Dornach (Elsass)
Das ehemalige Dorf Dornach ist heute ein Vorort der Stadt Mülhausen/Mulhouse (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Dornach, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Im oberelsässischen Dornach existierte eine jüdische Gemeinde, die um 1850 mit knapp 250 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte. Ein neuer Synagogenbau ersetzte um die Mitte des 19.Jahrhunderts einen älteren. Architekt des Baues war der bekannte Zeichner und Architekt Jean-Baptiste Schacre (geb. 1808), der zwei Jahre zuvor auch die Hauptsynagoge in Mülhausen erstellt hatte.
ehem. Synagoge - Thora-Schrein (Aufn. Rothé, um 1980)
Ihre Verstorbenen begrub die Gemeinde zumeist auf dem israelitischen Friedhof in Jungholtz, der als zentrale Begräbnisstätte auch von zahlreichen anderen Gemeinden des Ober-Elsass genutzt wurde.
Bis zum Ersten Weltkrieg war Dornach kurzzeitig Sitz eines Rabbinats, das dann nach Mülhausen verlegt wurde.
aus: "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 31.10.1913
Juden in Dornach:
--- 1784 ......................... 11 jüdische Familien,
--- um 1810 ...................... ? Juden,
--- 1846 ..................... ca. 230 “ ,
--- 1861 ......................... 204 “ ,
--- 1900 ......................... 179 “ ,
--- 1910 ......................... 123 “ ,
--- 1936 ......................... ? “ ,
--- 1953 ......................... 174 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 48
Wie in anderen elsässischen Dorfgemeinden kam es auch in Dornach 1848 zu antijüdischen Exzessen; so drang der Pöbel in von Juden bewohnte Häuser ein, demolierte das Inventar und versetzte die Bewohner in Angst und Schrecken. Während in anderen jüdischen Landgemeinden des Oberelsass in der Folgezeit nun eine verstärkte Abwanderung einsetzte - manche Gemeinden lösten sich sogar ganz auf - , blieben die meisten jüdischen Familien zunächst noch in Dornach.
Als Folge der NS-Okkupation wurden die Juden aber aus dem Dorf vertrieben.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind nachweislich vier gebürtige Dornacher Juden Opfer der Shoa geworden (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/dornach_synagogue.htm).
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Dornacher Gemeinde erneut auf; sie zählte Anfang der 1950er Jahre etwa 200 Angehörige; danach sank in Folge von Abwanderung deren Zahl aber wieder. Gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden in einem Betraum statt, der sich nahe des Synagogengebäudes befand.
Eingang zum Betsaal mit Gebotstafeln (Aufn. Jean-Yves Cerf, um 2000) und Innenansicht (Aufn. Rothé/Warschawski, aus: alemannia-judaica.de)
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 158
Eliane de Thoisy (Hrg.), Le Judaisme Alsacien. Histoire, Patrimonie, Traditions, Straßbourg 1999
Dornach (Stadt Mühlhausen), in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Jean-Yves Cerf, La communauté israèlite de Dornach (Die jüdische Gemeinde von Dornach), online abrufbar unter: judaisme.sdv.fr/synagog/hautrhin/a-f/dornach.htm
Hava Cohen-Yashar (Evelyne Bloch), Souvenirs Dornach, online unter: judaisme.sdv.fr