Simmershausen (Thüringen)

Bildergebnis für landkreis hildburghausen ortsdienst karte Simmershausen ist (seit 1993) ein von derzeit nur ca. 300 Menschen bewohnter Ortsteil der Stadt Römhild im Landkreis Hildburghausen - ca. 15 Kilometer westlich der Kreisstadt und nahe der Landesgrenze zum Freistaat Bayern gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Hildburghausen' ohne Eintrag von Simmershausen/Römhild, aus: ortsdienst.de/thueringen/landkreis-hildburghausen).

 

Im Jahre 1711 erteilte der Herzog des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen der ersten jüdischen Familie - gegen Zahlung eines jährlichen Schutzgeldes - das Niederlassungsrecht in Simmershausen; zwar zogen ab Mitte des 18.Jahrhunderts noch weitere Familien nach, doch blieb die israelitische Gemeinschaft stets sehr klein; deshalb schloss man sich 1786 den jüdischen Glaubensgenossen im benachbarten Gleicherwiesen an und bildete gemeinsam mit ihnen eine Gemeinde. Zwar nutzten die jüdischen Dorfbewohner Simmershausen auch die Synagoge in Gleicherwiesen, doch hielten sie trotzdem eigene Gottesdienste am Ort ab.

Zwischen den beiden Gemeindeteilen kam es oft zu Streitigkeiten, meist wegen finanzieller Fragen; so wurde z.B. darüber gestritten, wer den Vorsänger und Schächter zu bezahlen habe. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts gab es in Simmershausen eine jüdische Zwergschule; wegen der geringen Kinderzahl wurde diese bereits 1855 wieder geschlossen.

Anfänglich begruben die Simmershausener Juden ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof in Hildburghausen, teilweise auch in Weitersroda, ab etwa 1885 auf dem Friedhof in Gleicherwiesen.

Juden in Simmershausen:

    --- um 1750 .......................  4 jüdische Familien,

    --- um 1765 .......................  8     “       “    ,

    --- 1833 .......................... 57 Juden,

    --- um 1855 ....................... 60   “  ,

    --- 1871 .......................... 23   “  ,

    --- 1895 .......................... 26   “  ,

    --- 1913 .......................... 18   “  ,

    --- nach 1930 ..................... keine.

Angaben aus: Friedrich Erbach/Hans Nothnagel, Ein Rückblick auf jüdisches Leben in Simmershausen

 

Die letzten jüdischen Bewohner verließen Simmershausen Ende der 1920er Jahre in Richtung größerer deutscher Städte.

Von den aus Simmershausen stammenden jüdischen Bewohnern sind nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." fünf Personen Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/gleicherwiesen_synagoge.htm).

 

Bei Umbauarbeiten des Gebäudes der ehemaligen jüdischen Schule wurde eine Petschaft des gegen Mitte des 19.Jahrhunderts hier lebenden jüdischen Kaufmanns Joseph Sander gefunden.

                           ‚Handstempel’ von Joseph Sander

[vgl. Gleicherwiesen (Thüringen)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Johann Ludwig Schmidt/u.a., Ortschronik von Simmershausen. 1839- 1913, Stadtmuseum Hildburghausen

Armin Humann, Geschichte der Juden in Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, 2.Aufl., Weimar 1939

G. Wölfing, Geschichte des Henneberger Landes zwischen Grabfeld, Rennsteig und Rhön, Hildburghausen 1992

Friedrich Erbach/Hans Nothnagel, Ein Rückblick auf jüdisches Leben in Simmershausen, in: H.Nothnagel (Hrg.), Juden in Südthüringen geschützt u. gejagt, Band 2: Juden in den ehem. Residenzstädten Römhild, Hildburghausen und deren Umfeld, Verlag Buchhaus Suhl, Suhl 1998, S. 93 - 106

Gabriele Olbrisch, Landrabbinate in Thüringen 1811 - 1871. Jüdische Schul- und Kulturreform unter staatlicher Regie, in: "Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen - Kleine Reihe", Band 9, Böhlau Verlag, Köln - Weimar - Wien 2003, S. 43 - 45

Israel Schwierz, Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation, hrg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Sömmerda 2007, S. 233

Gleicherweisen mit Simmershausen, in: alemannia-judaica.de