Bensheim (Hessen)
Bensheim ist eine Stadt mit derzeit ca. 42.000 Einwohnern im Kreis Bergstraße im südlichen Hessen - ca. 25 Kilometer östlich von Worms bzw. südlich von Darmstadt gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: wikipedia.org gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Bergstraße', aus: ortsdienst.de/hessen/bergstrasse).
Die ersten schriftlichen Nachweise über in Bensheim ansässige Juden stammen aus dem beginnenden 14.Jahrhundert; vermutlich haben sich aus Frankreich ausgewiesene Juden hier niedergelassen. Während der Pestpogrome von 1348/1349 sollen auch in Bensheim Juden verbrannt worden sein, doch schon ab 1355 waren wieder Juden im Ort zugegen; sie bestritten ihren Lebensunterhalt von Pfandleih- und Geldgeschäften. Als „juddenburger“ des Stifts genossen die jüdischen Familien den Schutz der Erzbischöfe von Mainz.
"Benßheim" um 1610, Merian-Stich (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)
Etwa zwei Jahrhunderte lang war Bensheim ‚judenfrei’, weil die Region nun zur Kurpfalz gehörte und diese eine jüdische Siedlungstätigkeit weitgehend ablehnte. Erst im Laufe des 17./18. Jahrhunderts wurden wieder einige Schutzjuden in der Kleinstadt geduldet.
Die erste Synagoge Bensheims bestand bereits im 14.Jahrhundert in der Hintergasse.
Seit 1833 galt eine vom Großherzogl. Hessischen Kreisrat des Kreises Bensheim erlassene Synagogenordnung, die u.a. folgende Bestimmungen enthielt:
Synagogen-Ordnung
Obwohl sich von dem religiösen Gefühl der großen Mehrheit erwarten läßt, daß sie die Würde des öffentlichen Gottesdienstes aus eigenem inneren Triebe zu achten wissen, so hat doch die bisherige Erfahrung bewiesen, daß zuweilen die Andacht der Gemeinde durch ungeziemendes Verhalten Einzelner gestört wurde. Um solchen Störungen für die Zukunft vorzubeugen, und die Uebertreter zur Strafe ziehen zu können, wird Nachstehendes verordnet:
1) Alles Reden, auch jede andere Unterhaltung, das störende Hin- und Hergehen, sowie jedes sonstige ungeziemende Benehmen in der Synagoge, und insbesondere während des Gottesdienstes, ist bei Strafe untersagt.
Hierbei empfiehlt man, den Gottesdienst überhaupt nicht vor dessen Schluß zu verlassen, und vor seinem Anfang in der Synagoge zu erscheinen.
2 ) Es dürfen bei Strafe keine anderen Gebete laut gesagt werden, als solche, welche der Vorsänger sagt, und letztere nur auf solche Art, daß das Vorbeten und das Gebet der übrigen Gemeinde nicht gestört werde.
3) Verheirathete Männer sollen in der Synagoge ihr Haupt mit einem Hute bedecken, unverheirathete wenigstens alsdann, wenn sie zur Thora auftreten. Auch soll Niemand anders in der Synagoge erscheinen, als in reinlicher, seinen Verhältnissen angemessenen, anständigen Kleidung. Zuwiderhandelnde werden zur Bestrafung angezeigt.
4) Es ist bei Strafe verboten, Kinder unter 4 Jahren mit zur Synagoge zu bringen.
5) Nach beendigtem Gottesdienst hat sich die Gemeinde in angemessener Stille zu entfernen, und zwar ohne sich vor dem Gotteshause aufzuhalten, was bei Strafe untersagt ist.
6) Die Strafe für die bemerkten Uebertretungen ist 45 kr. bis zu 5 Fl., in so fern das competente Gericht nicht eine höhere Strafe für gesetzlich begründet hält. Der Vorstand ist verpflichtet, jedes gegen diese Ordnung vorkommende Vergehen bei dem einschlägigen Großherzogl. Landgericht zur Bestrafung ohnfehlbar anzuzeigen.
