Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen)

Düsseldorf ist die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen und Behördensitz des Regierungsbezirks Düsseldorf; sie ist mit derzeit ca. 630.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Reg.bezirk Düsseldorf', aus: rheinische-geschichte.lvr.de).

 

Seit Ende des 17.Jahrhunderts sind jüdische Familien in Düsseldorf urkundlich belegt; doch bereits im 14.Jahrhundert hatten sich jüdische Familien hier angesiedelt, waren aber um 1440 vom Landesherrn, dem Herzog Gerhard von Berg, vertrieben worden. Erst 1671 erhielten die Juden der Herzogtümer Jülich und Berg regelmäßig die erforderlichen herzoglichen „Geleite“, die ihnen gegen Entrichtung von Sondertributen das Niederlassungsrecht sicherten. Von nun an konnten auch in Düsseldorf jüdische Familien dauerhaft ansiedeln. Als Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums entwickelte sich Düsseldorf zu einem Zentrum der jülisch-bergischen Juden.

Stadtansicht von Düsseldorf – Stich von Merian, um 1650 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Im Jahre 1712 wurde die erste Synagoge an der heutigen Neusser Straße errichtet; sie war ein Geschenk von Joseph Jakob von Geldern, dem reichsten Juden in der Stadt. Doch ging das Gebäude bereits 1758 in städtischen Besitz über, sodass die Juden Düsseldorfs in den folgenden Jahrzehnten ihre Gottesdienste in privaten Beträumen abhielten. Erst 1792 konnte die jüdische Gemeinde eine neue Synagoge in der Karlstadt, an der Kasernenstraße, einweihen, die sich jedoch nach wenigen Jahrzehnten schon wieder als zu klein erwies. Ihr angeschlossen war ein Rabbiner- bzw. Gemeindehaus.

 

Bauskizzen des jüd. Gemeindezentrums, 1792 (aus: Krahe/Weidenhaupt (Hrg.), Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrh.)       

Anm.: Nach einem Umbau wurde die Synagoge im September 1875 erneut eingeweiht.

Auf Grund der Tatsache, dass die Schutzjuden des Herzogtums Berg eine unmittelbare Bindung an die Person des Landesherrn besaßen und damit ein direktes Abhängigkeitsverhältnis zu diesem bestand, betonten sie stets ihr loyales Untertanenverhältnis zum Hofe. Im August 1792 war in den „Gülich- und Bergischen Wöchentlichen Nachrichten“ der folgende Bericht zu lesen:

Düsseldorf, den 17.August 1792. Heute feierte auch die hiesige Judenschaft, zum Erstenmal in ihrer dahier neuerbauten Synagoge in der Carlstadt, das glorreiche Jubelfeste der 50jährigen Vermählung, und gnadenvollen Regierung unseres Durchl. Landesfürsten. Dieses Fest ... wurde nach den gebräuchlichen Ceremonien, in Gegenwart sämtlicher hiesigen hohen Herrschaften, auf das prächtigste vollzogen. Es wurden unter Begleitung einer fortdauernden vollständigen Harmonie, besondere Gebethe gehalten, für das ewige Wohl des besten der Fürsten, unsers gnädigsten Landesvaters; unter wessen huldreichen Schutz dies Gebäude zur Ehre Gottes errichtet ward, und so oft der hohe Name Sr. Kurfürstl. Durchl. Ausgesprochen wurde, kündigte ein Trompetenstoß solches vorher an. ... Unter andern prangten über einem Altar worauf drei brennende Kerzen, die aus Blumen gewundenen Worte: Vivat Carl Theodor und Elisabeth Augusta, und weiter unten sahe man mit hebräischer Inschrift den 7. V des 61. P: Vermehre die Tage des Fürsten, dass seine Jahre währen für und für.“

Einer der bedeutendsten Rabbiner in Düsseldorf, dessen Amtszeit mehr als 40 Jahre (beginnend 1779) währte, war ohne Zweifel Jehuda Löb Scheuer (gab. 1733 oder 1734), zugleich als Landesrabbiner von Jülich-Berg fungierend. Der als „großer Gelehrter“ in die Annalen der Gemeinde eingegangene Mann fand 1821 sein Grab auf dem Düsseldorfer Friedhof.

Einer seiner Vorgänger im Amt des Landesrabbiners von Jülich und Berg war der 1686 in Halberstadt geborene Mordechai bar Elieser Halberstadt, der 1751 nach Düsseldorf kam und hier bis zu seinem Tode (1765) wirkte. Als Kabbalist und Kenner der jüdischen Mystik führte Halberstadt diverse Dispute mit jüdischen Gelehrten seiner Zeit. 1769 starb er in Düsseldorf.

Mit der Aufhebung des Zunftzwanges und der Einführung der Gewerbefreiheit kamen immer mehr Juden nach Düsseldorf, wo sie als Kaufleute und Händler, Bankiers, aber weniger als Handwerker tätig waren.

