Sohren/Hunsrück (Rheinland-Pfalz)

  Datei:Verbandsgemeinden in SIM.svg  Sohren ist eine Kommune mit derzeit ca. 3.500 Einwohnern im Rhein-Hunsrück-Kreis; sie ist zweitgrößte Ortschaft der Verbandsgemeinde Kirchberg – ca. 20 Kilometer westlich von Simmern bzw. 60 Kilometer westlich der Landeshauptstadt Mainz gelegen (Kartenskizzen 'Rhein-Hunsrück-Kreis', Hagar 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 und kvplus.de/portal).

 

Erste urkundliche Belege für die Ansässigkeit jüdischer Familien in Sohren stammen aus dem beginnenden 19.Jahrhundert; doch wahrscheinlich lebten bereits zu einem früheren Zeitpunkt Juden in Sohren. Eine kleine Gemeinde bildete sich vermutlich in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts; die nur wenige Familien umfassende Gemeinschaft errichtete 1858 zusammen mit den jüdischen Bewohnern von Niedersohren eine Synagoge in einem unscheinbaren Fachwerkbau. Zur Besorgung religiös-ritueller Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.

   

Stellenangebote aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 24.1.1872 und vom 14.5.1875

Die jüdischen Kinder Sohrens besuchten die jüdische Schule in Laufersweiler, später die evangelische Schule am Ort. Die Gemeinde unterhielt auch einen kleinen Friedhof im Gemeindewald nördlich des Dorfes.

Juden in Sohren:

         --- 1808 ..........................  2 jüdische Familien,

    --- 1858 .......................... 65 Juden, (in Bürgermeisterei: 83 Pers.)

    --- 1895 .......................... 56   “  ,

    --- 1925 .......................... 35   “  ,

    --- 1933 .......................... 23   “  ,

    --- 1938 ..........................  7   “  ,

    --- 1942 (Dez.) ...................  keine.

Angaben aus: Christof Pies, Jüdisches Leben im Rhein-Hunsrück-Kreis, in: Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins 40, S. 31

 

Im Jahre der NS-Machtübernahme 1933 lebten in Sohren noch ca. 25 Bewohner mosaischen Glaubens.

Während des Novemberpogroms von 1938 wurde der Innenraum der Sohrener Synagoge von einem aus Simmern kommenden SA-Rollkommando zerstört; der Ortsbürgermeister konnte durch sein Einschreiten die Demolierung von jüdischen Anwesen verhindern. Während des Krieges wurde das Synagogengebäude kurzzeitig als Gefangenenlager benutzt.

Einige Familien konnten bis Kriegsbeginn noch emigrieren; die im Dorfe zurückgebliebenen wurden deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ wurden nachweislich 18 aus Sohren stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der „Endlösung(namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/sohren_synagoge.htm).

 

Nach Kriegsende wurde das Synagogengebäude öffentlich versteigert und 1950 abgerissen.

                                       Ehem. Synagogengebäude (Aufn. vor 1950, Landesamt)

Heute erinnert - außer dem Friedhof in einem Waldgebiet nördlich des Ortes - nichts mehr an die frühere jüdische Gemeinde von Sohren. Das ca. 3.000 m² große Begräbnisareal weist derzeit ca. 50 Grabsteine auf, wobei der älteste Stein aus dem Jahr 1864 datiert.

Juedischer Friedhof Sohren 07.JPGFile:Juedischer Friedhof Sohren 04.JPG

Jüdischer Friedhof in Sohren (Aufn. N., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Weitere Informationen:

Gustav Schellack/Willi Wagner, Sohren - Chronik einer Hunsrückgemeinde, Sohren 1981

Günter Rock, Jüdische Mitbürger in Sohren. Freundschaft überdauert Jahrzehnte, in: 700 Jahre Sohren 1286 - 1986. Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Gemeinde Sohren, Oberwesel 1986, S. 69 - 76

Christof Pies, Jüdisches Leben am Rhein - Hunsrück-Kreis, in: "100 Jahre Hunsrücker Geschichtsverein e.V. 1901 - 2001", No. 116 (Sondernummer), Jg. 41/2001, S. 380 - 395

Sohren mit Niedersohren, in: alemannia-judaica.de

Christof Pies, Jüdisches Leben im Rhein-Hunsrück-Kreis, in: "Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins e.V.", No. 40/2003, S. 282 - 296

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 348/349

Otmar Frühauf, Aufnahmen vom jüdischen Friedhof in Sohren, erstellt 2009 (in: alemannia-judaica.de/sohren_friedhof.htm)