Frankfurt/Main (Hessen)

Datei:Frankfurt 1905.png – Wikipedia     Frankfurt am Main ist mit derzeit mehr als 770.000 Einwohnern die größte Stadt Hessens und die fünftgrößte innerhalb Deutschlands; sie ist Zentrum des Ballungsraums Frankfurt-Rhein-Main mit etwa 2,2 Millionen Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, CCO und Kartenskizze 'Stadtteile von Frankfurt a. Main', TUBS 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 2.0).

 

Anfang der 1930er Jahre war die jüdische Gemeinde Frankfurts die zweitgrößte Deutschlands.                                                                        

Erstmals siedelten sich Juden in Frankfurt vermutlich bereits gegen Ende des 11.Jahrhunderts an. Von dieser Zeit an entwickelte sich die jüdische Gemeinde Frankfurts zu einer der bedeutendsten Europas.

Die Freie Reichsstadt Frankfurt war seit 1330 eine international bedeutende Messestadt und besaß eine wohlhabende Judengemeinde, die lebhaften Handel trieb; die Frankfurter jüdische Gemeinde war durchweg wohlhabender als die anderer Städte. Ihr Wohngebiet befand sich zunächst zwischen der Pfarrkirche St. Bartholomäus und dem Main: in der Saalgasse, um den Löherhof und im südlichen Teil der Fahrgasse; nach 1350 ließen sich einige Juden auch in anderen Teilen der Stadt nieder. Die Gemeindehäuser standen im alten „Judenviertel“, so die Synagoge - sie war auf den Fundamenten des 1349 abgebrannten Gotteshauses errichtet worden - und das Spital. Als Bad diente bis ca. 1490 die christliche Badstube in Sachsenhausen. Der jüdische Friedhof lag östlich der Stadtmauer (Battonnstraße), urkundlich erstmals 1180 erwähnt (bis zum Jahre 1828 in Nutzung).

Einer der bekannten Rabbiner war der 1498 in Frankfurt geborene Elieser Ben Naphtali Herz Treves, der mehr als 20 Jahre das Rabbinat inne hatte und in die Geschichte als jüdischer Gelehrter und Drucker einging. Sitz der hebräischen Druckerei war für einige Jahre die Stadt Tiengen, da anderswo keine Druckerlaubnis bestand. (vgl. Tiengen/Baden-Württemberg)

Alle Angehörigen der Frankfurter Gemeinde mussten ab 1462 in einem Ghetto leben und sich an eine Kleiderordnung halten: So hatten die Männer einen grauen Kreis in der Größe eines Apfels auf der Brust zu tragen und die Frauen einen grauen Streifen in Stolabreite um die Schultern. Das Frankfurter Ghetto befand sich am nordöstlichen Rand der alten Stadtmauer, am Wollgraben, und bestand aus einer einzigen, etwa 300 m langen Gasse - von den Juden „Neu-Ägypten” genannt. Zugang zum Ghetto boten drei Tore, von denen eines in die Stadt führte. Die ersten Häuser des Ghettos ließ der Rat erbauen. Um 1500 besaß das Ghetto ca. 15 Wohnhäuser, die nach den Schildern an ihnen benannt wurden. In der „Judengasse“ lebten um 1460 etwa 110 Personen, im Jahre 1520 waren es bereits mehr als doppelt so viele; Ende des 16. Jahrhunderts betrug ihre Anzahl mehr als 1.200 und um 1610 zählte die jüdische Einwohnerschaft fast 2.300 Personen. Der Rat der Stadt förderte ihre ökonomischen Aktivitäten, doch die Zünfte neideten den Juden immer mehr ihren wirtschaftlichen Erfolg. Denn zusätzlich zu ihrem traditionellen Handel mit Geld verdienten die Frankfurter Juden bald auch am Import von Edelmetallen und Edelsteinen sowie vom Textilienhandel. Im August 1614 wuchs dann die Unzufriedenheit unter den Handwerkern gegenüber dem judenfreundlichen Stadtrat so an, dass sie unter Führung des Metzgers Vincenz Fettmilch aufbegehrten; als geeignetes Objekt des „Volkszornes“ wurde die Judengasse am Wollgraben angesehen: Marodierend zogen bewaffnete Horden ins Ghetto; nach heftiger Gegenwehr verließen die völlig ausgeplünderten Überlebenden die Stadt Frankfurt und fanden in den benachbarten Ortschaften Offenbach und Hanau vorläufig Aufnahme.

                   Plünderung der Judengasse von 1614 (colorierter Kupferstich)

Als Chronist der Frankfurter jüdischen Gemeinde zur Zeit des Fettmilch-Aufstandes wurde Joseph (Juspa) Hahn bekannt, der der angesehenen jüdischen Frankfurter Familie Hahn entstammte und als Gelehrter und Rabbiner wirkte. Juspa starb 1637 in Frankfurt.

Erst nach fast zwei Jahren kehrte wieder Ruhe in Frankfurt ein; Fettmilch wurde zum Tode verurteilt, gerädert und gehängt; die vertriebenen Juden wurden unter dem Schutz kaiserlicher Truppen wieder in die Stadt geholt, die ihnen den entstandenen Schaden ersetzen musste. Ihre Häuser wurden neu aufgebaut. Um ähnliche Übergriffe in Zukunft auszuschließen, ließ der Kaiser an den drei Ghettotoren Schilder mit dem kaiserlichen Wappen anbringen, die den jüdischen Bewohnern „allerhöchsten“ Schutz gewährten sollte. Gleichzeitig garantierte der deutsche Kaiser Matthias den Frankfurter Juden auf „ewige Zeiten“ freies Wohnrecht in der Stadt. Doch wurden diese Zusagen dadurch eingeschränkt, dass die Anzahl der jüdischen Familien festgeschrieben wurde, Heiraten nur nach Vollendung des 25.Lebensjahres beider künftigen Eheleute stattfinden konnten und pro Jahr nur zwölf Eheschließungen erlaubt waren. Aus dem beginnenden 18.Jahrhundert stammt die „Neue Frankfurter jüdische Kleiderordnung”, in der es u.a. hieß:

„ ... Verheiratete und unverheiratete Frauen haben sich an die Verordnung zu halten und jeden Versuch einer arglistigen Täuschung oder Umgehung zu unterlassen. Das Tragen sämtlicher Kleidungsstücke aus Samt ... ist untersagt, insbesondere solcher, die mit goldenen oder silbernen Fäden durchwirkt sind ... Von heute an darf neue Sabbat- oder Festkleidung für Frauen nicht mehr als eine Farbe haben und nicht mehr als 2 1/2 Taler pro Fuß kosten. An Werktagen darf eine verheiratete oder unverheiratete Frau mit Ausnahme einer kleinen Seidenhaube in nur einer einzigen Farbe keine seidenen Kleider tragen. Desgleichen auch keinen gerafften Unterrock oder einen Rock mit Volants. Im Widerhandlungsfall wird obengenannte Buße (20 Taler) verhängt. ... Goldene Schleier sind verboten mit Ausnahme des Hochzeitstages, an dem die Mütter des Bräutigams und der Braut sie tragen dürfen. In keinem Fall jedoch dürfen sie Schleierspangen tragen. ... Goldketten oder goldene Gürtel, Anhänger oder Medaillons mit wertvollen Steinen und insbesondere mit Perlen sowie Ohrringe mit wertvollen Steinen sind gänzlich verboten. Auch ist es unverheirateten Frauen untersagt, Ringe irgendwelcher Art zu tragen. ...“

                                                 

                        Kleidung eines jüd. Paares (Frankfurt um 1700)                       Jüdische Tuchhändlerin

Mk Frankfurt Merian Stadtansicht.jpg

Stadtansicht von Frankfurt - Merian-Stich von 1616, in: Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Anfang des 18.Jahrhunderts lebten im Frankfurter Ghetto über 500 Familien mit rund 3.000 Personen; um genügend Wohnraum zu schaffen, musste man - da durch Mauern eingeengt - in die Höhe bauen und Hinterhöfe und Gärten nach und nach zubauen; im Ghetto herrschte so bald eine qualvolle Enge.  J.W. von Goethe berichtete in "Dichtung und Wahrheit" über die Frankfurter Judengasse.             