Blick auf Düsseldorf um 1850 (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)

Als Mitte des 19.Jahrhunderts Juden auch in politischer Hinsicht völlig gleichgestellt wurden, entstand offiziell die Düsseldorfer Synagogengemeinde. Wie sehr deren Angehörigen ihre starke Einbindung in diese hiesige Gesellschaft empfanden, ist einem Schreiben der Gemeindevorsteher zu entnehmen; hierin hieß es u.a.:

„ ... Wir sind nun auch so glücklich, dass im Herzogtum Berg seit mehr als dreißig Jahren mit unsern christlichen Mitbürgern gleich und im Genusse aller politischen Rechte, wie sie, zu stehen. Wir sind Preußen, fühlen es mit Stolz, dass wir Preußen sind, und haben, seit wir es sind, unsere Pflichten als Staatsbürger gewissenhaft, gleich unsern christlichen Mitbürgern, ohne Unterschied erfüllt; unsere Brüder, unsere Söhne haben mit der nämlichen Hingebung, wie jene, ihr Blut in der Vertheidigung des Thrones und des Vaterlandes verspritzt und erfüllen bis auf diesen Augenblick ihre Militärpflicht, wir glauben es ohne Anmaßung sagen zu dürfen, mit Auszeichnung ...“

(aus: Kastner, Der Rheinische Provinziallandtag und die Emanzipation der Juden im Rheinland, Bd. 1, S. 345)

Nachdem die inzwischen vergrößerte Synagoge um 1900 sich abermals als zu klein erwies, wurde an gleicher Stelle ein Neubau errichtet; dieser war im neuromanischen Stil gestaltet und wirkte sehr repräsentativ; dieses 1904 eingeweihte Bauwerk des Architekten Josef Kleesattel bot mehr als 1.200 Menschen Platz. Gottesdienste wurden hier nach liberalem Ritus abgehalten.

Bei der Einweihung beglückwünschte der Kölner Rabbiner Dr. Francken die Düsseldorfer jüdische Gemeinde zu ihrem Gotteshaus mit den Worten: „Die Kunst hat hier einen Ausdruck gefunden, dass die neue Synagoge nicht allein ein Tempel, sondern ein Kunsttempel sei.“

 

        Synagoge an der Kasernenstraße (hist. Aufn. um 1910/1925, Stadtarchiv Düsseldorf)

1905 zählte die Jüdische Gemeinde ca. 2.900 Mitglieder. Als Gemeinderabbiner wirkte von 1907 bis 1912 Dr. Leo Baeck; sein Nachfolger war Dr. Max Eschelbacher, der diese Funktion bis zu seiner Emigration 1939 inne hatte.

Max Eschelbacher, Sohn des Rabbiners Joseph Eschelbacher, wurde 1880 in Bruchsal geboren. Nach einem Jura-Studium und seiner Promotion an der Universität München entschloss er sich Rabbiner zu werden. Nach seiner theologischen Ausbildung trat er seine erste Stelle an seinem Geburtstort Bruchsal an (1906), wechselte vier Jahre später nach Freiburg. 1912 wurde der konservativ ausgerichhtete Eschelbacher Nachfolger von Leo Baeck bei der jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Während des Novemberpogrom wurde er inhaftiert, konnte Anfang 1939 nach Großbritannien emigrieren. Nach dem Krieg hielt er sich wiederholt in Deutschland auf. Max Eschelbacher starb 1964 in London.

Neben der Hauptgemeinde gab es seit 1904 eine orthodoxe Gemeinde, die sog. „Israelitische Religionsgemeinschaft” mit eigenen Betsälen; sie hatte sich von der liberalen Gemeinde abgespalten, hielt ihre Gottesdienste ab 1904 in der Bilker Straße, später in der Poststraße ab und besaß auch einen eigenen Friedhof in Gerresheim.

  Der in Rogasen gebürtige Heinrich Weyl (geb. 1866) war fast zwei Jahrzehnte Rabbiner der Düsseldorfer Israelitischen Religionsgemeinschaft. Nach dem Besuch des Gymnasiums Altona studierte er in den 1890er Jahren an der Universität in Berlin und besuchte zugleich das dortige Rabbinerseminar, wo er 1897 seine Ordination erhielt. Nach der Promotion (Univ. Bern) wirkte er von 1901 bis 1919 als Rabbiner und Leiter der Religionsschule in Czarnikau/Posen. Unter seiner Ägide wurden Ortsgruppen des „Hilfsvereins der deutschen Juden“ ins Leben gerufen, die sich während des Ersten Weltkrieges für Flüchtlinge aus Osteuropa einsetzten. Von 1920 bis 1938 wirkte Dr. Heinrich Weyl als Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft in Düsseldorf. 1939 emigrierte er in die Niederlande. Über Westerbork führte 1943 sein Weg in das KZ Auschwitz-Birkenau, wo er ermordet wurde.

Auch die ostjüdischen Zuwanderer unterhielten in verschiedenen Düsseldorfer Stadtvierteln eigene Betsäle; sie bildeten die eigenständige orthodoxe Gemeinde „Adass Jisroel”.