Diese höchsten Orts genehmigte Synagogen-Ordnung ist von dem israelitischen Vorstande zu publiciren und in Vollzug zu setzen.
Bensheim, den 8.December 1833
Der Großherzogl. Hess. Kreisrath des Kreises Bensheim
R ü d i n g.
Rituell-religiöse Aufgaben besorgte ein seitens der Gemeinde angestellter Religionslehrer.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17.Jan. 1877
Weitere gemeindliche Stellenangebote aus den Jahren 1901 - 1904 - 1908:
Im Laufe des 18./19.Jahrhunderts gab es in Bensheim nacheinander mehrere Betsäle, die aber jeweils wieder aufgegeben wurden, wenn die Zahl der Gemeindeangehörigen angewachsen war. Nachdem in den 1880er Jahren ihre Zahl mehr als 160 Mitglieder betrug, beschloss der Gemeindevorstand den Bau eines neuen Synagogengebäudes. Finanziell unterstützt wurde das Vorhaben auch von der Kommune, die sich dafür herbe Vorwürfe aus antisemitischen Kreisen gefallen lassen musste. In einem Artikel der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 9. Juli 1891 wurde die Entscheidung der Kommune Bensheim lobend hervorgehoben:
Bensheim a.d. Bergstraße, 8. Juli (1891). Dass hier der Antisemitismus G.s.D. noch keinen Boden gefunden hat, und daß unsere christlichen Mitbürger mit ihrer jüdischen Einwohnerschaft in schönstem Einvernehmen leben, bezeugt gewiß der neulich mit Einstimmigkeit gefaßte Beschluß des Stadtrathes, der israelitischen Gemeinde hier zur Erbauung einer Synagoge M. 1.000 beizusteuern, und auch ca. 1.600 Cubikmeter überschüssigen Baugrund auf Kosten der Stadt von der Baustelle abfahren zu lassen, wodurch der israelitischen Gemeinde auch circa 1.000 M. erspart werden. Es ist das gewiß ein erfreuliches, hochzuschätzendes Entgegenkommen, namentlich in unserer Zeit der Anfeindung von Stöcker, Böckel und Genossen.
1892 war dann das neue Synagogengebäude in der Schönberger Straße 20, der heutigen Nibelungenstraße, fertig. Jedes Gemeindemitglied hatte - gemäß seines Einkommens - mit einer Synagogenbausteuer zur Finanzierung beigetragen.
Das lokale “Bergsträßer Anzeigenblatt“ berichtete am 13. Sept. 1892: „Der auf hübscher Anhöhe an der Schönbergerstraße gelegenen, im maurischen Stile erbauten Bau gereicht nicht allein dem ausführenden Architekten zur Ehre, sondern darf auch mit Recht eine Zierde unserer Stadt genannt werden.“
Über die Einweihungsfeierlichkeiten berichtete die gleiche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 17.Sept. 1892:
„ ... Die heutige Einweihungsfeierlichkeit der von der israelitischen Religionsgemeinde dahier neu erbauten Synagoge gestaltete sich unter reger Beteiligung der Einwohnerschaft der Stadt und des Kreises zu einer sehr erhebenden und patriotischen. Um halb 2 Uhr nahmen vor dem ‘Rathskeller’ die Festteilnehmer Aufstellung. Von dort setzte sich der Festzug unter Vorantritt einer Musikkapelle ... in Bewegung. Dem Synagogenchor folgten die Ehrendamen und die Schlüsselträgerin, der Rabbiner und Thoraträger unter dem Baldachin, sodann der Vorstand der israelitischen Gemeinde, ... die Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden ... und der Erbauer der Synagoge ..., sowie die beim Bau beteiligten Handwerksmeister und viele Bürger unserer Stadt. Die israelitische Gemeinde war vollzählig vertreten. ... Nach feierlichem Umzug wurden die Thorarollen in den für sie bestimmten Schrein gebracht. Der Rabbiner Herr Dr. Marx aus Darmstadt hielt die Festpredigt und betete den Segen für den Landesherren. ... Anschließend fand ein Festessen im ‘Deutschen Haus’ statt.”
