Biedesheim (Rheinland-Pfalz)

 Datei:Rheinhessen 1905.png Datei:Biedesheim in KIB.svg Biedesheim mit derzeit ca. 600 Einwohnern ist heute ein Ortsteil der Verbandsgemeinde Göllheim im Donnersbergkreis - ca. 25 Kilometer westlich von Worms gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Biedesheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Donnersbergkreis' mit Göllheim/Biedesheim rot markiert, Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Die Wurzeln einer jüdischen Gemeinschaft in Biedesheim liegen im 18.Jahrhundert. Bis Mitte des 19.Jahrhunderts gehörten die in Biedesheim lebenden Juden noch offiziell der Kultusgemeinde Kindenheim an, obwohl die jüdischen Familien längst nicht mehr das Bethaus dort aufsuchten. Denn bereits seit den 1790er Jahren verfügte die Biedesheimer Judenschaft über einen eigenen Betraum, den ein Gemeindemitglied kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Einen eigenen Lehrer/Vorbeter konnte sich die kleine Gemeinde nicht leisten, deshalb übernahmen Gemeindemitglieder im Wechsel diese Tätigkeit.

Seit den 1850er Jahren gehörten auch die Juden aus Ebertsheim (und Lautersheim) der Biedesheimer Kultusgemeinde an; bis dahin hatten die Ebertsheimer Juden einen eigenen Betraum besessen. Nachdem es zwischen den Familien während des Gottesdienstes mehrfach zu Handgreiflichkeiten gekommen war, ließen die Behörden dort den Betraum schließen.

Auf dem alten jüdischen Friedhof weit außerhalb von Göllheim bzw. auf dem Begräbnisgelände in Kindenheim wurden verstorbene Biedesheimer Glaubensgenossen beerdigt.

Juden in Biedesheim:

         --- 1804 ........................ 20 Juden,

    --- 1824 ........................ 49   “  (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1835 ........................ 67   “  ,

    --- 1848 ........................ 72   “  (in 11 Familien),

    --- 1875 ........................ 31   “  ,

    --- 1900 ........................  5   “  .   

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 104

 

Anfang der 1890er Jahre löste sich die jüdische Gemeinde Biedesheim auf, da die geringe Zahl ihrer Angehörigen keinen Minjan mehr zuließ.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurde die aus Biedesheim stammende Jüdin Frieda Scharff geb. Gimpel Opfer der Shoa.

 

 

 

In Weitersweiler – heute der Verbandsgemeinde Göllheim zugehörig – existierte im 18./19. Jahrhundert eine kleine israelitische Gemeinde. Zu ihren gemeindlichen Einrichtungen zählten eine Synagoge mit einer Religionsschule, eine Mikwe und ein Friedhof, dessen Anlage im 18.Jahrhundert erfolgt sein muss. Dieses ca. 700 m² große Begräbnisgelände liegt etwa einen Kilometer östlich der Ortschaft in Richtung Marnheim.

Juden in Weitersweiler:

--- 1808 ......................... 51 Juden,

--- 1825 ......................... 40   “  (ca. 10% d. Bev.),

--- 1857 ......................... 42   “  ,

--- 1870 ......................... 20   “  ,

--- 1890 .........................  4   “  ,

--- 1905 .........................  5   “  .

Angaben aus: Weitersweiler, in: alemannia-judaica.de

Im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhundert hatten alle jüdischen Bewohner den Ort verlassen bzw. waren verstorben.

Der bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges genutzte Friedhof weist heute noch ca. 20 Grabsteine auf.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2049/Weitersweiler%20Friedhof%20102.jpgJüdischer Friedhof von Weitersweiler (Aufn. J. Hahn, 2004)

 vgl. Göllheim (Rheinland-Pfalz)

 

 

 

Weitere Informationen:

Nordpfälzer Geschichtsverein (Hrg.), Jüdisches Leben in der Nordpfalz - Dokumentation, Verlag F.Arbogast, Otterbach 1992

Bernhard Kukatzki, Jüdische Kultuseinrichtungen in der Verbandsgemeinde Göllheim. Synagogen, Friedhöfe und Ritualbäder in Albisheim, Biedesheim, Bubenheim, Göllheim und Weitersweiler, in: " SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", 8.Jg., Ausgabe 1/1998, Heft Nr. 15, S. 31 - 37

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 104

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 45 (Biedesheim) und S. 159 (Weitersweiler)

Biedesheim mit Lautersheim, in: alemannia-judaica.de

Weitersweiler, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Aufnahmen vom jüdischen Friedhof)