Schwarzenborn/Knüll (Hessen)
Schwarzenborn liegt ca. zehn Kilometer nordöstlich von Neukirchen bzw. westlich von Bad Hersfeld auf der Höhe des Knüllgebirges im hessischen Schwalm-Eder-Kreis; 1974 fusionierte die kleine Ortschaft mit der Kommune Grebenhagen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Schwalm-Eder-Kreis', NNW 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Ausschnitt aus: Topographia Hassiae, M. Merian (in: wikipedia.org, CCO)
Vermutlich siedelten sich die ersten jüdischen Familien Ende des 17.Jahrhunderts in Schwarzenborn an; ihren Höchststand erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen gegen Mitte des 19.Jahrhunderts. Die jüdischen Dorfbewohner wohnten größtenteils in der Kirchgasse, bis 1933 "Judengasse" genannt; hier befand sich auch ein 1840 angekauftes Gebäude, in dem Jahre später Betraum, Schulraum, Lehrerwohnung und Mikwe untergebracht worden waren. Wegen geringer Schülerzahl wurde die Schule Ende der 1860er Jahre geschlossen.
Verstorbene Schwarzenborner Juden fanden ihre letzte Ruhe auf dem südlich von Schwarzenborn gelegenen jüdischen Verbandsfriedhof in Oberaula.
vgl. dazu: Oberaula (Hessen)
Juden in Schwarzenborn:
--- 1731 ............................ 2 jüdische Familien,
--- 1779 ............................ 3 “ “ ,
--- 1831 ............................ 19 “ “ (mit 81 Pers.),
--- 1849 ............................ 88 Juden,
--- 1861 ............................ 79 “ ,
--- 1870 ............................ 54 “ ,
--- 1905 ............................ 19 “ ,
--- 1925 ............................ 11 “ ,
--- 1933 ............................ 2 jüdische Familien,
Angaben aus: Adolf Biskamp, Juden in Schwarzenborn, S. 485
Ihren bescheidenen Lebenserwerb verdienten die Schwarzenborner Juden im Vieh- und Kleinhandel. Ab 1850/1860 ließ die schlechte ökonomische Situation viele jüdische Familien aus Schwarzenborn ab- und auswandern; innerhalb weniger Jahrzehnte ging die Zahl der Gemeindeangehörigen stark zurück, so dass sich die Kultusgemeinde schließlich ganz auflöste. Die wenigen noch im Dorfe verbliebenen Juden wurden der Gemeinde in Oberaula angeschlossen. Zu Beginn der 1930er Jahre lebten nur noch zwei jüdische Familien am Ort.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ sind acht aus Schwarzenborn stammende jüdische Bewohner Opfer der „Endlösung“ geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/oberaula_synagoge.htm).
In Schwarzenborn wurden 2009 in der Kirchgasse drei sog. „Stolpersteine“ für Angehörige der ermordeten Familie Oppenheimer verlegt.
Weitere Informationen:
Alfred Höck, Juden in Schwarzenborn am Knüll - eine Skizze, in: Alfred Höck (Hrg.), Judaica Hassiaca, Band 9, Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, Neue Folge, Gießen 1979, S. 52 - 56
Hartwig Bambey, Juden als Gewerbetreibende im Kreis Ziegenhain 1930 , in: H. Bambey/u.a., “Heimatvertriebene Nachbarn” - Beiträge zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain, Band 1, Verlag Stadtgeschichtlicher Arbeitskreis, Schwalmstadt-Treysa 1993, S. 205 ff.
Adolf Biskamp, Juden in Schwarzenborn, in: H. Bambey/u.a., “Heimatvertriebene Nachbarn” - Beiträge zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain, Band 2, Verlag Stadtgeschichtlicher Arbeitskreis, Schwalmstadt-Treysa 1993, S. 485 - 487
Oberaula mit Stadtteil Hausen, Schwarzenborn (Knüll) und Frielingen, in: alemannia-judaica.de
Barbara Greve (Bearb.), Jakob Katz Katzenstein – Simon Katzenstein. Von Schwarzenborn nach Manhattan, in: "Schwälmer Jahrbuch 2008", S. 241 - 249
Barbara Greve (Bearb.), Namen auf glänzenden Steinen. Die Familie Oppenheimer aus Schwarzenborn,, in: "Schwälmer Jahrbuch 2010", S. 146 – 155
Barbara Greve (Bearb.), Was hat Shanghai mit Schwarzenborn zu tun? Sonjas Familiengeschichte, in: "Schwälmer Jahrbuch 2011", S. 11 - 42