Ein weiterer Artikel wurde in der Zeitschrift „Der Israelit” in der Ausgabe vom 29. September 1892 veröffentlicht.
Synagoge in Bensheim (hist. Aufn., um 1900, Stadtarchiv Bensheim)
Bensheim besaß keinen eigenen jüdischen Friedhof; Verstorbene wurden auf dem jüdischen Begräbnisplatz in Alsbach-Bickenbach bestattet; dieser war der größte jüdische Friedhof im früheren Großherzogtum Hessen; angelegt zu Beginn des 17.Jahrhunderts, diente er zahlreichen jüdischen Gemeinden im Südhessischen als Begräbnisstätte. Für das Überführen der Toten nach Alsbach wurde eine Steuer erhoben! Während der NS-Zeit wurde der Friedhof mehrfach geschändet und das Totenregister vernichtet. Kurz nach Kriegsende wurden die Grabsteine wiederaufgerichtet und der Friedhof in einen ansehnlichen Zustand gebracht.
Juden in Bensheim:
--- um 1660 ..................... 3 jüdische Familien,
--- 1782 ........................ 17 Juden,
--- 1803 ........................ 19 “ ,
--- 1828/30 ..................... 74 “ (ca. 2% d. Bevölk.),
--- 1852 ........................ 90 “ ,
--- 1867 ........................ 116 “ ,
--- 1871 ........................ 131 “ ,
--- 1880 ........................ 167 “ (ca. 3% d. Bevölk.),
--- 1905 ........................ 180 “ ,
--- 1910 ........................ 160 “ (ca. 2% d. Bevölk.),
--- 1925 ........................ 150 “ ,
--- 1933 ........................ 160 “ ,
--- 1938 ........................ 64 “ ,
--- 1939 ........................ 28 “ .
Angaben aus: Paul Arnsberg, Die Jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 63
Bensheim um 1870 (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)
Nach der napoleonischen Ära konnten Juden als „Ortsbürger“ in Bensheim aufgenommen werden, allerdings mussten sie dazu bestimmte Bedingungen, wie etwa ein Mindestvermögen, einen guten Leumund und Deutschkenntnisse, erfüllen. Diese Vorgaben waren nur schwer zu erfüllen, sodass erst 1850 der erste Jude Aufnahme fand. Die Juden, die dann hier lebten, trieben Vieh-, Frucht- und Kleinhandel mit Waren aller Art. Nach Mitte des 19.Jahrhunderts eröffneten viele von ihnen Gewerbebetriebe, einige waren auch als Handwerker tätig. Neben Ladengeschäften jüdischer Eigentümer gab es in Bensheim auch ein Bankhaus.
gewerbliche Kleinanzeigen von 1902 - 1916 - 1933
Politisch engagierte Juden veröffentlichten 1893 einen Aufruf an ihre Glaubensgenossen, sich an der Stichwahl „zwischen einem Nationalliberalen und einem Antisemiten“ zu beteiligen und damit ihre Stimme gegen die zunehmend aufkommende antisemitisch Strömung zu erheben.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893
Bensheimer Marktplatz, um 1905 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Bensheim ca. 160 Bewohner jüdischen Glaubens.
