Bad Neustadt/Saale (Unterfranken/Bayern)

Datei:Karte Landkreis Bad Kissingen.pngJüdische Gemeinde - Rödelmaier (Unterfranken/Bayern)Bad Neustadt a. d. Saale ist mit derzeit ca. 16.000 Einwohnern die Kreisstadt des unterfränkischen Landkreises Rhön-Grabfeld, etwa 60 Kilometer nordöstlich von Würzburg (topografische Karte Lencer, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0  und  Kartenskizze 'Landkreis Rhön-Grabfeld', aus: ortsdienst.de/bayern/rhoen-grabfeld).

 

Um 1880/1900 gehörte jeder zehnte Einwohner in Bad Neustadt dem mosaischen Glauben an.

Seit dem späten 13.Jahrhundert sind Juden in Neustadt nachweisbar; sie wurden zumeist Opfer der „Rindfleisch-Verfolgung“ von 1298 und des Pestpogroms von 1348/1349. Weitere Hinweise lassen sich im 15.Jahrhundert finden, als wieder einige wenige Familien unter dem Schutz der Würzburger Bischöfe in Neustadt ein Wohnrecht erhielten und bzw. hier Handelsprivilegien besaßen. Gegen Ende des 17.Jahrhunderts durften bis zu drei Judenfamilien am Ort ansässig sein. Ab dem 19.Jahrhundert lässt sich dann eine allmähliche Zunahme der aus dem ländlichen Umland, z.B. aus Eichenhausen und Rödelmaier, stammenden jüdischen Familien feststellen, sodass sich in den 1850er Jahren eine Kultusgemeinde konstituieren konnte. Die erste Synagoge wurde in einem Privathaus ("Bethstube im Haus des Juden Kohnstamm") in der Storchengasse eingerichtet, die später von der Kultusgemeinde übernommen wurde. Neben einem Schulraum war hier auch eine Lehrerwohnung sowie eine Mikwe vorhanden. Unmittelbar nebenan entstand um 1870 eine private israelitische Handelsschule mit Mädchenpensionat.

In der Bauerngasse - am westlichen Rand der Altstadt - ließ die jüdische Gemeinde 1891/1892 einen Synagogenneubau errichten; neben 96 Männerplätzen standen auf der Empore 74 Sitzplätze für die Frauen zur Verfügung.

   

     Synagoge in Neustadt - Ausschnitt aus hist. Postkarte (Abb. Th. Künzl, aus: commons.wikimedia<.org, CC BY-SA 3.0)

Das alte Gemeindehaus blieb aber weiterhin in ihrem Besitz; hier wurde auch eine Mikwe untergebracht.

Ende der 1880er Jahre legte die Neustädter Judenschaft am Mönchshaug einen Friedhof an; auf dem Areal wurden auch verstorbene Glaubensgenossen aus Eichenhausen, Neuhaus und Rödelmaier beerdigt. Zuvor hatten sie über Jahrhunderte hinweg den jüdischen Bezirksfriedhof in Kleinbardorf genutzt.

Die Neustädter Gemeinde war dem Bezirksrabbinat Bad Kissingen zugeordnet.

Juden in (Bad) Neustadt:

         --- 1313 ..........................  eine jüdische Familie,

    --- 1630 ..........................  eine     "       "   ,

    --- um 1670/80 ....................   3       "       "   n,

    --- 1706 ..........................   3       “       “    ,

    --- 1763 ..........................   8       "       "    ,

    --- 1837/38 .......................  10       “       “    ,

    --- 1850 ..........................  14       "       "    ,

    --- 1880 ...................... ca. 190 Juden,

    --- 1900 .......................... 212   “   (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1910 .......................... 160   “  ,

    --- 1925 .......................... 162   “   (ca. 7% d. Bevölk.),

    --- 1933 .......................... 158   “  ,

    --- 1935 (Dez.) ................... 133   “  ,

    --- 1938 (Jan.) ................... 100   “  ,

    --- 1939 (Mai) ....................  71   “  ,

    --- 1942 (Febr.) ..................  56   “  ,

    --- 1942 (Nov.) ...................  ein  “ ().

Angaben aus: Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 26

und                  W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine … - Synagogengedenkband Bayern, Teilband III/2.1: Unterfranken, S. 661

 

Laut der Matrikellisten von 1817 – sie nannten für Neustadt zunächst sieben, später elf Haushaltsvorstände – übten die aufgeführten Personen vor allem den Viehhandel aus. Seit der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts waren dann die Juden Neustadts vor allem als Einzelhändler tätig; zu den größten Geschäften am Ort zählten das Kaufhaus Lustig, die ‚Colonialwarengroßhandlung’ Plaut und die Firma Stern & Sohn.

