Bad Nauheim (Hessen)
Das Mitte des 13.Jahrhunderts erstmals erwähnte Dorf Nauheim wurde Mitte des 19.Jahrhunderts zur Stadt Bad Nauheim, die heute eine Kurstadt mit ca. 31.000 Einwohnern und nach Bad Vilbel die zweitgrößte Stadt im hessischen Wetteraukreis ist (topografische Kartenskizze 'Gebiet der Wetterau', aus: wikipedia.org GFDL und Kartenskizze 'Wetteraukreis', aus: ortsdienst.de/hessen/wetteraukreis).
Vereinzelt sollen sich Juden schon im 12./13.Jahrhundert zeitweilig in Nauheim aufgehalten haben; zu Beginn des 14.Jahrhunderts wurden dann vermutlich erstmals einige wenige Familien hier ansässig; der erste gesicherte urkundliche Hinweis stammt allerdings erst aus dem Jahre 1464. In den nahegelegenen Orten Münzenberg und Friedberg gab es hingegen schon relativ große jüdische Gemeinden. 1533 wurde ein generelles Aufenthaltsverbot für Juden in Nauheim erlassen. Seit diesem Jahr haben sich etwa hundert Jahre lang keine Juden mehr in Nauheim aufgehalten, erst nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ sich wieder eine Familie nieder. Detaillierte Angaben über das jüdische Leben in Nauheim liegen erst ab dem 18.Jahrhundert vor. In dem damals kleinen Ort sollen unter den insgesamt ca. 70 Familien drei bis vier jüdischen Glaubens gewesen sein. Um 1830 entstand hier eine kleine israelitische Gemeinde mit mindestens zehn männlichen Mitgliedern, die zunächst dem Rabbinat Hanau unterstand, danach dem Provinzialrabbinat Gießen und zuletzt dem orthodoxen Rabbinat Oberhessen. Ab Anfang der 1830er Jahre konnten die Nauheimer Juden ihren Gottesdienst in einem Betsaal in der Burggasse abhalten. Wegen der zahlreichen jüdischen Kentschloss sich die kleine Gemeinde dann aber zum Bau einer eigenen Synagoge, die 1866/1867 in der Karlstraße/Alicestraße in einem Mischstil aus klassizistischen, romanischen und in Andeutungen maurischer Formen errichtet wurde. Neben gemeindeeigenen Mitteln wurde der Bau auch durch Spenden jüdischer Kurgäste mitfinanziert.
Die alte Synagoge in Bad Nauheim (hist. Aufn., aus: P. Arnsberg)
Stellenangebote von 1872 und 1879
Weitere gemeindliche Stellenangebote von 1904 - 1922 - 1928:
Seit 1875 zählten auch die wenigen in Steinfurth lebenden Juden zur Bad Nauheimer Kultusgemeinde.
Grabsteinrelikt vom ältesten jüdischen Friedhof (Aufn. Thomas Schwab, 2011)
Das am Johannisberg gelegene alte Friedhofsgelände, das bereits um 1700 von Nauheim und auch umliegenden Ortschaften genutzt worden war, wurde Mitte der 1860er Jahre durch die Anlage eines neuen Friedhofs ersetzt. Dieses Areal „An der Lattkaute“, der heutigen Homburger Straße, war nach ca. einem halben Jahrhundert belegt. Anschließend stand verstorbenen Juden und auch zahlreichen Kurgästen aus dem Ausland ein an diesen Friedhof anschließendes Areal zur Verfügung. Ein Taharahaus wurde im Jahre 1903 gebaut, das vornehmlich russische Kurgäste finanziert hatten.
Taharahaus auf dem jüngsten Friedhof (Aufn. J. Hahn, 2008)
Mit der Vergrößerung der Gemeinde wurde in den 1920er Jahren auch ein größeres Synagogengebäude erforderlich; bereits 1908 hatte man zu diesem Zweck einen Synagogenbaufonds ins Leben gerufen.
