Battenfeld (Hessen)

Landkreis Marburg – WikipediaDatei:Allendorf (Eder) in KB.svg  Battenfeld ist heute ein Ortsteil von Allendorf/Eder im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg – ca. 30 Kilometer nördlich von Marburg gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, Battenfeld östlich von Battenberg, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Waldeck-Frankenberg', Hagar 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges haben vereinzelt jüdische Familien im Kirchspiel Battenfeld gelebt; sie standen unter dem Schutz der hessischen Landgrafen, die sich bei ihren Ansiedlungsentscheidungen von wirtschaftlichen Motiven leiten ließen.

Dass gerade Battenfeld - verglichen mit anderen Dörfern der Region - von Juden bevorzugt wurde, lag wohl daran, dass hier seit ca. 1730 ein großer Pferde-, Vieh- und Krammarkt abgehalten wurde, auf dem jüdische Händler ihre Geschäfte abwickelten.

Eine schon vor 1780 errichtete Synagoge bot nach deren 1900 erfolgten Umbau insgesamt ca. 100 Personen Platz; dabei besaß die Empore etwa 40 Frauen-Plätze. Der schlichte Bau stand etwas abseits der Marktstraße.

Aus einer schon bestehenden Religionsschule - das zweigeschossige Gebäude lag unmittelbar neben der Synagoge - ging in den 1870er Jahren eine öffentliche Elementarschule hervor, die bis Anfang der 1920er Jahre bestand; danach besuchten die nur wenigen jüdischen Kinder die Battenfelder Volksschule.

Anzeige aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7.3.1859

Mehr als einen Kilometer nordwestlich vom Ort entfernt stand den Juden im Amt Battenberg „Auf der Struth“ seit dem beginnenden 18.Jahrhundert ein eigenes, relativ großes Friedhofsgelände zur Verfügung. Die ältesten der ca. 110 noch vorhandenen, meist aus rotem Sandstein gefertigten Grabsteine stammen aus dem 18.Jahrhundert. Auch auf dem jüdischen Friedhof in Frohnhausen sind einige Gemeindemitglieder aus Battenfeld begraben.

Zur Synagogengemeinde Battenfeld gehörten auch die Juden aus Allendorf, Battenberg, Berghofen, Bromskirchen, Frohnhausen, Laisa und Rennertehausen.

Die Gemeinde war dem Provinzialrabbinat Marburg zugeordnet.

Juden in Battenfeld:

         --- um 1710 ....................   4 jüdische Familien,

    --- 1830 .......................  60 Juden,

             ................... ca. 170   “  ,*   * Synagogengemeinde

    --- 1859 .......................  50   “  ,

    --- 1905 .......................  29   “  ,

    --- um 1930 ................ ca.  20   “  .

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 54

 

Insgesamt sollen im Kirchspiel die christlichen und jüdischen Familien einträchtig zusammengelebt haben. So etwa hat eine Stiftung von relativ vermögenden Juden nicht nur jüdische, sondern auch christliche Waisenkinder finanziell unterstützt.

Zu Beginn der NS-Herrschaft lebten in Battenfeld dann nur noch sehr wenige jüdische Bewohner. Während der „Kristallnacht“ wurde auch die Battenfelder Synagoge Opfer von Brandstiftung; die verbliebenen Mauerreste der völlig zerstörten Synagoge trug man alsbald ab und errichtete an gleicher Stelle eine Scheune.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden zwölf aus Battenfeld stammende Bewohner jüdischen Glaubens Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/battenfeld_synagoge.htm).

 

 

Der auf einer Anhöhe gelegene Friedhof weist heute noch ca. 110 Grabsteine auf, wobei die älteren ausschließlich hebräische Inschriften tragen.

Teilansicht des jüdischen Friedhofs – älterer Grabstein (Aufn. J. Hahn)

 

2010 wurden in der Kirchstraße im Ortsteil Laisa für die bis 1939 hier wohnhaft gewesene jüdische Familie Freudenthal fünf sog. "Stolpersteine" verlegt.

 

 

In Bromskirchen - heute ein Ortsteil von Allendorf/Eder, ca. 15 Kilometer nordwestlich von Frankenberg - findet man seit 2016 im Gehwegpflaster der Hauptstraße sechs sog. "Stolpersteine", die an ehemalige jüdische Bewohner erinnern.

Stolperstein Jakob Neheimer, 1, Hauptstraße 9, Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg.jpg Stolperstein Sophie Neheimer, 1, Hauptstraße 9, Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg.jpg Stolperstein Moritz Rosenbaum, 1, Hauptstraße 9, Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg.jpg Stolperstein Hetti Rosenbaum, 1, Hauptstraße 9, Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg.jpg

vier "Stolpersteine" in Allendorf-Bromskirchen (Aufn. G., 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Um 1830 hatten im Ort ca. 30 Personen mosaischen Glaubens gelebt; im Jahre 1905 waren es nur noch sechs; wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation waren fast alle Familien abgewandert. Zum Zeitpunkt der "Reichskristallnacht" wohnten sechs Juden im Dorf. Während ein Teil sich durch Emigration (nach Übersee) retten konnte, wurden die verbliebenen Opfer der "Endlösung".

[vgl. Battenberg (Hessen)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 54

Gemeinde Allendorf - Eder (Hrg.), 1200 Jahre Battenfeld - eine Dorfchronik. ‘Eine jüdische Gemeinde im Kirchspiel Battenfeld’, Battenfeld 1978, S. 106 ff.

Battenfeld - Zentrum jüdischen Lebens im oberen Edertal, in: "Frankenberger Zeitung" vom 13.7.2002 

Battenfeld mit Allendorf und -Rennertehausen sowie Battenberg (Eder) und Bromskirchen, in: alemannia-judaica.de

Werner Neuburger, „Auch dunkle Wolken ziehen vorüber“, Hrg. Geschichtsverein Battenberg, 2008 (ursprünglich in englischer Fassung unter: „Dark clouds don`t stay forever“, USA 2005)

N.N. (Red.), Laisa. Stolpersteine erinnern an Familie Freudenthal, in: „Waldeckische Landeszeitung“ vom 6.12.2010

N.N. (Red.), Stolpersteine erinnern an Familie Freudenthal, in: „HNA – Hessische Niedersächsische Allgemeine“ vom 27.8.2015

Der Geschichtsverein Battenberg e.V. eröffnete 2011 eine Dokumentation zum jüdischen Leben im Oberen Edertal; es wurden Einzelschicksale von jüdischen Familien dokumentiert, darunter auch das Schicksal der Familie Lehrberger aus Battenfeld

wi (Red.), Gunter Demnig verlegte Stolpersteine in Bromskirchen, in: „HNA – Hessische Niedersächsische Allgemeine“ vom 3.5.2016