„ .. Die Enge, der Schmutz, das Gewimmel, der Akcent einer unerfreulichen Sprache, alles zusammen machte den unangenehmsten Eindruck, wenn man auch nur am Tore vorbeigehend hineinsah. Es dauerte lange, bis ich allein mich hineinwagte, und ich kehrte nicht leicht wieder dahin zurück, wenn ich einmal den Zudringlichkeiten so vieler, etwas zu schachern unermüdet fordernder oder anbietender Menschen entgangen war. ... Indessen blieben sie doch das auserwählte Volk Gottes. ... Außerdem waren sie ja auch Menschen, tätig, gefällig, und selbst dem Eigensinn, womit sie an ihren Gebräuchen hingen, konnte man seine Achtung nicht versagen. Überdies waren die Mädchen hübsch. ... Ich ließ nicht ab, bis ich ihre Schule öfters besucht, einer Beschneidung, einer Hochzeit beigewohnt und von dem Laubhüttenfest mir ein Bild gemacht hatte. Überall war ich wohl aufgenommen, gut bewirtet und zur Wiederkehr eingeladen. ...”

                 In einer ebenfalls aus dem Ende des 18.Jahrhunderts datierenden anonymen Schilderung des Frankfurter Ghettos heißt es:

„ ... Stellen Sie sich eine lange Straße vor, welche über eine halbe Viertelstunde lang und von Häusern eingeschlossen ist, die fünf bis sechs Etagen hoch sind. Denken Sie sich diese Häuser mit Hinterhäusern und diese womöglich nochmals mit Hinterhäusern, die kaum soviel Hofraum haben, daß das Tageslicht hereinfallen kann; alle Winkel bis an das Dach hinauf voll enger Stuben und Kammern, in diesen 10.000 (!) Menschen zusammengeschichtet, welche sich glücklich schätzen, wenn sie ihre Höhlen verlassen und auf ihrer schmutzigen und feuchten Straße Luft schöpfen können ... so haben Sie ungefähr einen anschauenden Begriff von der Judengasse. Die Plätze vor den Häusern sind des Tages über mit allen männlichen und weiblichen Hantierungen besetzt, denn in den Wohnungen wären diese elenden Menschen nicht imstande zu arbeiten. ... Hinter einer 30 Fuß hohen, alten Mauer ragen die Dachgiebel von 8 - 10 Fuß breiten Hinterhäusern vor. Die Dächer sind mit einer Menge von Schornsteinen besetzt. Nachtgeschirre, schmutzige Bettungen und dergleichen prangen aus den Gauplöchern und oberen Fenstern heraus, oder wo diese mangeln, zeigen sich zerbrochene Fensterscheiben, die das Ziel der mutwilligen Jugend sind. das Ganze hat ein gefängnismäßiges Ansehen und stellt die Schönheit unserer Stadt in den Augen der Fremden gar sehr in den Schatten. ...”

(aus: Isidor Kracauer, Geschichte der Juden in Frankfurt a.M. (1150 - 1824), Frankfurt/M., 1925/27, Band 2, S. 230 ff.)

                 Der Journalist Carl Ludwig Börne - 1786 im Frankfurter Ghetto geboren - schreibt in einer Mischung aus Zorn und Ironie:

„ ... Am Eingang der Straße war ein Adler hingepflanzt, sonst das Symbol der Freiheit und Hochherzigkeit, hier ein Zeichen der Knechtschaft und der Schwäche. Es ist ein kaiserlicher Adler, den die Juden als Denkmal ihrer Dankbarkeit für den Deutschen Kaiser hingesetzt hatten, weil es sie so oft gegen die Wut der Frankfurter Bürgerschaft in Schutz genommen. Vor uns eine lange unabsehbare Gasse, neben uns grade so viel Raum, um den Trost zu behalten, daß wir umkehren könnten ... Über uns ist nicht mehr Himmel, als die Sonne bedarf, um ihre Scheibe daran auszubreiten; man sieht keinen Himmel, man sieht nichts als Sonne. Ein übler Geruch steigt überall herauf, und das Tuch, das uns vor Verpestung sichert, dient auch dazu, eine Träne des Mitleids aufzufangen oder ein Lächeln der Schadenfreude zu verbergen dem Blicke der lauernden Juden. Mühsam durch den Kot watend ... scheu und behutsam wird der Fuß aufgesetzt, damit er keine Kinder zertrete. Diese schwimmen in der Gosse herum, sie kreuchen im Kote umher, unzählig wie ein Gewürm von der Sonne Kraft dem Miste ausgebrütet. Wer gönnte nicht den armen Knaben ihre kleine Lust ? Haben sie doch keinen Hofraum, kein Gärtchen im Innern des Hauses ... Wohl, wenn die Kindheit Spiel das Vorbild ist von des Lebens Ernst, dann muß die Wiege dieser Kinder das Grab sein alles Mutes, aller Hochherzigkeit, aller Freundschaft und jeder Lebensfreude. Fürchtet ihr, die turmhohen Häuser möchten einstürzen über uns ? O fürchtet nichts ! Sie sind wohl befestigt, die Käfige der beschnittenen Vögel, gestützt auf den Grundstein der ewigen Bosheit ... “

      Die alte Synagoge in der Judengasse, erbaut 1711 (Stahlstich Wilhelm Lang)

Bei der Beschießung Frankfurts durch den französischen General Kleber brannte die Judengasse am Wollgraben völlig aus. 1811 wurde das Ghetto in Frankfurt aufgehoben; fortan durften sich Juden überall in der Stadt niederlassen; zuvor musste allerdings erst eine Zahlung von 440.000 Gulden geleistet werden. Die 1811 begonnene Emanzipation wurde nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Systems allerdings rückgängig gemacht: der Frankfurter Magistrat entzog den Juden das Bürgerrecht.

Die von Würzburg ausgehenden antijüdischen sog. „Hepp-Hepp-Krawalle” fanden auch in Frankfurt im August 1819 viele Anhänger; so zog der Pöbel durch die Judengasse und andere von Juden bewohnte Straßen; Fenster wurden eingeschlagen und Prügeleien angezettelt.

 Frankfurter Judengasse, hist. Aufn. um 1865/70, aus: wikipedia.org, gemeinfrei

Unweit der Frankfurter Judengasse war am Alten Brückenturm bis um 1800 ein Wandgemälde aus dem späten 15.Jahrhundert angebracht: ein Spottbild mit einer sog. "Judensau".

File:Judensau Frankfurt.jpgSpottbild "Judensau" (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

alter jüdischer Friedhof, rechts Zeichnung um 1880, aus: wikipedia.org, gemeinfrei

Der Jüdische Friedhof Battonnstraße (bezeichnet auch als Friedhof Börneplatz) in wurde 1180 erstmals urkundlich erwähnt und bis Ende der 1820er Jahre belegt. Er gilt - nach dem Friedhof Heiligen Sand in Worms - als zweitälteste, erhalten gebliebene jüdische Begräbnisareal in Deutschland. Die ältesten Gräber stammen aus dem Jahr 1272. Bis zum 16. Jahrhundert hatte der Frankfurter jüdische Friedhof überregionale Bedeutung, da er auch israelitischen Gemeinden aus dem Raum zwischen Aschaffenburg und Wetzlar als Begräbnisstätte diente.