Die erste jüdische Schule wurde in Düsseldorf 1819 eröffnet. Wegen der mangelhaften Ausstattung schickten aber zahlreiche Eltern ihre Kinder auf die christlichen Schulen. Über die jüdische Schule wurde berichtet, dass „jetzt nur die Kinder der Armen oder minder bemittelten Eltern dieselbe besuchen, und daher die Einkünfte des Lehrers so gering sind, daß er unter den gegenwärtigen Umständen die Schule nicht halten” könne. 1854 wurde die jüdische Schule zur öffentlichen Schule erklärt. Die Kosten übernahm die Düsseldorfer Stadtkasse. Endgültig gleichgestellt mit den übrigen christlichen Schulen wurde sie erst 1871. Doch schon sechs Jahre später wurde die jüdische Schule aufgelöst und die jüdischen Schüler auf die bestehenden anderen Schulen verteilt; nur die Erteilung des Religionsunterrichtes erfolgte weiter in der Zuständigkeit der Düsseldorfer Synagogengemeinde.

Insgesamt wurden zwölf jüdische Friedhöfe auf dem heutigem Stadtgebiet genutzt. Sechs dieser Friedhöfe sind völlig verschwunden. Obwohl Juden sich erst seit Mitte des 17.Jahrhunderts dauernd in Düsseldorf niedergelassen haben, wurde ein jüdischer Friedhof außerhalb der Stadt bereits zu Beginn des 15.Jahrhunderts erwähnt. Der erste Gemeindefriedhof entstand dann um das Jahr 1700; eine Chewra Kadischa ist spätestens seit 1762 nachweisbar.

https://friedhofulmenstrasse.files.wordpress.com/2015/07/gebetshallegc3a4rtnerwohnung1920.jpgTrauerhalle - Alter jüdischer Friedhof (hist. Aufn., Archiv der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf)

Der sog. Alte Jüdische Friedhof an der Ulmenstraße (zwischen Möhlau - und Esperantostrasse), der von 1877 bis 1922 genutzt wurde, beherbergt neben den Ruhestätten aus dieser Zeit auch die sterblichen Überreste, die vom jüdischen Friedhof an der Kasernenstraße und Bongardstraße in Pempelfort (ab 1788) stammen. Denn letzteres Gelände beanspruchte die Stadt 1877 für den Ausbau der Prinz-Georg-Straße; so wurde die Gemeinde zur Aufgabe ihres Friedhofs gezwungen.

Im Jahre 1922 wurde der sog. Neue Jüdische Friedhof, ein eigenständiger Teil des Nordfriedhofs, eingeweiht; diese Neuanlage war notwendig geworden, da das Areal an der Ulmenstraße nahezu belegt war.

Juden in Düsseldorf:

     --- 1663 ..............................      2 jüdische Familien,

 --- um 1750 ...........................     19     “       “    ,

     --- um 1770 ...........................     24     “       “    ,

     --- um 1790 ....................... ca.     90     “       “    ,

     --- 1816 ..............................    303 Juden,

     --- 1858 ..............................    608   “  ,

     --- 1885 ..............................  1.127   “  ,

     --- 1895 ..............................  1.780   “  ,

     --- 1905 ..............................  2.897   “  ,

     --- 1885 ..............................  1.127   “  ,

     --- 1895 ..............................  1.780   “  ,

     --- 1905 ..............................  2.897   “  ,

     --- 1925 ..............................  5.130   “  ,* (davon mehr als 1.000 mit ausländischer Staatsangehörigkeit)        

     --- 1933 (Juni) .......................  5.052   “  ,

     --- 1938 .......................... ca.  3.500   “  ,

     --- 1939 (Mai) ........................  1.813   “  ,

 

     --- 1958 .......................... ca.    850   “  ,

     --- 1991 .......................... ca.  1.600   “  ,

     --- 2000 .......................... ca.  5.000   “  .  (davon mehr als 2/3 Zuwanderer aus den ehem. GUS-Staaten)

       Angaben aus: A.Voigt/F.Wiesemann (Bearb.), Juden in Düsseldorf - Die Zerstörung der jüdischen Gemeinde ... , S. 3

http://static3.akpool.de/images/cards/31/311418.jpgFriedrichstrasse, Uhr - belebt :: Düsseldorf :: Ansichtskarten-Lexikon

Graf Adolfstraße  und Friedrichstraße in Düsseldorf (hist. Bildpostkarten, um 1915/20)

 

Die Düsseldorfer Juden stellten die zweitgrößte jüdische Gemeinde in der preußischen Rheinprovinz; die meisten von ihnen waren um 1900 in hohem Maße assimiliert und dem Besitzbürgertum zuzurechnen; neben Kaufleuten, Unternehmern und Angehörigen in freien Berufen gab es aber auch Handwerker, kleine Gewerbetreibende und Angestellte. Nach 1900 wuchs die jüdische Bevölkerung in Düsseldorf prozentual schneller als die übrige Stadtbevölkerung; das lag an der Zuwanderung aus ländlichen Gemeinden des Umlandes. Mit der Zuwanderung osteuropäischer Juden zu Beginn des 20.Jahrhunderts kam dann noch eine traditionell religiös-orthodoxe Gruppe hinzu, die wenig soziale Kontakte zu den ‚alten’ Düsseldorfer Juden besaß.

