Ansbach (Mittelfranken/Bayern)
Ansbach mit derzeit ca. 40.000 Einwohnern ist eine kreisfreie Stadt und Sitz der Bezirksverwaltung von Mittelfranken sowie des Landratsamtes Ansbach – ca. 40 Kilometer westlich von Nürnberg gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze Lage von Ansbach, Moros 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0).
Bereits im 14.Jahrhundert, vermutlich aber schon früher, gab es in Ansbach eine jüdische Kultusgemeinde, die jedoch während der Pestpogrome von 1349 vernichtet wurde. Wenige Jahrzehnte später soll sich bereits eine neue Gemeinde gebildet haben; die Juden wohnten in der „Judengasse“, der heutigen Platenstraße, und besaßen einen eingefriedeten Synagogenbereich, den „Judenschulhof“. In den Jahren 1460/1480 sind sechs bis acht steuerzahlende jüdische Haushaltsvorstände in der Stadt nachweisbar. Nach ihrer Ausweisung aus der Stadt im Jahre 1564 siedelten aber bald wieder jüdische Familien in Ansbach; allerdings führten in den Folgejahrzehnten markgräfliche „Ausschaffungsedikte“ zum endgültigen Ende der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Ansbach.
Stadtansicht von Ansbach um 1645 - Kupferstich von Wenzel Hollar, Stadtarchiv (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Residenz Ansbach, 18.Jahrh. (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Um das Jahr 1630 sollen sich in Folge der Kriegswirren 27 Familien vorübergehend in der Stadt aufgehalten haben; gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges lebten hier aber nur noch sehr wenige. In den Folgejahrzehnten nahm ihre Anzahl allmählich wieder zu und erreichte gegen Ende des 18.Jahrhunderts ca. 350 Personen.
Gottesdienste fanden in der Betstube eines Privathauses statt, ehe dann 1732 dem Hofjuden Isaak Nathan Schwabacher vom Markgrafen Karl Friedrich Wilhelm die Genehmigung zur Errichtung einer privaten Synagoge und Schule "in einem versteckten Winkel der Stadt" erteilt wurde; allerdings enthielt die Erlaubnis die weitere Einschränkung, dass „die Wohnung des Vorsängers auf die Gaßen, die Juden Schul hinten hinaus kommen“ und vom Aussehen her einem Wohnhaus entsprechen sollte. Doch dieser Maßgabe wurde dann doch nicht entsprochen, denn die Front der Synagoge wurde in die Häuserfront der Rosenbadstraße eingefügt, war aber mit ihren fünf Rundbogenfenstern deutlich als sakrales Gebäude zu erkennen. Es war ein nach Plänen des markgräflichen Hofbaumeisters Leopoldo Retty im Barockstil errichteter Bau, der 1746 - nach dreijähriger Bauzeit - eingeweiht wurde.
Standort der Synagoge, Rosenbadgasse - Bauskizze (Abb. aus: alemannia-judiaca.de)
Aus einer Baubeschreibung der Synagoge: „Es handelt sich um einen zweigeschossigen Bau auf rechteckigem Grundriss ... Das Innere ist bis auf Bima und Aron Hakodesch ein relativ schmuckloser Raum. Im unteren Drittel verkleidet alle Wände eine hohe Wandvertäfelung, ... Die Westwand wird durch die über einer schmalen Vorhalle liegende Frauenempore bestimmt, die über die Eingangswand zum Männerbetraum etwas hervorragt. ... Im Männerbetraum stehen heute mit östlicher Blickrichtung für die Betenden angebaute Bänke. Den Aufgang zum Aron Hakodesch flankieren zwei schmale Vorbeterpulte. ... Der Aron Hakodesch steht auf einem hohen Podest, zu dem vier Stufen führen und hat einen Aufbau von über sechs Metern. Die Bima ist ein mächtiger Aufbau auf achteckigem Grundriss in der Mitte des Hauptraumes. Auf diesem erhebt sich die nach Süden und Norden offene Steinbalustrade mit schönem eisernen Gitter.“
Mehrere Renovierungen (verbunden mit Umbauten) - so u.a. der Einbau einer Kanzel und Umbau der Frauenempore - veränderten den Synagogeninnenraum.
