Goldbach (Baden-Württemberg)

Datei:Crailsheim in SHA.svg Das Dorf Goldbach ist heute ein Ortsteil von Crailsheim im Landkreis Schwäbisch Hall - ca. 30 Kilometer östlich von Schwäbisch-Hall bzw. ca. 40 Kilometer südwestlich von Ansbach gelegen (Karte vom Verlauf der Hohenlohebahn, Kj. 2007, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0  und  Kartenskizze 'Landkreis Schwäbisch-Hall', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts war jeder 5. Dorfbewohner mosaischen Glaubens.

In dem unter wechselnden Herrschaften stehenden Dorfe Goldbach wurden Juden vermutlich gegen Ende des 16. Jahrhunderts unter dem Schutz einer gräflichen Familie ansässig; zuvor waren sie aus den Reichsstädten vertrieben worden standen. Während des Dreißigjährigen Krieges schien es in Goldbach aber keine jüdische Bevölkerung gegeben zu haben; erst mit dem beginnenden 18.Jahrhundert ließen sich wieder wenige jüdische Familien nieder.

Im Zentrum des jüdischen Wohngebietes - in der „Judengasse“ - stand die Synagoge; es war ein bescheidenes Gebäude, das um 1750 auf einem Gartengrundstück erbaut worden war. Für die Abhaltung der Gottesdienste war nach einem Dekret vom Mai 1748 eine jährliche Konzessionsabgabe von 45 Kronen zu entrichten.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten auch eine Religionsschule und eine Mikwe.

Ihre verstorbenen Glaubensgenossen begruben die Goldbacher Juden auf dem jüdischen Verbandsfriedhof in Schopfloch.

Juden in Goldbach (Württemberg):

         --- um 1605 .......................   6 jüdische Familien,

    --- um 1750 .......................   8     “       “    ,

    --- um 1800 .......................   8     “       “  und 3 Witwen,

    --- 1807 ..........................  15     “       “ (48 Personen),

    --- 1821 ..........................  68 Juden,

    --- 1846 ..........................  91   “  ,

    --- 1861 .......................... 113   “  (ca. 22% d. Dorfbev.),

    --- 1867 ..........................  29   “  ,

    --- 1876 ..........................   6   “  ,

    --- 1885 ..........................   4   “  ,

    --- 1890 ..........................   3   “  ,

    --- 1895 ..........................   keine.

Angaben aus: Gerhard Taddey, Kein kleines Jerusalem, Geschichte der Juden im Landkreis Schwäbisch Hall, S. 240

 

Mit dem Übergang unter preußische Landeshoheit (1792) gehörten die Goldbacher Juden fortan zur Landjudenschaft und mussten nun nicht unerhebliche Abgaben an diese entrichten; etwa ein Jahrzehnt später kamen sie unter württembergische Herrschaft.

Ihren Lebensunterhalt bestritten die jüdischen Dorfbewohner mehr schlecht als recht vom Kleinhandel; nur der Viehhandel war ertragreicher. 

Im Jahre 1830 wurde Goldbach als „Filialgemeinde“ an die neu konstituierte Gemeinde Crailsheim angeschlossen.

[vgl. Crailsheim (Baden-Württemberg)]

Um 1860 lebten in Goldbach mehr als 110 jüdische Dorfbewohner; trotz der relativ hohen Zahl der Gemeindeangehörigen mussten diese die Einrichtungen der Crailsheimer Kultusgemeinde nutzen; auch der letzte Versuch, eine Erlaubnis für eigene Gottesdienste am Ort zu erhalten, schlug fehl (1862). Deshalb wurde die Synagoge endgültig geschlossen und Jahre später das Gebäude verkauft.

1873/1874 löste sich die Gemeinde auf, nicht einmal zehn Juden lebten noch am Ort, alle anderen waren in die Städte abgewandert.

 Ehem. Judengasse (hist Aufn., um 1925/1930, aus: Jüdische Gotteshäuser u. Friedhöfe ...)

 

 

Weitere Informationen:

Paul Sauer, Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1966, S. 58 f.

Hans Joachim König, Goldbach. Seine Bürger, Bauern und Ritter, o.O. 1983

Gerhard Taddey, Kein kleines Jerusalem. Geschichte der Juden im Landkreis Schwäbisch Hall, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1992, S. 85 - 91 und S. 282/283

Goldbach (Stadt Crailsheim), in: alemannia-judaica.de

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...”  Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 83/84