug aus Ägypten, zentrales Ereignis der jüdischen
Geschichte, dem alljährlich an Pessach gedacht wird
Falaschen äthiopische Juden, die sich selbst als „Beta Esrael“ bezeichneten; sie
wurden in zwei Aktionen („Operation Moses" 1984/85 und „Operation Salomo"
1991) nach Israel gebracht.
Friedhof siehe: Bet Chajim („Haus des Lebens“)
Galut (Galujot) „Exil“, die gewaltsame Verbannung aus dem Heimatland
Gaon Plur.: „Geonim“, Leiter der Jeschiwa (=Akademie) und höchste religiöse
Autoritäten , besonders in der Zeit vom 8. bis 11.Jahrhundert
Geleitrecht siehe: Schutzbrief
Gemara hebr. „Das Erlernte“, Kommentare, Gesetze und Erläuterungen die Mischna
betreffend; zusammen mit der Mischna bildet die G. den Talmud
Genisa hebr. „Aufbewahrung“, ‚Versteck’ für unbrauchbar gewordene religiöse
Schriften, Dokumente und Kultgeräte, die nahe einer Synagoge (meist auf
derem Dachboden gelagert) oder auf einem Friedhof vergraben wurden.
Schriften, die den Namen Gottes enthalten, werden im Judentum nicht
weggeworfen, sondern rituell bestattet.
Einer der berühmtesten Genisa-Funde war der von Kairo im Jahre 1897.
Get Ehescheidungsurkunde (Scheidebrief); eine Scheidung ist erst mit
Annahme des Get rechtswirksam.
G(h)etto urspr.: Insel in Venedig, die 1516 als einziges Wohnviertel der
jüdischen Gemeinde bestimmt wurde; seitdem steht der Begriff G. für
allgemein jüdisches Wohnviertel (Judengasse).
In Deutschland wurden seit Ende des 13.Jahrhunderts der jüdischen Bevölkerung
zwangsweise Wohnquartiere zugewiesen, die oft durch Mauern von der übrigen Stadt
abgegrenzt waren. Kontrollen an den Zugängen und Ausgehverbote ermöglichten damit
auch eine Begrenzung der jüdischen Handelstätigkeit.
Gijur Übertritt eines Nicht-Juden zum Judentum
Golem Legendäre Gestalt der jüdischen Mystik des Mittelalters; am bekanntesten
ist der Golem, den - der Legende nach - Rabbi Löw aus Lehm geschaffen und
dann mit Leben erfüllt hat.
Goj Plur.: „Gojim“, Bezeichnung für alle Nichtjuden
Hachschara(h) landwirtschaftliche oder handwerkliche Ausbildung und sprachlich/kulturelle
Vorbereitung für die Einwanderung nach Palästina
Haftara Wochenabschnitt der prophetischen Bücher, die sich inhaltlich auf die
entsprechende Sidra (= Wochenabschnitt der Thora) beziehen
Haganah Militärische Selbstschutzorganisation der Juden in Palästina (in der
Zeit vor der Staatsgründung Israels)
Haggada(h) hebr.: „Erzählung“, Sammelbegriff für den nicht-religionsgesetzlichen
Teil des Talmud und Midrasch; enthält Geschichten, Anekdoten,
Gleichnisse, Fabeln, Wundererzählungen und biblische Kommentare
Hakafa hebr.: „Umzug“ (plur. Hakafot); dieser findet am Sukkot-Fest als eine
Art Prozession in der Synagoge statt; dabei wird ein Strauß (Etrog u.
Lulaw) mitgeführt (siehe dazu: Sukkot)
Hakdama Hakdome (hebr. Einführung) war das Eintrittsgeld, das neugezogene Mitglieder
einer Kultusgemeinde zu entrichten hatten. Damit erwarben sie das Recht, den
bereits gemeinsam finanzierten Besitz der Gemeinde zu nutzen.
Halacha Plur.: „Halachot“ , hebr.: „Gehen“; allgemeiner Begriff für die
Gesamtheit der religiösen Gesetze des Judentums, seiner Gebote und
Verbote; ist damit im allgemeinen die Grundlage des gesamten jüdischen
Gesetzeskodex.
Haskala „Aufklärung“, Bewegung zur Verbreitung der modernen europäischen Kultur
unter den Juden seit dem späten 18.Jahrhundert bis Ende des 19.Jahrhunderts;
ihre Vertreter bezeichnet man als Maskilim, deren bedeeutendster Moses
Mendelssohn war.
Haskarat Neschamot Synagogale Seelenfeier zum Angedenken an Verstorbene am Versöhnungstag
Hatikwa hebr.: „Hoffnung“, Titel eine 1886 publizierten Gedichtes von Naftali Herz Imber,
in dem die Hoffnung auf Rückkehr des jüdisches Volkes ins Land seiner Vorfahren
zum Ausdruck kommt.
Die Vertonung des Gedichts war seit 1897 die Hymne der zionistischen Bewegung;
1948 wurde diese zur israelischen Nationalhymne:
Solange tief im Herzen
Die Seele eines Juden sich sehnt
Und gen Osten ein Auge blickt, nach Zion,
Ist unsere Hoffnung nicht verloren,
Die Hoffnung von zweitausend Jahren,
Frei zu sein als Volk in unserem Land,
Dem Land Zions und Jerusalem.
Hawdala Ausklang des Sabbat (oder eines Festtages). Der Vater spricht den Segen; die
kleinen Barchesschnitten werden ausgeteilt und gegessen; zum Schluss wird
die Hawdala-Kerze mit etwas Wein gelöscht.
Hebräisch Semitische Sprache, Schriftsprache bestand zunächst nur aus Konsonanten, im
Mittelalter Vokalisation der Schrift.
Das hebräische Alphabet besteht aus 22 Konsonanten und wird von rechts nach
links geschrieben; beim Schreiben der Buchstaben beginnt man in der linken
oberen Ecke.
Durch den Zionismus wurde H. seit Ende des 19.Jahrh. allmählich wieder
Umgangssprache; seit 1948 ist Neuhebräisch (Ivrit) Nationalsprache des
Staates Israel.
Hechaluz hebr.: „Pionier“, Verband zum Zwecke der beruflichen Vorbereitung für ein
künftiges Leben in Palästina
Heirat Am Anfang der Trauungszeremonie steht der Rabbinersegen über der verschleierten
Braut. Unter einem Baldachin (= Chuppa) findet dann die eiegentliche Trauung statt:
ein neunfacher Segen, die Verlesung der Eheurkunde (=Ketubba) und das Anstecken des
Eherings an den rechten Zeigefinger der Braut durch den Bräutigam. Dieser spricht
dabei die Formel: „Mit diesem Ring bist Du mir angetraut nach dem Gesetze Mose und Israel."