Thora-Schrein und Bima (hist. Aufn., um 1928, aus: Theodor Harburger, Inventarisation ...)
Wenige Jahre nach dem Synagogenbau wurde Ansbach Sitz eines Rabbinats (ab 1754), das ohne Unterbrechungen bis 1939 bestanden hat. Diejenigen, die am längsten amtierten, waren die Rabbiner Moses Hochheimer (1793–1835) und Aron Bär Grünbaum (1841–1893). Die letzten beiden Ansbacher Rabbiner waren Dr. Eli Munk (bis 1937) und Pinchas Kohn; letztgenannter war nur kurzzeitig im Amt (er emigrierte 1938 in die Schweiz).
Gemeindliche Stellenausschreibungen von 1846 und 1893:
Kleinanzeige aus "Der Israelit" vom 28.8.1893
Ein Gemeindehaus mit Schule, eine Mikwe und ein 1816 (oder 1817) angelegter Friedhof am Ziegelhüttenweg waren weitere Einrichtungen der Gemeinde. Verstorbene hatten in den Jahrhunderten zuvor auf dem jüdischen Friedhof in Bechhofen ihre letzte Ruhe gefunden.
Eine jüdische Elementarschule bestand seit Ende der 1820er Jahre; wegen geringer Schülerzahl wurde sie nach fast 100jährigem Bestehen aufgelöst. In Ansbach gab es auch eine kleine Jeschiwa, die bekannte Rabbiner und Lehrer hervorgebracht hat.
Zu den privat betriebenen Bildungseinrichtungen gehörte in Ansbach ein Mitte des 19.Jahrhunderts von Gabriel Kitzinger gegründetes sog. "Handelslehrinstitut", in dem „Kalligraphie, deutsche Sprache und Stilübungen, Geographie und Statistik, Arithmetik, kaufmännische Formenlehre, Korrespondenz, einfache und doppelte Buchführung, Wechselkunde, allgemeine und Handelsgeschichte, Zeichnen, französische, englische und italienische Sprache“ unterrichtet wurden.
Anfang der 1930er Jahre unterstanden dem Bezirksrabbinat Ansbach ca. 20 israelitische Gemeinden der Umgebung.
aus: „Bayrische Israelitische Gemeindezeitung“ vom 3.12.1925
Juden in Ansbach:
--- um 1630 ............................ 27 jüdische Familien,
--- um 1675 ............................ 8 „ „ ,
--- um 1750 ........................ ca. 40 „ „ ,
--- 1789 ............................... 60 „ „ ,
--- 1810 ............................... 385 Juden (2,7% d. Bevölk.),
--- 1837 ............................... 450 „ (3,2% d. Bevölk.),
--- 1867 ............................... 239 „ ,
--- 1880 ........................... ca. 200 “ ,
--- 1900 ........................... ca. 270 “ ,
--- 1910 ............................... 290 “ (1,5% d. Bevölk.),
--- 1925 ............................... 232 “ ,
--- 1933 ............................... 197 “ (0,9% d. Bevölk.),
--- 1935 (Jan.) ........................ 171 “ ,
--- 1937 (Jan.) ........................ 134 “ ,
(Sept.) ................... ca. 100 “ ,
--- 1939 (Febr.) ....................... keine.* * andere Angabe: 18 Pers.
