Bublitz (Hinterpommern)
Bublitz war eine Kleinstadt im ehemaligen westpommerschen Kreis Köslin - südöstlich der Kreisstadt gelegen; es ist das heutige polnische Bobolice mit derzeit etwa 4.000 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Bobolice markiert, aus: mapa.livecity.pl).
Bublitz 1618 auf der Lubin'schen Karte (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Eine erste Ansiedlung einer jüdischen Familie erfolgte in Bublitz um 1720. Erst im ausgehenden 18.Jahrhundert kann von einer deutlichen Zunahme der jüdischen Bevölkerung gesprochen werden.
Die jüdische Gemeinde, die um die Mitte des 19.Jahrhunderts fast 200 Angehörige zählte, besaß eine um 1840 erbaute Synagoge und verfügte zudem über ein eigenes Beerdigungsgelände in der Nähe des Burgwalls.
Eine um 1850 erstellte gemeindliche Synagogenordnung beinhaltete mehr als 80 (!) Artikel.
Das relativ starke Wachstum der Gemeinde nach 1820/1830 ist der Zuwanderung jüdischer Familien aus westpreußischen und pommerschen Orten geschuldet.
Juden in Bublitz:
--- 1764 ......................... 3 jüdische Familien,
--- 1812 ......................... 21 “ “ ,
--- 1831 ......................... 139 Juden,
--- 1840 ......................... 183 “ ,
--- 1861 ......................... 189 “ ,
--- 1871 ......................... 164 “ ,
--- 1880 ......................... 149 “ ,
--- um 1890 .................. ca. 150 “ (ca. 3% d. Bevölk.),
--- 1899 ......................... 160 " ,
--- 1909 ......................... 75 “ ,
--- 1924 ......................... 90 “ ,* *andere Angabe: ca. 70 Pers.
--- 1932 ......................... 52 “ ,
--- 1937 ..................... ca. 50 “ ,
--- 1939 (Mai) ................... 14 “ .
Angaben aus: M.Heitmann/J.H.Schoeps (Hrg.), “Halte fern dem ganzen Land jedes Verderben ...”, S. 42
Im Sommer 1881 kam es auch in Bublitz zu antisemitischen Ausschreitungen. Diese hatten in Neustettin begonnen, wo pogromartige Unruhen die dortigen jüdischen Bewohner in Angst und Schrecken versetzt hatten.
Bublitz - Postkarte um 1915 (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts zeichnete sich eine starke Abwanderung der jüdischen Bevölkerung ab, die innerhalb zweier Jahrzehnte zu einer Halbierung der Zahl der Gemeindemitglieder führte. Ende der 1930er Jahre hatten die allermeisten jüdischen Familien Bublitz verlassen.
1938 wurde die Inneneinrichtung der hiesigen Synagoge zerstört; zwei Jahre später erfolgte dann der Abriss des nun zweckentfremdeten Gebäudes. Aus „städtebaulichen und hygienischen Gründen“ folgte auch bald auch die Schließung des jüdischen Friedhofs in Bublitz.
Im August 1942 wurden die letzten jüdischen Bewohner von Bublitz nach Theresienstadt deportiert; über ihr weiteres Schicksal ist kaum etwas bekannt.
Auf dem Synagogengelände wurde Jahre später ein Kino errichtet.
Das Areal des ehemaligen jüdischen Friedhofs ist heute eine Grünanlage.
Weitere Informationen:
Max Daniel, Meine Familiengeschichte (Manuskript, San Franzisko 1963). Auszüge in: Monika Richarz, Bürger auf Widerruf - Lebenszeugnisse deutscher Juden 1780 - 1945, Verlag C.H. Beck, München 1989, S. 282 - 286
M.Heitmann/J.H.Schoeps (Hrg.), “Halte fern dem ganzen Land jedes Verderben ...” Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich 1995, S. 42
Wolfgang Wilhelmus, Geschichte der Juden in Pommern, Ingo Koch Verlag, Rostock 2004
Gerhard Salinger, Die einstigen jüdischen Gemeinden Pommerns. Zur Erinnerung und zum Gedenken, Teilband 2, Teil III, New York 2006, S. 344 – 354
Bobolice, in: sztetl.org.pl