                      Gruppe unzerstörter Grabsteine (Aufn. F., 2006, aus: wikipedia.org, CC BY 2.0)

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Alte Grabsteine aus der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts (Aufn. S., 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

In Frankfurt am Main begann gegen Ende des 18.Jahrhunderts die Erfolgsgeschichte der Rothschilds, die eine der größten Bankdynastien Europas schufen. Niemals in der Geschichte hat eine einzige Familie einen so großen Anteil am Weltvermögen besessen wie die Rothschilds im 19.Jahrhundert. Im Haus „Zum Grünen Schild“ im Frankfurter Ghetto begann ihr Aufstieg mit Mayer Amschel Rothschild (1744-1812). Er übernahm das Münz- und Antiquitätengeschäft und den Goldhandel seines Vaters, stieg zum Hoffaktor und -bankier auf und wurde durch seine Geschäftsverbindungen in Mitteleuropa vermögend. Seine fünf Söhne schwärmten zu Beginn des 19.Jahrhunderts in die europäischen Geschäftsmetropolen aus und schufen so das legendäre Rothschild-Netzwerk. Ihren enormen Reichtum investierten die inzwischen in den Adelsstand erhobenen Rothschilds in Industrieanlagen, Eisenbahnen und Bergbau.

undefined Antisemitische Karikatur auf der Titelseite einer französischen Zeitschrift (1898), wonach 'König Rothschild' die ganze Welt in seinen Krallen hält (Abb: aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Der 1939/1940 entstandene NS-Spielfilm „Die Rothschilds“, dessen Handlung durchgehend antisemitisch angelegt war, zeigte die Geschichte der „Weltverschwörung des jüdischen Großkapitals“; allerdings fiel der Film bei den Zuschauern durch und wurde deshalb nur wenige Wochen in den Kinos gezeigt. Mit der beginnenden Emanzipation wurde 1804 die jüdische Lehranstalt „Philanthropin“ („Stätte der Menschlichkeit“) gegründet; ursprünglich als Schule für Waisenkinder gedacht, vergrößerte sie sich rasch, nahm jüdische und nicht-jüdische Schüler auf und beschäftigte Juden wie Nichtjuden als Lehrkräfte. Das „Philanthropin“ war eine der Schulen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, die bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1941/1942 bestand; mit bis zu 1.000 Schülern war es die größte und am längsten bestehende jüdische Schule in Deutschland. Im März 2004 wurde das „Philanthropin“ der Jüdischen Gemeinde in einem Festakt wieder übergeben und nach einem aufwändigen Umbau am 31. Oktober 2006 offiziell eröffnet. Seit Herbst 2006 wird das alte Gebäude wieder für eine jüdische Schule genutzt: die Isaak-Emil-Lichtigfeld-Schule hat hier ihr Domizil.

1860 wurde die neue Hauptsynagoge Frankfurts in der Judenstraße, der späteren Börnestraße, nach fünfjähriger Bauzeit eingeweiht. In ihr waren maurische Stilelemente verarbeitet worden, um eine Abgrenzung zu christlichen Sakralbauten zu dokumentieren. Die Synagoge blieb bis zu ihrer Zerstörung 1938 das Zentrum des reformierten Flügels der Frankfurter israelitischen Gemeinde.

    Hauptsynagoge in Frankfurt, Börnestr. (Aufn. um 1885, Stadtarchiv)

 Carl Ludwig Börne wurde als Juda Löb Baruch am 6.5.1786 in der Frankfurter Judengasse geboren; er war der Sohn des wohlhabenden Bankiers Jakob Baruch. Erzogen im traditionell-religiösen Geist begann er ein Medizin-Studium in Berlin, promovierte später in Gießen in Staatswissenschaften. Ab 1811 war Börne als Verwaltungsbeamter tätig; doch in Folge der vorläufigen Rücknahme der rechtlichen Gleichstellung wurde er entlassen. 1816 verfasste er im Auftrag der Jüdischen Gemeinde eine offizielle Denkschrift, in der er für die Gleichberechtigung der Juden eintrat. Dieser Aufgabe sah er sich ein Leben lang verpflichtet - auch nach seinem Übertritt zum protestantischen Glauben 1818. Zwei Jahre später begann er als Journalist zu arbeiten und publizierte die Zeitschrift „Die Wage”. Bekannt wurde er vor allem durch seine „Pariser Briefe“, in denen er für eine freiheitliche Gesellschaftsordnung und vor allem für die Pressefreiheit eintrat. Börne starb in Paris am 12.Februar 1837.

Zu den langjährigen Rabbinern in der Frankfurter Gemeinde gehörte auch der aus der Ukraine stammende Pinchas Horowitz (auch Horwitz), der seit 1771 als Rabbiner in Frankfurt wirkte. Hier leitete er einen privaten Minjan, in dem der sephardische Ritus befolgt wurde. Publizistisch wurde er durch seine Kommentare zu Talmudtraktaten bekannt. Horowitz starb 1805 an seiner Wirkungsstätte Frankfurt/Main.

 Ein langjährig in Frankfurt tätiger Rabbiner war Leopold Stein (geb. 1810 in Burgpreppach), der nach seiner Ausbildung an der Jeschiwa in Fürth und an der Universität Würzburg (mit Promotion 1835) seine erste Rabbinerstelle in Altenkunstadt antrat; hier erhielt er 1843 einen Ruf nach Frankfurt. Unter Dr. Leopold Stein, der zu den gemäßigten Vertretern der Reformbewegung zählte, spaltete sich die Gemeinde in einen liberalen und orthodoxen Flügel. Unter seiner Ägide wurde Ende der 1850er Jahre die neue Hauptsynagoge errichtet, bei deren Einweihung er die Festrede hielt. Kontroversen mit dem Gemeindevorstand führten zu seinem Rücktritt vom Rabbineramt. 1882 starb Dr. Leopold Stein in Frankfurt, wo er zuletzt als Prediger einer Kongregation deutsch-amerikanischer Juden gewirkt hatte.

 

1907 wurde in Frankfurt die Hauptsynagoge der konservativ ausgerichteten Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG) an der Friedberger Anlage neu gebaut. Die „Israelitische Religionsgesellschaft” hatte sich 1850 von der Reformgemeinde abgespalten; ihre Gründer entstammten mehrheitlich alteingesessenen, sehr wohlhabenden Frankfurter Familien. Der Rabbiner Samson Raphael Hirsch führte die orthodoxe Gemeinde an.

 Nach Besuch der Jeschiwa in Mannheim wirkte Samson Raphael Hirsch seit 1830 als Rabbiner in Oldenburg; elf Jahre später wurde er als Hannoverscher Landrabbiner für die Provinz Ostfriesland (Emden) berufen. 1847 übernahm er das Landrabbinat von Nikolsburg (Mähren). Im Jahre 1851 erhielt Hirsch einen Ruf als Rabbiner der neu gegründeten separatistischen orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft („Adas Jeschurun“, sog. „Austrittsgemeinde“); dieses Amt übte er fast 40 Jahre bis zu seinem Tode (1888) aus. Hirsch galt als der führende Vertreter der Neo-Orthodoxie im 19.Jahrhundert; sein Ziel bestand darin, das orthodoxe Judentum im Zeitalter der Emanzipation zu beleben. Zahlreiche Werke bekräftigen seine radikale „Austritts-Philosophie“. Hirsch genoss allseits hohe Anerkennung, die sich auch bei seiner Beisetzung dokumentierte, an der mehr als 10.000 Menschen (!) teilgenommen haben sollen.

Synagoge Friedberger Anlage - Gemälde von Wilhelm Freund (1860-1930), aus: wikipedia.org, CCO

Dieser Synagogenneubau bot mehr als 1.500 Menschen Platz; damit löste er das kleinere Gebäude in der Schützenstraße ab. Hinter einer romanischen Fassade spiegelte das Innere die traditionell-religiöse Einstellung der Gemeinde wider: Getrennte Eingänge für Männer und Frauen, getrennte Sitzplätze (Frauen saßen auf der Empore), Verzicht auf eine Orgel u.a.

Um eine Abwanderung der Orthodoxen in die „Israelitische Religionsgesellschaft“ zu verhindern und sie damit von einem möglichen Austritt aus der Israelitischen Gemeinde abzuhalten, sah sich der Gemeindevorstand zu bestimmten Zugeständnissen gezwungen. Eines der Zugeständnisse war der Bau einer neuen orthodoxen Synagoge; sie wurde im September 1882 am Börneplatz eingeweiht wurde und verfügte damals über fast 900 Plätze; ein um die Jahrhundertwende erfolgter Erweiterungsbau stockte das Fassungsvermögen noch auf.

  Synagoge am Börneplatz (hist. Postkarte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Die Frankfurter Westend-Synagoge - errichtet mitten in einem Wohngebiet an der Freiherr-vom-Stein-Straße - wurde Ende September 1910 in Anwesenheit des Regierungspräsidenten, des Frankfurter Oberbürgermeisters und zahlreicher Repräsentanten aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft eingeweiht. Das Gebäude bot insgesamt etwa 1.200 Menschen Platz. Damals war der neoklassizistische, fast orientalisch anmutende Kuppelbau ein weithin sichtbares Emblem des liberalen Judentums in der Stadt. Eine Besonderheit lag in der Verteilung der Sitzplätze für Männer und Frauen: so wurden Frauen nicht mehr auf die Empore ‚verbannt’, sondern erhielten auch im übrigen Synagogenraume ihre Plätze; allerdings waren Männer und Frauen weiterhin getrennt, indem man quer durch den Raum eine Trennlinie zog.