Antisemitische Schmierereien an der Synagogenwand (Aufn. 1929, Bundesarchiv)

Nach der NS-Machtübernahme gab es in Düsseldorf bereits ca. drei Wochen vor dem reichsweit verfügten Boykott erste „Aktionen“ gegen jüdische Geschäfte der Stadt. 

               In einem Bericht des „Düsseldorfer Tageblatts” vom 11.3.1933 hieß es:

Nachdem bereits in den letzten Tagen im Ruhrgebiet und am Niederrhein jüdische Geschäftshäuser geschlossen waren, ist es nunmehr auch in Düsseldorf zu ähnlichen Aktionen gekommen. Teilweise bereits vor Geschäftsbeginn sammelten sich an den Eingängen der Waren- und Kaufhäuser sowie der Einheitspreisgeschäfte geschlossene Trupps der SA, die an den Türen Schilder mit Inschriften wie: “Deutsche, kauft nicht bei Juden” oder “Deutsche, kauft in deutschen Geschäften” aufstellten. Die Geschäfte blieben daraufhin geschlossen bezw. stellten den Verkauf ein. ... Im Laufe des Vormittags sind im Hauptgeschäftsviertel fast sämtliche jüdische Geschäfte ... lahmgelegt worden. Durch Ueberstreichen der Schaufenster mit Schlemmkreide wurden die Läden gekennzeichnet.

                                                     NS-Flugblatt, das in Düsseldorf zum Boykott aufrief

Zwei Jahre nach der NS-Machtübernahme wurde eine jüdische Privatschule (in der Kasernenstraße) gegründet - anfangs als eine sechsklassige Schule für Mädchen und Jungen geführt; trotz Abwanderung besuchten Ende 1935 noch etwa 280 Kinder die jüdische Schule. Mitte 1942 musste die Schule endgültig schließen. Von der Stadt Düsseldorf wurde die Gründung einer jüdischen Volksschule begrüßt; in diesem Zusammenhang vertrat man den Standpunkt, dass „eine Hauptvoraussetzung für jede gedeihliche Erziehungsarbeit die rassische Übereinstimmung von Lehrern und Schülern sei, und daß Kinder jüdischer Abstammung für die Einheitlichkeit der Klassengemeinschaft und die ungestörte Durchführung der nationalsozialistischen Jugenderziehung auf den allgemeinen öffentlichen Schulen ein starkes Hindernis bilden. Ein zusätzliches neuntes und zehntes Schuljahr ergänzte den Schulbetrieb; der Schwerpunkt lag dabei auf einer berufsvorbereitenden Ausbildung. Diese jüdische Volksschule in Düsseldorf bestand bis Ende 1941; zuletzt besuchten nur noch etwa 40 Schüler die Schule.

Im Zuge der Deportation polnischer Juden (Ende Oktober 1938) wurden auch ca. 440 Düsseldorfer „Ostjuden“ nach Bentschen ins deutsch-polnische Grenzgebiet verschleppt.

Den ersten gewalttätigen Höhepunkt der Verfolgungsmaßnahmen brachte in Düsseldorf - wie in ganz Deutschland - die Nacht vom 9. zum 10.November 1938. Beim Pogrom wurden die Synagoge mitsamt dem Gemeindehaus in der Kasernenstraße in Brand gesteckt; dabei wurden auch einige Betsäle zerstört; auch die jüdische Volksschule im Nebenhaus wurde demoliert.

Ebenfalls wurden Wohnungen von Düsseldorfer Juden in der Pogromnacht zerstört, zahlreiche Menschen verletzt, sogar einige getötet. Mehr als 160 Männer und Jugendliche, aber auch 20 Frauen wurden im Polizeigefängnis in Haft genommen; ein Teil von ihnen wurden ins KZ Dachau verschleppt.

                 In der Abendausgabe der „Rheinische Landeszeitung” vom 10.11.1938 hieß es:

  

