Diemeringen (Elsass)
Diemeringen ist eine kleine Kommune mit derzeit ca. 1.600 Einwohnern im Département Bas-Rhin in der Region Alsace-Champagne-Ardenne-Lorraine. Der Ort gehört zum Arrondissement Saverne und zum Kanton Ingwiller.
Im 18.Jahrhundert bildete sich in Diemeringen eine israelitische Gemeinde, die bis in die Gegenwart besteht. Während des 18./19.Jahrhundert bestritten die Juden Diemeringens ihren Lebensunterhalt im Handel und im Kreditgewerbe. Zumeist wohnten die jüdischen Familien in der "Judegass" (Rue de Vin).
Zunächst dienten private Räumlichkeiten, später dann das jüdische Schulhaus als gottesdienstlicher Versammlungsort der Diemeringer Juden. 1868 wurde ein neuerrichtetes Synagogengebäude in der „Judegass“ eingeweiht und bezogen.
Synagoge in Diemeringen (hist. Aufn.)
Zur Besorgung gemeindlicher religiöser Aufgaben war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Einer der Lehrer war Leopold Bloch, der fast vier Jahrzehnte in Diemeringen tätig war.
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1885
Die jüdische Schule bestand als Konfessionsschule bis 1919; danach wurde sie mit der evangelischen Schule zusammengelegt.
Die Juden Diemeringens gehörten bis 1926 dem Rabbinat Saar-Union, danach dem von Bouxwiller (Buchsweiler) an.
Der gegen Ende des 18.Jahrhunderts angelegte Friedhof an der Straße Richtung Butten befindet sich unmittelbar neben dem später geschaffenen kommunalen Friedhof.
Juden in Diemeringen:
--- 1712 .......................... 2 jüdische Familien,
--- 1784 .......................... 14 “ “ ,
--- 1807 .......................... 45 “ “ ,
--- 1845 ...................... ca. 110 Juden,
--- 1866 .......................... 130 “ ,
--- 1900 .......................... 106 “ ,
--- 1910 .......................... 94 “ ,
--- 1936 .......................... 88 “ ,
--- 1953 .......................... 58 “ ,
--- 1965 .......................... 37 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 31
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten ca. 90 Juden in Diemeringen; die meisten wurden nach Südfrankreich vertrieben.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden nachweislich 15 aus Diemeringen stammende bzw. länger hier ansässig gewesene Bewohner mosaischen Glaubens Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/diemeringen_synagogue.htm).
Die während der NS-Herrschaft geschändete und geplünderte Synagoge wurde Ende der 1940er Jahre als jüdisches Gotteshaus wieder eingeweiht und fortan genutzt. Seit 1999 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.
Synagogengebäude (Aufn. Hochstrasser, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0) und Gebotstafeln (Aufn. J. Hahn, 2007)
Thora-Schrein (Aufn. ציון הלוי, 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Unweit der Synagoge steht bis heute das 1862 errichtete Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule (Aufn. Hochstrasser, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0), in dem sich auch ein rituelles Bad befand.
Mikwe im ehem. jüdischen Schulhaus (Aufn. J. Hahn, 2004)
Der jüdische Friedhof, der bis in die Gegenwart belegt wird, weist heute etwa 250 Grabstellen aus; einige Grabsteine stammen noch aus der Zeit der Anlegung des Begräbnisgeländes.
Jüdischer Friedhof in Diemeringen (Aufn. Aimelaime, 2015, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
alte Grabsteine (Aufn. J. Hahn, 2004)
Teilansicht des Friedhofs, neuer Teil (Aufn. aus: commons.wikimedia.org, 2005)
In Diemeringen sind bislang neun sog. Stolpersteine" an fünf Standorten verlegt worden.
In Dehlingen - nördlich von Diemeringen - gab es eine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln in der Mitte des 18.Jahrhunderts lagen. Ihren personellen Höchststand erreichte die Gemeinde zu Beginn des 19.Jahrhunderts mit mehr als 100 Personen. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Wegen Abwanderung der jüdischen Familien löste sich die Gemeinde um 1900 auf.
Auf dem israelitischen Friedhof an der Rue de l'Étang befinden sich heute nur wenige Grabsteine.
Aufn. A., 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
Diemeringen, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Abbildungen zur jüdischen Ortsgeschichte)
Dehlingen, in: alemannia-judaica.de
Jean Daltroff, La route du judaïsme en Alsace, ID-L’Édition, 2. Aufl., Bernardswiller 2010, S. 46