Altenbamberg (Rheinland-Pfalz)
Altenbamberg ist eine Ortsgemeinde mit derzeit ca. 800 Einwohnern im Landkreis Bad Kreuznach; sie gehört heute der Verbandsgemeinde Bad Münster a. Stein - Ebernburg an - knapp 15 Kilometer südlich von Bad Kreuznach gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 mit Eintrag von Münster a. Stein, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Bad Kreuznach', aus: kreisgebiet.de/kreis-bad-kreuznach).
In Altenbamberg existierte eine kleine jüdische Gemeinde, deren Anfänge vermutlich in der Mitte des 18.Jahrhunderts liegen; denn aus dieser Zeit stammt der alte Friedhof östlich des Ortes in der Gemarkung "Am Narrenbrunnen". Ein neues, ca. 500 m² großes Beerdigungsgelände wurde 1873 (andere Angabe: um 1900) angelegt, nachdem das bislang genutzte belegt war.
Postkarte, aus: Sammlung J. Hahn
Im Jahre 1892 errichtete die Gemeinde anstelle eines bislang benutzten Betraumes (erstmals 1817 im Urkataster vermerkt) ein recht ansehnliches Synagogengebäude, das sich in die geschlossene Bebauung der Hintergasse (heute: Burgstraße) einfügte. Auch Glaubensgenossen aus Ebernburg und Hochstätten suchten zu Gottesdiensten die Synagoge von Altenbamberg auf.
Kirche im Vorder- u. Synagoge im Hintergrund Bildmitte (hist. Ansicht, Landesamt)
Zur Verrichtung gemeindlicher religiöser Aufgaben war zeitweise ein Lehrer in Anstellung.
aus: "Der Israelit" vom 24.2. und 15.6.1864
In den 1920er Jahren gab es nur sehr wenige jüdische Kinder in Altenbamberg; ihre religiöse Unterweisung wurde von einem Lehrer aus Fürfeld wahrgenommen.
Zur Kultusgemeinde, die dem Bezirksrabbinat Kaiserslautern zugeteilt war, gehörten neben den Juden aus Altenbamberg auch die aus den benachbarten Orten Ebernburg, Feilbingert und Hochstätten.
Juden in Altenbamberg:
--- 1801 ............................ 24 Juden,
--- 1825 ............................ 37 “ ,
--- 1873 ............................ 34 “ ,
........................ ca. 65 “ ,* * gesamte Kultusgemeinde
--- 1930 ........................ ca. 40 “ ,*
--- 1932 ............................ 6 “ ,
............................ 39 " ,*
--- 1940 (Dez.) ..................... keine.
Angaben aus: Klaus-Dieter Härtel, Jüdisches Leben in Altenbamberg, in: Naheland-Kalender 2003, S. 187 - 189
gewerbliche Anzeige von 1901
Um 1930 lebten in Altenbamberg noch ca. 30 jüdische Einwohner. Während des Novemberpogroms wurde das Synagogengebäude in Brand gesetzt und zerstört, der Friedhof geschändet. Die letzten jüdischen Bewohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
Nachweislich wurden sechs gebürtige bzw. länger in Altenbamberg lebenden Juden Opfer des Holocaust; vier Opfer verzeichnete Ebernburg und je fünf die Ortschaften Feilbingert und Hochstätten (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/altenbamberg_synagoge.htm).
Der östlich des Ortes in einem Waldgebiet am Schlossberg liegende alte jüdische Friedhof, der bis um 1870 (oder 1890) belegt wurde, zeigt sich heute in einem recht verwahrlosten Zustand. Auf dem ca. 1.800 m² großen Gelände findet man nur noch zehn Grabsteine bzw. -relikte.
Gelände des alten jüdischen Friedhofs (Aufn. AK, 2016, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Auf dem jüngeren jüdischen Begräbnisareal - im unmittelbaren Anschluss an den kommunalen Friedhof - findet man heute noch ca. 25 Grabstätten.
Gräberfeld - neuer Friedhof (Aufn. J. Hahn, 2006)
Zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs im Oktober 1940 wurde 2006 eine Gedenktafel angebracht, die reliefartig auch das ehem. Synagogengebäude zeigt.
Gedenktafel für die Deportationsopfer - vergrößerte Abb. der Synagoge (Aufn. J. Hahn, 2008)
In den beiden Stadtteilen Bad Münster a. Stein und Ebernburg sollen insgesamt 22 sog. „Stolpersteine“ verlegt werden, die an ehemalige Bewohner erinnern sollen, die Opfer der NS-Herrschaft geworden sind. So sind inzwischen an zwei Standorten in der Ebernburger Burgstraße fünf messingfarbene Steinquader für Angehörige der jüdischen Familie Schubach und zwei für das Ehepaar Gottlieb in die Gehwegpflasterung eingelassen worden. Ergänzend wurden im Oktober 2024 dann weitere Stolpersteine verlegt; die damit in Verbindung stehenden personenbezogenen Recherchen wurden von Schüler/innen der IGS Sophie Sondhelm mit Unterstützung des Stadtarchivs durchgeführt.
In Bad Münster gab es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde; im 19./20.Jahrhundert lebten hier nur einzelne Familien am Ort.
Kleinanzeigen aus: "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 24.4.1903 und aus: "Der Israelit" vom 10.5.1929
Doch gab es ehemals hier einen jüdischen Friedhof (Ringstraße).
Weitere Informationen:
Hermann Arnold, Von den Juden in der Pfalz, Speyer 1967, S. 15 f.
Hartmut Lempert, Das Schicksal der Juden im Kreis Kreuznach in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts, in: "Aufsätze zur Geschichte des Raumes an der mittleren Nahe", Bad Kreuznach 1985, S. 141 ff.
Dokumentation jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung, in: "Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach", Band 28/1995, S. 12
Altenbamberg mit Ebernburg, Feilbingert und Hochstätten, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie und zahlreichen Fotos der beiden Friedhöfe)
Klaus-Dieter Härtel, Jüdisches Leben in Altenbamberg, in: "Naheland-Kalender 2003", S. 187 - 189
Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz, hrg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau, 2005, S. 42
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels” Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland, Mainz 2005, S. 73
Nathalie Doleschel (Red.), 22 Stolpersteine für Bad Münster am Stein und Ebernburg, in: „Allgemeine Zeitung“ vom 7.8.2023
Thorsten Lüttringhaus (Red.), Sieben Stolpersteine für jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Ebernburg, in: byc-news.de vom 7.5.2024
N.N. (Red.), Stolpersteine erinnern an Opfer und mahnen zur Wachsamkeit, in: „Nahe News“ vom 11.10.2024