Angaben aus: Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern, S. 150/151
und Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 156
Marktplatz, Postkarte um 1915 (aus: wikimedia.org, gemeinfrei)
Nachdem der Einfluss der Ansbacher Hofjuden auf die wirtschaftliche Entwicklung der Residenzstadt nach 1800 seinem Ende zuging, bestimmten fortan jüdische Vieh-, Pferde- und Wollhändler das Wirtschaftsleben der Stadt und der Region. Nach zwischenzeitlichem Rückgang der jüdischen Bevölkerung gegen Mitte des 19.Jahrhunderts ließ die beginnende Industrialisierung in der Stadt deren Zahl wieder anwachsen.
eine gewerbliche Anzeige aus dem Jahre 1937
Bereits Jahre vor der NS-Herrschaft waren die Ansbacher Juden antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Im Jahr der NS-Machtübernahme gehörte der Großteil der Ansbacher Juden zu den 31 Besitzern von Handelsfirmen und Geschäften; von den insgesamt 16 Händlern war die Hälfte im Viehhandel tätig. Daneben gab es sechs Handwerker (vor allem Metzger) und zwei Industrielle. Am Tage des allgemeinen Wirtschaftsboykotts, dem 1.4.1933, stellten sich einheimische SA-Angehörige vor jüdischen Geschäften auf; sie hatten auch den Auftrag, die Kunden namentlich bekannt zu machen, die dort ihren Einkauf tätigten. Allerdings scheinen die Boykottmaßnahmen von einem Teil der Ansbacher Bevölkerung nicht beachtet worden zu sein. Nach dem 1.4.1933 beschloss der NSDAP-Stadtrat im Herbst des gleichen Jahres, keine Niederlassungserlaubnis mehr für Juden von außerhalb zu erteilen. Die Begründung dazu lautete: „Wohnungsmangel”!
Die wirtschaftliche Ausgrenzung und Ausschaltung betraf zunächst vor allem die in Ansbach ansässigen Vieh- und Pferdehändler, denen es verboten wurde, Viehmärkte zu betreten. Folge war der wirtschaftliche Ruin und das Aufgeben ihrer Handelstätigkeit. Die gesellschaftliche Ausgrenzung geschah in Form von Besuchsverboten für Theater, Konzerte, Schwimmbäder und städtische Anlagen. Eine Flut von Plakaten mit antisemitischen Parolen unterstützte die städtischen Anordnungen. Im Februar 1938 riefen die Kommunalbehörden von Ansbach zu Massenveranstaltungen auf, die weitere Boykottmaßnahmen und antisemitische „Aktionen“ zur Folge hatten. Schon mehrere Wochen vor dem Novemberpogrom wurde die antijüdische Stimmung kräftig angeheizt. Die Juden der Stadt wurden offen aufgefordert, Ansbach möglichst schnell zu verlassen. Im Oktober 1938 lebten noch ca. 35 jüdische Familien in Ansbach.
Im Vorfeld der „Reichskristallnacht“ waren in Ansbach „handgreifliche Übergriffe“ an der Tagesordnung. Am Morgen des 10.November 1938 wurde dem Oberbürgermeister von Ansbach, der auch NSDAP-Kreisleiter war, von der Gauleitung Nürnberg befohlen, die "Aktion" in seiner Stadt zu beginnen. Sodann wurden SA-Leute angewiesen, die Juden in ihren Wohnungen festzunehmen und die Synagoge niederzubrennen. Der Oberbürgermeister wies allerdings die SA an, keine Gewalt gegen Menschen auszuüben und gab der Polizei die Anweisung, keine Plünderungen zu dulden.
Die unter Denkmalschutz stehende Synagoge in der Rosenbadstraße wurde - auf Weisung des Oberbürgermeisters - nicht in Brand gesetzt, man begnügte sich mit der Zerstörung eines Teils der Inneneinrichtung und dem Verbrennen religiöser Schriften. Die Polizeibehörden stellten alle unbeschädigt gebliebenen Kultgeräte wie auch Aktenmaterial, Bücher u.a. ‚sicher’.
Anm.: Nach dem Pogrom wurde die Synagoge für 4.000 RM an die Stadt verkauft; das Gebäude diente anschließend als Lagerraum.