Düsseldorf, 10.11. (Eig.Ber.) - Eine ungeheure Empörung beseelte die Düsseldorfer Volksgenossen von jenem Augenblick an, da das schändliche Attentat des jüdischen Mordbuben auf den deutschen Gesandtschaftsrat und Parteigenossen vom Rath bekanntgeworden war. Wenn diese Welle der Empörung, die ganz Düsseldorf durchflutete, noch einer Steigerung fähig war, dann in dem Augenblick, als in den Abendstunden des Mittwoch durch den Rundfunk bekannt wurde, daß Pg. vom Rath den schweren, von jüdischer Mörderhand beigebrachten Verletzungen erlegen war. Aus der hellen Empörung unserer Volksgenossen über das Verbrechen der jüdischen Mörderclique kam es in den Abendstunden zu spontanen Demonstrationen gegen die Juden.  Die Düsseldorfer zogen in großen Scharen durch die Straßen, und es ist nur der außerordentlichen Disziplin der Bevölkerung zu verdanken, wenn die Rassegenossen des feigen Mörders vor Schaden an Leib und Leben bewahrt blieben. Das Verbrechen der Judenclique war jedoch zu unmenschlich, als daß es bei Sprechchören hätte bleiben können. Die jüdischen Geschäfte, die sich - ein Zeichen für die Frechheit des “auserwählten Volkes” - auch im sechsten Jahre des neuen Deutschlands noch an den Hauptgeschäftsstraßen Düsseldorfs breitmachen, fielen der berechtigten Wut des Volkes anheim. An diesen Stätten ... wurde radikal “aufgeräumt”.  Um welchen tendenziösen Auslegungen gleich von vornherein die Spitze abzubrechen, sei dabei festgestellt, daß es in keinem Falle zu Plünderungen kam. Unsere Volksgenossen sind viel zu stolz, um sich an der Habe eines Juden zu bereichern. ...  Die berechtigte Empörung unserer Volksgenossen machte auch verständlicherweise vor den Privatwohnungen ... der Juden nicht halt. Mit der Zerstörung der Wohnungseinrichtungen erhielt die Judenclique die verdiente Quittung für das Verbrechen an deutschen Volksgenossen, eine Quittung, die aber von den Juden selbst noch als außerordentlich gelinde empfunden worden ist, sonst wäre es ja nicht möglich gewesen, daß ... die jüdischen Wohnungsinhaber sich nachher bei den deutschen Volksgenossen bedankten, daß man so glimpflich mit ihnen umgegangen sei ..."

Zahlreiche von Juden geführte Geschäfte mussten nach den Verwüstungen in der Pogromnacht Konkurs anmelden, u.a. auch das "Bettenhaus Schwarz" an der Schadowstraße.

Bildergebnis für pogrom 1938 Düsseldorf Nach dem Pogrom: Straßenszene in Düsseldorf (Stadtarchiv Düsseldorf)

Im Laufe des Jahres 1939 begann die Stadtverwaltung Düsseldorf, die zwangsweise Räumung von Wohnungen und die Einweisung der jüdischen Mieter in „Judenhäuser“ in die Wege zu leiten.

Aus einem Vermerk der Stadtverwaltung Düsseldorf vom 30.5.1939: " ... Ich habe am 30.Mai 1939 den Kreisleiter, Pg. Walter, telefonisch angerufen und ihm mitgeteilt, dass eine Bekanntmachung ergehen solle, durch die alle jüdischen bezw. nichtjüdischen Hauseigentümer aufgefordert werden, anzumelden, welche Wohnräume sie in jüdischen- bezw. judeneigenen Häusern an Arier vermietet haben. Gleichzeitig werde erwogen, die jüdischen Mieter aufzufordern, schon baldigst freiwillig in judeneigene Häuser umzuziehen. ... Ich möchte wissen, ob die Partei auch für Düsseldorf bestimmte Strassen oder Wohnviertel für Juden gesperrt wissen will. ..."

Als 1941 die großen Deportationen einsetzten, war bereits mehr als die Hälfte der Düsseldorfer Juden aus Deutschland emigriert. Das Schlachthofgelände am Düsseldorfer Bahnhof Derendorf war die zentrale Sammelstelle für die am Niederrhein lebenden Juden; von hier erfolgten die großen Deportationstransporte in Richtung Osteuropa. Ende Oktober 1941 verließ der erste Transport mit mehr als 1.000 Personen Düsseldorf in Richtung Lodz. Am 10. November bzw. 11. Dezember gingen weitere in Richtung Minsk bzw. Riga (11.Dez.); jeder zählte etwa 1.000 Personen. 1942 bis 1944 folgten Deportationstransporte in den Bezirk Lublin, vor allem aber nach Theresienstadt. Bei den wenigen noch in Düsseldorf verbliebenen Menschen handelte es sich um „in Mischehe“ lebende Juden oder „jüdische Mischlinge“, die zusammengepfercht in „Judenhäusern“ wohnten. Sie wurden zur Straßenreinigung, Beseitigung von Bombentrümmern und ähnlichen Arbeiten eingesetzt; andere waren im geschlossenen Arbeitseinsatz in der Rüstungsproduktion bzw. bei der „Organisation Todt“ zwangsverpflichtet. Von den mehr als 5.000 Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde kamen ca. 1.800 während des Holocaust ums Leben.

Nach Angaben des Gedenkbuches der Landeshauptstadt Düsseldorf sollen insgesamt  mehr als 2.600 Menschen mosaischen Glaubens Opfer der NS-Verfolgung geworden sein (Anm. Alle jüdischen Opfer sind im 2022 erschienenen digitalen Gedenkbuch der Stadt Düsseldorf aufgeführt).