Es folgt der Weinsegen und anschließend zertritt der Ehemann ein Glas - in Erinnerung an
den zerstörten Tempel in Jerusalem.
vgl. dazu: Chuppa-Stein
„Hep-Hep-Krawalle“ antijüdische Ausschreitungen im Jahre 1819 in Süd- und Südwestdeutschland,
die von Handwerkern, Händlern und Studenten getragen wurden. Hintergrund
der Unruhen war die jüdische Emanzipation, die die jüdische Minderheit
zu gleichberechtigten Konkurrenten im Wirtschaftsleben werden ließ.
Hofjuden waren vermögende Juden, die sich in den Dienst ihrer Landesherren stellten;
meist ging es dabei um die Beschaffung von Geld und Krediten, aber auch um
Handel mit Luxusgütern. Durch ihr oft enges, teilweise persönliches Verhältnis
zum Fürsten gelangten sie zu enormen Einfluss bei Hofe (z.B. Joseph Süß
Oppenheimer).
Hollekreisch Namensgebung eines Neugeborenen; an diesem Tag nennt der Vater den Namen des Kindes.
Holocaust „Shoa(h)“ (= Verwüstung, Vernichtung, Katastrophe), Bezeichnung für die
kollektive Vernichtung der deutschen und europäischen Juden in der NS-Zeit
Die fabrikmäßige Tötung der Betroffenen erfolgte geschah seit Sommer 1941 in
den Vernichtungslagern Osteuropas, in Auschwitz-Birkenau, Chelmno, Majdanek,
Treblinka, Sobibor und Maly Trostinec; daneben gab es Massenexekutionen mit
Zehntausenden von Toten.
Ivrit Neuhebräisch; offizielle Sprache des Staates Israel
Jamulka/Jamulke siehe: Kippa
Jad hebr.: „Hand“, „Zeiger“; silberner Zeigestock in Form von kleinen Händen zum
Anzeigen des Thoratextes, da die heilige Schrift nicht mit bloßen Händen
angefasst werden darf
Jahrzeit Jährlicher Gedenktag an den Tod nächster Verwandten; dabei wurde ein Licht
angezündet (und auch gefastet)
Jeschiwa Plural: Jeschiwot ("Talmudhochschule",), Name von rabbinischen Schulen (Adademien)
zum Talmud/Thora-Studium; waren der Sitz der geistigen Autorität der jüdischen Welt;
galten nicht nur als Lehrstätte, sondern auch als Oberster Gerichtshof und waren
die Quelle der Unterweisung für alle Juden.
Der Leiter der Jeschiwa war der Gaon (plur.: Geonim)
Jeschuw hebr.: „bewohntes Land“; die Gesamtheit der jüdischen Siedlungen und ihrer
Bewohner in Palästina vom Beginn der zionistisch motivierten Einwanderung
bis zur Staatsgründung Israels
Jiddisch Mischsprache der Aschkenasim, entwickelte sich im ausgehenden Mittelalter
aus dem Jüdisch-Deutschen und wurde später vor allem in Osteuropa als
Umgangs- bzw. Muttersprache (Mame-loschn) benutzt.
Anfänglich wurde Jiddisch auch als „Loschen Aschkenas“(= Sprache Deutschlands)
oder ‚Teitsch' (= Deutsch) bezeichnet.
Um 1900 sprachen ca. 7.000.000 Menschen in Europa Jiddisch; weitere knapp
3.000.000 in Nordamerika.
Deutsche Juden übernahmen im 19.Jahrhundert endgültig die Sprache ihres
Heimatlandes, sodass Jiddisch nur in Polen und Russland lebendig blieb.
Jiddische Worte, die in die deutsche Umgangssprache eingegangen sind u.a.:
Knast, Macke, meschugge, miesepetrig, pleite, schachern, Tinnef, Schlamassel,
ausbaldowern, Ganove, malochen, mogeln, Kittchen, Schmiere stehen, schachern,
schäkern, schmusen, schummeln, Ramsch, Reibach machen, schofel (=geizig)
In den orthodox geprägten Gemeinden der USA und Israels spielt das Jiddische
noch eine bedeutende Rolle. Der polnisch-amerikanische Schriftsteller Isaac B. Singer,
einflussreichster Protagonist des Jiddischen, erhielt 1978 für sein Wirken den
Literatur-Nobelpreis.
Jom Kippur „Versöhnungstag“, Höhepunkt des jüdischen Jahres; er fällt auf den 10.Tischri;
Tag der inneren Prüfung und Einkehr, Ende der zehn Bußtage, höchster jüdischer
Feiertag, an dem 24 Stunden gefastet wird.
Es war der einzige Tag des Jahres, an dem der Hohe Priester im Tempel das
Allerheiligste betreten durfte, um für Vergebung der Sünden zu beten; an diesem Tage
legte er seine prächtigen Gewänder ab und zog schlichte weiße Leinenkleidung an.
Jom ha-Schoa „Tag der Katastrophe“, Opfergedenktag in Israel zur Erinnerung an die Opfer
des NS-Regimes im April.
Im Jahre 1948 wurde vom Oberrabbinat Israels der 10.Tewet(des jüdischen Kalenders)
zum Tag des allgemeinen Kaddisch-Sagens für alle jene festgelegt, deren Todestag unbekannt ist.
Judenbischof ein im Mittelalter von der christlichen Obrigkeit eingesetzter Vertreter
regionaler Judenschaften (insbes. im rheinischen Gebiet); das Amt des
‚Episcopus Judaeorum’ war meist auf ein Jahr begrenzt, dessen Inhaber
konnte auch gleichzeitig Rabbiner einer Gemeinde sein.
Judeneid ist ein Schwur, der bis ins 19.Jahrhundert bei Rechtsstreitigkeiten mit
Christen abgelegt werden musste. Die spätmittelalterlichen Judeneide setzten
sich meist aus drei Bestandteile zusammen: der Unschuldsbeteuerung, der
Anrufung Gottes und der Selbstverfluchung bei Meineid.
Ein erster schriftlich überlieferter Judeneid datiert um 1200; es ist der
sog. „Erfurter Judeneid“, der auf den Erzbischof Konrad von Mainz zurückgeht.
