Oberschäffolsheim (Elsass)
Die niederelsässische Ortschaft Oberschäffolsheim (frz. Oberschaeffolsheim) mit derzeit ca. 2.400 Einwohnern liegt nur wenige Kilometer westlich von Straßburg (O. am rechten Kartenrand auf der hist. Landkarte von 1883, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).
In Oberschäffolsheim existierte eine jüdische Gemeinde, die Mitte des 19.Jahrhunderts mit ca. 130 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte. Zu dieser Zeit wurde auch eine neue Synagoge gebaut (1851 eingeweiht); diese ersetzte ein älteres Gebäude, das aus dem ausgehenden 18.Jahrhundert stammte.
Synagogeninnenraum (hist. Aufn., aus: M.Rothé)
Thora-Vorhang aus der Synagoge Oberschaeffolsheim (Ausstellungsobjekt im Synagogenmuseum Pfaffenhofen)
Zu den gemeindlichen Einrichtungen der jüdischen Gemeinde zählte neben einer Schule auch eine Mikwe. Ein zeitweise fest angestellter Lehrer war auch für die religiös-rituellen Aufgaben (Vorbeter, Schächter) zuständig.
Die jüdische Gemeinde Oberschaeffolsheim gehörte dem Bezirksrabbinat Straßburg an.
Ihre Verstorbenen begrub die hiesige Judenschaft auf dem großen jüdischen Verbandsfriedhof in Rosenweiler (Rosenwiller).
Der jüdische Friedhof in Rosenweiler/Rosenwiller ist der größte jüdische Friedhof im Elsass und zugleich einer der größten jüdischen Verbandsfriedhöfe in Mitteleuropa. Folgende israelitische Gemeinden aus dem Unter-Elsass bestatteten hier ihre Toten (teilweise haben diese Gemeinden im 18. oder 19. Jahrhundert dann eigene Friedhöfe angelegt): Balbronn, Baldenheim, Barr, Bergheim, Biesheim, Bischheim, Bonhomme, Brumath, Buswiller, Dambach, Dangolsheim, Diebolsheim, Dinsheim, Duppigheim, Duttlenheim, Eckbolsheim, Epfig, Ettingen, Fegersheim, Gunstett, Kaysersberg, Kolbsheim, Krautgersheim, Kuttolsheim, Lingolsheim, Molsheim, Mutzig, Niederehnheim, Oberehnheim, Osthofen, Ottrott-le-Bas, Rosheim, Scharrachbergheim, Schirmeck, Soultz, Stotzheim, Strasbourg, Traenheim, Valff und Zellwiller. Auf dem etwa 40.000 m² großen Begräbnisareal lassen sich nahezu 6.500 Grabstätten nachweisen. Die meisten Grabsteine stammen aus der Zeit des 18. und beginnenden 19.Jahrhunderts.
Juden in Oberschäffolsheim:
--- 1784 ....................... 16 jüdische Familien,
--- 1808 ....................... 80 Juden,
--- 1846 ....................... 125 “ ,
--- 1861 ....................... 133 “ ,
--- 1870 ....................... 135 “ ,
--- 1910 ....................... 67 “ ,
--- 1936 ....................... 35 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 40
Gegen Ende der 1930er Jahre war die jüdische Gemeinde in Auflösung begriffen. Bereits in den Jahrzehnten zuvor waren die meisten Angehörigen abgewandert.
Das ehemalige Synagogengebäude - nach 1945 restauriert - ist bis heute erhalten geblieben und dient Wohnzwecken.
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
Oberschaffolsheim, in: alemannia-judaica.de