 

Nach Kriegsende kehrten nur wenige Juden nach Düsseldorf zurück; diese gründeten noch im Sommer 1945 eine neue jüdische Gemeinde; erster Gemeindevorsitzender war Philipp Auerbach, der bald danach den Vorsitz des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden der Nord-Rheinprovinz und Westfalen übernahm. Die Gemeinde erhielt 1948 einen Betraum in der Arnoldstraße als ihr vorläufiges Domizil. 1958 wurde dann ein neues Gemeindezentrum mit Synagoge an der Zietenstraße im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf eingeweiht; dies belegt, dass sich jüdisches Leben in der Stadt neu etabliert hatte. Die Zahl der Gemeindemitglieder betrug damals ca. 850 Menschen; Ende der 1960er Jahre hatte sich diese fast verdoppelt. Seitdem ist die Jüdische Gemeinde Düsseldorf die viertgrößte in der Bundesrepublik Deutschland - nach Berlin, Frankfurt/M. und München.

 Neue Synagoge (Aufn. Wiegels, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

In den 1990er Jahren wuchs die Düsseldorfer Gemeinde durch Zuwanderung aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion weiter stark an; zur Jahrtausendwende wurden mehr als 5.000 Mitglieder verzeichnet. 2006 zählte die Gemeinde ca. 7.400 Angehörige - mit steigender Tendenz. Die Gemeinde in Düsseldorf verfügt über ein Altenheim, einen Kindergarten und eine Grundschule; daneben unterhält sie kulturelle und soziale Einrichtungen. Derzeit laufen Planungen, bis Schuljahresbeginn 2016 ein jüdisches Gymnasium in Düsseldorf zu eröffnen; im Endausbau soll das vierzügige Gymnasium etwa 750 Schüler/innen haben, davon etwa 40% jüdischen Glaubens.

Der Anfang der 1920er Jahre angelegte jüdische Friedhof ist selbstständiger Teil des Düsseldorfer Nordfriedhofs.

Bild Neuer Jüdischer Friedhof Düsseldorf Jüdische Trauerhalle (Aufn. U. Knufinke, aus: Zentralrat der Juden)

An verschiedenen Stellen im Düsseldorfer Stadtgebiet erinnern Gedenksteine bzw. Inschriftentafeln an die ehemaligen jüdischen Bewohner. Bereits seit 1946 erinnert in der Kasernenstraße ein Gedenkstein an die während des Novemberpogroms zerstörte Synagoge:

Hier stand die Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Düsseldorf.

Sie wurde am 9.November 1938 ein Opfer des Rassenwahns.

Von der stolzen Gemeinde kehrten von 5.056 nur 58 jüdische Mitbürger zurück.

Den Toten zum ehrenden Gedenken - den Lebenden zur Mahnung.

Die Stadtgemeinde Düsseldorf                                              9.November 1946

                    Seit 1983 befindet sich der unten abgebildete Gedenkstein am ehemaligen Synagogen-Standort in der Kasernenstraße.

  

Gedenkstein mit Synagogenrelief und Inschrift (Aufn. Wiegels, 2010, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

 

An einer der ehemaligen Sammelstellen für die Deportationstransporte - im Schlachthofgelände am Güterbahnhof Derendorf südlich der Jülicher Brücke - trägt eine Gedenktafel die folgende Inschrift:

Dem Gedächtnis mehrerer 1000 jüdischer Mitbürger aus dem Niederrhein-Gebiet,

die in den Jahren 1941 bis 1943 vom Schlachthof in Düsseldorf aus als Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns

in die Konzentrationslager und damit in den Tod deportiert wurden.

Seit 2012 steht an dieser Stelle ein Mahnmal, das das Gedenken an die ca. 6.000 Deportierten aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf wachhält. In unmittelbarer Nähe des einstigen Synagogenstandortes erinnert die Siegfried-Klein-Straße an den ehemaligen Rabbiner Dr. Siegfried Klein, der durch sein Engagement während der NS-Zeit zahlreichen Gemeindemitgliedern zur Seite stand. Zusammen mit seiner Ehefrau wurde Dr. Siegfried Klein 1941 ins Ghetto Lodz deportiert; hier verstarb seine Frau Lilly; er selbst wurde 1943 in Auschwitz ermordet.              

Der Vorplatz der Synagoge an der Zietenstraße trägt seit 2007 den Namen von Paul Spiegel, des 2006 verstorbenen Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland.

 

Auch Düsseldorf gehört zu den zahlreichen Kommunen, die am sog. „Stolperstein“-Projekt des Künstlers Gunter Demnig teilnehmen; inzwischen sind im gesamten Stadtgebiet nahezu 400 dieser messingfarbenen Gedenkquader verlegt worden (Stand 2024); sie sollen an diejenigen Menschen erinnern, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind.

