Alme (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Brilon in HSK.svg Datei:Alme in Brilon.svg Alme mit seinen knapp 2.000 Einwohnern ist ein dörflich geprägter Ortsteil der Stadt Brilon im nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis – ca. 35 Kilometer südlich von Paderborn gelegen (Kartenskizzen 'Hochsauerlandkreis' und 'Stadtteile Brilon', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Zu Beginn des 18.Jahrhunderts ist die Ansässigkeit zweier jüdischer Familien in Alme belegt; sie standen unter dem Schutz des Grafen von Meschede.

Aus einem Geleitbrief des Jahres 1724:

“ ... in aller weise friedlich wohnen, seines Handel und Wandel nach Betrag errichten Juden Ordnung forthsetzen und treiben, dieser sich in allen Punkten gemäß verhalten, dann zum jährlichen Schutzgelt 8 rthr ... ohn angemahnet entrichten solle, dessen er mit den seinigen von mir gegen jedermannsglichen geschützt hingegen falls er sich obschriebenermaßen nicht Verhalten würde dieses ihm verstatteten Geleydts und Schutzes verlustig seyen; ...”

Neben Schutzgeldzahlungen an die gräfliche Herrschaft waren die Almer Juden auch verpflichtet, Abgaben an die Pfarrei zu entrichten.

Gegen Ende des 18.Jahrhunderts lebten in Ober- und Niederalme ca. zwölf jüdische Familien.

Bereits um 1775 existierte in Niederalme eine Synagoge, die nicht der Gemeinde gehörte, sondern gegen Mietzahlung von der hiesigen Herrschaft zur Verfügung gestellt wurde. Erst um 1820 konnte das inzwischen marode Gebäude käuflich erworben werden, und wenige Jahre später weihte die Gemeinde einen Neubau ein. Um einen Teil der Baukosten zu decken, versteigerten die Gemeindemitglieder die Plätze der Synagoge an den jeweils Meistbietenden.

Eine Zeitlang gab es auch eine eigene Betstube in Oberalme.

Der Schulunterricht für die jüdischen Kinder fand mangels eines eigenen Gebäudes in Privathäusern statt; diese Praxis ist erstmals um 1760 erwähnt. Die Bezahlung des Lehrers übernahmen die am Ort lebenden Familien. Als jedoch die erforderlichen Gelder nicht mehr aufgebracht werden konnten, wurde in den 1830er Jahren der Unterricht eingestellt, und von da ab suchten die jüdischen Kinder die christliche Schule in Alme auf.

Ein 'Todtenhof Niederalme' (später als 'Judenknapp' bezeichnet) ist erstmalig in den 1820er Jahren urkundlich genannt, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass dieses Gelände bereits Jahrzehnte zuvor für Beerdigungen zur Verfügung gestanden hatte.

Juden in Alme:

    --- 1704 .........................  2 jüdische Familien,

    --- um 1765 ...................... 30 Juden,

    --- 1807 ......................... 74   "  ,

    --- um 1828 ...................... 18 jüdische Familien,

    --- 1846 ......................... 72 Juden,

    --- 1858 ......................... 51   “  ,

    --- 1867 ......................... 48   “  ,

    --- 1900 .........................  4 jüdische Familien,

    --- 1913 .........................  2     “       “    ,

    --- um 1930 ......................  eine  “       “  (),

    --- 1942 .........................  keine.

Angaben aus: U. Hesse, Jüdisches Leben in Alme, Altenbüren, Brilon, Madfeld, Messinghausen, ..., S. 23/24

 

Um 1900 löste sich die jüdische Gemeinde auf. Das Synagogengrundstück wurde noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges verkauft und das Gebäude von seinem neuen Besitzer wenig später abgerissen.

Nur noch zwei vorhandene Grabsteine und ein Gedenkstein auf dem relativ großen, ca. 1.500 m² umfassenden Begräbnisgelände erinnern heute an die Existenz eines jüdischen Friedhofs in Alme.  

  Der hier 1989 aufgestellte Gedenkstein trägt die Inschrift: "Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden. Exodus 3.5  Jüdischer Friedhof in Alme  Gönnen wir ewige Ruhe den hier Beigesetzten." (Aufn. Wolfgang Heumann, 2014)

 

[vgl.  Brilon (Nordrhein-Westfalen)]

[vgl.  Madfeld (Nordrhein-Westfalen]

 

 

 

Weitere Informationen:

Alfred Bruns, Die Juden, in: A.Bruns, Amt Thülen. Geschichte und Überlieferung), Brilon 1974, S. 109 f. (Anm. Zur Geschichte der Synagoge in Niederalme)

Diethard Aschoff, Aspekte jüdischer Geschichte in Westfalen, in: Ursula Hesse (Hrg.), Jüdisches Leben in Alme, Altenbüren, Brilon, Madfeld, Messinghausen, Rösenbeck, Thülen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart - Zur Erinnerung, Hrg. Stadt Brilon, Brilon 1991, S. 13 - 65

Dorothea und Gangulf Koch, Synagoge und jüdischer Friedhof in Alme (Aufsatz), in: Alme (Chronik), Brilon 2002, S. 142 - 146

Dietmar Hölmer., 1050 Jahre Alme. 952 – 2002, Alme 2003

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen - Regierungsbezirk Arnsberg, J.P.Bachem Verlag Köln 2005, S. 301 - 304

Jüdischer Friedhof, in: Alme – Das Dorf an den Quellen, online unter: wp.alme-online.de

Alfred Bruns (Bearb.), Brilon-Alme, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe – Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Ardey-Verlag Münster 2016, S. 246 - 251