Judengasse siehe: Ghetto
Judenhut Im Mittelalter mussten die männlichen Juden (außerhalb des Ghettos) eine
sie kenntlich machende Kopfbedeckung tragen.
Diese Verpflichtung galt seit dem 4.Lateranenkonzil; im Jahre 1555 legte
Papst Paul IV. fest, dass der Hut gelb und spitz zulaufend zu sein habe.
Eine weitere Stigmatisierung von Juden war der ‘Gelbe Fleck’, ein
kreisförmiger Ring, der sichtbar auf die äußere Kleidung geheftet sein musste.
Judenlandtag Hier versammelte sich Vertreter der überregionalen Landjudenschaft, um
verbindliche Entscheidungen über Recht, Ritus und Lehre zu treffen;
außerdem dienten die gewählten Vertreter des Judenlandtages als
Ansprechpartner für die Landesherren, z.B. in der Frage der Steuereintreibung.
Judenregal Bis in die erste Hälfte des 14.Jahrhunderts hatten die Juden kollektiv unter
dem Schutz des Kaisers gestanden, der allerdings nicht immer wirksam gewesen war.
In Konsequenz aus dem Versagen des kaiserlichen Schutzes übertrug Kaiser Karl IV.
in der "Goldenen Bulle" (1356) alle Schutzrechte über die Juden den Kurfüsten.
Das Judenregal stand nunmehr als eines neben anderen wie z.B. dem Bergwerks- oder
Zollregal: Es waren Rechte, die man an bestimmte Personen gegen Zahlung eines
festgelegten Betrages verlieh. Die Juden konnten sich von nun an Schutz vor
Vertreibungen und Übergriffene erkaufen. Von den Kurfürsten gingen diese Rechte
allmählich auf Landes-, Grund- und Stadtherren über.
Judensau Der Begriff bezeichnet ein im Mittelalter entstandenes häufiges Bildmotiv
der antijudaistischen Karikatur; die Darstellung ist auf Steinreliefs bzw.
Skulpturen und in Hetzschriften zu finden; dabei zielt die Verwendung des
Schweinemotivs auf eine Demütigung ab, da das Schwein im Judentum als besonders
unrein gilt.
Judenschule Bis ins 19.Jahrhundert gebräuchlicher Begriff für Synagoge
Kabbala „Überlieferung“, Bezeichnung für die jüdische Mystik und Geheimlehre, die seit
Ende des 12./13.Jahrhunderts in Südfrankreich und Spanien entstand (ihr Vorläufer
war die esoterische Bewegung in der Antike); spielte in vielen chassidischen Bewegungen
eine Rolle. Die Kabbala enthält viele jüdische Traditionen und Lehren, die die
Vorstellungskraft des jüdischen Volkes in seiner gesamten Geschichte widerspiegeln.
Besonders viele Anhänger fand die Kabbala im 18. und 19.Jahrh.; doch nach Franz. Revolution
wurde sie von den Juden Mittel- und Westeuropa weitgehend aufgegeben.
Kaddisch Totengebet (Heiligungsgebet, Lobpreisung Gottes). Das Aufsagen des Kaddisch schließt
ein Begräbnis ab. Zum Kaddisch ist eine Gemeinschaft von mindestens zehn religionsmündigen
Männern notwendig.
In deutscher Übersetzung lautet es:
Erhoben und geheiligt werde sein großer Name auf der Welt, die nach seinem Willen von Ihm erschaffen wurde - sein Reich erstehe in eurem Leben in euren Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel, schnell und in nächster Zeit, sprecht: Amen! Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten. Gepriesen und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht, gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei der Name des Heiligen, gelobt sei er, hoch über jedem Lob und Gesang, jeder Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprecht Amen. Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz Israel zuteil werden, sprecht Amen. Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, er stifte Frieden unter uns und ganz Israel, sprecht Amen.
Kahal Plural: „Kahalim“, hebr. „Versammlung“, ist die Bezeichnung für die Führung einer Gemeinde
Kahal medina Landjudenschaft
Kalender Die jüd. Zeitrechnung beruht auf der Berechnung des Zeitpunktes der Entstehung der Welt:
1991 = 5752 (1991 + 3761 = 5752; d.h. zum Gregorianischen Kalender müssen jeweils 3761 Jahre
hinzugezählt werden)
Das jüdische Jahr hat 12 Monate mit insgesamt 354 Tagen; das neue Jahr beginnt im September mit dem Fest
Rosch ha-Schana
Monate und Feiertage:
Tischri (September-Oktober) 30 Tage
1./2. Neujahrsfest (Rosch ha-Schana)
3. Fastengedalja
10. Versöhnungsfest (Jom Kippur)
15./16 Laubhüttenfest (Sukkot)
21. Palmfest (Hoschana rabba)
22. Laubhüttenfest VIII (Schemini Azeret)
23. Gesetzesfreude (simchat Tora)
Marscheschwan (Oktober-November) 29 Tage
Kislew (November-Dezember) 30 Tage
25. Chanukka I
Tewet (Dezember-Januar) 29 Tage
3. Chanukka VIII
10. Fastentag (Assara bi-Tewet)
Schewat (Januar-Februar) 30 Tage
15. Festtag (Chamissa Assar bi-Schewat)
Adar (Februar-März) 29 Tage
13. Fasten Esther
14. Purim
15. Schuschan Purim
Nissan (März-April) 30 Tage
15./22 Pessach
Ijjar (April-Mai) 29 Tage
18. Lag ba-Omer
Siwan (Mai-Juni) 30 Tage
6./7. Wochenfest (Schawout)
Tammus (Juni-Juli) 29 Tage
17. Fastentag (Schiwa-Assar be-Tammus)
Aw (Juli-August) 30 Tage
9. Trauer- und Fastentag (Tischa be-Aw)
15. Festtag (Chamissa Assar be-Aw)
Elul (August-September) 29 Tage
Kammerknechtschaft Bezeichnung für das aus dem Judenprivileg Kaiser Ludwig d. Frommen abgeleitete
Verhältnis der Schutzjuden gegenüber dem Königshof.
Im 13.Jahrh. entwickelte sich die Kammerknechtschaft unter Kg. Rudolf I.v. Habsburg
als ausschließliches Abhängigkeitsverhältnis, das den Juden die Freizügigkeit und
die Verfügungsgewalt über ihr Vermögen nahm.