Ermöglicht wurde der im Jahr 1929 ausgeführte Bau - entworfen vom Architekten Richard Kaufmann - durch die großzügige finanzielle Unterstützung eines jüdischen Kurgastes. In einem ausführlichen Artikel würdigte „Der Israelit” am 22.Aug. 1929 die Einweihung der neuen Synagoge:
Eine neue Synagoge in Bad Nauheim
Bad Nauheim hat nun eine neue Synagoge, in strengster Sachlichkeit und schönster Zweckmäßigkeit, erbaut vom Architekten Richard Kaufmann in Frankfurt a.M. Ein langjähriger Traum der Gemeinde Bad Nauheim ist damit in Erfüllung gegangen. In ihrer Anlage bildet die Synagoge auch einen Schmuck der Stadt. Überall in der Welt, wo man im jüdischen Kreise das Heilbad Nauheim kennt und liebt, wird die Kunde von diesem neuen Gotteshause anstelle des alten Baues, der im Sommer die Beter längst nicht mehr fassen konnte, große Freude auslösen. Wie das Gotteshaus selbst, so schön und sachgemäß sind die Nebenbauten errichtet, wie Schulzimmer, Beratungszimmer, kleine Wintersynagoge. Besondere Erwähnung verdient das Tauchbad, das bei allem modernen Komfort genauestens nach den Vorschriften des Gesetzes errichtet wurde. ....
unmittelbar vor der Einweihung der Synagoge (hist. Aufn.)
neue Synagoge in Bad Nauheim (Aufn. 1929, Stadtarchiv)
Juden in (Bad) Nauheim:
--- um 1710 ........................ 16 Juden,
--- 1754 ........................... 21 “ ,
--- 1835 ........................... 23 “ ,
--- 1861 ........................... 26 “ ,
--- 1900/1905 ...................... 119 “ ,
--- 1910 ....................... ca. 165 “ ,
--- 1925 ........................... 290 “ ,* *andere Angabe: ca. 400 Pers.
--- 1933 ....................... ca. 300 “ ,
--- um 1935/36 ................. ca. 350 “ ,
--- 1942 (Okt.) .................... keine.
Angaben aus: Paul Arnsberg, Die Jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 103
und Stephan Kolb, Die Geschichte der Bad Nauheimer Juden - Eine gescheiterte Assimilation
Bad Nauheim, Postkarte um 1910 (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)
Während sich die wenigen Juden in Nauheim zunächst als Metzger und Viehhändler betätigten, änderte sich ab Mitte des 19.Jahrhunderts ihre Berufs- und Sozialstruktur mit dem Aufstieg des Ortes zu einem anerkannten Bade- und Kurort: Nun gehörten auch zahlreiche jüdische Ärzte und Hoteliers zu den anerkannten Bürgern der Stadt.
Hotels und Pensionen jüdischer Betreiber boten sich den Kursuchenden an, so:
Geschäftsanzeige von 1906
Kleinanzeige von 1912
Wegen des Kurbetriebes hielten sich auch zahlreiche Juden aus dem Ausland hier auf; in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg waren es besonders orthodoxe Juden aus ganz Europa. In Bad Nauheim gab es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts diverse jüdische Kurheime und -einrichtungen; zu den bekanntesten zählten das Israelitische Männerheim, das Israelitische Frauenheim und die Israelitische Kinderheilstätte.
Darüber hinaus gab es eine jüdische Bezirksschule, die bis 1940 bestand und heute eine Waldorfschule beherbergt, und ein jüdisches Altersheim. Um 1933 zählte die Jüdische Gemeinde Bad Nauheim etwa 300 Mitglieder. Durch Zuzug aus anderen Orten wuchs sie Anfang der 1930er Jahre noch einmal auf nun ca. 350 Personen an.
