Bischweiler (Elsass)
Das im Unterelsass gelegene Bischweiler mit derzeit ca. 12.000 Einwohnern - knapp 30 Kilometer nördlich von Straßburg gelegen - trägt den französischen Ortsnamen Bischwiller (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Bereits in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts sind jüdische Familien im Ort Bischweiler nachweisbar; wie fast überall im Elsass sind auch hier die Juden bei den Verfolgungen der Pestzeit ums Leben gekommen. In den Folgejahrhunderten haben im Ort - bis auf wenige (zeitlich begrenzte) Ausnahmen - keine Juden gelebt. Erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts konnten sich jüdische Familien wieder in Bischweiler niederlassen; sie gründeten alsbald eine Gemeinde.
Zuzüge - besonders aus den nahe gelegenen Orten Schirrhofen, Wittersheim und Herrlisheim - ließen um 1850/1860 die Zahl der Gemeindemitglieder deutlich ansteigen und trugen wesentlich zum Aufschwung der hiesigen Textilindustrie bei. Zu den prominentesten Textilfabrikanten Bischweilers gehörten die Gebrüder David und Edgar Bloch, Maurice und Théodore Blin sowie Henri und Louis Fraenkel.
Mitte der 1850er Jahre konnte die hiesige Bischweiler Judenschaft einen Synagogenneubau einweihen.
Synagoge in Bischweiler (hist. Postkarte u. Postkartenausschnitt, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Seit dem Jahre 1910 war Bischweiler auch Sitz eines Rabbinats; es löste das von Schirrhofen ab.
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurde ein jüdischer Friedhof angelegt, der sich unweit des kommunalen Begräbnisgeländes befindet. Das Gelände wird bis heute genutzt.
Neuerer Teil des Friedhofs (Aufn. J. Hahn, 2004)
Eine Gedenkstele mit den Namen der ermordeten jüdischen Gemeindemitglieder erinnert an die NS-Besatzungszeit.
Juden in Bischweiler:
--- 1846 ............................. 53 Juden,
--- 1861 ............................. 216 “ ,
--- 1870 ............................. 246 “ (2,5% d. Bevölk.),
--- 1900 ............................. 210 “ ,
--- 1910 ............................. 237 “ ,
--- 1936 ............................. 193 “ ,
--- 1965 ......................... ca. 50 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 38
eine gewerbliche Anzeige aus dem Jahre 1898
Während der deutschen Okkupationszeit wurde das 1856 eingeweihte Synagogengebäude vollständig zerstört. Die noch im Orte verbliebenen Gemeindemitglieder wurden nach Südfrankreich verschleppt.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind 18 aus Bischwiller stammende Juden Opfer des Holocaust geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/bischwiller_synagogue.htm).
Unmittelbar nach Kriegsende gründete sich in Bischwiller eine neue Gemeinde. Unweit des alten Synagogenstandortes wurde im Jahre 1956 ein neues Gotteshaus errichtet.
Neue Synagoge (Aufn. J. Hahn, 2004, aus: alemannia.judaica.de)
In Bischwiller wurden jüngst an einem Standort sechs sog. „Stolpersteine“ verlegt (Stand 2021); sie sollen an ehemalige jüdische Bewohner des evang. Stifts Sonnenhof erinnern, in dem geistig behinderte Personen untergebracht waren und 1940 „spurlos verschwanden“.
Weitere Informationen:
Vicki Caron, Between France and Germany. The Jews of Alsace-Lorraine 1871 - 1918, Stanford Univers. Press, Stanford (Califonia) 1988, S. 64 ff.
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 152
Jean Daltroff, La Route du Judaisme en Alsace. Photographies Christophe Hamm. I.D. Créations, Rosheim 2006, S. 42 u.a.
Bischwiller, in: alemannia-judaica.de
N.N. (Red.), Des Stolpersteine á la mémorie des résidents juifs du Sonnenhof de Bischwiller, in: fondation-sonnenhof.org (Juni 2021)