Anm.: Als einzige von ehemals vier großen Synagogen in Frankfurt überstand sie die NS-Zeit und die Kriegsjahre - allerdings durch Bombenangriffe teilbeschädigt. 1950 wurde sie nach provisorischer Renovierung wiedereingeweiht.

Westend-Synagoge (links: hist. Aufn., 1911  und  rechts: Aufn. U. Knufinke, um 1995)

Westend-synagoge-toraschrein-2010-ffm-117.jpg Westend-synagoge-toraschrein-2010-ffm-109.jpg 

Thoraschrein und historische Thorarollen in der Westend-Synagoge (Aufn. D., 2010, aus: commons-wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

1920 wurde in Frankfurt das Freie Jüdische Lehrhaus gegründet; es war eine Einrichtung der jüdischen Erwachsenenbildung, dessen erster Leiter Franz Rosenzweig war. Vom Lehrhaus gingen bedeutsame Impulse für innerjüdische Identitätsdebatten aus; zudem fanden hier Diskussionen über das geistige, kulturelle und politische Verhältnis des deutschen Judentums zu seiner nichtjüdischen Umwelt statt. In den Jahren der Verfolgung war das Lehrhaus - bis zu seiner Schließung 1938 - ein kulturelles Zentrum der Frankfurter Juden. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts entstand an der Universitätsbibliothek eine Judaica-Sammlung, die großzügige Spenden Frankfurter Juden ermöglicht hatte. Ihr langjähriger Leiter, Prof. Dr. Aron Freimann, baute diese bis 1933 zur umfangreichsten Spezialsammlung Europas aus.

Der aufkommende Antisemitismus im Wilhelminischen Deutschland bediente sich auch zunehmend des Mediums der Bild-Postkarte, die mit ihren verunglimpfenden und herabsetzenden Abbildungen gängige Klischees bediente. 

Beispiele antisemitischer Bildpostkarten aus Frankfurt:

Juden werden als ‘gefräßige Raben’ dargestellt

     Juden in Frankfurt/M.:

         --- um 1340 ........................ ca.    200 Juden,

    --- um 1365 ............................     14 jüdische Familien,

    --- um 1415 ............................      9     “       “    ,

    --- um 1540 ......................... ca.   340 Juden,

    --- 1610 ............................ ca. 2.900   “  ,

    --- um 1700 ......................... ca. 2.000   “  ,

    --- um 1750 ......................... ca. 3.000   “  ,

    --- 1817 ............................ ca. 3.300   “  ,

    --- um 1825 ......................... ca. 4.500   “  (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1867 ...............................  8.238   “  ,

    --- 1900 ............................... 21.875   “  ,

    --- 1930 ........................... ca. 31.000   “  , (incl. umliegende Gemeinden)

    --- 1933 ........................... ca. 28.000   “  (ca. 6% d. Bevölk.),

    --- 1941 (Sept.) ....................... 10.592   “  ,

    --- 1944 (Sommer) ......................    ?     “  ,

 

    --- 1948 ...............................  1.470   “  ,

    --- 1964 ........................... ca.  4.000   “  .

Angaben aus: Julius H.Schoeps, Neues Lexikon des Judentums, S. 261

und                 W.Wippermann, Das Leben in Frankfurt zur NS-Zeit

 File:Frankfurt Am Main-Roemer-Ostseite-1900-001.jpgAnsichtskarte / Postkarte Frankfurt am Main, Zeil | akpool.de

Römerberg und Zeil, Postkarten um 1900 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, CCO und akpool.de)

 

Anfang der 1930er Jahre lebten im Großraum Frankfurt/Main - dazu zählten auch die jüdischen Gemeinden Höchst, Heddernheim, Bockenheim und Rödelheim - fast 31.000 Juden; dies entsprach einem jüdischen Bevölkerungsanteil von ca. 7 %.

Schon vor und in den ersten Tagen und Wochen nach der NS-Machtübernahme war es in Frankfurt vereinzelt zu Übergriffen auf Juden gekommen. Gegen Ende März 1933 eskalierten die publizistischen Verleumdungen gegen das Judentum. Die ersten Boykottmaßnahmen wurden vom Frankfurter Magistrat sogar gefördert. Dieser erließ am 28.März eine Verfügung, nach der allen seinen Beamten und Angestellten untersagt war, weiterhin wirtschaftliche Beziehungen zu Juden zu unterhalten.

Ende März 1933 richtete der Vorstand der Israelitischen Gemeinde Frankfurt einen Aufruf an alle Gemeindemitglieder, in dem es u.a. hieß: ... In dieser schweren Zeit ist es uns ein tiefes Bedürfnis, ein Wort an unsere Gemeinde zu richten. Jeder darf überzeugt sein, daß wir mit unserer ganzen Kraft bemüht sind, in Verbindung mit den anderen Gemeinden Deutschlands für die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der deutschen Juden einzutreten, den in Not Geratenen beizustehen und den Fortbestand unserer Gemeinde zu sichern. Nichts kann uns die tausendjährige Verbundenheit mit unserer deutschen Heimat rauben, keine Not und Gefahr kann uns dem von unseren Vätern ererbten Glauben abspenstig machen. ... Wenn keine Stimme sich für uns erhebt, so mögen die Steine unserer Stadt für uns zeugen, die ihren Aufschwung zu einem guten Teil jüdischer Leistung verdankt, in der so viele Einrichtungen vom Gemeinsinn der Juden künden, in der aber auch das Verhältnis zwischen jüdischen und nichtjüdischen Bürgern stets besonders eng gewesen ist. ...

Der Verlauf des Boykotts vom 1.April 1933 unterschied sich kaum von den Maßnahmen in anderen deutschen Städten: Um 10 Uhr tauchten in der Innenstadt SA-Trupps auf, die sich vor den jüdischen Geschäften postierten und Plakate mit judenfeindlichen Parolen anbrachten; auch Arzt- und Rechtanwaltspraxen, ebenso Universitätsgebäude waren Ziele antisemitischer Propaganda. Durch die Boykottmaßnahmen, die auch nach dem 1.April fortgesetzt wurden, sanken im Laufe des Jahres 1933 die Umsätze der jüdischen Geschäfte. Bis Ende des Jahres 1933 mussten mehr als 500 schließen bzw. die Geschäfte gingen in „deutschen Besitz“ über. - Die beiden jüdischen Gemeinden Frankfurts - die Einheitsgemeinde und die orthodoxe ‚Austritts-Gemeinde’ - gerieten in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, auch weil immer mehr Juden hilfsbedürftig wurden und von der Wohlfahrts- und Gemeindearbeit unterstützt werden mussten. Im Laufe der folgenden Jahre wurden nach und nach Juden systematisch aus dem gesellschaftlich-öffentlichen Leben gedrängt: die Nutzung von öffentlichen Sportplätzen und Bädern wurde eingeschränkt bzw. ganz verboten, ihre Mitgliedschaft in Vereinen ausgesetzt, Berufsverbote ausgesprochen, u.v.a. mehr.

Die erste Deportation betraf die überwiegend in der Frankfurter Altstadt wohnenden polnischen Juden; sie wurden in der reichsweiten Polizei-Aktion am 28./29. Oktober 1938 an die deutsch-polnische Grenze verfrachtet. Aus den Städten und Gemeinden des Regierungsbezirkes Wiesbaden wurden an diesen beiden Tagen insgesamt etwa 3.000 Menschen „zwecks Abschiebung im Sammeltransporte” verhaftet und auf dem Wege über den Frankfurter Hauptbahnhof nach Beuthen gebracht. Knapp 2.000 Juden, denen die polnischen Behörden den Grenzübertritt verwehrt hatten, kehrten wenige Tage später wieder nach Frankfurt zurück.

Der Pogrom begann in Frankfurt in den Morgenstunden des 10.November 1938. Fünf der großen Synagogen der Stadt wurden zerstört, dazu die meisten kleinen Bethäuser; auch jüdische Geschäfte wurden demoliert und geplündert. Zahlreiche Wohnungen in der Innenstadt und im Ostend fielen SA-Trupps zum Opfer; im Stadtteil Westend, wo vor allem wohlhabendere Juden ihren Wohnsitz hatten, gab es dagegen fast kaum Zerstörungen; der dortige Synagogenbau blieb äußerlich ebenfalls unzerstört.

