Feldkirch/Vorarlberg (Österreich)

  Vorarlberg – Freimaurer-Wiki Bezirke in Vorarlberg: Übersicht, Karte und Infos - VOL.AT Feldkirch ist mit derzeit ca. fast 33.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im österreichischen Bundesland Vorarlberg und zugleich Sitz der Bezirkshauptmannschaft; die Stadt liegt im äußersten Westen Österreichs in Grenzlage zur Schweiz (Kartenskizzen 'Vorarlberg im Westen Österreichs' und dortige Bezirke, aus: wikipedia.org bzw. vol.at).

 

Vermutlich ließen sich die ersten Juden wohl zu Beginn des 14.Jahrhunderts in Feldkirch nieder; eine eigene Gemeinde entstand aber nicht, obwohl der dafür notwendige Minjan vorhanden war.

Anm.: Alle jüdischen Ansiedlungen in der Bodensee-Region standen in engen Beziehungen zueinander und bildeten mehr oder weniger eine Einheit; so begruben die jüdischen Bewohner der Region ihre Verstorbenen auf dem Friedhof in Überlingen.

Ihren Lebensunterhalt bestritten die Juden Feldkirchs vor allem im Geldhandel. Die Zahl der Juden in Feldkirch dürfte im frühen 14. Jahrhundert 30 bis 40 Personen umfasst haben.

Im Januar 1349 wurden die hiesigen Juden der Brunnenvergiftung beschuldigt und massakriert; nur wenige Frauen und Kinder wurden verschont. Das Vermögen der Feldkircher Juden fiel anschließend an die Grafen von Montfort-Feldkirch. Wenige Jahre später nahm die Stadt Feldkirch, die durch einen großen Brand (1350) schwer gelitten hatte, wieder Juden auf; mit ihrer erneuten Ansiedlung sollte das für den Aufbau der Stadt nötige Kapital beschafft werden. Allerdings wagten nur wenige Juden einen Neuanfang. Gegen Mitte des 15.Jahrhunderts hatten alle Juden Feldkirch wieder verlassen; wegen christliche Geldverleiher hatten sie ihre Existenzgrundlage verloren.

Stadtansicht von Feldkirch (Stich von Matthäus Merian, um 1645, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Graf Kaspar von Hohenems, dem die Domäne von Feldkirch unterstand, befürwortete Juden auf seinem Gebiet. Aber die Einwohner von Feldkirch widersetzten sich jeglicher dauerhaften Ansiedlung von Juden, vor allem aus Furcht vor Konkurrenz in Handel und Gewerbe. Bis ca. 1640 hatten alle Juden Feldkirch verlassen und Zuflucht im nahen Eschen und Mauren gefunden.

Im Laufe des 17.Jahrhunderts gab es Wirtschaftskontakte zwischen der christlichen Bevölkerung Feldkirchs und den beiden benachbarten jüdischen Gemeinden in Rheineck und Hohenems; es bestand ein bescheidener Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und mit Vieh.

Zeitweise aufgenommene jüdische Kriegsflüchtlinge mussten aber Feldkirch bald wieder verlassen.

Juden in Feldkirch:

    --- um 1340 ....................... ca. 30 - 40 Juden,

    --- um 1635 ....................... ca. 20 jüdische Familien,*

    --- um 1800 ..........................   ?

    --- um 1880 ..........................   5 Juden,

    --- 1910 .............................   7   “  ,

    --- 1938 .............................   keine.       * in der Herrschaft Feldkirch

Angaben aus: Karl Heinz Burmeister, Geschichte der Juden in Stadt und Herrschaft Feldkirch

 

Auch in den ersten Jahrzehnten des 20.Jahrhunderts lebten nur sehr wenige Juden in Feldkirch.

Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis 1938 ist in Feldkirch keine antisemitische Hetze nachweisbar. Auch wenn es in Feldkirch nur wenige Juden gegeben hat, so betrachtete der überwiegende Teil der Vorarlberger Judenschaft die Stadt Feldkirch als ihren zentralen Ort. Im politischen Bezirk Feldkirch wohnten die meisten Juden in Hohenems.

[vgl. Hohenems (Österreich)]

Zur Zeit des „Anschlusses" an NS-Deutschland im März 1938 lebten in Feldkirch keine Juden mehr. Nach 1945 gelangten nur einige wenige osteuropäische jüdische DPs nach Feldkirch.

 

Ein Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof in Hohenems erinnert mit den folgenden Worten an die jüdischen NS-Opfer Vorarlbergs:

Zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger Vorarlbergs,

die in den Jahren 1938 - 1945 Opfer des Nationalsozialismus wurden

Möge ihre Seele eingebunden sein im Bund des ewigen Lebens

Gestiftet vom Verein zur Erhaltung des Jüdischen Friedhofs in Hohenems

1992

 

 

 

Weitere Informationen:

Karl Heinz Burmeister (Bearb.), Die Juden in Vorarlberg im Mittelalter, in: "Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung", No.94/1976, S. 1 ff.

Karl Heinz Burmeister (Bearb.), Kulturgeschichte der Stadt Feldkirch, in: Karlheinz Albrecht (Hrg.), Geschichte der Stadt Feldkirch, Sigmaringen 1985

Karl Heinz Burmeister (Bearb.), Geschichte der Juden in Stadt und Herrschaft Feldkirch, in: "Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft", No.31/1993, Feldkirch 1993

Karl-Heinz Burmeister (Bearb.), Juden in Vorarlberg, in: Land Vorarlberg (Hrg.), Vorarlberg Chronik, 2005, online abrufbar unter: apps.vol.at/tools/chronik/viewpage.aspx?viewtype=artikel&id=12&left=artikel