Krautergersheim (Elsass)

Jüdische Gemeinde - Oberehnheim (Elsass) Die unterelsässische Ortschaft Krautergersheim mit derzeit ca. 1.700 Einwohnern liegt südlich von Straßburg nur wenige Kilometer nordöstlich von Oberehnheim/Obernai (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905 ohne Eintrag von Krautergersheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Im Dorf Krautergersheim gab es eine jüdische Gemeinde, die - was ihre Angehörigenzahl betrifft - in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts recht ansehnlich war.

Eine seit ca. 1750 bestehende Synagoge wurde 1868 renoviert - zu einem Zeitpunkt, als sich bereits ein Rückgang der Zahl der Gemeindemitglieder abzeichnete.

Ihre Verstorbenen begrub die Gemeinde auf dem großen jüdischen Verbandsfriedhof in Rosenweiler (Rosenwiller).

Der jüdische Friedhof in Rosenweiler/Rosenwiller ist der größte jüdische Friedhof im Elsass und zugleich einer der größten jüdischen Verbandsfriedhöfe in Mitteleuropa. Folgende israelitische Gemeinden aus dem Unter-Elsass bestatteten hier ihre Toten (teilweise haben diese Gemeinden im 18. oder 19. Jahrhundert dann eigene Friedhöfe angelegt): Balbronn, Baldenheim, Barr, Bergheim, Biesheim, Bischheim, Bonhomme, Brumath, Buswiller, Dambach, Dangolsheim, Diebolsheim, Dinsheim, Duppigheim, Duttlenheim, Eckbolsheim, Epfig, Ettingen, Fegersheim, Gunstett, Kaysersberg, Kolbsheim, Kuttolsheim, Lingolsheim, Molsheim, Mutzig, Niedernai, Obernai, Oberschaeffolsheim, Osthoffen, Ottrott-le-Bas, Rosheim, Scharrachbergheim, Schirmeck, Soultz, Stotzheim, Strasbourg, Traenheim, Valff und Zellwiller. Auf dem etwa 40.000 m² großen Begräbnisareal lassen sich nahezu 6.500 Grabstätten nachweisen. Die meisten Grabsteine stammen aus der Zeit des 18. und beginnenden 19.Jahrhunderts.

Die jüdische Gemeinde Krautergersheim gehörte zum Rabbinatsbezirk Oberehnheim.

Juden in Krautergersheim:

         --- 1784 .........................  29 jüdische Familien (ca. 160 Pers.),

    --- 1807.......................... 113 Juden,

    --- 1846 ......................... 137   “  ,

    --- 1861 ......................... 103   “  ,

    --- 1865 .........................  96   “  ,

    --- 1900 .........................  66   “  ,

    --- 1910 .........................  41   “  ,

    --- 1936 .........................  26   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 36

Postkarte um 1914Postkarte, um 1915 (Abb. aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Die Synagoge wurde noch bis ca. 1930 für gottesdienstliche Zusammenkünfte genutzt; zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits die Auflösung der Gemeinde ab.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten nur noch wenige jüdische Familien im Ort. Sie wurden 1940 nach Südfrankreich "abgeschoben" und von hier aus „in den Osten“ deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden nachweislich zwölf gebürtige jüdische Bewohner Krautergersheims Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/krautergersheim_synagogue.htm).

 

Das einstige Synagogengebäude wurde jahrzehntelang als Lagerraum bzw. Produktionshalle für die Sauerkraut-Herstellung benutzt; es ist dem Verfall preisgegeben.

          Ehem. Synagogengebäude (Aufn. Rothé/Warschawski, um 1985)

 

 

                 Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 90

Krautergersheim, in: alemannia-judaica.de