Schon einen Tag vor dem reichsweit angeordneten Boykott waren die jüdischen Geschäfte des Ortes geschlossen und einige Ladeninhaber verhaftet worden. Den offiziellen Boykott leitete dann am 1.April eine NSDAP-Kundgebung auf dem Marktplatz von Bensheim ein. Im Laufe der folgenden Jahre schritt die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte schnell voran, und immer mehr jüdische Einwohner verließen Bensheim. Während des Novemberpogroms von 1938 wurde die Synagoge in der Schönberger Straße von einheimischen SS-Angehörigen aufgebrochen und die Inneneinrichtung mit Äxten zertrümmert; danach wurden die Sitzbänke zu einem Scheiterhaufen aufgerichtet und zusammen mit anderem Inventar in Brand gesetzt; die Synagoge brannte völlig aus. Anschließend fuhren Bensheimer SS-Angehörige in den Odenwald, um weitere jüdische Gotteshäuser, so z.B. in Reichelsheim, in Brand zu setzen. Als am Abend des 10.November die SS-Trupps von ihrer ‚Zerstörungstour’ durch den Odenwald zurückkehrten, wandten sie sich jüdischen Wohnungen zu, deren Inneneinrichtung nun demoliert wurde. Am folgenden Tag wurden die jüdischen Männer verhaftet und ins Konzentrationslager verschleppt. Aus dem „Bergsträßer Anzeigeblatt” vom 10.November 1938:
Brand der Synagoge
Heute früh brannte in der 7.Morgenstunde die hiesige Synagoge vollständig aus. Bereits nach 5 Uhr will man den Brandgeruch bemerkt haben, ohne aber festzustellen, ob und wo es brenne. Als gegen 6.30 Uhr die Feuersirene ertönte, zeigte mächtiger Rauch den Brandherd an. In kurzer Zeit war der Innenraum des Hauses ein einziges gewaltiges Feuerwerk. An eine Rettung des Gebäudes war nicht mehr zu denken. Man beschränkte sich auf den Schutz der Nachbargebäude. Haushoch schlugen die Flammen aus dem Dach des Gebäudes. Und nach kurzer Zeit brachen die Dachsparren zusammen. Mit dem Abflauen des Brandes trat das Ablöschen und Sichern ein; die Feuerwehr war ständig tätig, eine weitere Ausdehnung des Brandes abzuhalten.
ausgebranntes Synagogengebäude und dessen Abbruch (hist. Aufn., Stadtarchiv Bensheim)
Im Ortsteil Auerbach, seit 1937 Bensheim eingemeindet, blieb die Synagoge von Zerstörungen verschont, da sich das Gebäude bereits in „arischer“ Hand befand. Die Auerbacher Juden hatten seit Beginn der 1930er Jahre die Synagoge in Zwingenberg besucht. Einem Teil der Bensheimer Juden gelang die Emigration, zumeist in die USA.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jeruselem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden nachweislich 89 gebürtige bzw. längere Zeit in Bensheim ansässig gewesene jüdische Bewohner Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/bensheim_synagoge.htm).
Drei Jahre nach Kriegsende mussten sich mehr als 20 Personen vor dem Darmstädter Landgericht verantworten, die sich an den Ausschreitungen während des Pogroms von 1938 aktiv beteiligt hatten. Sie wurden zu Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren verurteilt.
Nach Kriegsende befand sich in Bensheim ein Lager zunächst für polnische nicht-jüdische, dann auch für jüdische Displaced Persons. In den Jahren 1947/1948 erreichte dessen Belegung mehr als 1.100 Personen. Im Frühjahr 1949 wurde das Lager geschlossen, nachdem die meisten von ihnen in den neuen Staat Israel ausgewandert waren.
Am ehemaligen Standort der Synagoge in der Nibelungenstraße - seit 2000 die offizielle Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus - erinnerte seit 1971 eine Gedenkplatte an die jüdischen Bürger Bensheims und an ihr in der Pogromnacht ausgebranntes Gotteshaus.
Inschrift der Gedenkplatte (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)
Dieses Mahnmal wurde 1990 schwer geschändet und z.T. zerstört.
Nach Abschluss des Baus der „Anne-Frank-Halle“ der Liebfrauenschule wurde im Frühjahr 2000 am Standort der Synagoge ein würfelförmiges Mahnmal errichtet, das in seinem Innern zwei Abbildungen der früheren Synagoge zeigt. Eine dort angebrachte Inschrift lautet:
Seit Anfang des 14. Jahrhunderts gab es eine jüdische Gemeinde in Bensheim mit Synagogen an verschiedenen Orten. An dieser Stelle stand seit 1892 die bisher letzte Synagoge. Sie wurde vor aller Augen am 10. November 1938 durch deutsche Nationalsozialisten zerstört.
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bensheim gedenken der Männer, Frauen und Kinder, die aus Antisemitismus und Rassenwahn in der Zeit des nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordet, in den Tod getrieben oder zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden.