Auch in Bad Nauheim zogen am 1.April 1933 SA- und SS-Posten vor jüdischen Geschäften und Arztpraxen auf und übten so Druck auf die Inhaber aus - mit der Folge, dass die meisten hier ansässigen Juden ab Mitte der 1930er Jahre auswanderten. Doch trotz dieser Abwanderungen gehörte Bad Nauheim zu den sehr wenigen jüdischen Gemeinden, deren Mitgliederzahl während der 1930er Jahre noch zunahm. Dies lag u.a. daran, dass die Stadt bis 1938 weitgehend von antisemitischen Kundgebungen verschont geblieben war. Auch handelte es sich bei den Juden, die aus oberhessischen Regionen hierher zogen, meist um ältere Menschen, die in den israelitischen Männer- und Frauenheimen Unterkunft fanden.
In einem Bericht des Bürgermeisters von Bad Nauheim von Ende August 1937 hieß es: “ ... Die Anzahl der jüdischen Geschäfte ist im Laufe dieses Jahres zurückgegangen. Es sind noch einige wenige jüdische Geschäfte in Bad Nauheim vorhanden, die aber im Laufe der Zeit verschwinden werden.Besonders angenehm wird es empfunden, daß die Zahl der jüdischen Kurgäste zurückgegangen ist, die früher in Bad Nauheim sehr hoch war. Inzwischen hat sich genügend Ersatz für die ausgefallenen jüdischen Gäste gefunden. ..”
Während der Ausschreitungen im November 1938 - viele Geschäftsleute und Ärzte hatten Bad Nauheim zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen - wurden die noch wenigen hier verbliebenen jüdischen Geschäftsleute vom Pöbel gedemütigt und geschlagen, Geschäfte wurden ausgeraubt und Bewohner in ihren Wohnungen überfallen; an den Ausschreitungen beteiligt waren auch aufgehetzte Jugendliche. Ein Niederbrennen der Synagoge in der Karlsstraße 34 gelang den SA-Trupps nicht, denn das im Innenraum gelegte Feuer konnte gelöscht werden. Allerdings wurden die Fenster eingeschlagen und das Inventar demoliert. Am 10.11.1938 berichtete die „Bad Nauheimer Zeitung”:
Sturm auf die Synagoge
Die Erregung über den Meuchelmord an dem Gesandtschaftsrat vom Rath in Paris ist auch in unserer Stadt begreiflicherweise sehr groß. Sie führte heute vormittag zu einem Auflauf vor der Synagoge auf der Karlstraße. Man drang in das Innere ein, zerstörte das Inventar und die Fensterscheiben, die zum großen Teil mit hebräischen Figuren bedeckt sind. Hoffentlich verschwindet auch dieser Judentempel in der Karlstraße, dessen Äußeres das Straßenbild in jeder Hinsicht verunstaltet.
Das Synagogengebäude wurde im Frühjahr 1939 von der Stadt erworben und diente während der Kriegsjahre als Depot.
Als in den Schulen der dörflichen Umgebung kein geregelter Unterricht für jüdische Kinder mehr möglich war, wurde das ehemalige Israelitische Kinderheim in der Frankfurter Straße in eine jüdische Bezirksschule umgewandelt. Leiter dieser Schule war Karl Bettmann, der zuvor Schächter in den jüdischen Hotels gewesen war. Im Jahr 1939 emigrierte er mit seiner Familie in die USA. - Ab 1939 waren die restlichen jüdischen Bewohner aus der Innenstadt zumeist verbannt und zunächst zwangsweise in das jüdische Altersheim in der Frankfurter Straße umquartiert worden. Im Laufe des Jahres 1942 wurden sie deportiert, und am 15.September beendeten die NS-Behörden jegliches jüdische Leben in Bad Nauheim.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden nachweislich 165 gebürtige bzw. länger in der Stadt wohnhaft gewesene Bürger jüdischen Glaubens Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/bad_nauheim_synagoge.htm).
