Löwen (Schlesien)
Löwen – an der Grenze zwischen Ober- und Niederschlesien im Landkreis Brieg ca. 20 Kilometer nordwestlich von Oppeln bzw. südöstlich von Ohlau gelegen – ist das poln. Lewin Brzeski mit derzeit ca. 5.800 Einwohnern (hist. Karte 'Fürstentum Brieg in Niederschlesien', um 1760 - Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Lewin Brzeski rot markiert, K. 2005, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).
In der kleinen Ortschaft Löwen sind einzelne jüdische Familien seit ca. 1815/1820 erstmals urkundlich nachweisbar; deren Anzahl war im gesamten 19.Jahrhundert aber stets überschaubar: Um 1880 und dann wieder um 1910 erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen mit ca. 80 Personen ihren höchsten Stand (ca. 3% der Ortsbevölkerung).
Um 1850 (andere Angabe: 1883) wurde in Löwen offiziell eine Synagogengemeinde gegründet - zu einer Zeit, als sieben jüdische Familien hier lebten.
Gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden zunächst in angemieteten Räumlichkeiten statt, ehe dann nach der Jahrhundertwende in der Bahnhofstraße ein mit zwei Zwiebeltürmen versehenes Synagogengebäude errichtet und im Jahre 1907 vom damaligen Oppelner Rabbiner Leo Baeck eingeweiht wurde.
Synagoge im Bild halbrechts, z.T. verdeckt (hist. Postkarte) Synagoge von Löwen (hist. Aufn. um 1920, abb. aus: sztetl.org.pl)
Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörte auch ein um 1880 angelegter Friedhof.
Juden in Löwen:
--- 1845 ........................ 20 Juden,
--- 1851 ........................ 7 jüdische Familien,
--- 1871 ........................ 44 Juden (ca. 2% d. Bevölk.),
--- 1880 ........................ 80 “ (3,5% d. Bevölk.),
--- 1907 .................... ca. 80 “ ,
--- 1913 ........................ 74 " ,
--- 1925 .................... ca. 60 “ ,
--- 1933 ........................ 36 “ ,
--- 1937 ........................ 30 “ .
Angaben aus: Lewin Brzeski, in: sztetl.org.pl
Ortszentrum von Löwen (hist. Postkarte, um 1925, aus: fotopolska.eu)
Die meisten jüdischen Familien wohnten rund um den Marktplatz. Infolge Abwanderung verkleinerte sich die Gemeinde nach dem Ersten Weltkrieg deutlich; 1937 lebten nur noch ca. 30 Juden im Ort. Während des Novemberpogroms wurde die Synagoge in Brand gesetzt (alsbald abgerissen), drei jüdische Geschäfte und einige Wohnungen zerstört bzw. geplündert. Die noch in Löwen lebenden Juden wurden nach Kriegsausbruch deportiert, die meisten ins Ghetto Lodz; dort verlieren sich ihre Spuren.
Am Ort findet man heute keinerlei bauliche Spuren jüdischer Ansässigkeit. Der jüdische Friedhof war während des Zweiten Weltkrieges komplett verwüstet worden; das Areal wurde anschließend landwirtschaftlich genutzt.
Dort, wo früher die Synagoge stand, befindet sich heute eine Freifläche, die als Parkplatz dient.
Weitere Informationen:
Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens. Entstehung und Geschichte, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1972
Fr.-Carl Schultze-Rhonhof, Geschichte der Juden in Schlesien im 19. u. 20.Jahrhundert, in: "Schlesische Kulturpflege - Schriftenreihe der Stiftung Schlesien", Band 5, Hannover 1995
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 745
Joanna Banik/Jerzy Kochler, Lewin Brzeski – monografia miasta (Löwen - Stadtgeschichte), Lewin Brzeski 2005
The Jewish community of Lewin Brzeski, online abrufbar unter: dbs.anumuseum.org.il
Lewin Brzeski (Red.), in: sztetl.org.pl