Gewerbliche Anzeigen jüdischer Geschäftsleute in Bad Neustadt:

  von 1891 - 1920 - 1925

                      Geschäftsanzeige von 1937

 

Hohnstraße, um 1925 (Abb. Th.Künzl, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 4.0)

Mit der NS-Machtübernahme begann die Diskriminierung der jüdischen Bewohner. Allerdings erwiesen sich die verordneten Boykottmaßnahmen des 1.4.1933 zunächst als wirkungslos, da alle jüdischen Geschäfte wegen des Sabbats geschlossen hatten. Die SA holte ihre „Boykottverpflichtung“ am Folgetage, einem sonntäglichen Markttag, nach und postierte sich mit antisemitischen Plakaten vor den jüdischen Geschäften. - Ende Juni 1933 ließ ein hiesiger SA-Sturmführer während eines Schützenfestes alle „Nicht-Arier“ aus dem Festzelt verweisen. Im Frühjahr 1934 wurde Juden der Besuch der städtischen Badeanstalt untersagt. Wiederholt kam es zu Schmierereien an von Juden bewohnten Häusern, auch die Fensterscheiben der Synagoge wurden eingeworfen und der jüdische Friedhof geschändet. Ein Großteil der Neustädter Bevölkerung soll für diese „Aktionen“ kaum Verständnis aufgebracht haben. Einem katholischer Priester, der offen Stellung für die Juden und damit gegen die NSDAP bezog, wurde 1934 die ihm zuvor vom Stadtrat verliehene Ehrenbürgerwürde aberkannt: Er habe „das Gotteshaus durch schmutzige Politik mißbraucht”. Infolge der wirtschaftlichen Restriktionen verarmte die Gemeinde zusehends, sodass die Zahl der Hilfsbedürftigen sich von Jahr zu Jahr vergrößerte. Auch Beschädigungen der Synagoge und der Friedhofs kamen nun vermehrt vor. Bereits Wochen vor dem Novemberpogrom musste die jüdische Gemeinde ihr Synagogengebäude in der Bauerngasse räumen, da es künftig als Getreidespeicher für die Wehrmacht verwendet werden sollte.

Betr. Räumung der Synagoge

   Mit Genugtuung teile ich dem Stürmer mit, dass die Synagoge unter grosser Teilnahme der Bevölkerung ausgeräumt worden ist. Gerade als das berüchtigte Neujahr der Juden anbrach, mussten sie ihre Synagoge verlassen und am selben Tage wurden unter Einsatz von Sudetendeutschen die Bänke herausgerissen.

   Nach einer gründlichen Reinigung dient die ehemalige Synagoge nun einer zweckdienlicheren Sache und zwar zur Einlagerung von Getreide und sonstigen landwirtschaftlichen Produkten.

   Wir bitten dies in der nächsten Nummer des Stürmers bekanntzugeben und zum Nachahmen empfehlen.

Heil Hitler !

(Unterschrift)

Anm.: Dieses Schreiben war an die Redaktion des „Stürmers” gerichtet.

Ihre Gottesdienste hielt die Gemeinde danach in der kleinen jüdischen Elementarschule ab, die noch bis 1942 bestehen blieb.

                 Aus dem Polizeibericht der Gendarmeriestation Neustadt a.d.Saale:

“ ... In der Nacht vom 10.11.1938 kam es in der hiesigen Stadt zu einer Demonstration gegen die hier wohnhaften Juden. Es wurden die Wohnungen der Juden durch die Demonstranten aufgesucht und vor deren Wohnungen demonstriert. Die Menge verlangte die Herausholung der Juden. Zu Tätlichkeiten, Plünderungen und Zertrümmerung von Sachwerten kam es jedoch nicht. Es gab keinerlei zerstörte Läden, Wohnungen usw. Auch die Synagoge blieb unbehelligt. In der hiesigen Stadt mußten in fraglicher Nacht 16 Juden zu ihrem persönlichen Schutze in Schutzhaft genommen werden und in das AG. (Anm.: Amtsgerichts)-Gefängnis dahier eingeliefert werden. Kurz nach der Judenaktion setzte ein Verkauf jüd. Anwesen und Geschäfte ein. So konnten die meisten jüd. Anwesen in arische Hände gebracht werden. Ein großer Teil der Juden befaßt sich zur Zeit mit der Auswanderung nach Nordamerika. ...”

Anmerkung: Der Polizeibericht verschweigt, dass Fensterscheiben eingeworfen wurden. Während des Pogroms wurde auch der jüdische Friedhof zum Ziel von Zerstörungen.