Fast zeitgleich wurden ca. 35 jüdische Männer verhaftet und zunächst ins Ansbacher Landgerichtsgefängnis gebracht. Ein Teil von ihnen wurde nach Nürnberg überstellt, drei transportierte man ins KZ Dachau. Auch etwa 40 jüdische Frauen waren festgenommen und vorübergehend in die Ansbacher Rezathalle gebracht worden.
aus: "Fränkische Zeitung" vom 11.11.1938
Die in Ansbach noch lebenden Juden wurden von der Stadt aufgefordert, bis Anfang des Jahres 1939 die Stadt zu verlassen; die meisten folgten der Aufforderung, durften aber nur die notwendigsten persönlichen Dinge mitnehmen, den Rest mussten sie - weit unter Wert - verkaufen. Die vertriebenen Juden gingen in andere bayrische Städte, nur vier von ihnen emigrierten. 18 Juden durften mit Genehmigung der Ansbacher Behörden in der Stadt bleiben.
Am 14.Januar 1939 vermeldete die „Fränkische Zeitung”:
Ansbach ohne Juden !
Bei dieser Gelegenheit wies Oberbürgermeister Hänel im Rahmen seines Jahresberichts noch auf die erfreuliche Tatsache hin, daß der letzte jüdische Einwohner Ansbach verlassen hat. Sämtliche jüdische Grundstücke gingen in arischen Besitz über. Damit verzeichnet Ansbach einen geschichtlichen Markstein insofern, als die Juden nach 600jähriger Anwesenheit unsere Stadt endgültig den Rücken gekehrt haben. Diese Mitteilung wurde von den Ratsherren mit besonderer Befriedigung aufgenommen.
Im Frühjahr 1939 schändeten HJ-Angehörige den jüdischen Friedhof und warfen Hunderte von Grabsteinen um; drei Jahre später wurde das Gelände auf Betreiben der Stadt Ansbach enteignet, die hier einen Sportplatz anlegen wollte.
Etwa 85 jüdische Einwohner Ansbachs mussten den Weg in die Deportation antreten. Von ihnen kam - nach Angaben des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ mehr als die Hälfte gewaltsam ums Leben (namentliche Nennung der ermordeten jüdischen Personen siehe: alemannia-judaica.de/ansbach_synagoge.htm).
Unmittelbar nach Ende des Krieges lebten zeitweise fast 200 Juden wieder in Ansbach - meist versprengte befreite Insassen aus Konzentrationslagern, die sich im „Jüdischen Komitee Ansbach“ zusammengeschlossen hatten; die zumeist aus Osteuropa stammenden Juden waren in requirierten Wohnungen im Stadtgebiet untergebracht. Ende 1946 wurde dann die hiesige Bleidorn-Kaserne in ein jüdisches DP-Camp umgewandelt, in dem nun mehr als 1.200 Menschen untergebracht wurden. Das Camp verfügte über diverse Einrichtungen, wie ein Krankenhaus, mehrere Schulen, eine Betstube, ein Sportverein u.a. Im Herbst 1949 wurde das DP-Camp geschlossen; die meisten Camp-Bewohner waren inzwischen emigriert.
Der Versuch, in Ansbach dauerhaft eine neue jüdische Gemeinde zu begründen, war jedoch - vermutlich wegen der hier immer noch herrschenden antisemitischen Atmosphäre - zum Scheitern verurteilt. 1949 wurde die alte Synagoge in der Rosenbadstraße renoviert und nach neuerlicher Restaurierung 1964 vom damaligen Rabbiner Elie Munk wieder eingeweiht und zum „musealen und symbolischen Gotteshaus“ erklärt. Sie zählt heute zu den wenigen erhaltenen barocken Synagogenbauten in Süddeutschland. Mitte der 1990er Jahre wurde seitens der Stadt der Synagogenkomplex einschl. des Diener- und Schächthauses umfassend saniert; in den Räumlichkeiten finden heute kulturelle Veranstaltungen statt. Im Vorraum befindet sich eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:
Zum Gedenken an die Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde in Ansbach
die in den Verfolgungsjahren 1933 - 1945
für ihren Glauben den Märtyrertod sterben mußten
Ansbacher Synagogengebäude (Aufn. Jüd. Hist. Verein)
Innenraum mit Bima (Aufn. Michael Planegg, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Hochzeitsstein im Synagogenhof
In Zusammenarbeit der Stadt Ansbach mit dem Frankenbund wurden im Jahre 2014 die ersten sog. „Stolpersteine“ verlegt; mittlerweile sind es ca. 130 dieser messingfarbenen Gedenktäfelchen (Stand 2024), die vor den letzten Wohnsitzen der NS-Opfer in die Gehwege eingelassen sind. Das Ansbacher "Stolperstein"-Projekt zielt darauf, künftig allen ca. 200 NS-Opfern je einen Stein zu widmen.