Seit Mai 1995 gibt es in Bensheim ein Mahnmal, das an alle Opfer des Nationalsozialismus erinnert (Aufn. M. Ohmsen, 2011, aus: alemannia-judaica.de). Neben einer Bronzeplastik des Bildhauers Rainer Negrelli ist eine Platte mit der folgenden Inschrift in den Boden eingelassen:
Auch in Bensheim wurden in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur Verbrechen gegen die Menschheit begangen. Auch in dieser Stadt wurden Menschen schuldig, gab es Opfer und Täter. Auch in unserer Mitte wurden Menschen wegen ihrer Abstammung und Herkunft, wegen ihrer religiösen, weltanschaulichen und politischen Überzeugung und Bekenntnisse verfolgt, gefoltert, ermordet.
Die Erinnerung daran mahnt und verpflichtet uns, jederzeit für Demokratie, für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.
Im Jahre 2011 wurden die ersten sog. „Stolpersteine“ in Bensheim und Auerbach verlegt; inzwischen findet man im Stadtgebiet ca. 80 dieser in die Gehwegpflasterung eingelassenen Gedenktäfelchen, von denen zahlreiche anlässlich des 150 Schuljubiläums des Goethe-Gymnasiums von der Schulgemeinde verlegt wurden (2022). Weitere messingfarbene Gedenkquader folgten, so z.B allein neun in der Hauptstraße zum Gedenken an die ehemalige Kaufmanns-Familie Schwabacher (2024).
in der Bahnhofstraße u. Wilhelmstraße (Aufn. aus: Gmbo, 2016, aus: wikipedia.org, CCO)
in der Darmstädter Straße (Aufn. G., 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Zur Stadt Bensheim gehört heute auch der Ortsteil Auerbach, in dem seit dem ausgehenden 17.Jahrhundert nachweislich jüdische Familien gelebt haben. Zu Beginn der NS-Zeit belief sich ihre Zahl auf etwa 40 bis 50 Bewohner; überwiegend wanderten sie nach 1933 aus.
[vgl. Auerbach (Hessen)]
In Lautertal – wenige Kilometer nordöstlich von Bensheim – sollen im Rahmen des Lautertaler Gemeindejubiläums im Ortsteil Elmshausen weitere sog. „Stolpersteine“ verlegt werden, die an die verschleppten jüdischen Bewohner aus Elmshausen und der Kommune Lautertal erinnern sollen (Stand 2022). Bereits 2014 waren drei Steine vor einem Wohnhaus in der Nibelungenstraße verlegt worden, das ehemals von der Familie Israel bewohnt war.
Aufn. Daniel Eichmann, Geschichtswerkstatt.
Weitere Informationen:
Ludwig Hellriegel, Geschichte der Bensheimer Juden, Bensheim 1963/1964
Paul Arnsberg, Die Jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 50 f. und S. 63 f.
Ludwig Hellriegel, Die Auerbacher Juden und ihre Synagoge, in: "Geschichtsblätter Kreis Bergstraße", 15 (1982), S. 219 - 222
Rudolf Kunz, Statistik der Juden 1774 - 1939 im Gebiet des heutigen Kreises Bergstraße, in: "Geschichtsblätter Kreis Bergstraße", 15 (1982), S. 285/286
Diether Blüm, Beiträge zur Geschichte der Bensheimer Juden, in: "Bergsträßer Heimatblätter", Bensheim 1986 f.
Germania Judaica, Band III/1, Tübingen 1987, S. 97 - 99
Ludwig Hellriegel, Die Mesusa vom Hause Bensheim, in: "Schriften des Museumsverein Bensheim", No. 23/1990
Karl Schemel, Die Geschichte der Juden in Bickenbach und im südhessischen Raum, in: Bickenbach uffm Sand - Ortschronik der Gemeinde Bickenbach, Band II, Matchball-Verlag Tomas Klang, Bickenbach 1993, S. 230 - 232
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945, Hessen I: Regierungsbezirk Darmstadt, VAS-Verlag, Frankfurt/M. 1995, S. 9 ff.
