Zellweiler (Elsass)

Kreis Schlettstadt – Wikipedia Das kleine Dorf Zellweiler mit derzeit ca. 800 Einwohnern - südlich von Oberehnheim (Obernai) bzw. nur wenige Kilometer östlich von Barr gelegen - ist das heutige französische Zellwiller (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905 ohne Eintrag von Zellweiler, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts war jeder vierte Bewohner von Zelllweiler mosaischen Glaubens.

Niederlassungen jüdischer Familien in Zellweiler lassen sich bereits seit der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts nachweisen. Ihren personellen Höchststand erreichte die israelitische Gemeinde gegen Mitte des 19.Jahrhunderts, als fast jeder 4. Dorfbewohner sich zum mosaischen Glauben bekannte.

Die jüdische Gemeinde in Zellweiler verfügte seit den 1740er Jahren über eine Synagoge, die 1868/1869 durch einen größeren Neubau ersetzt wurde.

                                   

                        Ehem. Synagoge in Zellweiler (Aufn. Rothé, um 1980)                Misrach aus Zellweiler (heute im Elsässischen Museum in Straßbourg)

Für die Erledigung religiöser Aufgaben war seitens der Gemeinde ein Lehrer angestellt: die Stelle des Vorbeters und Schächters war zeitweise auch von einer weiteren Person besetzt.

                      Stellenausschreibung von 1900 

Ihre Verstorbenen begrub die Gemeinde auf dem großen jüdischen Friedhof in Rosenweiler (Rosenwiller).

Der jüdische Friedhof in Rosenweiler/Rosenwiller ist der größte jüdische Friedhof im Elsass und zugleich einer der größten jüdischen Verbandsfriedhöfe in Mitteleuropa. Folgende israelitische Gemeinden aus dem Unter-Elsass bestatteten hier ihre Toten (teilweise haben diese Gemeinden im 18. oder 19. Jahrhundert dann eigene Friedhöfe angelegt): Balbronn, Baldenheim, Barr, Bergheim, Biesheim, Bischheim, Bonhomme, Brumath, Buswiller, Dambach, Dangolsheim, Diebolsheim, Dinsheim, Duppigheim, Duttlenheim, Eckbolsheim, Epfig, Ettingen, Fegersheim, Gunstett, Kaysersberg, Kolbsheim, Krautgersheim, Kuttolsheim, Lingolsheim, Molsheim, Mutzig, Niederehnheim, Oberehnheim, Oberschaeffolsheim, Osthofen, Niederottrott, Rosheim, Scharrachbergheim, Schirmeck, Stotzheim, Tränheim, Strasbourg und Valff. Auf dem etwa 40.000 m² großen Begräbnisareal lassen sich nahezu 6.500 Grabstätten nachweisen.

Juden in Zellweiler:

         --- 1668 .......................   6 jüdische Familien,

    --- um 1700 ....................   8     "       "    ,

    --- 1716 .......................  12     “       “    ,

    --- 1784 .......................  33     “       “    ,

    --- 1807 ....................... 141 Juden,

    --- 1846 ....................... 263   “   (ca. 25% d. Bevölk.),

    --- 1861 ....................... 197   “  ,

    --- 1890 .......................  91   “  ,

    --- 1900 .......................  63   “  ,

    --- 1910 ................... ca.  20   “  ,

    --- 1936 .......................  ein  “ ().

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 36

und                 George Schlosser, Une communauté rurale juive d`Alsace  

 

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die israelitische Kultusgemeinde mehr als 250 Angehörige. Binnen weniger Jahrzehnte reduzierte sich dann die Zahl der Gemeindeangehörigen durch Abwanderung ganz erheblich. In der Zeit des Ersten Weltkrieges war die israelitische Gemeinde Zellweilers bereits in Auflösung begriffen.

Ab Mitte der 1920er Jahre nutzte die katholische Kirche das inzwischen wieder veräußerte Synagogengebäude. Heute dient es als landwirtschaftlicher Lagerraum und ist dem Verfall preis gegeben.

  Moischele’ Zellwiller, der sich als Bettler durchs Leben schlug, war zu seiner Zeit eine in der Region bekannte Person, um die sich zahlreiche Anekdoten ranken

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden fünf aus Zellwiller stammende jüdische Bewohner Opfer der "Endlösung" (namentliche Nennnung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/zellwiller_synagogue.htm).

 

 

 

Weitere Informationen:

Ernest Ginsburger, Mauschélé Zellwiller (Aufsatz aus: Tribune Juif, 1930)

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Georges Schlosser, Une communauté rurale juive d’Alsace: Zellwiller. Referat bei einem Colloquium der Historischen Israelitischen Gesellschaft von Elsaß u. Lothringen, 1997

Zellwiller, in: alemannia-judaica.de