Unmittelbar nach Kriegsende begründeten jüdische Displaced Persons die Jüdische Gemeinde Bad Nauheim neu, und auch die notdürftig reparierte Synagoge wurde nun wieder genutzt; der erste Gottesdienst fand hier am 27.April 1945 (!) statt. Mit ca. 450 Personen erreichte die Zahl der jüdischen DPs zu Beginn des Jahres 1948 ihren höchsten Stand; gegen Ende 1950 waren es nur noch 70 Personen.
Erster Gottesdienst am 27.4.1945 (Aufn. Jüdische Gemeinde Bad Nauheim) Neueinweihung der Synagoge Juli 1945 (Aufn. Stadtarchiv Bad Nauheim)
In Bad Nauheim lebten zu dieser Zeit bis zu 1.000 Juden, darunter Angehörige der US-Armee und aus Osteuropa stammende DPs. 1945/1946 zählte die Gemeinde etwa 300 Mitglieder, die weiterhin durch hier stationierte jüdische US-Soldaten verstärkt wurde. Zu dieser Zeit wurde in der ehemaligen jüdischen Bezirksschule in der Frankfurter Straße ein Kibbuz namens „Chofez Chaim” eingerichtet, der den jüdischen Gemeindemitgliedern eine handwerkliche und landwirtschaftliche Ausbildung anbieten sollte, um sie so auf eine Auswanderung nach Palästina/Israel vorzubereiten. Bis 1949 verließen fast alle jüdischen DPs Bad Nauheim in Richtung Israel bzw. USA; der Kibbuz wurde aufgelöst.
Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde Bad Nauheim:
--- 1949 ............... ca. 200 Personen,
--- 1958 ................... 68 “ ,
--- 1971 ................... 125 “ ,
--- 1980 ................... 138 “ .
Angaben aus: W.-Arno Kropat, Jüdische Gemeinden, Wiedergutmachung, Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach 1945, S. 461
In den 1950er Jahren hat es in Bad Nauheim zeitweise eine kleine öffentliche jüdische Schule gegeben. Die nach dem Zerfall der Sowjetunion einsetzende Immigration osteuropäischer Juden nach Deutschland ließ auch die Bad Nauheimer Jüdische Gemeinde anwachsen; seitdem wird die Synagoge wieder regelmäßig genutzt. Die Mitgliederzahl der Gemeinde - sie leben im gesamten Wetteraukreis - lag im Jahr 2006 bei ca. 340 Personen.
Gedenktafel am Mahnmal des alten städtischen Friedhofs (Aufn. Th. Schwab, 2011)
Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel an die Geschichte der ehemaligen jüdischen Bezirksschule:
1898 als jüdisches Kinderheim eingeweiht, war dieses Haus von 1937 bis 1940 jüdische Bezirksschule.
Kinder und ihre Lehrer wurden Opfer des NS-Regimes.
Ihr Leid möge uns Botschaft sein, damit die Finsternis das Licht begreife.
Seit 2002 werden Innenräume und Außenfassade des Synagogengebäudes in der Karlstraße einer Restaurierung unterzogen.
Synagoge in Bad Nauheim (Aufn. Reinhard Hauke, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 und J. Hahn, 2008, aus: alemannia-judaica.de)
Auf dem von Mitte des 19.bis Anfang des 20.Jahrhunderts genutzten alten jüdischen Friedhofs – einem etwa 500 m² großen Areal am südlichen Stadtrand (Homburger Straße) – sind nur noch ca. 55 Grabmale erhalten; die Inschriften der stark verwitterten Grabsteine sind zumeist kaum mehr lesbar.
Hinweistafel (Aufn.Thomas Schwab)
Anfang 2009 wurde die sanierte jüdische Trauerhalle auf dem Hauptfriedhof in der Homburger Straße im Beisein von Repräsentanten der jüdischen Gemeinde und der evangelischen Kirche sowie von Kommunalpolitikern wieder eingeweiht.
Blick über den Friedhof zur Trauerhalle (Aufn. J. Hahn, 2008)
Im Frühjahr 2016 wurde das Holocaust-Mahnmal für die 278 jüdischen NS-Opfer der hiesigen Gemeinde im Kurpark von Bad Nauheim realisiert.