Fünf "Stolpersteine" - verlegt in der Utzstraße (Aufn. bcr, 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
weitere fünf Steine - verlegt in der Karolinenstraße
Der während der NS-Zeit stark zerstörte Friedhof wurde - soweit überhaupt möglich – instand gesetzt; von den ehemals ca. 560 vorhandenen Steinen konnten auf dem ca. 4.000 m² großen Gelände nur noch die vorhandenen ca. 115 Grabsteine wieder aufgestellt werden. Das während der Pogromnacht von 1938 zerstörte Taharahaus wurde sechs Jahre später ganz abgerissen.
Jüdischer Friedhof in Ansbach (Aufn. M.Planegg, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0 und J. Hahn, 2007 aus: alemannia-judaica.de)
An der Mauer des jüdischen Friedhofes an der Rügländer Straße ist eine Erinnerungstafel angebracht, die die Worte trägt:
Israelitischer Friedhof
Errichtet im 19.Jahrhundert.
Während des Nazireiches dem Erdboden gleichgemacht.
Durch das Staatskommissariat für R.R.P.V. gemeinsam mit dem Stadtrat Ansbach 1946 wiederhergestellt.
Erneut geschändet in den Jahren 1948 und 1950.
Gebt unseren Toten endlich den Frieden !
Anmerkung: R.P.R.V. = für Rassisch, Religiös und Politische Verfolgte
In Dietenhofen - heute eine Marktgemeinde mit derzeit ca. 5.500 Einwohnern ca. 20 Kilometer nordöstlich von Ansbach - existierte vom ausgehenden 17.Jahrhundert bis ca. 1900 eine jüdische Gemeinde. In der zweiten Hälfte des 18.Jahrhundert sollen im Ort mehr als zehn jüdische Familien gelebt haben. Im Jahre 1898 waren noch zwölf jüdische Bewohner hier ansässig; 100 Jahre zuvor waren es noch ca. 50 gewesen. Ihre Wohnsitze befanden sich vor allem in der „Judengasse“.
Noch in den 1840er Jahren war es schwierig bzw. fast unmöglich, dass Juden ihren Wohnort frei wählen konnten – wie die beiden Zeitungsabschnitte zeigen:
Sätze aus der Zeitschrift „Der Orient“ vom 22.Jan. 1847 und 23.April 1847
Zwischen 1750 und 1780 soll in Dietenhofen ein Betraum eingerichtet worden sein; 1827 soll dieser durch eine neue Synagoge ersetzt worden sein. Verstorbene Juden aus Dietenhofen wurden auf dem Friedhof in Wilhermsdorf begraben
Nach Auflösung der kleinen Gemeinde - im Jahre 1898 lebten nur noch zwölf Personen mosaschen Glaubens im Dorf - wurde das Gebäude (nach 1900) verkauft.
Außer dem noch erhaltenen, heute als Wohnhaus genutzten ehemaligen Synagogengebäude in der Rüderner Straße erinnert die frühere „Judengasse“, die heutige Georg-Flory-Straße, an die jüdische Geschichte des Ortes.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ sind drei Angehörige der jüdischen Familie Frank Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der drei Personen siehe: alemannia-judaica.de/dietenhofen_synagoge.htm).