Karäer Jüdische Sekte, bestand seit dem 13.Jahrhundert, lehnte den rabbinischen Judaismus ab
und anerkannte nur die Schriften (Mikra); bis heute lebt eine kleine Gruppe von Karäern in Israel.
Kaschrut Vorschriften der rituellen Reinheit, vor allem Bezeichnung für die Speisegesetze.
siehe dazu: koscher
Kehilla/Kehille hebr.: „Gemeinde“
Ket(t)ubah auch Ketubba („das Geschriebene“), Eheurkunde (Hochzeitskontrakt)
Das vom Ehemann unterzeichnete Dokument beschreibt dessen Pflichten seiner Ehefrau
gegenüber; zudem ist die Höhe der Summe festgesetzt, die er im Falle einer Scheidung
zu zahlen hat. Anlässlich der Hochzeit wird die Ketubah öffentlich verlesen, von
zwei Zeugen gegengezeichnet und der Ehefrau übergeben.
(siehe dazu auch: Heirat)
Kiddusch „Heiligung“, Einweihung des Sabbat oder eines Festtages, Gebet des Hausherrn mit
einem Segen über einem Becher Wein
Kiddusch Hachaim „Heiligung des Lebens“, Bezeichnung für den jüdischen Widerstand gegen den
den Nationalsozialismus
Kiddusch Haschem „Heiligung des göttlichen Namens“, Bezeichnung für vorbildliches Verhalten
eines Juden, der bewusst sein Leben für den Glauben hingibt
Kip(p)a Käppchen (jiddisch: Jarmulka), das beim Gebet, während der Gottesdienste oder
oder ständig auf dem Kopf getragen wird
Klaus Lehrhaus für Talmud- und Thora-Studien für einen geschlosenen Schülerkreis,
häufig Synagogen angeschlossen
Klezmer Volkstümliche Musik der osteuropäischen Juden mit Cymbal, Geige, Flöte,
Klarinette und Kontrabass
Im 15./16.Jahrhundert entwickelten Volksmusikanten („Klezmorim“) eine
weltliche jüdische Musik; dabei orientierten sie sich an religiösen
Traditionen. Ihr musikalisches Repertoire wird allem bei Hochzeiten und
anderen Festen gespielt.
Kohen (Plural: „Kohanim“), ursprünglich Priester im Tempel, später ein Jude, dessen
Vorfahren aus einer Priesterfamilie entstammen.
Auf Grabsteinen von Nachkommen des Priesterstammes findet man das häufig benutzte
Symbol zweier Hände, deren Mittelfinger abgespreizt sind und die an den Daumen
zusammenstoßen (‚Segnende Hände’).
ko(a)scher „rituell rein“, Bezeichnung für die korrekte Benutzung von Kultgegenständen sowie
für die gemäß den Vorschriften durchgeführte Schlachtung von Tieren und Zubereitung
von Nahrung (z.B. Verbot des gleichzeitigen Verzehrs von Fleisch und Milch sowie des
Genusses von Schweinefleisch: „Du sollst ein Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen !“
und Entfernung sämtlicher Blutreste aus dem Fleisch „Blut ist Lebenskraft, und Du sollst nicht
zusammen mit dem Fleisch die Lebenskraft verzehren !“ (siehe: Schechita)
"Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen.” (3. Buch
Mose, Kapitel 11, Vers 3). “ ... alle Tiere mit Flossen und Schuppen, die im Wasser ... leben, dürft
ihr essen.” (3. Buch Mose, Kapitel 11, Vers 9).
In orthodoxen Haushalten werden die Speisevorschriften als Teil der religiösen Gebote strikt eingehalten.
„Kristallnacht“ NS-Ausdruck für den Pogrom vom 9.Nov. 1938
Ladino Bezeichnung für das jüdische Spanisch, das nach der Verfolgung und Vertreibung
der Juden aus Spanien und Portugal durch die Inquisition noch in Nordafrika und
Saloniki einige Zeit als Umgangssprache erhalten blieb
„Lager des Ostens“ NS-Begriff für die Zielrichtung der Deportationen („Umsiedlungen“) in den Kriegsjahren
Landjudenschaft Korporativer Zusammenschluss aller Juden in einem Herrschaftsgebiet mit (fast)
autonomen Organisationsstrukturen in der frühen Neuzeit.
Eine Aufgabe ihrer Vertreter bestand in der Festlegung/Verteilung der kollektiv
von der Judenschaft geforderten Steuern und Abgaben.
Der Landjudenschaft stand der Landesrabbiner vor.
Laubhüttenfest In Gedenken an die 40jährige Wanderschaft durch die Wüste wird eine Sukka - eine
Hütte aus Laub und Reisig - errichtet; in ihr verbringt man eine möglichst lange Zeit
während einer Woche.
Lavabo Handwaschbecken für rituelle Waschungen in der Vorhalle von Synagogen (auch in Kirchen)
Leviratsehe Gesetzlich vorgeschriebene Ehe einer kinderlosen Witwe mit dem Bruder des verstorbenen Ehemannes
Leviten Angehörige des Stammes Levi, die als in Tempeln Tätige den Priestern unterstellt waren;
es gehörte zu ihren Aufgaben, den Priestern die Hände zu waschen (Levitenkanne)
Lafaje hebr.: "Begleitung/Geleit", Leichenbegängnis
Maariw Abendgebet, neben Schacharit (Morgengebet) und Mincha (Mittagsgebet) eines der
drei täglich verrichteten Gebete
Machsor „Kreislauf“ des Jahres (Zyklus), ist ein Gebetbuch für die religiösen Feiertage
(im Gegensatz zum Sidur = Buch der täglichen Gebete)
Maggid „Verkünder”, religiöser Volksredner im östlichen Judentum
Makkabiade auch „Makkabia“ genannt, größte internationale jüdische Sportveranstaltung (ähnlich den
Olympischen Spielen), entstanden in den 1930er Jahren aus der zionistischen Makkabi-Sportbewegung;
erstmalig ausgetragen 1932 in Tel Aviv.
Seit den 1950er Jahren findet das sportliche Großereignis alle vier Jahre in Israel statt;
ebenfalls im Vierjahres-Rhythmus findet die europäische Makkabiade statt; 2015 in Berlin.