 

Zwischen 1933 und 1941 verließen etwa 110 Juden Bad Neustadt, und bis Januar 1939 waren alle jüdischen Geschäfte liquidiert bzw. „arisiert“. Im Laufe des Jahres 1939 verfügte der NSDAP-Ortsgruppenleiter Breunig, dass die Juden Neustadts „zusammengelegt“ würden. Die so freigewordenen Häuser sollten dann in „arische“ Hände übergeben werden. - Nach Kriegsbeginn waren Juden gehalten, ihnen zugewiesene Arbeiten ausführen. Es handelte sich meist um Arbeiten im städtischen Auftrag, so etwa Tätigkeiten bei der Straßenreinigung und Erdarbeiten in der sog. ‚Ingebrand-Siedlung’. Auswärtigen Juden war das Betreten der Kleinstadt nun gänzlich verboten. Zu Anfang des Jahres 1942 lebten noch knapp 60 Juden in Bad Neustadt. Die meisten von ihnen wurden Mitte April 1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert. Dabei soll eine johlende Schülerschar den Zug der Juden zum Bahnhof Neustadt begleitet haben. Auch wurden Fotos gemacht, die anschließend im Schaukasten der „Mainfränkischen Zeitung” ausgehängt wurden. Die Neustädter Juden brachte man zusammen mit mehreren hundert weiteren aus anderen mainfränkischen Ortschaften per Bahn nach Lublin, wo sie „ordnungsgemäß“ übergeben wurden. In einem Lagebericht des Landrates Bad Neustadt/Saale vom 29.4.1942 hieß es: "... Der Abtransport der Juden ist ohne jeden Zwischenfall vor sich gegangen. Von dem besonnenen Teil der Bevölkerung wurde aber daran Anstoß genommen, daß eine große, johlende Schar Schulkinder den Zug der Juden bis zum Bahnhof begleitete und dort ihr Geschrei bis zur Abfahrt des Zuges fortsetzte. ...”  Die letzten neun noch in Neustadt lebenden Juden wurden Mitte August 1942, ebenfalls von Würzburg aus, nach Theresienstadt deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden etwa 80 gebürtige bzw. länger in der Stadt wohnhaft gewesene Juden Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/neustadt_saale_synagoge.htm).

 

Nach Ende des Krieges kehrte kein einziger ehemaliger jüdischer Bewohner nach Bad Neustadt zurück.

Im Jahre 1945 wurde die ehemalige Synagoge auf Anweisung der Alliierten Militärregierung zunächst wieder renoviert und neu eingeweiht, vermutlich auch einige Zeit für jüdische Soldaten der US-Armee sowie für KZ-Überlebende und jüdische DPs genutzt. In den 1950er Jahren erfolgte ein Umbau des Gebäudes zu einem Wohn- und Geschäftshaus; einige noch sichtbare bauliche Details weisen heute noch auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes hin.

Ehem. Synagogengebäude (Aufn. Th .Künzl, 2023, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 4.0)

Am Eingang des jüdischen Friedhofs (Mozartstraße), auf dem mehr als 200 Gräber erhalten sind, findet sich eine Tafel mit der Beschriftung:

Dieser Friedhof diente der israelitischen Kultusgemeinde

Bad Neustadt a.d.Saale bis 1942 als Bestattungsstätte.

Zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger.

In der Bauerngasse - unweit des Synagogenstandortes - wurde 2006 ein von der einheimischen Künstlerin Eva-Maria Warmuth konzipiertes Denkmal für die aus Neustadt deportierten und ermordeten Juden errichtet; neben den namentlich 54 aufgeführten Opfern ist auch eine Passage aus einem Abschiedsbrief eingraviert: „Betet für uns und gedenkt unser, erzählet es euren Kindern wieder, wie wir zu Tode gepeinigt wurden. (Aufn. Elisabeth Böhrer, 2009, aus: alemannia-judaica.de).

Auch die Kommune Bad Neustadt beteiligt sich am unterfränkischen Projekt „DenkOrt Deportationen 1941-1944" mit einer „Koffer-Skulptur“, die eine Schülerin der Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim entworfen hat. Der Entwurf von Hanna Kraft besteht aus einer Koffergrundform aus Eichenholz, die mit Pech übergossen und von zwei Bändern aus Cortenstahl umschlossen ist. Dabei wird einer der Koffer am zentralen Gedenkort in Würzburg, der andere am Bad Neustädter Bahnhof (hier ergänzt von einer Tafel mit Erläuterungen) aufgestellt.