                 Das „Frankfurter Volksblatt” berichtete - im typischen NS-Jargon - in seiner Ausgabe vom 11.11.1938:

Das Volk gab Alljuda die Antwort.

Frankfurts Bevölkerung fand sich zu einer spontanen Kundgebung zusammen

Auf die erschütternde Meldung hin vom Ableben des durch feigen und hinterhältigen Anschlages schwer verletzten Gesandtschaftsrat vom Rath bemächtigte sich gestern morgen der Frankfurter Bevölkerung eine derartige Erregung, daß sich die Stadt einmütig zu einer spontanen Kundgebung gegen die Juden zusammenfand. Die Erbitterung der Menge ... richtete sich in dieser Stunde gegen die Gesamtheit der in Frankfurt ansässigen Juden. ...  Die empörte Menge ging mit drastischen Mitteln vor allem gegen die immer noch in Frankfurt mit echt jüdischer Zähigkeit und gefährlicher Hartnäckigkeit sich behauptenden Geschäfte vor. Durch Zerstörung von Ladeneinrichtungen und Geschäftsfassaden machte sich die Bevölkerung ihrer Empörung Luft. ... Die judenfeindlichen Demonstrationen dauerten in Frankfurt den ganzen Vormittag über an. Ausnahmslos rechneten die Volksgenossen mit dem Frankfurter Judentum ab. Die Stadtmitte, die von jeher begehrter Platz der jüdischen Geschäftswelt war, so wie die großen Geschäftsstraßen Kaiserstraße, Goethestraße und Zeil waren schon kurz nach Geschäftseröffnung von einer großen, erregten Menge erfüllt; in Rufen und Sprechchören forderten sie Rache für den Meuchelmord und die Entfernung der Juden aus Deutschland. Gegen Mittag waren die Straßen so gefüllt, daß der Verkehr nur unter großen Schwierigkeiten aufrecht erhalten werden konnte. Auch gegen die Synagogen richteten sich die Demonstrationen der inzwischen auf Zehntausende empörter Volksgenossen angewachsenen Menge. Gebäudeteile und Inneneinrichtungen wurden beschädigt und zerstört. Sämtliche Frankfurter Synagogen fielen der allgemeinen und von allen Bevölkerungsschichten getragenen mitreißenden Kundgebung zum Opfer. Die einmütige Kundgebung der Frankfurter Volksmassen fand etwa um die Nachmittagszeit ihren Abschluß. ... Frankfurt am Main hat mit dem Judentum abgerechnet.

                                         Brennende Frankfurter Synagoge (Stadtarchiv) 

Mehr als 2.600 Frankfurter Juden wurden festgenommen und über den Südbahnhof in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau verschleppt. Anfang 1939 hatte bereits mehr als die Hälfte der Frankfurter Juden die Stadt verlassen; im September 1941 befanden sich noch 10.592 Juden in Frankfurt.

Ab Februar 1940 wurde der Gestapo-Beamte Ernst Holland als „Beauftragter der Geheimen Staatspolizei bei der Jüdischen Wohlfahrtspflege“ eingesetzt, der in dieser Funktion auch die Stadtverwaltung Frankfurt repräsentierte. Holland kontrollierte das jüdische Eigentum und die noch bestehenden jüdischen Institutionen; zu seinen Aufgaben gehörte auch die „Arisierung“ jüdischen Besitzes und die Vertreibung der jüdischen Bewohner aus ihren Wohnungen. Ab März 1941 waren die Juden Frankfurts zur Zwangsarbeit verpflichtet. Ab der zweiten Jahreshälfte 1941 wurden die Deportationen der noch in Frankfurt verbliebenen Juden vorbereitet. Als zentrale Sammelstelle fungierte in der Regel die Frankfurter Großmarkthalle, in der eine Außenstelle des Stapo-Referates II B2 eingerichtet worden war. In einigen Fällen dienten jüdische Wohn- und Altersheime als Sammelpunkte, so am Börneplatz, im Hermesweg, in der Ostende- und Rechneigrabenstraße.

Deportationen aus Frankfurt/M. :

    --- am 19.Oktober 1941 ............ 1.125 Juden   mit dem Ziel Lodz,

    --- am 11.November 1941 ........... 1.052 Juden   mit dem Ziel Minsk,

    --- am 22.November 1941 ...........   900 Juden   mit dem Ziel Riga,

    --- am 8. Mai 1942 ................               nach Osten (?),

    --- am 24.Mai 1942 ................               nach Osten (?),

    --- am 11.Juni 1942 ...............               nach Osten (?),

                           (Transporte Mai/Juni insgesamt 2.886 Pers.)

    --- am 18.August 1942 ............                nach Theresienstadt,

    --- am 1.September 1942 ..........                nach       "       ,

    --- am 15.September 1942 .........                nach       "       ,

                     (Transporte Aug./Sept. insgesamt 2.952 Pers.)

        und weitere kleine Transporte folgten.

Im Juni 1944 wurde das von der Gestapo kontrollierte jüdische Wohlfahrtsamt aufgelöst, da nun keine Juden mehr in Frankfurt lebten.

Während der NS-Zeit wurden 10.231 Juden aus Frankfurt/Main deportiert; davon fielen etwa 9.500 der Mordmaschinerie zum Opfer (namentliche Nennung der Opfer im "Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945").

 

Als die Stadt durch US-Truppen befreit wurde, sollen sich noch ca. 100 Juden in der Stadt aufgehalten haben; dazu kamen nochmals 300 Frankfurter Juden, die in Lagern überlebt hatten. Diese Überlebenden riefen unmittelbar nach Kriegsende eine neue jüdische Gemeinde in Frankfurt ins Leben. Die eigentliche Gründung erfolgte im Juli 1945 durch den aus Theresienstadt zurückgekehrten Rabbiner Leopold Neuhaus, der von den Militärbehörden dazu beauftragt war. Offiziell wurde die Gemeinde aber erst 1948 gegründet.

(Abb. Institut für Stadtgeschichte)  

In Frankfurt bestand unmittelbar nach Kriegsende im DP-Camp Frankfurt-Zeilsheim, dem größten in Hessen, ein „Komitee der Befreiten Juden“, das neben der eigentlichen Gemeinde existierte. Erst im Mai 1949 vereinten sich beide jüdischen Organisationen - nach vielem Hin und Her. Im Herbst 1945 mussten auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung ca. 200 Häuser, Werkswohnungen der Fa. Hoechst und auch Privathäuser von der dort wohnenden Bevölkerung geräumt werden, um für jüdische DPs Platz zu machen. Etwa 3.500, zumeist aus Polen stammende Juden kamen nun vorübergehend nach Zeilsheim, um von hier aus ihre Auswanderung vorzubereiten. Von Zeilsheim aus wurde auch die illegale Emigration nach Palästina betrieben. Im DP-Camp Zeilsheim entwickelte sich ein relativ unabhängiges Leben: Die jüdischen DPs bauten Schulen auf; eine Synagoge wurde eingerichtet und eine eigene jiddische Zeitung „Unterwegs” erschien, die zum Organ aller jüdischen DPs in Hessen wurde. Nach außen galt das DP-Lager in Zeilsheim zur Nachkriegszeit vor allem als Keimzelle für einen regen Schwarzmarkt. Das DP-Camp in Zeilsheim wurde Mitte November 1948 aufgelöst, nachdem fast alle Bewohner emigriert waren. Bestand 1945/1946 die Jüdische Gemeinde Frankfurt aus ca. 400 Mitgliedern, so stieg deren Zahl bis 1949 auf mehr als 1.800 Personen an. Im Jahre 2006 stellte sie mehr als 7.000 Angehörige; damit gehört sie - derzeit sind es in etwa ebenso viele - heute zu den vier großen jüdischen Gemeinden Deutschlands.

Im September 1950 konnte die neue jüdische Gemeinde die weitestgehend vom Bombenkrieg verschonte Große Synagoge in Frankfurt-Westend wieder nutzen. Ihre alte Pracht und Farbe erlangte das Gotteshaus aber erst wieder nach ihrer fast originalgetreuen Restaurierung zwischen 1988 bis 1994. 2010 konnte man den 100.Jahrestag ihrer Einweihung begehen.