Im Markt Lehrberg gab es bis um 1900 eine israelitische Gemeinde; ihre Anfänge lagen im ausgehenden 16.Jahrhundert, als einige jüdische Familien - vermutlich Flüchtlinge aus der Mark Brandenburg - sich hier niederließen. Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten Synagoge, Schule und ein rituelles Bad. Ein von der Gemeinde angestellte Religionslehrer war auch als Vorbeter und Schochet tätig.
Juden in Lehrberg:
--- um 1580 ....................... 4 jüdische Familien,
--- 1714 .......................... 11 „ „ ,
--- 1803 .......................... 26 „ „ ,
--- 1837 .......................... 140 Juden (ca. 13% d. Bevölk.),
--- 1867 .......................... 31 „ ,
--- 1890 .......................... 8 „ ,
--- 1924 .......................... 12 " ,
--- 1932 .......................... 11 „ .
Angaben aus: Lehrberg, aus: alemannia-judaica.de
Ab den 1840er Jahren verließen die meisten jüdischen Familien den Ort; nur eine kleine Restgemeinde verblieb hier nur noch wenige Jahrzehnte. Nach deren Auflösung schlossen sich die verbliebenen jüdischen Bewohner der Kultusgemeinde Ansbach an; das Synagogengebäude wurde veräußert und danach zu einem Wohnhaus umgebaut.
gewerbliche Kleinanzeige aus dem Jahre 1925
Anfang der 1930er Jahre lebten noch zehn Personen jüdischen Glaubens im Ort; bis Kriegsbeginn hatten alle Lehrberg verlassen
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden ...“ sind zwei aus Lehrberg stammende Personen mosaischen Glaubens Opfer des Holocaust geworden (namentliche Nennung der drei Personen siehe: alemannia-judaica.de/lehrberg_synagoge.htm).
Weitere Informationen:
Siegfried Haenle, Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstentum Ansbach, Ansbach 1867 (vollständiger Nachdruck 1990, Hainsfarther Buchhandlung)
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1979, S. 156 - 161
Harold Hammer-Schenk, Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. u. 20.Jahrhundert, Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, Teil 1, S. 32
Carol Herselle Krinskky, Synagogues of Europa: architecture, history, meaning, New York 1985, S. 263 - 265
Gerhard Wilhelm Daniel Mühlinghaus, Der Synagogenbau des 17. u. 18.Jahrhunderts im aschkenasischen Raum, Dissertation, Philosophische Fakultät Marburg/Lahn, 1986, Band 2, S. 24 - 28
Mosche N.Rosenfeld, Ein Streifzug durch die jüdische Geschichte von Ansbach, in: "Nachrichten für den jüdischen Bürger Fürths", Sept. 1987
Peter Reindl, Mord schon 1934, in: Friedrich Kraft (Hrg.), Kristallnacht in Bayern - Judenpogrom am 9.Nov.1938. Eine Dokumentation, Claudius-Verlag, Ingolstadt 1988, S. 28 f.
Hans-Peter Schwarz (Hrg.), Die Architektur der Synagoge, Ausstellungskatalog Dt. Architekturmuseum Frankfurt/M. 1988, S. 146/147
Rudolf Endres, Judenemanzipation in Ansbach, in: "Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken", No. 95/1990-1991, S. 313 - 324
Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern - Eine Dokumentation, Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 2.Aufl., München 1992, S. 150 – 152, S. 157 und S. 174
Hermann Dallhammer, Ansbach: Geschichte einer Stadt, Ansbach 1993
Diana Fitz, Ansbach unterm Hakenkreuz, Hrg. Stadt Ansbach, Ansbach 1994, S. 83 - 116
Alexander Biernoth, Die Ansbacher jüdische Gemeinde im 19.Jahrhundert, Examensarbeit Universität Erlangen-Nürnberg, 1995
Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Ansbach, in: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, 10. Jg, No. 67/Sept. 1995, S. 23/24
Carol Herselle Krinsky, Europas Synagogen. Architektur, Geschichte und Bedeutung, Fourier Verlag, Wiesbaden 1997, S. 255/256
Theodor Harburger, Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, Band 2: Adelsdorf - Leutershausen, S. 10 - 17, Hrg. Jüdisches Museum Franken - Fürth & Schnaiitach, Fürth 1998
Ansbach, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Informationen/Dokumenten zur jüdischen Gemeindehistorie)
Lehrberg, in: alemannia-judaica.de
Dietenhofen, in: alemannia-judaica.de
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 46/47
Jim G. Tobias, Vorübergehende Heimat im Land der Täter. Jüdische DP-Camps in Franken 1945–1949, Nürnberg 2002
Jüdisch Historischer Verein Augsburg (Hrg.), Ansbach Synagogue, online abrufbar unter: jhva.wordpress.com/tag/ansbach/
Herbert Liedel/Helmut Dollhopf, Jerusalem lag in Franken. Synagogen und jüdische Friedhöfe, Echter-Verlag GmbH, Würzburg 2006, S. 22 - 25
Alexander Biernoth, Ansbachs jüdische Gemeinde, in: Andrea M. Kluxen (Hg.), Juden in Franken 1806 bis heute, Ansbach 2007
Alexander Biernoth, Die jüdische Gemeinde zu Ansbach im 19. und frühen 20.Jahrhundert, Dissertation (in Vorbereitung ?)
