Bausendorf (Rheinland-Pfalz)

Datei:Verbandsgemeinden in WIL.svg Bausendorf ist heute eine Ortsgemeinde im Landkreis Bernkastel-Wittlich; sie gehört der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach an (Kartenskizze 'Landkreis Bernkastel-Wittlich', Hagar 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Bausendorf besaß - nach Wittlich - die zweitgrößte israelitische Gemeinde im damaligen Altkreis Wittlich.

Im östlich von Wittlich gelegenen Bausendorf sollen bereits im 18.Jahrhundert einige jüdische Familien gelebt haben; Ende des 19.Jahrhunderts erreichte die Zahl der Gemeindeangehörigen - einschließlich derjenigen aus Kinderbeuern und Hontheim - mit fast 50 Personen ihren Höchststand.

Vermutlich um 1850 ließ die Bausendorfer Judenschaft einen kleinen Synagogenbau erstellen; zuvor waren Gottesdienste in Lösnich besucht worden. Da die kleine jüdische Gemeinde sich keinen eigenen Lehrer leisten konnte, erhielten die Kinder Religionsunterricht von einem auswärtigen „Wanderlehrer“.

Ein kleinflächiger Friedhof wurde im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts (um 1880) nordöstlich der Ortschaft angelegt.

Anmerkung: Angeblich soll es zwei weitere kleine jüdische Begräbnisstätten nahe des Dorfes gegeben haben.

Juden in Bausendorf:

--- 1808 .......................... 14 Juden,

--- 1843 .......................... 27   “  ,

--- 1895 .......................... 46   “  ,

--- 1927 .......................... 24   “  ,

--- 1933 .......................... 33   “  .

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 98

 

Anfang der 1930er Jahre lebten noch ca. 30 jüdische Bewohner in Bausendorf, die in den Folgejahren zumeist verzogen bzw. in die Emigration gingen. Ob es während der Novembertage 1938 zu Gewalttätigkeiten kam, ist nicht bekannt. Vermutlich wurde der Synagogeninnenraum demoliert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sollen 20 aus Bausendorf stammende Juden in der NS-Verfolgungszeit gewaltsam ums Leben gekommen sein; aus dem nahen Kinderbeuern waren es fünf Angehörige der Familie Meyer (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/bausendorf_synagoge.htm).

 

Das leerstehende Synagogengebäude wurde in den 1960er Jahren abgebrochen.

  Ehem. Synagogengebäude in Bausendorf (hist. Aufn. um 1950)

Heute erinnert nur ein jüdisches Gräberfeld (auf ca. 180 m² Fläche) mit seinen 17 Grabsteinen (mit zumeist verwitterten unleserlichen Inschriften) an die frühere Existenz jüdischer Dorfbewohner.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20222/Bausendorf%20Friedhof%20171.jpgJüdischer Friedhof in Bausendorf (Aufn. Otmar Frühauf, 2009)

Jüngst wurde an der Kirche in Bausendorf mit der Skulptur „Tür an Tür“ an das Zusammenleben von Juden und Christen im Ort und damit auch an die Verfolgung während der NS-Zeit erinnert (2022). Mit Hilfe der Künstlerin Maria Hill nimmt ein Kunstwerk nun Formen an, das der Nachwelt von der geschwisterlichen Nähe von Juden und Christen erzählt und gleichzeitig ein Mahnmal darstellt: Nie mehr darf der Hass Menschen entzweien, nie mehr darf die Würde von Menschen mit Füßen getreten werden.“

Die Skulptur "Tür an Tür" (Aufn. aus: pastoralerraum-wittlich.de)

 

 

 vgl. dazu auch: Lösnich (Rheinland-Pfalz)

 

 

Weitere Informationen:

Anja Klasen (Bearb.), Die jüdischen Gemeinden in Bengel, Kinderbeuern und Bausendorf – Eine Spurensuche, Facharbeit in Geschichte, 1990

Anja Klasen, Der jüdische Alltag im Alftal, in: Das Alftal in Gegenwart und Geschichte. Chronik der Alftalgemeinden 1992/1993, Bausendorf 1993, S. 101 - 110

Marie-Luise Conen/Hilde Weirich, Jüdische Familien an der Mittelmosel. Lebensverläufe von 1714 bis zur Gegenwart, in: "Schriften des Emil-Frank-Instituts", Band 11, Paulinus-Verlag, Trier

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 98

Bausendorf (mit Kinderbeuern und Hontheim), in: alemannia-judaica.de

Christina Bents (Red.), Kleiner Friedhof mit großem Umfeld, in: "Trierer Volksfreund" vom 27.8.2020

Christina Bents (Red.), Geheimnis auf einem 140 Jahre alten jüdischen Friedhof gelüftet, in: „Trierer Volksfreund" vom 7.6.2021

N.N. (Red.), Früher lebten sie Tür an Tür: Mit einer Gedenkstele will Bausendorf an seine jüdischen Mitbürger erinnern, in: "Trierer Volksfreund" vom 9.8.2022