                      Westend-Synagoge (Aufn. Mylius, 2008)

Als Ende der 1970er Jahre die Mitgliederzahl auf mehr als 4.000 Personen angewachsen war, entschloss man sich zum Bau eines neuen Gemeindezentrums, das im September 1986 in der Savignystraße eröffnet wurde und seit 2000 den Namen des 1999 verstorbenen Ignatz Bubis trägt.

An verschiedenen Stellen des Frankfurter Stadtgebiets erinnern Mahnmale bzw. Gedenktafeln an jüdisches Leben in der Vorkriegszeit. 2009 wurde für die Gestaltung einer Gedenkstätte für die mehr als 10.000 deportierten Frankfurter Juden ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben; Standort soll in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Großmarkthalle sein, die Sammelpunkt für die Deportationen gewesen war. 2011 hatte sich die Wettbewerbsjury auf einen der insgesamt 140 eingereichten Entwürfe geeinigt: Eine Rampe und ein Kellergewölbe - in unmittelbarer Nähe des Neubaus der Europäischen Zentralbank (EZB) - sollen künftig an die Deportationsopfer aus Frankfurt erinnern. Diese Gedenkstätte, dessen Kernstück der sanierte historische Keller der Großmarkthalle bildet, wurde im November 2015 eingeweiht.

 Erinnerungsstaette Grossmarkthalle Frankfurt.Foto-Norbert Miguletz1.jpg

Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle (Aufn. Norbert Miguletz, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Bereits 2011 ist die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände der Henry und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt-Seckbach realisiert worden. Dieser begehbare Ort des Gedenkens - eine rostfarbene Stahlwand umgeben von 23 granitenen Stelen - ist den 23 jüdischen Bewohnern gewidmet, die im ersten Budge-Heim am Edingerweg wohnten, von hier vertrieben und später in den Vernichtungslagern ermordet wurden. 

Die „Initiative Stolpersteine in Frankfurt am Main e.V.“ - getragen von der Stadt Frankfurt und zahlreichen Institutionen - hat seit 2003 die Verlegung von insgesamt nahezu 2.000 sog. „Stolpersteinen“ veranlasst, die derzeit in der Innenstadt und den verschiedenen Stadtteilen der Main-Metropole zu finden sind und an die letzten frei gewählten Wohnsitze der Frankfurter NS-Opfer erinnern (Stand 2023).

Stolperstein Fischerfeldstraße 16 David Morgenstern Stolperstein Hebelstrasse 13 Kurt Viktor Stolperstein Hebelstrasse 13 Brunhilde Strauss Stolperstein Mittelweg 8–10 für Hans Bauernfreund Stolperstein Palmstraße 13 Arthur Bravmann  Stolperstein Francois Mainzer Landstraße 33 Ottilie Loeb Stolperstein Am Berger Spielhaus 7 Richard Weil Stolperstein Am Berger Spielhaus 7 Walter Siegfried Weil Stolperstein-ffm-joachim-hirsch-564.jpg Stolperstein Röderbergweg 41 Hanna Wermuth Stolperstein Radilostraße 29 Siegbert Dreifuss Stolperstein für Esther Zuntz Stolperstein für Harry Zuntz Stolperstein für Mirjam Zuntz Stolperstein Alt-Rödelheim 38 Kurt Grünebaum

EinigeStolpersteine“ im Stadtgebiet Frankfurts, die an deportierte/ermordete Kinder/Jugendliche erinnern (Aufn. aus: wikipedia.org, CCO)

in der Loeherstraße und Battonnstraße (Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Seit 2022 findet man z.B. auch in Nieder-Eschbach – einem Stadtteil im Norden der Stadt Frankfurt – insgesamt zehn „Stolpersteine“, die an vier Standorten an Verfolgte des NS-Regimes erinnern; den hier genannten Personen gelang zumeist die Emigration.

2017 wurde die bronzene Skulptur eines Treidels (Kinderspielzeug) in Erinnerung an Mädchen und Jungen enthüllt, die im jüdischen Kinderhaus in der Hans-Thoma-Straße gelebt hatten und mitsamt ihrer Betreuerinnen deportiert und ermordet wurden. Die letzten noch im Kinderhaus lebenden 43 Kinder wurden im September 1943 mit dem großen letzten Deportationszug nach Theresienstadt verschleppt; nur sechs von ihnen überlebten.

Seit 2019 erinnert ein Gedenkstein/-tafel in der Ebersheimer Straße/Bertramwiese an die ca. 70 jüdischen Kinder/Jugendlichen erinnert, die hier in einem Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung untergebracht waren, deportiert und ermordet wurden. Der Text der Gedenktafel lautet:

Jüdisches Kinderheim, Ebersheimstraße
In der Ebersheimstraße Nr. 5 befand sich von 1930 bis 1941 das jüdische Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung, in dem Jungen aus Frankfurt lebten. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wohnten dort auch Kinder aus dem Umland, deren Eltern sie vor der wachsenden antisemitischen Verfolgung zu schützen versuchten. 1939 gelang mit Hilfe der Rothschild-Familie die Rettung der meisten Bewohner durch einen Kindertransport nach England. Das Heim wurde neu belegt. Ein Rettungsversuch nach Ecuador misslang. Etwa 80 Bewohnerinnen und Bewohner, Kinder und Heimpersonal, wurden ab 1941 in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und ermordet. Nur wenige überlebten.

Nach Worms ist der an der Battonstraße gelegene jüdische Friedhof die ältest erhaltene Begräbnisstätte in Deutschland; über sieben Jahrhunderte hinweg wurden hier Juden Frankfurts beerdigt. Noch heute erinnern etwa 2.300 Grabsteine und mehrere tausend Bruchstücke an die Bedeutung dieser Beerdigungsstätte; die ältesten verifizierbaren Gräber stammen aus dem ausgehenden 13.Jahrhundert.

 Grabsteine auf dem Friedhof Battonstraße (Aufn. S., 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Zwischen 1996 und 2010 wurden an der Außenseite der Friedhofsmauer bislang ca. 12.000 erhaben in den Verputz der Mauer integrierte Steine mit Namen ehemaliger jüdischer Bürger Frankfurts eingelassen, die in der NS-Zeit entrechtet, verfolgt und ermordet wurden; diese Stätte ist Teil der 1996 eingeweihten Gedenkstätte Neuer Börneplatz

Nachdem 1828 auf dem restlos überfüllten Friedhof die letzte Beerdigung stattgefunden hatte, nutzte man ein neues Areal an der Rat-Beil-Straße. Innerhalb eines Jahrhunderts wurden hier fast 40.000 Verstorbene bestattet. Wegen seiner zahlreichen prunkvollen Grabmäler und der bekannten Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhe fanden, ist der Friedhof ein bedeutendes Kulturdenkmal.

    

auffällige Grabmale auf dem jüdischen Friedhof Rat-Beil-Straße (Aufn. G., 2013, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

1928/1929 wurde er geschlossen und der Neue Jüdische Friedhof an der Eckenheimer Landstraße eröffnet.

 

Eingangsbereich des jüdischen Friedhof an der Eckenheimer Landstraße (Aufn. aus: juedisches-frankfurt.de)

Im Bereich des heutigen, fast 250 Quadratkilometer umfassenden Stadtgebiets von Frankfurt/Main liegen insgesamt zwölf jüdische Friedhöfe; jedoch nur drei standen ursprünglich in direkter Verbindung mit der Frankfurter Gemeinde, die übrigen neun waren von Gemeinden in benachbarten Herrschaften, wo Juden jeweils Ansiedlungsrecht erhalten hatten, angelegt worden. Die politische Entwicklung und ein stetes Anwachsen der Stadt führten schließlich im Verlauf des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu Eingemeindungen Frankfurt angrenzender Ortschaften mitsamt Territorium und der dort befindlichen jüdischen Friedhöfe.

