Hunsdorf/Huncovce (Slowakei)

 Hunsdorf ist eine kleine Ortschaft in der Oberzips, ca. acht Kilometer nordöstlich von Poprad an der Straße nach Käsmark/Kežmarok gelegen; es ist der slowakische Ort Huncovce/ung. Hunfalva (ohne Eintrag auf der Karte).

Jüdische Ansässigkeit in Hunsdorf erfolgte im späten 16./frühen 17.Jahrhundert, als Flüchtlinge aus Mähren sich hier niederlassen durften. Die sich bildende Gemeinde wurde um 1650 durch weitere Familien, die aus Polen den Ort erreichten, verstärkt. Die Zuwanderung jüdischer Familien wurde von den zumeist von Deutschen bewohntem Ort nicht gern gesehen und diese zuweilen gezwungen, den Ort wieder zu verlassen.

Als sich bis gegen Mitte des 18.Jahrhunderts etwa 30 jüdische Familien hier niedergelassen hatten, gründete sich in den 1760er Jahren eine organisierte Gemeinde in Hunsdorf; diese war über Jahrzehnte hinweg die einzige Gemeinde auf dem Boden der Ostslowakei.

Seit dem Jahre 1787 gab es hier eine Talmud-Thora-Schule; in den 1840er Jahren wurde eine Elementarschule ins Leben gerufen.

Im 19.Jahrhundert war Hunsdorf Sitz einer bedeutenden und weit über die Region hinaus bekannten Jeschiwa, der zweitgrößten in der Slowakei (nach Preßburg). Diese wurde damals zeitweise von mehreren hundert Studierenden, auch aus anderen Ländern Europas, besucht.

Ein im Stile des Klassizismus errichtetes Synagogengebäude – es ersetzte ein niedergebranntes älteres Gebäude - konnte die hiesige Judenschaft im Jahre 1821 einweihen, zu einer Zeit, als die Gemeinde mit fast 1.000 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Zenit erreicht hatte.

   Bildergebnis für huncovce jewish

Synagoge in Hunsdorf (Aufn. aus: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Huncovce  und  dbs.bh.org.il/place/huncovce)

Der letzte Rabbiner der Gemeinde von Huncovce; Leiter der Jeschiwa war Shlomo Zalman Horowitz, der bis zur Auslöschung der Gemeinde (1942) diese Funktion wahrnahm.

Juden in Hunsdorf/Huncovce:

--- 1728 .........................   2 jüdische Familien,

--- 1754 .........................  31     “        “   ,

--- 1768 ......................... 139 Juden,

--- 1787 ......................... 563   “  (ca. 34% d. Bevölk.),

--- 1828 ......................... 939   “  (ca. 44% d. Bevölk.),

--- 1851 ......................... 928   “  ,

--- 1880 ......................... 364   “  ,

--- 1910 ......................... 429   “  (ca. 34% d. Bevölk.)

--- 1919 ......................... 275   “  (ca. 21% d. Bevölk.),

--- 1922 ..................... ca. 450   “  ,

--- 1930 ......................... 194   “  ,

--- 1940 .........................  75   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), S. 535

und                  Huncovce/Slowakei, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People

und                  Madeleine Isenberg (Red.), Huncovce (Slovakia), aus: jewishgen.org/Yizkor/pinkas_slovakia

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts erreichte der jüdische Bevölkerungsanteil nahezu die Hälfte der Gesamtbevölkerung.

Die Abwanderung der jüdischen Familien aus Hunsdorf/Huncovce - beginnend ab den 1830/1840er Jahren und sich verstärkend im späten 19.Jahrhundert - führte dazu, dass zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht einmal mehr 100 Einwohner mosaischen Glaubens hier ihr Zuhause hatten.

Im Frühjahr 1942 wurden alle noch verbliebenen Juden – nur ausgenommen zwei Familien - in die Ghettos bzw. Vernichtungslager auf polnischem Boden deportiert.

 

Nach Kriegsende kehrten nur wenige jüdische Überlebende (so hatten sich einige in den Wäldern verstecken können) nach Huncovce zurück, blieben aber nur kurze Zeit, so dass sich hier keine neue Gemeinde zusammenfinden konnte.

Das teilzerstörte Synagogengebäude wurde in den Nachkriegsjahren zu einem Warenhaus umfunktioniert.

Während der ältere jüdische Friedhof völlig zerstört worden war, findet man auf dem Gelände des jüngeren noch Grabstätten mit -steinen.

Jüdischer Friedhof Hunocvce (Aufn. findagrave.com/cemetery)

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol.1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 535

Madeleine Isenberg (Red.), Huncovce (Slovakia), in: jewishgen.org/Yizkor/pinkas_slovakia

Huncovce (Slovakia), in: kehilalinks.jewishgen.org/huncovce/Huncovce-Town-Views

Jewish Families from Huncovce, Slovakia, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Huncovce-Slovakia

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 172

Huncovce/Slowakei, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish people, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/huncovce