Map(p)a Plur.: „Mappot“, Wickelband, schmaler bestickter Stoffstreifen von der Beschneidung, mit
dem die eingerollte Thora gebunden wird
Marranen „Heimliche Juden“ (Marranos)aus Spanien und Portugal, die nach der Zwangstaufe durch
die Inquisition Ende des 15. Jahrhunderts ihrem Glauben weiterhin treu blieben
Maskil (Plur.: „Maskilim“), Anhänger der jüdischen Aufklärung („Haskala“)
Matrikel Nach dem „Judenedikt“ (1813) wurden die jüdischen Familien in Bayern erfasst (1817).
Eine festgelegte Familienzahl wurde einem Ort zugewiesen; diese durfte nicht vergrößert werden.
Mazza (Mazzot) ungesäuertes Brot für Pessach („Brot der Trübsal“), Zeichen der Erinnerung an den
Auszug aus Ägypten, der in solcher Eile erfolgte, dass das Brot nur so gebacken werden konnte.
Megilla(h) hebr. “Rolle”, Plur.: „Megillot“; ist eine Rolle, in welcher der Text der Geschichte
der Esther geschrieben steht; im Gegensatz zur Tora sind hier Bilder erlaubt.
Meil Thora-Mantel; umhüllt, schützt und schmückt die eingerollte Thora
Memorbuch Gedenkbuch zum Gebrauch in den jüdischen Gemeinden mit einer Gebetssammlung,
einem Nekrologium (Personenliste) und einem Martyrologium (Verzeichnis von Märtyrern
oder Märtyrerorten); das „Nürnberger Memorbuch“ ist eines der berühmtesten.
Menora Siebenarmiger Leuchter, ältestes jüdisches Symbol und Kultgegenstand
Mesusa metallene oder hölzerne Kapsel mit Thora-Auszügen, die schräg am rechten Türpfosten
eines jüdischen Hauses befestigt wird. Es ist üblich, die M. beim Betreten oder
Verlassen des Hauses zu berühren.
Midrasch Methode der Bibelexegese: Erläuterung von Tora-Abschnitten und religiösen Gesetzen
in Form einer Geschichte oder eines Gleichnisses.
Im Gegensatz zum Talmud besitzt der Midrasch keinen religionsgesetzlich verbindlichen Charakter.
Mikwe(h) rituelles Bad; gehört zu den ältesten Institutionen einer jüdischen Gemeinde.
Vorschrift ist, dass dieses Bad mehr als 800 Liter (= drei Kubik-Ellen) quellendes oder
fließendes Wasser fassen muss. Es wird vor dem Sabbat, einer Trauung u.ä. besucht; es gewährt
vor allem geistige Reinigung.
Für Frauen war der Besuch des rituellen Tauchbades nach der Menstruation und nach Entbindungen
obligatorisch. Zuweilen wurden auch Gegenstände in Mikwen gereinigt.
Im Volksmund wurde das jüdische Bad auch Tauche, Judenduck oder Tunk genannt.
Mila(h) Beschneidung; wird am achten Tag nach der Geburt eines Knaben als Zeichen des Bundes mit Gott
durchgeführt. Aus der Beschneidungswindel wird ein Band (Thorawimpel) hergestellt, mit dem
beim ersten Synagogenbesuch des Jungen die Thora umwickelt wird, um seine Verbundenheit mit
dem ‚Gesetz Mose’ symbolisch zu festigen.
Minjan hebr.: “Zahl”, Mindestzahl von zehn Männern (älter als 13 Jahre), die zur Durchführung des
synagogalen Dienstes anwesend sein müssen.
Mincha “Mittagsgebet”, das zweite der drei Gebete, die jeder Jude täglich verrichten muss
Minhag hebr.: ”Brauch”; Minhagim sind traditionelle, mündlich überlieferte Gebräuche einer Religion,
die von Generation zu Generation weitergegeben werden; sie sind nicht durch das Religionsgesetz
vorgeschrieben.
Bräuche haben sich regional unterschiedlich entwickelt, sodass es erhebliche Unterschiede zwischen
den Bräuchen aschkenasischer und sephardischer Juden gibt.
Mi Scheberach dabei handelt es sich um den Segen, den der Rabbiner/Vorbeter jedem zur Thoralesung aufgerufenen
Teilnehmer am Gottesdienst erteilt
Mischkan mobiles Heiligtum, das die Juden auf ihrer 40jährigen Wanderung ins Gelobte Land begleitete
Mischna „Wiederholung“, „Lehre“; erste Kodifizierung des mündlichen jüdischen Gesetzes
Mischmarot hebr. “Wächter”; bezeichnet die Einteilung der Priester und Leviten in 24 Gruppen, die
abwechselnd den Tempeldienst verrichteten.
Misrach ist das hebräische Wort für „Osten“ und bezeichnet zugleich die Gebetsrichtung der
der Juden nach Osten; der Begriff wird auch für die Bildtafel verwendet, die in Synagogen und
auch in jüdischen Wohnungen an der Ostwand (Richtung Jerusalem) angebracht ist.
Mohel Beschneider
Mizrachi orthodoxe zionistische Organisation mit eigener Arbeiterbewegung, die 1955 in Israelin der
"National-Religiösen Partei" aufging.
Moschav genossenschaftlich organisierte Siedlung in Israel, von denen es etwa 350 gibt.
Das Land bleibt in der Regel im Besitz des Staates; jede Familie führt einen eigenen Haushalt
und bearbeitet den Boden auf eigene Rechnung. Maschinen und größere Geräte werden gemeinsam
angeschafft, die Erzeugnisse von der Genossenschaft vertrieben.
Münzjuden Personen jüdischen Glaubens, die als Lieferanten von Münzmetall (oder Pächter einer Münze)
in fürstlichen Diensten standen und das Geldwechselgeschäft auf eigene Rechnung betrieben.
Mussaf-Gebet Zusatzgebet am Sabbat und an Festtagen, es schließt sich an die Thoralesung an und
beinhaltet die Bitte um Rückkehr ins Heilige Land
Mussar-Bücher „Moral“-Bücher, sind belehrende Schriften über Ethik und Lebensführung (z.B. bei Erziehungsfragen,
im Familienleben u.a.)
Nefele „Fehlgeburt“, ist die Bezeichnung des Teils eines Friedhofs, der für Kinder, die im Alter bis
zu einem Jahr gestorben sind, vorgesehen ist.
Ner Tamid ewiges Licht; ist in der Synagoge zur Erinnerung an den Tempel in Jerusalem vor
dem Thoraschrein an langen Ketten aufgehängt
Omed (auch Amud) Lesepult des Vorbeters in der Synagoge
Omer hebr.: „Garbe“, Bezeichnung der 50 Tage zwischen Pessach und Schawuot
orthodoxe Juden strenggläubige Juden; die Orthodoxie hält mit großer Gewissenhaftigkeit am
Althergebrachten fest und lehnt jede Veränderung (Erneuerung) strikt ab.
