Bollweiler (Elsass)
Das im Oberelsass gelegene Bollweiler mit derzeit ca. 4.000 Einwohnern ist das frz. Bollwiller zwischen Colmar (im N) und Mülhausen/Mulhouse (im S) gelegen (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Die Anfänge einer jüdischen Gemeinde in Bollweiler gehen in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück; doch bereits im 15.Jahrhundert sollen vereinzelt jüdische Familien in Bollweiler gelebt haben.
Gegen Ende des 18.Jahrhunderts bestand eine ca. 200 Angehörige umfassende Gemeinde, die etwa ein Jahrhundert lang diese Größe beibehielt.
Aus dem Jahre 1672 ist eine erste Synagoge belegt; ob diese später renoviert oder zwischenzeitlich durch eine neue ersetzt wurde, ist nicht bekannt. Das heute noch existierende Synagogengebäude war Ende der 1860er Jahre errichtet und eingeweiht worden.
Fassade der Synagoge von Bollweiler (Aufn. Rothè)
Bis ins Jahr 1920 war Bollweiler (Bollwiller) Sitz eines Rabbinats.
Die Gemeinde beschäftigte auch einen Lehrer, der neben der religiösen Unterweisung der Kinder auch als Vorbeter und Schächter tätig war.
Stellenangebote der jüdischen Gemeinde von 1877/1887
Verstorbene Gemeindeangehörige fanden ihre letzte Ruhe auf dem jüdischen Friedhof in Jungholtz.
Juden in Bollweiler:
--- 1689 .......................... 17 jüdische Familien,
--- 1734 .......................... 28 " " ,
--- 1784 .......................... 45 “ “ (ca. 200 Pers.),
--- 1838 .......................... 242 Juden,
--- 1846 .......................... 277 " ,
--- 1861 .......................... 235 “ ,
--- 1871 .......................... 190 “ ,
--- 1890 .......................... 115 " ,
--- 1900 .......................... 116 “ ,
--- 1910 .......................... 92 “ ,
--- 1936 .......................... 40 “ ,
--- 1940 (Dez.) ................... keine
--- 1953 .......................... 124 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagoges d’Alsace et lieur histoire, S. 54
Mit der starken Dezimierung der Zahl der Gemeindemitglieder ging auch der Verlust des Rabbinatssitzes einher. Mitte der 1930er Jahre gab es in Bollwiller nur noch 40 jüdische Bewohner, die nach der deutschen Besetzung nach Südfrankreich abgeschoben und von dort zumeist deportiert wurden.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind nachweislich 14 aus Bollwiller stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene Juden Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/bollwiller_synagogue.htm).
Nach Kriegsende kehrten jüdische Überlebende nach Bollwiller zurück, und Anfang der 1950er Jahre zählte die Gemeinde mehr als 120 Mitglieder.
Das während der NS-Zeit teilzerstörte Synagogengebäude wurde Anfang der 1960er Jahre restauriert; Gottesdienste fanden hier aber nur noch sporadisch statt. Über dem Portal des Gebäudes ist die (hebräische) Inschrift angebracht:„ Mein Haus soll ein Bethaus für die Völker genannt werden” (Jesaja 56,7).
Synagoge Bollwiller (Aufn. J. Hahn, 2004)
Weitere Informationen:
Denis Ingold, Notes sur la communauté es les écoles de Bollwiller (15ème – 20ème siècles), in: " Bulletin historique de la ville de Mulhouse", 3/1987
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagoges d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
Gerd Mentgen, Studien zur Geschichte der Juden im mittelalterlichen Elsaß. Forschungen zur Geschichte der Juden, in: "Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden e.V.", Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1995
Hinweise auf die Gemeinschaft und die jüdischen Schulen in Bollwiller, Auszug aus: "Bulletin. Geschichte der Stadt Mulhouse", 3/1987 (online unter: judaisme.sdv.fr)
Bollwiller, in: alemannia-judaica.de (mit diversen, zumeist personenbezogenen Text- u. Bilddokumenten zur jüdischen Ortshistorie)