Holocaust-Erinnerungsmahnmal (Aufn. aus: faz.net )
Bad Nauheim ist Sitz des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Buber-Rosenzweig-Stiftung.
Im Bad Nauheimer Stadtteil Rödgen trägt seit 2022 im Neubaugebiet „Am Holzberg“ eine Straße die Bezeichnung "Martha-Lesse-Straße", einem Mitglied der vertriebenen jüdischen Familie Lesse (vormals Levy)*.
*Martha Lesse hatte mit ihrer Familie von 1932 bis 1939 in Rödgen gewohnt; vor den Nationalsozialisten floh die Familie über England und Glasgow nach New York.
In Steinfurth - ebenfalls Stadtteil von Bad Nauheim - existierte eine nur sehr wenige Familien umfassende jüdische Gemeinschaft. Seit 1852 verfügte sie sogar über ein neues Synagogengebäude in der heutigen Hintergasse; über deren feierliche Einweihung berichtete die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ in ihrer Ausgabe am 22.11.1852:
"Steinfurt in der Wetterau, 26. Oktober. (Didask.) In der dasigen kleinen Gemeinde meines Rabbinates, der großh. Provinz Oberhessen, hat am jüngsten Sabbat eine religiöse Doppelfeier stattgefunden, wie eine ähnliche vielleicht noch niemals innerhalb des Judenthums sich zugetragen und die auch noch in anderer Hinsicht verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Es wohnen dahier 4, sage vier jüdische Familien, die nicht alle zu den Vermöglichen oder Reichen des Landes gehören. Diese vier Familien nun haben nicht blos für sich allein eine neue schöne Synagoge gebaut, die sie 2.000 fl. (=Gulden) kostet, sondern gleichzeitig mit derselben auch drei, sage drei neue kostbare Torarollen, im Werthe von weiteren 600 fl., schreiben und einweihen lassen. Eine solche Glaubenstreue und religiöse Aufopferungsfähigkeit dürfte, besonders in unseren Tagen, sobald nicht wieder gefunden werden, weshalb ich auch nicht unterlassen wollte, sie hier öffentlich als preis- und nachahmungswürdig zu rühmen. Dr. Levi, großh. hess. Rabbiner zu Gießen."
Doch schon nach einigen Jahrzehnten musste die Synagoge wieder aufgegeben werden, weil sich um 1890 die Gemeinde aufgelöst hatte. Das Inventar ging in den Besitz der Nauheimer Gemeinde über. In einem Privathaus befand sich eine Mikwe, die möglicherweise bereits seit dem 17.Jahrhundert in Nutzung war. 1920 verstarb der letzte in Bad Nauheim beheimatete jüdische Bewohner. Nur der winzige, von der Vegetation fast zugewucherte Friedhof mit seinen vier Grabsteinen erinnert heute noch daran, dass in Steinfurth ehemals Juden beheimatet waren.
Jüdischer Friedhof (Aufn. Th. Schwab, aus: holocaust-erinnerungsmal-badnauheim.com)
Weitere Informationen:
Rudolf Stahl, Geschichte der Nauheimer Juden - Festschrift zur Einweihung der neuen Synagoge, Bad Nauheim 1929
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 2, S. 103 ff.
Harold Hammer-Schenk, Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. u. 20.Jahrhundert, Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, Teil 1, S. 241 und S. 530/531, Teil 2, Abb. 170 und 491
Wolf-Arno Kropat, Jüdische Gemeinden, Wiedergutmachung, Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach 1945, in: Neunhundert Jahre Geschichte der Juden in Hessen, "Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen VI", Wiesbaden 1983, S. 460 f.