„Ostjuden“ jüdische Bevölkerung in den osteuropäischen Ländern, die (im Gegensatz zu den Westjuden)
sich nur wenig an die jeweilige Umgebung angepasst hatte und orthodoxe Traditionen bewahrte.
Um 1930 lebten etwa 85.000 Ostjuden (davon ca. 56.000 mit polnischer Staatsangehörigkeit)
in Deutschland; dies entsprach etwa 15% der Juden in Deutschland.
siehe dazu: „Schtetl“
Parnas auch Barnoss, „Judenmeister“ oder „Judenbischof“ genannt, als Gewählter des Judenrates
oblag ihm die Verwaltung der Gemeinden/Landjudenschaften; auch war er Vermittler zwischen
den Gemeinden und der Landesherrschaft; zum Teil wurden die Barnossen vom jeweiligen Fürsten
Schutzherrn) eingesetzt.
Parochet synagogaler, oft reich verzierter Vorhang, der in der Synagoge die Tür des Thoraschreins verdeckt
siehe: Thora-Vorhang
parve rituell neutral; parve Speisen können mit Milchigem und Fleischigen zusammen gegessen werden.
Peies „Schläfenlocken“ (hebr.: Peot) sind der Teil des Kopfhaares, das laut biblischem Verbot nicht
geschnitten werden darf (Schläfenpartie vom hinteren Rand der Ohren nach vorn)
Pentateuch griech.: das „fünfteilige Buch“ (die fünf Bücher Moses)
siehe auch: T(h)ora
Pessach hebr.: „Verschonung“, einwöchiges (Frühlings)Fest zum Gedenken an den Auszug aus Ägypten
Pessach Haggada Buch mit Gebeten, Segnungen, Erzählungen und Liedern, die sich auf die
Befreiung des jüdischen Volkes von Ägypten beziehen und während der
Seder-Abendessen des Pessach-Festes vorgetragen werden.
Pinkasim hebr.: Brett/Schreibtafel; damit bezeichnet man die Protokollbücher der
jüdischen Gemeinden und Körperschaften
Pogrom Der aus dem Russischen stammende Begriff bedeutet „Verwüstung“. Die ersten
historisch nachweisbaren großen Pogrome ereigneten sich in der Zeit der
Kreuzzüge, als die in den rheinischen Städten lebenden Juden zu Tausenden
umgebracht wurden.
Eines der letzten Pogrome in Europa fand 1946 im polnischen Kielce statt.
Proselyten Das Judentum ist - im Gegensatz zum Christentum und Islam - keine missionarisch tätige Religion.
Es ist aber möglich, in einem komplizierten Übertrittsverfahren das Judentum anzunehmen. Der Übertritt
erfolgt vor einem Bet Din (Gerichtshof) und im beisein von drei Zeugen.
Nicht-Juden, die sich beschneiden ließen und die mosaische Lehre annahmen, wurden in antiker Zeit
als Proselyten (=Fremdlinge/Ankömmlinge) bezeichnet. Als äußeres Zeichen nimmt der P., der als
neugeborenes Kind gilt, einen hebräischen Namen an; von nun besteht keine Verbindung mehr zu seinen
leiblichen Eltern, sondern zu Sara und Abraham, dem Stammvater.
Die bekannteste Proselytin der Bibel ist Rut, Angehörige der Moabiter, die dann Stammmutter
des Geschlechts König Davids wurde.
Purim ist ein Freudenfest im März/April mit Geschenken und maskierten Umzügen (erinnert an den Fasching).
Das Wort Purim heißt „Lose“. (Mit einem Los sollte entschieden werden, an welchem Tag die Juden im
Perserreich umgebracht werden sollten)
Man feiert hier die Jüdin Esther, die als Frau des Perserkönigs Xerxes im 5.Jahrhundert v.Chr.
einen Massenmord an ihren Glaubensgenossen verhinderte, den der Wesir Hamán geplant hatte.
Alljährlich beim Purimfest wird die Esther-Rolle gelesen und gesungen.
Rabbi(ner) „Meister“, übernahm die Funktion der geistigen und sozialen Leitung einer Gemeinde, die Leitung des
Dienstes in der Synagoge und das zivilrechtliche Richteramt
Bedeutende Rabbinerseminare bestanden seit 1854 in Breslau und seit 1873 auch in Berlin.
Seit Anfang der 1970er Jahre werden im Reformjudentum auch Frauen ordiniert.
Rimmonim silberne Thora-Aufsätze in der Form von Granatäpfeln
Ritualmord Der Vorwurf des Ritualmordes ist seit dem 12.Jahrhundert fester Bestandteil des christlichen
Antijudaismus und löste häufig Pogrome gegen die Juden aus. Um Geständnisse zu erpressen,
wurde im Mittelalter die Folter angewendet.
Noch im 20.Jahrhundert wurde die Anschuldigung des Ritualmordes als Tatsache hingestellt
und diente propagandistisch zur Diskriminierung der Juden als „unser Unglück“.
Rosch Chodesch Monatsanfang. Der jüd. Monat beginnt mit dem Erscheinen des Neumondes (Molad), der
ursprünglich nicht berechnet, sondern von zwei Augenzeugen vor dem Sanhedrin in Jerusalem
bezeugt werden musste.
Dieser Tag gilt als „Halbfeiertag“, an dem Arbeit erlaubt ist.
Rosch ha-Schana Neujahrsfest, wird am 1. und 2. Tag des Monats Tischri (September/Oktober) gefeiert,
zählt zu den hohen Feiertagen, Beginn der zehn Bußtage: An diesem Tag muss sich jeder
Mensch vor Gott verantworten.
In der Synagoge wird auf einem Widderhorn (= Schofar) geblasen, um die Sünder zur Reue
zu bewegen. Zu Hause taucht der Vater mit den Worten: „Gott möge uns ein gutes und süßes Jahr
geben“ einen Apfel in Honig.
Zehn Tage später findet dann das höchste jüdische Fest „Jom Kippur“ statt.
Sabbat Ruhetag am siebten Tag der Woche zur Erinnerung an den Ruhetag Gottes am 7.Tag der
Schöpfungsgeschichte, beginnt am Freitagabend und endet am Samstagabend nach Einbruch der Dunkelheit.