Magistrat der Stadt Lampertheim (Hrg.), Lampertheim - Ein Blick in die Stadtgeschichte, Band 2: Beiträge aus der Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde, Lampertheim 1998, S. 19 f.
Dietrich Kohlmannslehner, “... wohnen auf der verfluchten deutschen Erde” Jüdisches Leben in Südhessen nach 1945. Die DP-Lager in Lampertheim, Lindenfels, Bensheim, Dieburg und Babenhausen sowie die Anfänge der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Darmstadt 1998
Geschichtswerkstatt Geschwister-Scholl-Schule Bensheim (Hrg.), Geschichte der Bensheimer Juden im 20.Jahrhundert: mit Erinnerungen und Betrachtungen von Hans Sternheim, Weinheim 2004
Fritz Kilthau/Peter E. Kalb, Nie wieder! Antifaschistischer Wegweiser Bensheim 1933 - 1945, 4. überarb. Aufl., Bensheim 2007
Bensheim, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Stolpersteine in Auerbach, online abrufbar unter: bergstrasse.de/synagoge-auerbach
Die Grünen Lautertal (Hrg.), Aus Elmshausen ins Vernichtungslager, aus: gl-lautertal.de vom 19.11.2014
Damit die Opfer nicht vergessen werden, in: echo-online.de vom 20.10.2016 (betr. Stolpersteinverlegung in Bensheim)
Liste der Stolpersteine in Bensheim, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bensheim
Fritz Kilthau (Red.), Menschengesichter – Die jüdische Bensheimer Familie Bauer - Broschüre, Bensheim 2017
T. Neu (Red.), Schriftzug für das Mahnmal finanziert. Am Bendheim-Platz wird mit einer neuen Installation an die letzte Synagoge Bensheims erinnert, in: „Bergsträßer Anzeiger“ vom 20.11.2020
N.N. (Red.), Bensheim. Herta und Alice Sondheimer gelang die Flucht nach Amerika, in: „Mannheimer Morgen“ vom 4.2.2021
N.N. (Red.), Bensheimer erforschen Schicksale jüdischer Familien, in: „Echo“ vom 8.9.2021
N.N. (Red.), Stolpersteine halten in Bensheim die Erinnerung wach, in: „Echo“ vom 22.9.2021
Jutta Haas (Red.), Ein neuer Platz für die Stolpersteine in Elmshausen, in: „Bergsträßer Anzeiger“ vom 14.1.2022
N.N. (Red.), 28 neue Stolpersteine werden in Bensheim und Umgebung verlegt, in: „Bergsträßer Anzeiger“ vom 7.2.2022
eba/ü (Red.), Weitere Stolpersteine in Bensheim verlegt, in: „Echo“ vom 8.4.2022
Fritz Kilthau, Verfolgt – ermordet – gerrettet. Die jüdische Bensheimer Familie Rosenfelder und ihre Nachfahren in der NS-Zeit, hrg. vom Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V., 2022
red/ü (Red.), Bensheim: Verfolgt, ermordet, gerettet, in: „Echo“ vom 30.5.2022
Goethe-Gymnasium Bensheim, Schicksal von ehemaligen Bensheimer Familien gehen unter die Haut, online abrufbar unter: goethe-bensheim.de (betr. Verlegung von Stolpersteinen anlässlich des 150. Schuljubiläums, 2022)
Sandra Bollmann Red.), Projekt. „Da stecken echte Menschen dahinter“, in: „Mannheimer Morgen“ vom 16.7.2022 (betr. Stolpersteine)
Eva Bambach (Red.), Stolpersteine – mehr als eine mahnende Erinnerung, in: „Bergsträßer Anzeiger“ vom 7.10.2022
N.N. (Red.), Gedenken. Stolpersteine für Familie Schwabacher in Bensheim, in: „Bergsträßer Anzeiger“ vom 7.9.2024
Eva Bambach (Red.), Stolpersteine erinnern an Schicksal der Kaufhaus-Familie Schwabacher, in: „Bergsträßer Anzeiger“ vom 13.9.2024