Stephan Kolb, Die Geschichte der Bad Nauheimer Juden - Eine gescheiterte Assimilation, hrg. vom Magistrat der Stadt Bad Nauheim, Bad Nauheim 1987
Thea Altaras, Synagogen in Hessen - Was geschah seit 1945 ?, Verlag K.R.Langewiesche Nachfolger Hans Köster, Königstein/T. 1988, S. 181/82
Hans-Peter Schwarz (Hrg.), Die Architektur der Synagoge - Ausstellungskatalog Dt. Architekturmuseum Frankfurt/M., Frankfurt/M. 1988, S. 295 und S. 311
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945, Hessen I: Regierungsbezirk Darmstadt, VAS-Verlag, Frankfurt/M. 1995, S. 311 f.
Monica Kingreen, Israelitische Kinderheilstätte und Jüdische Bezirksschule, in: Frankfurter Straße 103. Festschrift aus Anlass der 100-jährigen Nutzung des Gebäudes Frankfurter Straße 103, Bad Nauheim 1999, S. 7 - 33
Susanne Gerschlauer, Synagogen, in: Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau, in: "Wetterauer Geschichtsblätter - Beiträge zur Geschichte und Landeskunde", Band 53, Friedberg 2004, S. 289 ff.
Bad Nauheim – Jüdische DP-Gemeinde, in: after-the-shoah.org
Carola Nathan (Red.), Jüdisches Leben in Bad Nauheim, in: „Monumente“, Jg. 24/2014, No.1, S. 36 f.
Jim G. Tobias, Wo deutsche, österreichische, russische Kaiserinnen und jüdische Kinder sich erholten. Ein religiöses Children`s Center im hessischen Kurort Bad Neuheim, in: haGalil.com vom 10.4.2014
Jim G. Tobias, Jüdischer Neubeginn in Bad Nauheim, in: haGalil.com vom 6.7.2014
Corinna Weigelt (Red.), Bad Nauheimer Holocaust-Opfer. Mahnmal hat viele Gönner, in: „Frankfurter Neue Presse“ vom 3.11.2015
Wolfram Ahlers (Red.), Ein Ort, der alle Namen nennt, in: „Frankfurter Allgemeine“ vom 30.5.2016
Das Holocaust-Erinnerungsmal in Bad Nauheim, online abrufbar unter: holocaustdenkmal-badnauheim.de (Anm. enthält auch Kurzbiografien der Opfer)
Bad Nauheim, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Historie des Kurortes)
Steinfurth, in: alemannia-judaica.de
Wolfram Ahlers (Red.), Ein Ort, der alle Namen nennt, in: „Frankfurter Allgemeine“ vom 30.5.2016
Hanno Müller/Lothar Tetzner, Juden und jüdische Kurgäste in Bad Nauheim und Steinfurth, hrg. von der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung, Lich 2020
Harald Schuchardt (Red.), Ein verborgenes Kleinod, in: „Wetterauer Zeitung" vom 3.2.2020
Thomas Schwab (Bearb.), Der alte jüdische Friedhof in Bad Nauheim, hrg. vom Magistrat der Stadt Bad Nauheim, 2020
N.N. (Red.), Jüdischer Neustart nach dem Grauen, in: "Wetterauer Zeitung“ vom 24.4.2020
Wolfram Ahlers (Red.), Jüdischer Friedhof. Eine fast vergessene Grabstätte, in: „Frankfurter Allgemeine“ vom 15.8.2020
Petra Ihm-Fahle (Red.), Straße im Neubaugebiet soll an vertriebene jüdische Familie aus Rödgen erinnern, in: "FNP – Frankfurter Neue Presse“ vom 22.12.2021
Petra Ihm-Fahle (Red.), Zeichen des Gedenkens: Martha-Lesse-Straße in Bad Nauheim-Rödgen eingeweiht, in: „FNP – Frankfurter Neue Presse“ vom 3.9.2022
Hanna von Brosch (Red.), Jüdische Geschichte im Blick, in: „Frankfurter Rundschau“ vom 17.12.2023
Petra Ihm-Fahle (Red.), Die geheimnisvollen Gräber, in: „Frankfurter Neue Presse“ vom 23.2.2024 (betr: Grabätten in Steinfurth)