Weitersweiler (Elsass)

Kreis Zabern.png Die kleine niederelsässische Ortschaft Weitersweiler mit derzeit ca. 600 Bewohnern ist das heutige französische Weiterswiller - ca. 15 Kilometer nördlich von Zabern (Saverne) gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Weitersweiler, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde in Weitersweiler liegen im ausgehenden 17./beginnenden 18.Jahrhundert; damals ließen sich einige jüdische Familien hier nieder. Die Angehörigenzahl der israelitischen Gemeinde in Weitersweiler war im Laufe des 19.Jahrhunderts (bis ca. 1870) relativ konstant und betrug stets ca. 100 bis 120 Personen.

Ein im Jahre 1868 eingeweihter Synagogenbau diente der seitdem schrumpfenden Gemeinde als gottesdienstlicher Mittelpunkt.

    

Ehemalige Synagoge in Weitersweiler (hist Aufn. und Aufn. J. Hahn, 2004)

Religiös-rituelle Aufgaben verrichtete ein seitens der Gemeinde angestellter Lehrer.

Um 1825 legte die Judenschaft ihren Friedhof etwa 500 Meter abseits des Ortes an, auf dem Verstorbene aus Weitersweiler und Weinburg ihre letzte Ruhe fanden.

Die Gemeinde unterstand dem Rabbinat von Buchsweiler (Bouxwiller).

Juden in Weiterweiler:

         --- um 1785 ..................... ca. 25 jüdische Familien,

    --- 1807 ........................... 100 Juden,

    --- 1846 ........................... 123   “  ,

    --- 1861 ........................... 109   “  ,

    --- 1900 ...........................  65   “  ,

    --- 1910 ...........................  90   “  ,

    --- 1936 ...........................   9   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 32

 

In den letzten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts ging infolge von Abwanderung die Zahl der in Weitersweiler lebenden jüdischen Familien zurück; nach einem zwischenzeitlichen Hoch um 1910/1915 löste sich die Gemeinde Mitte der 1920er Jahre schließlich ganz auf. Das Synagogengebäude wurde an Privatleute verkauft; den Thoraschrein übereignete man der Mommenheimer Gemeinde, die diesen später nach Straßburg verbringen ließ.

Die letzte jüdische Familie verließ das Dorf im Jahre 1936.

Nach Angaben der Gedenstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden während der deutschen Okkupation 18 gebürtige bzw. längere Zeit in Weiterweiler lebende jüdische Bewohner deportiert und Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/weiterswiller_synagogue.htm).

 

Nach 1945 lebten wieder vereinzelt Bewohner mosaischen Glaubens im Ort.

Seit 1996 steht das einstige Synagogengebäude unter Denkmalschutz.

undefined nach der Restaurierung (Aufn. R.Hammann 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

An die ehemalige israelitische Gemeinde erinnert heute noch ihr Friedhof, der von einer Sandsteinmauer umfriedet ist. Im Jahre 1988 wurde das Areal - es weist etwa 170 Grabstellen auf - schwer geschändet: so wurden nahezu 90 Grabsteine umgeworfen.

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 jüdischer Friedhof in Weiterswiller (Aufn. D. 2021, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Jüngst wurden in Weiterswiller auch einige sog. „Stolpersteine“ verlegt.

Stolpersteine in Weiterswiller (Aufn. FHd, 2023, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 4.0)

 

Hinweis: Im gleichnamigen pfälzischen Weitersweiler gab es im 19.Jahrhundert auch eine kleine jüdische Gemeinde.

 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 385

Weiterswiller: Le cimetière juif de Weiterswiller, online abrufbar unter: alouette-bleue.fr/SiteWeiters/cimetière

Francois Schunck, Weiterswiller, La communauté juive, 2007

Weiterswiller, in: alemannia-judaica.de