Büdesheim (Rheinland-Pfalz)
Die vorwiegend Weinbau betreibende Ortschaft Büdesheim ist 1929 in die Kreisstadt Bingen eingemeindet worden und heute - neben weiteren eingemeindeten Nachbarorten Kempten, Gaulsheim und Dietersheim - der größte Stadtteil von Bingen mit derzeit ca. 7.400 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Mainz-Bingen', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/mainz-bingen).
Vermutlich bildete sich im Laufe des 18.Jahrhunderts in Büdesheim eine kleine jüdische Gemeinschaft. Diese verfügte über einen Betraum in einem Hause in der ehemaligen Martinstraße (heute: Prof.-Kraus-Straße). Zu den weiteren gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine winzige Religionsschule, ein rituelles Bad und ein Begräbnisgelände.
Trotz der geringen Finanzkraft der Büdesheimer Gemeinde hatte diese zur Verrichtung religiös-ritueller Aufgaben einen Lehrer angestellt. Viele Jahre war Abraham Levi in der Gemeinde tätig; als Anerkennung erhielt er 1891 zu seinem 60jährigen (!) Dienstjubiläum vom Großherzog eine Auszeichnung. Nach seiner Zurruhesetzung wurde die Stelle 1892 neu ausgeschrieben:
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1892
Die Büdesheimer Gemeinde gehörte zum Rabbinat Bingen.
Juden in Büdesheim:
--- 1804 ........................... 34 Juden,
--- 1807 ........................... 46 “ (in 7 Haushaltungen),
--- 1824 ........................... 40 “ ,
--- 1861 ........................... 76 “ ,
--- 1900 ........................... 35 “ ,
--- 1931 ........................... 26 “ ,
--- 1940 ........................... 7 " ,
--- 1942 (Dez.) .................... keine.
Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels”. S. 115
Auf Grund der zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder wurde die Büdesheimer Gemeinde aufgelöst und 1927 der jüdischen Kultusgemeinde in Bingen angeschlossen. Zu Beginn der NS-Zeit war es nur noch eine überschaubare Anzahl jüdischer Familien, die in Büdesheim lebten.
J-Kennkarte eines gebürtigen jüdischen Büdesheimer Bürgers
Einigen Juden Büdesheims gelang noch ihre Emigration; die sieben letzten im Ort verbliebenen jüdischen Einwohner wurden 1942 deportiert (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/buedesheim_bi_synagoge.htm).
An drei Standorten sind in Bingen-Büdesheim u. Bingen-Gaulsheim ca. zehn sog. „Stolpersteine“ verlegt worden, die an ehemalige jüdische Bewohner erinnern.
für Fam. Bermann (Aufn. A. Tewes, 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
[vgl. Bingen (Rheinland-Pfalz)]
Hinweis: Im hessischen Büdesheim - heute Ortsteil von Schöneck - gab es auch eine kleine israelitische Kultusgemeinde. [vgl. Büdesheim (Hessen)]
Weitere Informationen:
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Band 1, S. 75 – 79
Friedrich Schütz, Die jüdische Gemeinde, in: Helmut Mathy (Hrg.), Bingen. Geschichte einer Stadt am Mittelrhein, Mainz 1989, S. 297
Jochen Tullius, Erinnerung an Büdesheimer Juden, in: "Binger Geschichtsblätter", 19/1996, S. 136 - 138
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels”. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 115
Henrich Tráble, Ortsgeschichte von Bingen-Büdesheim am Scharlachberg, o.O. o.J.
Büdesheim (Rheinland-Pfalz), in: alemannia-judaica.de
Arbeitskreis jüdisches Bingen (Bearb.), Stolpersteine in Bingen-Büdesheim (mit biografischen Angaben der Opfer), online abrufbar unter: juedisches-bingen.de
Auflistung der in Bingen u. Stadtteilen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bingen_am_Rhein