Datei:Duesseldorf stolperstein amwehrhahn5.pngDatei:Stolperstein duesseldorf fuesilier14.jpgDatei:Duesseldorf-stolperstein-geibelstr39.jpg

einige "Stolpersteine" verlegt Am Wehrhahn, in der Füselierstraße und Geibelstraße (Abb. aus: wiki-de.genealogy.net)

einige Stolpersteine, die an Kinder und Jugendliche erinnern:

Stolperstein Düsseldorf 1 Carlstadt Rathausufer 18 Pescha Birnbach.jpgStolperstein für Stella SondermannStolperstein Gerhard Wahrenberg, Düsseldorf, Kaiserstraße 2 (2017).jpgStolperstein Klara Wahrenberg, Düsseldorf, Kaiserstraße 2 (2017).jpgStolperstein Heinz Sostheim  :

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hat G.Demnig im Jahre 2009 für sein Wirken die Josef-Neuberger-Medaille* zuerkannt.

* Mit der Josef-Neuberger-Medaille ehrt die Jüdische Gemeinde Düsseldorf seit 1991 nicht-jüdische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Benannt ist die Auszeichnung nach dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Justizminister Josef Neuberger (1902-1977), der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Palästina nach Deutschland zurückkehrte und von 1952 an aktives Mitglied der Gemeinde war. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der verstorbene NRW-Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau, der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

 

  Heinrich (Harry) Heine wurde 1797 in Düsseldorf als Sohn eines jüdischen Textilkaufmanns geboren und wuchs in einem weitgehend assimilierten Elternhaus auf. Von 1807 bis 1814 besuchte er ein katholisches Lyzeum und eine Handelsschule in Düsseldorf; schon als Schüler schrieb Heinrich Heine erste Gedichte. Nach seiner Schulzeit begann er in Frankfurt eine Banklehre, die er 1816 bei seinem Onkel Salomon Heine, einem erfolgreichen Bankier, in Hamburg fortsetzte. Heines reicher Onkel richtete ihm 1818 ein Kommissionsgeschäft für englische Tuche ein, das allerdings innerhalb eines Jahres pleite ging; aber Salomon Heine finanzierte ihm 1819/1820 auch noch ein Jurastudium in Bonn, das er in Göttingen und Berlin fortsetzte. Im Juli 1825 schloss er sein Studium in Göttingen mit der Promotion ab. Seine ersten Gedichte waren bereits im Dezember 1821 in Berlin erschienen. Zwei Jahre später folgten erste Tragödien. 1824 erschien die Sammlung „Dreiunddreißig Gedichte”, darunter Heines in Deutschland wohl populärstes Werk „Die Loreley”. Obwohl Heine religiös indifferent war, konvertierte er vom Judentum zum Protestantismus; sarkastisch bezeichnet er den Taufschein als „Entreebillet zur europäischen Kultur“. Wegen seiner politischen Ansichten immer wieder angefeindet, siedelte Heine 1831 nach Paris über, wo er seinen Lebensunterhalt als Korrespondent der Augsburger „Allgemeinen Zeitung” verdiente. In den Folgejahren veröffentlichte er zahllose Essays, politische Artikel, Polemiken, Denkschriften, Gedichte und Prosawerke. 1843 lernte er Karl Marx kennen, mit dessen Ansichten er sympathisierte. Wenige Jahre später erkrankte Heine schwer; 1856 verstarb er in Paris. Heinrich Heine gilt „als romantischer Dichter und zugleich als Überwinder der Romantik. Der politisch engagierte Journalist und Schriftsteller, der eine elegante deutsche Sprache pflegte, versuchte, Kunst und Realität zur Deckung zu bringen“. Er ist „der meistgeliebte und zugleich meistgeschmähte deutsche Dichter jüdischer Herkunft“.

 

 

In Düsseldorf-Benrath gab es eine jüdische Gemeinschaft, die nur aus wenigen, zumeist mittellosen Familien bestand. Ihr in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts errichtetes Synagogengebäude in einem Hinterhof der Friedhofsstraße bot ca. 35 Personen Platz; genutzt wurde der Betraum von Juden aus Benrath, Hilden, Himmelgeist und Urdenbach. Obwohl der Bau bereits marode war, soll dieser bis zu seiner Zerstörung 1938 gelegentlich noch gottesdienstlich genutzt worden sein.

Rekonstruktionsskizze der Synagoge in Benrath (Heimatarchiv Benrath)

Auf dem jüdischen Friedhof in Garath-Urdenbach wurden Verstorbene aus Benrath, aber auch aus Hilden, Himmelgeist und Urdenbach begraben.