Nach der Schöpfungsgeschichte hat Jahwe selbst zuerst den Sabbat gefeiert und für heilig erklärt.
Die Sabbatpraxis wurde im Laufe der jüdischen Geschichte immer strenger, hat aber im heutigen Judentum
keine allgemein anerkannte Verbindlichkeit.
Im orthodoxen Judentum herrscht strenges Arbeitsverbot, was z.B. auch die Benutzung des Autos
ausschließt.
Die Frau des Hauses entzündet die Sabbat-Kerzen, der Mann segnet Wein und Brot. Das im Kreise der
Familie begangene, von Gebeten und der Thoralesung in der Synagoge begangene Fest endet am Samstagabend
mit dem Dunkelwerden.
Sanhedrin Rat, Gerichtshof, galt in griech.-röm.Zeit als oberste politische, juristische und
religiöse Körperschaft der jüdischen Bevölkerung in Palästina
Sargenes hebr.: "Tachrichim", Totenhemd aus ungefärbten Leinen,
verheiratete Männer pflegten als Frömmigkeitsübung das Totenhemd am Jom Kippur, oft auch am Sederabend
zu Pessach zu tragen
Schacharit Morgengebet
Schadjan Heiratsvermittler
Schächten siehe: Schechita
Schalom „Friede“, als Begrüßungswort gebräuchlich
Schammes hebr.: „Schammasch“, Synagogendiener, stand dem Vorsteher der Synagoge bei der Leitung
des Gottesdienstes zur Seite, rief die Gläubigen in die Synagoge, indem er an die Türen
der Häuser klopfte; fungierte oftmals auch als Vollstreckungsbeamter des Gerichtshofs
Schawuot das „Wochenfest“ wird 50 Tage nach Pessah gefeiert und erinnert an den Tag, als Gott
am Berge Sinai die Juden unter ihrem Führer Mose zu seinem auserwählten Volke machte und ihm
die Thora übergab.
Schechita hebr.: „Schächten“, einzig erlaubte Schlachtmethode für Tiere, die zum Verzeht erlaubt sind.
Das Schächten erfolgt - mit einem geprüften scharfen Messer Challaf) – durch einen Fachmann (Schochet),
der mit einem einzigen Schnitt die Halsschlagader durchtrennt, damit das gesamte Blut auslaufen kann.
Schema Jisrael „Höre (Israel)“, das erste Wort im jüdischen Glaubensbekenntnis, das die Einheit Gottes verkündet
Schemini Azaret „Schlussfest“, Abschluss von Sukkot, in Israel identisch mit Simchat Tora
Schiwa(h) Die sieben Trauertage nach einer Beerdigung
Schläfenlocken siehe: Peot
Schmuser Heirats- und Handelsvermittler; die in überwiegend ärmlichen Verhältnissen lebenden
Schmuser waren zumeist bei Viehhandelsgeschäften tätig. Sie kannten sich in ihrer Umgebung
genauestens aus und konnten deshalb "Geschäfte" anbahnen
Schochet siehe: Schechita
Schofar hohles Widderhorn, das z.B. an Rosch-ha-Schana einhundertmal geblasen wird;
ursprünglich als Signalinstrument bei Gefahr, aber auch beim Tempeldienst verwendet.
Schtetl jüdische Kleinstadtgemeinde in Osteuropa; die ostjüdischen „Schtetl“ waren oft durch
Armut und Enge gekennzeichnet. Die Juden lebten hier von der übrigen Welt völlig isoliert
und verharrten zumeist in mittelalterlichen Lebensformen; denn die Aufklärung und die
Emanzipation in Westeuropa gingen an den Ostjuden spurlos vorbei.
Im „Schtetl“ gab es eine spezifische jüdische Kultur und Religiosität; gesprochen wurde hier
Jiddisch.
Zahlreiche ihrer in drückender Not lebender Bewohner suchten um 1880/1900 ihr Heil in der Emigration
nach Nordamerika.
Die untergegangene Kultur des „Schtetl“ ist vielfältig in den bildenden Kunst (Chagall) und Literatur
(S.Asch und B.Singer) bewahrt.
Schulchan Aruch „Der gedeckte Tisch“; Zusammenfassung des geltenden jüdischen Religionsgesetzes von
Joseph Karo aus dem 16.Jahrhundert (basierend auf einem Kompendium des Gelehrten Jakob ben Ascher
aus dem 14. Jahrh.); für die orthodoxe Strömung des Judentums hat dieser Kodex verbindlichen
Charakter.
Schulklopfer Synagogendiener, der durch das Klopfen mit einem Holzhammer an die Haustüren am Freitagabend
das Ende des Werktags und den Beginn des Sabbats kundtat.
Schutzbrief als Inhaber des Judenregals verfügten Kaiser/Könige - seit dem 14.Jahrhundert immer mehr die
Territorialherren - über die Niederlassung von Juden, indem sie Schutzbriefe (gegen Gebühr)
ausstellten, die meist zeitlich befristet waren. Neben individuellen Schutzbriefen gab es auch
sog. "Generalgeleite" (für eine Gruppe von Juden); Juden mit solchen ‚Briefen’ nannte man
„Schutzjuden“ bzw. „vergleitete“ Juden.
Seder festliches Familienmahl, wird an den ersten beiden Tagen des Pessach-Festes mit
symbolischen Speisen und ungesäuerten Broten (Mazzen) gefeiert.
Selicha hebr.: „Vergebung“ (plural: Selichot), Begriff für die besonderen Gebete um Vergebung;
besonderes Gewicht hat die Selicha am Jom Kippur
Sephardim Bezeichnung für die Juden aus Spanien und Portugal, vertrieben durch die Inquisition,
behielten im Exil ihre eigene kulturelle und sprachliche Tradition bei
Shoah „Vernichtung“, „Katastrophe“
siehe: Holocaust
Siddur Gebetbuch für den Alltag und Sabbat in den aschkenasischen Gemeinschaften
(im Gegensatz zum Machsor: Gebetbuch für die religiösen Feiertage)
Sidra auch „Parascha“ genannt, Wochenabschnitt der Thora
Simchat Tora „Gesetzesfreude“, Abschluss des jährlichen Lebenszyklus der fünf Bücher Mose
gleichzeitig Erntedankfest (siehe: Sukkot)
Slichaus-Tage Morgengottesdienste vor den hohen Feiertagen
Sofer speziell ausgebildeter Schreiber, der Thora-Rollen, Eheverträge oder andere
hebräische Texte fertigte
Sohar „Buch des Glanzes“, wichtigstes kabbalistisches Werk, geschrieben von Moses ben
Schem Tow (aus Leon) im späten 13.Jahrhundert; es ist eigentlich ein mystischer Kommentar
zur Bibel und gibt dem frommen Juden, z.B. Anweisungen für das Sabbatritual
Sukkot(h) „Laubhüttenfest“, einwöchiges Freuden- und Erntefest; hier wird eine Laubhütte (Sukka)
als Symbol für die Unabhängigkeit Israels nach dem Auszug aus Ägypten errichtet.