[vgl.  Bergen-Enkheim - Bockenheim - Heddernheim - Hoechst – Rödelheim (Hessen)]

 Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main im ehemaligen Rothschild-Palais am Untermainkai (Aufn. Mylius, 2010, aus: wikipedia.org, GFDL 1.2) und seine 1988 eröffnete Dependance „Museum Judengasse“ am Börneplatz zeigen die historische Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Frankfurt vom 12. bis zum 20.Jahrhundert. Bis 2019 soll mit hohem Kostenaufwand ein Erweiterungsbau erstellt werden (Grundsteinlegung war im Juni 2016), der die Ausstellungsfläche des Museums nahezu verdoppelt. In der Judaica-Sammlung befinden sich gegenwärtig ca. 800 Objekte. Von besonderem Wert sind die Zeremonialgegenstände aus dem frühen 20.Jahrhundert, die in den jüdischen Silberwerkstätten Lazarus Posen Witwe und den Gebrüdern Leo und Felix Horovitz angefertigt wurden. Zudem umfasst die Sammlung etwa 70 europaweit gefertigte Chanukka-Leuchter, die der Kaufmann Sigmund Nauheim dem "Museum Jüdischer Altertümer" (1922 − 1938) übereignet hatte und die die NS-Zeit unzerstört überstanden hatten.

Bildergebnis für Jüdisches Museum Frankfurt judaica

Aus der Judaica-Sammlung des Jüdischen Museums Frankfurt (Aufn. aus: juedischesmuseum.de)

Mit hohem Kostenaufwand wurde 2020 – nach fünfjähriger Bauzeit - ein Erweiterungsbau fertiggestellt, der die Ausstellungsfläche des Museumskomplexes nahezu verdoppelt. Auf drei Etagen des restaurierten historischen Rothschildpalais wird die neue Dauerausstellung („Wir sind jetzt“) gezeigt. Anhand von Kultus- und Alltagsgegenständen – auch in Verbindung mit digitalen Medien - wird die Historie der Frankfurter Juden von der Aufklärung u. Emanzipation bis zur Gegenwart präsentiert. Auf dem zentralen Museumsvorplatz befindet sich eine Baumskulptur des israelischen Künstlers Ariel Schlesinger, der mit seinem geschaffenen Werk das „Spannungsfeld zwischen Verwurzelung und Entwurzelung“ symbolisieren will.

https://www.juedischesmuseum.de/fileadmin/user_upload/Bilder/presse2020/ariel-schlesinger-untitled2HD.jpgSkulptur zwischen den Gebäuden (Aufn. Jüdisches Museum, 2020)

An der Goethe-Universität Frankfurt wurde in den letzten Jahren eine Forschungsstelle für Jüdische Studien aufgebaut, die dem Fachbereich Judaistik angegliedert ist und das Studium der europäisch-jüdischen Geschichte vertiefen soll.

Bereits im Jahre 1983 wurde das Archiv Bibliographia Judaica e.V. mit dem Ziel gegründet, den jüdischen Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte von 1750 bis zur Gegenwart in seinem Gesamtumfang zu erfassen und bio-bibliographisch darzustellen.

Das in Frankfurt seit 1995 beheimatete Fritz Bauer-Institut - eine Stiftung öffentlichen Rechts - erforscht interdisziplinär die Geschichte und Wirkung der nationalsozialistischen Massenverbrechen, insbesondere des Holocaust. Es ist die einzige Einrichtung in Deutschland, deren Tätigkeit ausschließlich dieser Thematik gewidmet ist. Seit 2000 ist das Institut mit der Johann-Goethe-Universität assoziiert und arbeitet als selbstständiges Kulturinstitut mit zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsstätten, Gedenkstätten und Museen in aller Welt zusammen. Die Ende des 19.Jahrhunderts entstandene Judaica-Sammlung - durch großzügige Spenden Frankfurter Juden ins Leben gerufen - wurde von Prof. Dr. Aron Freimann von 1898 bis 1933 zur umfangreichsten Spezialsammlung des europäischen Kontinents ausgebaut. Durch NS-Plünderung und Brandschäden während des Krieges wurde die einmalige Sammlung zu Teilen zerstört. Als „Virtuelle Judaica-Sammlung“ wird sie künftig - wenn auch nicht mehr komplett - Interessierten zur Verfügung stehen. In Kooperation mit ca. zehn europäischen Institutionen steht die Universitätsbibliothek Frankfurt im Mittelpunkt des Projektes „Judaica Europeana“, das weltweit einen Zugang zu den jüdischen Kulturgütern schafft. Das Jüdische Museum Frankfurt und das Fritz-Bauer-Institut haben 2009 ein gemeinsames pädagogisches Zentrum ins Leben gerufen; hier sollen sich Pädagogen/innen aus Hessen künftig zu Fragen der Vermittlung jüdischer Geschichte fortbilden.

2021 wurde in Frankfurt der Bau der "Jüdischen Akademie" begonnen; der in Bockenheim an der Senckenberganlage entstehende Gebäudekomplex – ein Entwurf des Frankfurter Architekten Zvonko Turkali – soll 2023/24 fertiggestellt sein. Die Akademie soll ein Ort modernen jüdischen Denkens schaffen, an dem unterschiedlichste Themen (aus den Bereichen Philosophie, Ethik, Kultur u.a.) behandelt werden. Die Jüdische Akademie knüpft damit an das „Freie Jüdische Lehrhaus an,“ das 1920 als Institution der Erwachsenenbildung in Frankfurt von Franz Rosenzweig gegründet worden war und bis 1938 bestand.

 Die Führung des Zentralrats der Juden in Deutschland und damit die Nachfolge der bisherigen Vorsitzenden, Charlotte Knobloch, hatte Ende 2010 der 60jährige Dieter Graumann angetreten. Nach vier Jahren gab er dieses Amt wieder auf; seine Nachfolge trat Josef Schuster an.

Graumann, der 1950 als Sohn polnischer Holocaust-Überlebender in Israel geboren wurde, aber in Frankfurt zur Schule ging, hat Volkswirtschaft studiert und leitet eine Liegenschaftsverwaltung in Frankfurt/M.; er gehört seit 1995 dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt an. Graumann ist damit der erste in diesem Amt, der nicht den Holocaust erlebt hat. An Graumanns Stelle zum Vizepräsidenten des Zentralrats gewählt wurde der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Würzburg, Josef Schuster. Der Vorsitzende der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, Salomon Korn, wurde als Vizepräsident im Amt bestätigt. Im Frühjahr 2011 war Graumann zum Vizepräsidenten des European Jewish Congress (EJC) berufen worden. Dem vor 20 Jahren gegründeten EJC gehören die demokratisch gewählten Vertreter der europäischen jüdischen Gemeinden mit fast 2,5 Millionen Juden aus mehr als 30 Ländern an

 

Panorama - DER SPIEGEL Trude Simonsohn – 1921 in Olmütz geboren und in einem liberal-jüdisch deutsch-tschechischen Elternhaus aufgewachsen – überlebte die Lager Theresienstadt und Auschwitz; beide Elternteile wurden ermordet. Nach Kriegsende arbeiteten Trude und Berthold Simonsohn in der jüdischen Flüchtlingshilfe in der Schweiz. 1950 verlegte das Ehepaar seinen Wohnsitz nach Hamburg, danach nach Frankfurt/M.; hier engagierte sich Trude S. in der jüdischen Gemeinde und war auch eine Zeitlang deren Vorsitzende. Seit den 1970er Jahren ging die Holocaust-Überlebende in die Schulen, um als Zeitzeugin über ihre Zeit in den NS-Lagern zu berichten. Für ihr außergewöhnliches Engagement in der "Erinnerungskultur" wurde sie mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht; auch wurde ihr die Ehrenbürgerschaft der Stadt Frankfurt zuteil. Trude Simonsohn starb Anfang Januar 2022 im Alter von 100 Jahren. 