Auch in Benrath war die Einwohnerschaft mit antijüdischer Propaganda konfrontiert. Das jüdische „Kaufhaus Stern“ wurde 1938 „arisiert“. Während des Pogroms wurde Mobiliar aus jüdischen Geschäften und Wohnungen herausgeschleppt und auf dem Marktplatz verbrannt; tags darauf setzten NS-Anhänger die Synagoge in Brand, die fast vollständig eingeäschert wurde. Die „Rheinische Landeszeitung“ berichtete tagsdarauf: "... Die Feuerwehr war gegenüber dem entfesselten Element machtlos. So brannte das Gebäude, das schon lange allen deutschen Volksgenossen Anstoß gab, bis auf die Grundmauern nieder.“ Die jüdische Gemeinde wurde dann Mitte Dezember aufgefordert, die Trümmer der Synagoge innerhalb einer Woche auf eigene Kosten zu beseitigen - mit der Begründung, dass diese das Stadtbild "erheblich verunstalteten". Da die Gemeinde finanziell dazu nicht in der Lage war, war sie gezwungen, das Grundstück zu verkaufen.  Einigen Familienangehörigen gelang noch vor Kriegsbeginn die Flucht via Holland bzw. England in die USA (Kurzbiografien der jüdischen Familien in Benrath siehe: spilles.de/nsprojekt/juden/juedischefamilien.htm)..

In Benrath erinnert heute eine Bodenplatte an die frühere Synagoge der Benrather Filialgemeinde, die während des Novemberpogroms NS-Brandstiftern zum Opfer fiel. - Bei 2020 erfolgten Tiefbauarbeiten wurden Fundamentreste des ehemaligen Synagogengebäudes freigelegt.

2009 wurden einige sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an jüdische NS-Opfer erinnern.

Stolperstein Düsseldorf 9 Benrath Hauptstraße 46 Paul Blumenfeld.jpg Stolperstein Düsseldorf 9 Benrath Hauptstraße 46 Helene Blumenfeld.jpg Stolperstein Düsseldorf 9 Benrath Hauptstraße 46 Walter Eichenwald.jpg Aufn. H.M.Schwarz, aus: wikipedia.org, CCO

 

Im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth gibt es einen alten jüdischen Friedhof, dessen Ersterwähnung ("Juden-Kirchhof") in die erste Hälfte des 18.Jahrhunderts zurückgeht. Auf dem Gelände (Ecke Alte Landstraße/Zeppenheimer Weg), das von jüdischen Familien aus Kaiserswerth und Umgebung genutzt wurde, findet man heute noch ca. zehn Grabsteine.

Friedhofsareal Kaiserswerth (Aufn. Rudko, 2011, aus: wikipedia.org, CCO)

Anmerkung: Während der NS-Zeit war der Friedhof geschändet worden: Um 1940 ließ die Stadtverwaltung Düsseldorf die Grabsteine entfernen, abtransportieren und im Kittelbach versenken. Wenige Jahre nach Kriegsende brachte man ca. zwölf erhaltengebliebene Steine wieder auf das Friedhofsgelände – allerdings erfolgte deren Aufstellung willkürlich. Seit 2004 steht der Friedhof unter Denkmalschutz.

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts waren für den Kaiserswerther Pfarrbezirk 22 Juden verzeichnet, 1933 waren es nur noch zehn. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte die kleine israelitische Gemeinschaft ihren Gebetsraum im alten Zollhaus aufgegeben zu Gunsten eines neu eingerichteten in einem Anbau zum alten Rathaus.

Einige wenige Stolpersteine am Markt und an der Alten Landstraße erinnern heute an ehemalige jüdische Einwohner, die Opfer der NS-Herrschaft geworden sind.

Stolperstein Düsseldorf 5 Kaiserswerth Kaiserswerther Markt 8 Siegfried Bornheim.jpg Stolperstein Düsseldorf 5 Kaiserswerth Kaiserswerther Markt 8 Babette Bornheim.jpg Stolperstein Düsseldorf 5 Kaiserswerth Kaiserswerther Markt 8 Alex Bornheim.jpg Stolperstein Düsseldorf 5 Kaiserswerth Kaiserswerther Markt 8 Margot Rosa Bornheim.jpg

"Stolpersteine" für Angehörige der Fam. Bornheim - verlegt am Markt (Aufn. H.M.Schwarz, aus: wikipedia.org, CCO)

 

 

Im Stadtteil Gerresheim existierte auch eine kleine Gemeinde, die ihren Höchststand zu Beginn des 20.Jahrhunderts erreichte.

[vgl. Gerresheim (Nordrhein-Westfalen)]

 

 

 

Weitere Informationen:

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Stefan Rohrbacher, Düsseldorf - Die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, Dormagen 1984 (Anm.: vorläufige Auflistung)

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Josef Wißkirchen, Reichspogromnacht am Rhein und Erft - 9./10.November 1938 - Eine Dokumentation, in: Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Pulheim 1988

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Falk Velten - Landeshauptstadt Düsseldorf (Red.), Jüdischer Friedhof in Kaiserswerth erhält neue Infotafeln, in: "Pressedienst der Landeshauptstadt Düsseldorf" vom 23.5.2022

Annemarie Wotschke (Red.), Stolpersteine für Familie Leopold Vogel, in: "Pressedienst der Landeshauptstadt Düsseldorf" vom 22.7.2022

Julia Nemesheimer (Red.), Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte digitalisiert Stolpersteine, in: „Rheinische Post“ vom 23.8.2023