Rosbach (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Windeck in SU.svg Rosbach mit seinen derzeit ca. 4.000 Einwohnern ist heute ein Ortsteil von Windeck im Rhein-Sieg-Kreis (Kartenskizze 'Rhein-Sieg-Kreis', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Erste Juden ließen sich in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Kriege in Rosbach nieder; die zunächst nur sehr wenigen Familien waren bis weit ins 19.Jahrhundert hinein mit der jüdischen Gemeinde Hamm/Sieg verbunden: Sie suchten dort die Synagoge auf, die jüdischen Kinder besuchten dort die Schule und sie nutzten den dortigen Friedhof. Diese engen Verbindungen zu Hamm bestanden bis in die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts hinein. Dann ließ die Rosbacher Judenschaft eine eigene Synagoge errichten. Die kleine Synagoge wurde 1879 durch den „Israelitischen Verein zur Befriedigung religiöser Bedürfnisse” eingeweiht; das eingeschossige Holzgebäude, das etwa 50 Personen Platz bot, stand auf einem Gartengrundstück in der Bergstraße; ob sich unter dem Giebeldach eine Empore befand, ist unklar.

Als Begräbnisstätte wurde weiterhin der israelitische Friedhof in Hamm/Sieg benutzt.

Juden in Rosbach:

    --- 1869 ......................... 39 Juden,

    --- 1888 ......................... 48   “  ,

    --- 1901 ......................... 32   “  ,

    --- 1911 ......................... 46   “  ,

    --- 1933 ......................... 31   “  .

Angaben aus: Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil I: Reg.bez. Köln, S. 563

 

Ende des 19.Jahrhunderts lebten im Gebiet der heutigen Kommune Windeck zeitweilig mehr als 70 Juden. Die in und um Rosbach lebenden jüdischen Familien bestritten ihren Lebensunterhalt als Vieh- und Pferdehändler, Metzger und als Händler für Alltagsgüter. Ihr Wohngebiet lag in der Nähe der evangelischen Kirche.

Während des Novemberpogroms von 1938 wurde die Rosbacher Synagoge bis auf die Grundmauern niedergebrannt, alle Ritualien vernichtet.

 

Die dem Kreisarchiv Siegburg angegliederte Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg” in Windeck-Rosbach erinnert an die jahrhundertelange Ansässigkeit jüdischer Bewohner in der Region. Die hier gezeigte Dauerausstellung wird in neun Räumen des ehemaligen Wohnhauses und in der originalgetreu eingerichteten Werkstatt der Familie Seligmann präsentiert: gezeigt werden neben Religion und Kultur, Arbeit und Alltag aber auch Verfolgung und Vernichtung der ehemals in der Sieg-Region lebenden Juden. Eröffnet wurde diese Gedenkstätte im ehemaligen Hause der jüdischen Familie Seligmann 1994 anlässlich des 50.Jahrestages des Novemberpogroms.

 Ehem. Haus der Familie Seligmann (Aufn. aus: ns-gedenkstaetten.de)

Anm.: Das denkmalgeschützte zweigeschossige Haus war für den jüdischen Altwarenhändler Max Seligmann und seine Familie bis Anfang der 1960er Jahre Wohn- und Arbeitsstätte.

2011 wurden in Rosbach die ersten 22 sog. „Stolpersteine“ für jüdische NS-Opfer verlegt; fünf Jahre später kamen weitere dazu.

Stolperstein Windeck Rosbach Alte Dorfstraße Ida Gottschalk.jpgStolperstein Windeck Rosbach Alte Dorfstraße Herta Hirsch.jpgStolperstein Windeck Rosbach Alte Dorfstraße Rosa Israel.jpgverlegt in der Alten Dorfstr. (Aufn. T., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

in der Bergstraße (Aufn. 2014, aus: wikipedia, org, CC BY-SA 4.0)  Stolpersteine Windeck Rosbach Bergstraße 9.jpg

 

 

In mehreren Aktionen sind im Laufe des letzten Jahrzehnts auch in anderen Windecker Ortsteilen (Dattenfeld, Dreisel, Geressen, Guttmannseichen, Herchen, Kohlberg und Niederalsen) einzelne "Stolpersteine" verlegt worden; die insgesamt nahezu 70 messingfarbenen Gedenktäfelchen erinnern nicht nur an jüdische NS-Opfer.

in Dattenfeld  Stolperstein Windeck Dattenfeld Hauptstraße Julius Simon.jpgStolperstein Windeck Dattenfeld Hauptstraße Irma Simon.jpgStolperstein Windeck Dattenfeld Hauptstraße Gertrud Simon.JPGStolperstein Windeck Dattenfeld Hauptstraße Heinz Simon.jpgStolperstein Windeck Dattenfeld Hauptstraße Norbert Simon.jpg

in Niederahlsen Stolperstein Windeck Niederalsen Eduard Blumenthal.jpgStolperstein Windeck Niederalsen Meta Blumenthal.jpgStolperstein Windeck Niederalsen Betti Blumenthal.jpgStolperstein Windeck Niederalsen Elfriede Blumenthal.jpgAufn. T., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0

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Weitere Informationen:

Emil Hundhausen, Das Schicksal der Juden im ehemaligen Amt Dattenfeld, in: "Heimatblätter des Siegkreises", 1965, S. 136 f.

Otto-Ernst Löttgen, Die Juden in Rosbach/Sieg, in: Heinrich Linn, Juden an Rhein und Sieg, Siegburg 1983, S. 307 - 319

Heinrich Linn, Siegburg und Siegkreis, in: L.Heid/J.H.Schoeps, Wegweiser durch das jüdische Rheinland, Berlin 1992, S. 234 - 241

Emil Hundhausen, Handel und Wandel im einstigen Judenviertel zu Windeck/Rosbach, Windeck/Stromberg 1993

Heinrich Linn, Informationsblatt: Gedenkstätte “Landjuden an der Sieg” Windeck-Rosbach, hrg. vom Rhein-Sieg-Kreis (Kreisarchiv Siegburg), Siegburg 1994

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil I: Regierungsbezirk Köln, J.P.Bachem Verlag, Köln 1997, S. 562 - 566

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 466/467

Synagoge Rosbach, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital

Auflistung der in Rosbach verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Windeck

Rhein-Sieg-Kreis (Hrg.), Die Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“, online abrufbar unter: rhein-sieg-kreis.de/freizeit-kultur/Kunst-Kultur/4_die-gedenkstaette-landjuden-an-der-sieg.php (Juli 2020)