Koffer-Skulptur (Aufn. Stefan Kritzer, 2022)

Während und nach der Zeit des Nationalsozialismus war der jüdische Friedhof - das ca. 3.300 m² große Gelände beherbergt heute noch mehr als 200 Grabsteine - mehrfach geschändet worden.

 Bad Neustadt Friedhof 2011 02.JPG

Friedhofsmauer und Teilansicht des jüdischen Friedhofs in Bad Neustadt (Aufn. Alois Köppl, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY 3.0)

 

 

In (Bad) Neuhaus - seit 1934 in die Stadt Bad Neustadt/Saale eingemeindet - sind bereits in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts jüdische Familien ansässig gewesen, die unter der Schutzherrschaft des Freiherrn von Boriè zu Schönbach standen; seit 1735 ist im Dorf eine Betstube nachweisbar

In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts bestand in Neuhaus eine relativ große israelitische Gemeinde, die um 1830 ca. 150 Angehörige zählte. Bei der Zuweisung der Matrikelstellen (1817) waren für den kleinen Ort nahezu 30 Stellen aufgelistet, wobei die Haushaltsvorstände vor allem als Viehhändler und im Kleinhandel tätig waren.

Zu den rituellen Einrichtungen gehörten ein Bethaus, eine Schule und eine Mikwe. Verstorbene wurden auf dem Friedhof in Bad Neustadt begraben. Mit der raschen Abwanderung der jüdischen Familien - insbesondere ins benachbarte Bad Neustadt - reduzierte sich die Zahl der Gemeindemitglieder in den Folgejahrzehnten deutlich. Um 1895 löste sich die Gemeinde schließlich auf

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden drei aus Bad Neuhaus stammende Juden Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/bad_neuhaus_synagoge.htm).

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20110/Freudenthal%20Max%2001.jpg Berühmtester Sohn des Ortes war der 1868 geborene Max Freudenthal. Seit 1893 fungierte er als Rabbiner in Dessau, danach als Landesrabbiner von Anhalt. Ab 1900 bzw. 1907 stand er dem Rabbinat von Danzig, später dem von Nürnberg vor. Zeitweilig hatte er auch das Amt des Stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes der Israelitischen Gemeinden Bayerns inne. Max Freudenthal verstarb 1937 in München.

 

 

In Lebenhan - seit 1978 ebenfalls ein Ortsteil von Bad Neustadt - bestand in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinschaft (maximal kaum 50 Personen), deren Angehörige in den Räumlichkeiten eines adeligen Gutshofes lebten und sich mehrheitlich vom wenig Ertrag bringenden Klein- und Hausierhandel ernährten. Bei der Erstellung der Matrikel (1817) waren für Lebenhan neun Haushaltsvorstände aufgelistet.

Vermutlich stand ihnen auf dem Gutsgelände ein kleiner Betraum zur Verfügung. Um 1850/1860 löste sich die kleine Gemeinde durch Abwanderung (zumeist nach Neustadt) völlig auf.

 

 

 

Auch das wenige Kilometer östlich von Bad Neustadt gelegene Dörfchen Eichenhausen hatte bis in die 1930er Jahre eine kleine jüdische Gemeinde (eng mit Rödelmaier verbunden). Im beginnenden 19.Jahrhundert besaß die Gemeinde ca. 75 Angehörige; jeder vierte Dorfbewohner war damals mosaischen Glaubens. Zu ihren gemeindlichen Einrichtungen gehörte eine 1865 neu erbaute Synagoge und vermutlich auch eine Mikwe.

Verstorbene Juden Eichenhausens wurden auf dem Bezirksfriedhof in Kleinbardorf beerdigt, seit den 1890er Jahren auf dem jüdischen Friedhof in Neustadt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Bad Kissingen. In den 1920er Jahren gab es im Dorf nur noch sehr wenige jüdische Bewohner. - Als einziges Relikt des Synagogengebäudes sind die Grundmauern, auf dem heute ein Wohnhaus steht, erhalten geblieben. Auch einige Thorarollen haben die NS-Zeit überdauert. Eine Gedenktafel erinnert an die Gemeinde. 

vgl. Eichenhausen (Unterfranken/Bayern)

 

 

In Rödelmaier gab es bis ins beginnende 20.Jahrhundert eine israelitische Gemeinde, die später eine enge Verbindung zu Eichenhausen unterhielt. Bei der Erstellung der Matrikellisten (1817) waren für Rödelmaier 30 Familien genannt, die mehrheitlich mit Viehhandel und Schmusen ihren Lebensunterhalt bestritten. Um 1820/1830 stellten die Juden einen erheblichen Teil der Dorfbevölkerung: So sollen im Jahre 1832 fast 150 jüdische Bewohner in Rödelmaier gelebt haben. In der (heutigen) Schmiedgasse stand die Synagoge, die nach Umbauten eines Privathauses um 1830 hier eingerichtet worden war.

