Benfeld (Elsass)

Kreis Molsheim.png Die Kleinstadt Benfeld mit derzeit knapp 6.000 Einwohnern liegt zwischen Straßburg und Schlettstadt/Sélestadt (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Im unterelsässischen Benfeld sollen bereits in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts jüdische Familien gelebt haben; der erste urkundliche Nachweis ist ein Schutzbrief aus dem Jahre 1340.

Während des Pestpogroms fielen alle Juden Benfelds der Verfolgung zum Opfer, nachdem die Obrigkeit, der Straßburger Bischof und Vertreter der Städte, sich mehrheitlich für die Ermordung der jüdischen Bewohner ausgesprochen hatte. Erst vier Jahrhunderte später ließen sich dann wieder Juden im Orte nieder; eine Gemeindegründung erfolgte erst wieder im Jahre 1830.

Mitte der 1840er Jahre errichtete die Benfelder Judengemeinde einen Synagogenneubau, der drei Jahrzehnte später durch einen seitlichen Anbau erweitert wurde. Über dem Eingangsportal war folgende Inschrift angebracht: Hier ist nichts anderes als Gottes Haus und hier ist die Pforte des Himmels“.

         Portal mit Inschrift (Aufn. J. Hahn, 2004)

Nach dem Einbau einer Orgel im Jahr 1895 wurde Anfang der 1920er Jahre der Innenraum der Synagoge mit Fresken ausgeschmückt; dem Kunstmaler Achille Metzer dienten dabei Malereien aus der Synagoge in Florenz als Vorlage.

                      Innenraum der Synagoge (Aufn. M. Rothé)

Am Ortsrand Benfelds stand für verstorbene Gemeindeangehörige seit ca. 1880 ein Friedhofsgelände zur Verfügung.

Die jüdische Gemeinde Benfeld zählte zum Rabbinatsbezirk Niederehnheim, ab 1910 zu dem von Fegersheim.

Juden in Benfeld:

         --- 1350 - 1780 ...................... keine Juden

    --- 1836 .............................  236   “  ,

    --- 1861 .............................  127   “  ,

    --- 1870 .............................  183   “  ,

    --- 1900 .............................  236   “  ,

    --- 1910 ......................... ca.  200   “  ,

    --- 1936 .............................  171   “  ,

    --- 1953 .............................   98   “  ,

    --- 1968 .............................   75   “  ,

    --- um 2000 ...................... ca.   20   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 34

 

Diejenigen jüdischen Bewohner, die nicht vor den Nazis fliehen konnten, wurden nach Südfrankreich deportiert. Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind 56 aus Benfeld stammende bzw. längere Zeit am Ort ansässig gewesene Juden Opfer des Holocaust geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/benfeld_synagogue.htm).

Während der deutschen Besatzungszeit konnte das Synagogengebäude auf Initiative lokaler Behördenvertreter vor der Zerstörung bewahrt werden; allerdings entstanden kurz vor Kriegsende durch Beschuss Schäden am Gebäude.

Seit 1984 steht das mehrfach renovierte Gebäude unter Denkmalschutz.

 Synagoge Benfeld

Synagogengebäude Benfeld (Aufn. Rauenstein, 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Auf dem jüdischen Friedhof - er ist bis in die Gegenwart genutzt worden - befindet sich ein Denkmal mit den Namen der Holocaust-Opfer der ehemaligen Gemeinde.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%201/Benfeld%20Cimetiere%20106.jpg http://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%201/Benfeld%20Cimetiere%20100.jpg

Jüdischer Friedhof in Benfeld und Holocaust-Denkmal (Aufn. J. Hahn, 2004)

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Gerd Mentgen, Studien zur Geschichte der Juden im mittelalterlichen Elsaß. Forschungen zur Geschichte der Juden, in: "Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden e.V.", Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover 1995

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 108

Benfeld, in: alemannia-judaica.de

Günter Boll, "Jud Hirtz von Benfelden". Der Stammvater der elsässischen Familie Rheinau. Aufsatz (online abrufbar)

Günter Boll, "bis der liebe völlige Frieden allhier erscheinen wird". Die Juden in der Festung Benfeld (1635-1652), Aufsatz (online abrufbar – enthält Ratsprotokolle, in denen Juden genannt sind)