Ein Symbol des Festes ist der Feststrauß (Lulav), bestehend aus Palmwedel, Myrte, Bachweide
und Etrog (= Zitrusfrucht), der daran erinnern soll, dass Sukkot gleichzeitig das Erntefest war.
Synagoge auch „Schul“ genannt, Haus der Zusammenkunft der jüdischen Gemeinde zu Gebet und Lehre,
Zentrum des Gemeindelebens
Tahara Waschung des Verstorbenen; auf größeren Friedhöfen nutzte man ein Tahara-Haus dafür
Tallit Gebetsmantel, länglicher Tuchstreifen mit Quasten (=Schaufäden), die an die Gebote der
Thora erinnern sollen.
Talmud „Lernen“, „Lehre“, „Studium“; Enzyklopädie, die im Laufe vieler Jahrhunderte entstand und
sich mit Fragen des menschlichen Lebens beschäftigt; es ist eine Interpretation der Thora
“Der Talmud ist der Katholizismus der Juden. Er ist ein gotischer Dom, der durch seine himmelskühne
Riesenhaftigkeit uns in Erstaunen setzt.” Heinrich Heine)
Tanzhaus hebr.: „Beth chatunnoth“, war eine gemeindliche Einrichtung, die es im Mittelalter überwiegend
bei Judengemeinden im deutsch-sprachigen Raum gab; diente nicht nur bei Hochzeiten, sondern wurde auch
als multifunktionales Gemeindezentrum genutzt.
Tas(s) silbernes Schild an der Thorarolle; es symbolisiert den Brustschild des Hohepriesters im Tempel
von Jerusalem
Tassafot „Zusätze“, sind Erläuterungen und Exkurse zu Einzelstellen der Kommentare Raschis zum Talmud
von französischen Talmudgelehrten (12.- 14.Jahrhundert)
Tauche siehe: Mikwe
Tefillin Gebetsriemen, die sich die Männer während des Gebetes an der linken Hand und an der Stirn befestigen.
An den Tefillin sind kleine würfelförmige Lederkapseln befestigt, die Pergamentstreifen mit dem Text
der Thora-Stellen aus dem 5.Buch Mose (6.8 und 11.18) enthalten.
Die Hand-Tefillin umschlingen den linken Oberarm siebenmal; der Kopf-Tefillin wird so angelegt,
dass die Kapsel genau in der Mitte der Stirn sitzt.
Zum Abendgebet werden Tefillin nicht angelegt.
Tischa be-Aw Fastentag (im Jahre 1993: 27.Juli) und Trauertag, erinnert an die Zerstörung des ersten
(586 v.Chr.) und zweiten Tempels (70 n.Chr.) in Jerusalem.
T(h)ora „Lehre“, „Unterweisung“; Heilige Schrift des Judentums, die fünf Bücher Mose, T(h)ora-Rolle
von Hand geschrieben, im T(h)ora-Schrein aufbewahrt.
Um die T(h)ora wird ein metallenes T(h)ora-Schild gehängt, auf dem man sehen kann, wie weit die Rolle
bereits gelesen wurde.
T(h)ora-Wimpel siehe: Mila(h)
T(h)ora-Zeiger siehe: Jad
Tossefta aram.: Hinzufügung, Ergänzung; eine Sammlung mündlicher Überlieferungen und Traditionen
des Judentums aus rabbinischer Zeit, die nicht in der Mischna enthalten sind und diese ergänzen.
tre(i)fe rituell unrein, im Gegensatz zu koscher
Vergleitung siehe: Schutzbrief
Wochenfest „Schawuot“, Erntefest und Fest zur Erinnerung an die Offenbarung der fünf Bücher Moses am Sinai
50 Tage nach dem Pessach-Fest
Yad Vashem hebr. “Denkmal und Name”, ist weltweit die bedeutendste Gedenkstätte für die nationalsozialistische
Judenvernichtung; sie wurde 1953 auf Beschluss der Knesset in Jerusalem begründet.
Zaddik „Der Gerechte“, „Der Fromme“; bezeichnet eine herausragend weise und fromme Person,
Bezeichnung für chassidische Rabbis
Zedakah hebr. „Wohltätigkeit“, die als verpflichtende moralische Kategorie gilt. Der Geber darf
den Empfänger nicht als ‚minderwertig’ erachten und ihn dessen Armut nicht spüren lassen.
Mit der Herausgabe eines Teils seiner Vermögens zum Wohle der Armen konnte der Spender
vor Sünde bewahrt werden.
Zensit Gemeindesteuerzahler
Zion In der Antike als Synonym für Jerusalem, das jüdische Volk oder auch als Bezeichnung für
den Tempelberg benutzt; später wurde das Wort vor allem in religiösen Schriften benutzt
Zionismus Das Wort „Zion“ war ursprünglich die Bezeichnung für eine Anhöhe und die auf dieser gelegenen Burg
in Jerusalem; danach wurde der Begriff zum Synonym für die Heiligtümer Jerusalems („Heiliges Land“).
Zionismus ist die politische Bewegung mit dem Ziel zur Errichtung einer „nationalen jüdischen Heimstätte
in Palästina“. Seit 1880 bildete sich die zionistische Bewegung (Theodor Herzl "Judenstaat").
1897 wurde die Zionistische Weltorganisation gegründet.
Zizith Schaufäden am Tallit (Gebetsmantel)
Die Zizith befinden sich an den vier Ecken des Gebetsschals; es sind lange Fransen, die herabhängen und
den Gläubigen an seine Pflichten (Gebote) erinnern sollen.
“Rede mit den Kindern Israels und sprich zu ihnen, dass sie und ihre Nachkommen sich Quasten machen an
den Zipfeln ihrer Kleider ... sooft ihr sie anseht, sollt ihr an alle Gebote des Herrn denken.”