 

 

 

Weitere Informationen:

Joseph Goldschmidt, Die Rückkehr der Juden nach Frankfurt am Main im Jahre 1360, in: "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland", Jg. 2/1888, No. 2, S. 154 -171

Isidor Kracauer, Die Geschichte der Judengasse in Frankfurt a. M., in: "Festschrift zur Jahrhundertfeier der Realschule der israelitischen Gemeinde zu Frankfurt a. M. 1804 - 1904", Frankfurt/M. 1904, S. 301 - 464

Alexander Dietz, Stammbuch der Frankfurter Juden. Geschichtliche Mitteilungen über die Frankfurter jüdischen Familien von 1349 - 1849, Frankfurt a. M./ Goar, 1907

Isidor Kracauer, Geschichte der Juden in Frankfurt a.M. (1150 - 1824), 2 Bände, Frankfurt/M. 1925/1927

Dietrich Andernacht/Eleonore Sterling (Bearb.), Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933 - 1945, Hrg. Kommission zur Erforschung der Geschichte der Frankfurter Juden, Frankfurt/M. 1963

Albert Hirsch, Das Philanthropin zu Frankfurt am Main, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt/M. 1964

Eugen Mayer, Die Frankfurter Juden. Blicke in die Vergangenheit, Frankfurt/M. 1966

Germania Judaica, Band II/1, Tübingen 1968, S. 238 – 251 und Band III/1, Tübingen 1987, S. 346 – 393

Paul Arnsberg, Jakob H. Schiff - Von der Frankfurter Judengasse zur Wallstreet, Frankfurt/M. 1969

Paul Arnsberg, Bilder aus dem jüdischen Leben im alten Frankfurt, Frankfurt/M. 1970

Jacob Rosenheim, Erinnerungen 1870 - 1920, Frankfurt/M. 1970

Leo Sievers, Juden in Deutschland - Die Geschichte einer 2000jährigen Tragödie, Goldmann STERN-Bücher 1979, S. 101 ff., S. 167 ff. u. S. 187 ff.

C.F. Günther, Die Juden in Hessen, in: Bilder aus der Hessischen Vorzeit, Darmstadt o.J., S. 71 ff.

H.-O. Schembs, Bibliographie zur Geschichte der Frankfurter Juden 1781 - 1945, Frankfurt/M. 1978

Helmut Eschwege, Die Synagoge in der deutschen Geschichte - Eine Dokumentation, VEB Verlag der Kunst, Dresden 1980, S. 69 f.

Paul Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution, 3 Bände, Darmstadt 1983

Anni Bardon, Synagogen in Hessen um 1900, in: Neunhundert Jahre Geschichte der Juden in Hessen, Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen VI, Wiesbaden 1983, S. 366 f.

Wolf-Arno Kropat, Jüdische Gemeinden, Wiedergutmachung, Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach 1945, in: Neunhundert Jahre Geschichte der Juden in Hessen, Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen VI, Wiesbaden 1983, S. 447 ff.

Carol Herselle Krinsky, Synagogues of Europe: architecture, history, meaning, New York 1985, S. 291 – 294

Valentin Senger/Klaus Meier-Ude, Die jüdischen Friedhöfe in Frankfurt, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt/M. 1985

W. Wippermann, Das Leben in Frankfurt zur NS-Zeit, Band 1: Die nationalsozialistische Judenverfolgung - Darstellung, Dokumente und didaktische Hinweise, Frankfurt/M. 1986

Jakob Katz, Aus dem Ghetto in die bürgerliche Gesellschaft, Jüdische Emanzipation 1770 - 1870, Frankfurt/M. 1986

Rachel Heuberger/Helga Krohn, Hinaus aus dem Ghetto ... Juden in Frankfurt a.M. 1800 - 1950. Begleitbuch zur ständigen Ausstellung des Jüdischen Museums der Stadt Frankfurt am Main, Fischer Verlag GmbH, Frankfurt/M. 1988

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Hans-Peter Schwarz (Hrg.), Die Architektur der Synagoge. Ausstellungskatalog Dt. Architekturmuseum Frankfurt/M., Frankfurt/M. 1988, S. 324 f.

Salomon Korn, Synagogen und Betstuben in Frankfurt am Main, in: H.-P. Schwarz (Hrg.), Die Architektur der Synagoge. Ausstellungskatalog Dt. Architekturmuseum Frankfurt/M., Frankfurt/M. 1988, S. 347 f.

Michael Best (Hrg.), Der Frankfurter Börneplatz. Zur Archäologie eines politischen Konflikts, Frankfurt/M. 1988

Arno Lustiger (Hrg.), Jüdische Stiftungen in Frankfurt/M., Frankfurt/M. 1988

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Michael Lenarz, Mikwen in Frankfurt am Main, in: G. Heuberger (Hrg.), Mikwe. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder in Deutschland, Ausstellungskatalog, Frankfurt a. M. 1992, S. 89 - 104

G.Kößler/A.Rieber/F.Gürsching (Hrg.), “ ... daß wir nicht erwünscht waren.” Novemberpogrom 1938 in Frankfurt a.M., dipa-Verlag, Frankfurt/M. 1993

Ruth Gay, Geschichte der Juden in Deutschland - Von der Römerzeit bis zum Zweiten Weltkrieg, Verlag C.H.Beck, München 1993, S. 70 - 78

A. Königseder/J. Wetzel, Lebensmut im Wartesaal - Die jüdischen DPs im Nachkriegsdeutschland, Fischer-Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt/M. 1994

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Peter Ortag, Jüdische Kultur und Geschichte - Ein Überblick, Hrg. Landeszentralen für politische Bildung, 1995, S. 81/82

Fritz Backhaus (Hrg.), ‘Und groß war bei der Tochter Jehudas Jammer und Klage ...’ - Die Ermordung der Frankfurter Juden im Jahre 1241, Sigmaringen 1995

Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus - Eine Dokumentation, Bd. 1, Hrg. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, S. 295 f.

Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933 - 1945, Hessen I - Regierungsbezirk Darmstadt, VAS-Verlag, Frankfurt/M. 1995, S. 68 ff.

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Sie wohnten nebenan ... Juden in Frankfurt” (Dokumentation), Hrg. Hess. Institut für Lehrerfortbildung (Außenstelle Friedberg), Frankfurt/M. 1996

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Nadine Benedix (Red.), Erinnerungskultur am Dornbusch: Manche konnten den Nazis entkommen, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 25.9.2019

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dpa (Red.), Das Jüdische Museum in Frankfurt öffnet wieder, in: „Merkur“ vom 19.10.2020

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Micha Brumlik (Red.), Jüdisches Museum: Der lange Weg zur angemessenen Erinnerung, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 20.10.2020

Harald Schröder (Red.), 25 neue Stolpersteine in Frankfurt, in: „Journal Frankfurt“ vom 22.10.2020

Uwe Becker/Salomon Korn (Bearb.), „David-Sternsche klingt irgendwie frankfurderisch?“ - Broschüre, Frankfurt/M., 2021

Clemens Dörrenberg (Red.), Neue Stolpersteine für Frankfurt, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 27.6.2021

Theresa Weiß (Red.), Jüdische Akademie - „Ein Haus, in dem wir bleiben“, in: „Frankfurter Allgemeine“ vom 18.8.2021

dpa (Red.), Baubeginn für Jüdische Akademie in Frankfurt, in: „Die ZEIT“ vom 2.9.2021

Tobias Freimüller (Bearb.), Migration und Stabilisierung. Jüdisches Leben in Frankfurt am Main nach 1945, in: „Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung“, No. 15/2021

Ilse Romahn (Red.), „Stolperstein“ für den Stifter des Frankfurter Goetheturms, in: Frankfurt Live vom 8.12.2021

dpa (Red.), Zeitzeugin und Ehrenbürgerin: Trude Simonsohn ist tot, in: „Süddeutsche Zeitung“ vom 6.1.2022

Stadt Frankfurt am Main (Red.), Stadt Frankfurt trauert um Trude Simonsohn, in: frankfurt.de vom 6.1.2022

Monika Müller (Red.), 73 neue Stolpersteine in Frankfurt, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 10.5.2022

Sabine Schramek (Red.), Erste Stolpersteine für Nieder-Eschbach, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 12.12.2022

Wolfgang Treue, Judengasse und christliche Stadt: Religion, Politik und Gesellschaft im frühneuzeitlichen Frankfurt am Main, Campus Verlag Frankfurt/New York 2023

Ulrich Stascheid, Bruckstücke. Zur Geschichte der Juden im Frankfurter Raum, Fachhochschulverlag Frankfurt/M., 2023

Norbert Demuth (Red.), Frankfurt am Main – Judengasse virtuell rekonstruiert, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 14.4.2023

Elke Ottenschläger (Red.), 20 Jahre Stolpersteine: Mahnmale in der Nachbarschaft, in: „hessenschau.de/kultur vom 30.11.2023

Anja Laud (Red.), Jüdische Kinder in Frankfurt vor der Ermordung gerettet, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 5.1.2024 (betr. Ehepaar Isidor u. Rosa Marx, Leiter des Israel. Waisenheims im Ostend)

Jasmin Schülke (Red.), Jüdisches Leben in Frankfurt, in: „Journal Frankfurt“, Febr. 2024