N.Hüttenmeister/B.Sommer, Der jüdische Friedhof von Ansbach in Mittelfranken, in: "Franconia Judaica", Band 2, Würzburg 2008
B. Eberhardt/F. Purrmann, Ansbach, in: Mehr als Steine ... Synagogengedenkband Bayern, Band 2, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2010, S. 45 - 68
Hans-Peter Süss, Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und Oberfranken, in: "Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands", Band 25, S. 44 - 47
Isak Nethanel Gath, Der Hexenmeister von Schwabach. Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch Fränkel, in: "Mittelfränkische Studien", Bd. 21, hrg. vom Historischen Verein für Mittelfranken, 2011
Lothar Mayer, Jüdische Friedhöfe in Mittel- und Oberfranken, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2012, S. 10 - 13
Ansbach - Jüdische DP-Gemeinde, online unter: after-the-shoah.org
Ansbacher Stolpersteine, in: "ANBLICK - Stadtmagazin für Ansbach u. Umgebung" vom 26.5.2014
Auflistung der in Ansbach verlegten Stolpersteine, onine abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Ansbach
Stadtverwaltung Ansbach (Bearb.), Weitere Stolpersteine in der Ansbacher Innenstadt verlegt, in: ansbachplus.de vom 28.5.2015
Frankenbund e.V. - Gruppe Ansbach (Hrg.), Die Synagoge in Ansbach, online abrufbar unter: synagoge-ansbach.de
Stadt Ansbach (Red.), Zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden weitere 21 Stolpersteine in Ansbach verlegt, online abrufbar unter: ansbach.de
N.N. (Red.), Ansbach: Barocksynagoge und Wartesaal für Shoa-Überlebende - Nur noch Steine zeugen vom jüdischen Landleben in Franken, in: hagalil.com vom 9.12.2017
N.N. (Red.), Stadt Ansbach: Elf neue Stolpersteine in Ansbach, in: focus.de vom 18.7.2018
Synagoge Ansbach – Museum mit Infozentrum Dienerhaus (Hrg.), Stolpersteine in Ansbach, abrufbar unter: synagoge-ansbach.de/stolpersteine.html (2020)
Tourismusverband Franken e.V. (Hrg.), Schalom Franken! - Begegnungen mit der jüdischen Kultur - Broschüre, Febr. 2021
Annika Svitil/BR24 (Red.), In Gedenken an jüdische Opfer: Neue Stolpersteine in Ansbach, in: br.de vom 22.7.2021
Chantal Fiedler (Red.), Verlegung von 13 weiterer Stolpersteine in der Stadt Ansbach, in: “Fränkischer” vom 23.3.2023
Stadt Ansbach (Red.), Weitere Stolpersteine in Ansbach verlegt – insgesamt wird nun an 130 Jüdinnen und Juden erinnert, in: Pressemitteilung der Stadt Anbach vom 12.2.2024