Infolge von Ab- und Auswanderung ging diese Zahl aber stetig zurück, und 1871 lebten nur noch 48 Juden im Ort. Infolgedessen schlossen sich die Gemeinden Rödelmaier und Eichenhausen dann zusammen (1905). Seitdem suchten die in Rödelmaier lebenden Juden die Synagoge in Eichenhausen auf, weil das Synagogengebäude in Rödelmaier alsbald wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Um 1925 zählte die Doppelgemeinde kaum noch 30 Angehörige. Nachweislich sind sieben gebürtige bzw. länger im Dorf lebende jüdische Bewohner der „Endlösung“ zum Opfer gefallen

vgl. Rödelmaier (Unterfranken/Bayern)

 

 

 

Weitere Informationen:

Aufzeichnungen von Alfred Stern aus dem Jahre 1968 (Anm.: enthalten Biographisches zu den jüdischen Familien von Bad Neustadt)

Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1979, S. 267 - 270

Herbert Schultheis, Juden in Mainfranken 1933 - 1945 unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden, in: "Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte u. Heimatkunde Frankens", Band 1, Verlag Max Rötter, Bad Neustadt a.d.Saale 1980, S. 437 f. und 455 ff.

Ludwig Benkert, Bad Neustadt an der Saale – Stadtchronik, Bad Neustadt 1985

Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayerns - Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 2. Aufl., München 1992, S. 44/45, S. 53/54 und S. 116

Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Bad Neustadt a.d.Saale, in: "Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern", 8.Jg., No. 58/1993, S. 27

Die Israelitische Kultusgemeinde in (Bad) Neustadt, in: "Benkert, Stadtchonik von Bad Neustadt/Saale", S. 237 f.

Albert Liess (Bearb.), Wege in die Vernichtung. Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941 - 1943. Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg u. des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Unterfranken München 2003 (Anm.: Der Band enthält Abbildungen aus einem Fotoalbum, die von der Gestapo zusammengestellt wurden.)

Karin Nerche-Wolf (Red.), Gedenken an die jüdischen Mitbürger, in: "Main-Post“ vom 9.11.2006

Gitta Biedermann (Red.), Das jüdische Mahnmal in Bad Neustadt, in: „Heimat-Jahrhuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 2006“, S. 14 - 19

Dirk Rosenstock (Bearb.), Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle, in: "Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg", Band 13, Würzburg 2008, S. 213/214 (Bad Neuhaus) und S. 219 (Lebenhan)

ruf (Red.), Sie ahnten, dass sie in den Tod fahren. Viel beachteter Vortrag von Elmar Schwingerf über die Deportation der Bad Neustädter Juden, in: "Main-Post“ vom 13.11.2009

Lothar Mayer, Jüdische Friedhöfe in Unterfranken, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2010, S. 34 – 37

Elisabeth Böhrer, Die Kultuseinrichtungen der israelitischen Gemeinde Rödelmaier, in: "Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 2013", S. 332 – 334

Bad Neustadt a.d. Saale, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Textdokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Bad Neuhaus, in: alemannia-judaica.de

Klara Denzel (Red.), Der Bad Neustädter Judenfriedhof, in: „Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 2016“, S. 267 - 272

Unfolding communities: The Lost Jews of Bad Neustadt (online abrufbar unter: judaica-badneustadt.de (digitale Informationsplattform)

Hubert Herbert (Red.), Bad Neustadt. Koffer sollen an deportierte Juden erinnern, in: "Main-Post" vom 7.12.2017

Hubert Herbert (Red.), Bad Neustadts Koffer zum Gedenken an die Deportation, in: „Main-Post“ vom 21.2.2020

Gerhard Hausmann (Red.), Die ehemalige Judengasse in Bad Neustadt, in: "Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld 2020", S. 322 - 330

Gerhard Gronauer/Cornelia Berger-Dittscheid (Bearb.), Bad Neustadt a.d.Saale, in: W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine … - Synagogengedenkband Bayern, Teilband III/2.1: Unterfranken, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2021, S. 627 - 670

Stefan Kritzer (Red.), Bad Neustadt hat jetzt auch einen DenkOrt, in: „Main-Post“ vom 14.7.2022

Regina Vossenkaul (Red.), 80 Jahre nach Deportation von Juden aus Bad Neustadt: Mahnende Worte und Kunst am Denkmal, in: „Main-Post“ vom 24.4.2024