Czeladz (Oberschlesien)

Jüdische Gemeinde - Hindenburg - Zabrze (Oberschlesien) Czeladź - mapa i prognoza pogodyTscheladsch bzw. Czeladz (poln. Czeladź, derzeit ca. 32.000 Einw.) ist eine Stadt, die zwischen Beuthen/Bytom und Bedzin gelegen ist (Landkarte 'Oberschlesisches Industrierevier', aus: commons.wikimedia.org gemeinfrei  -  Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Czeladź markiert, aus: mapa.livecity.pl).

 

Im 14.Jahrhundert gehörte Czeladz zu den Städten, die das Privileg „de non tolerandis Judaeis“ erhalten hatten; diesem Umstand ist es geschuldet, dass auch in der preußischen Zeit (1795 - 1815) hier keine Ansiedlung von Juden geduldet wurde. Erst nach 1815 – Czeladz gehörte seitdem zu "Kongress-Polen" – begann zunächst zögerlich ein Zuzug jüdischer Familien (1835 urkundlich erstmals belegt).

In Czeladz bildete sich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde, die zunächst der „Kehilla“ von Bedzin angeschlossen war.

Juden in Czeladz:

--- 1867 ..........................     62 Juden,

--- um 1890 ................... ca.     80 jüdische Familien,

--- 1921 ...................... ca.    750 Juden (ca. 4% d. Bevölk.),

--- 1931 ..........................  1.077   “   (ca. 5% d. Bevölk.),

--- 1938 ..........................  1.126   “  ,

--- 1939 ...................... ca.  2.000   “  ,

--- 1940 ..........................  1.294   “  .

Angaben aus: Czeladz, in: sztetl.org.pl

hist. Ansicht, um 1915 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, CCO)

 

Im Zuge der Industrialisierung (Bergbau/Schwerindustrie) und dem damit verbundenen Bevölkerungswachstum ließen sich auch immer mehr jüdische Familien in der Kleinstadt nieder; Anfang der 1890er Jahre lebten bereits mehr als 80 Familien in Czeladz. Waren anfänglich die Familien im wenig ertragbringenden Kleinhandel tätig, bestritt das Gros der Zuwanderer nach 1900 seinen Lebensunterhalt als Fabrikarbeiter, im Handwerk und Dienstleistungsbereich.

Gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden zunächst in privaten Räumlichkeiten statt, ehe man sich dann in einem Gebetshaus traf. Während des Ersten Weltkrieges erlangte die jüdische Gemeinde von Czeladz die schon jahrelang angestrebte Autonomie; an ihrer Spitze stand der Rabbiner Eliezer Cwi Halevi Lewental.

In den 1920er Jahren errichtete man ein neues Synagogengebäude; jüdische Schulen hingegen wurden weiterhin in Bedzin besucht.

Czeladź Synagogue .jpg 

Synagoge in Czeladz, links im Bild (Aufn. aus: sztetl.org.pl)  und  hist Aufn., um 1935)

In der Zwischenkriegszeit gab es in der Stadt zahlreiche sozial und kulturell ausgerichtete jüdische Organisationen.

Der Bedziner Friedhof diente verstorbenen Juden aus Czeladz anfänglich als letzte Ruhestätte, ehe dann ein eigenes Beerdigungsgelände geschaffen wurde.

http://www.kirkuty.xip.pl/images/kirkutczeladz/czeladz007.jpg Czeladź - cmentarz żydowski

alte Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Czeladz (Aufn. Macieja Śmiesznego, aus: kirkuty.xip.pl) 

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in Czeladz etwa 2.000 Juden. Zahlreiche junge Männer wurden von den Deutschen zur Zwangsarbeit verpflichtet. Anfang 1942 errichtete die deutsche Besatzungsmacht einen Ghettobezirk in der Stadt; an der Spitze stand der „Judenrat“, der die Anordnungen der deutschen Behörden realisieren musste. Im Mai d.J. wurden ca. 800 Personen nach Bedzin überstellt und von dort in einem großen Transport nach Auschwitz verfrachtet.

Nur ca. 40 jüdische Bewohner von Czeladz sollen den Holocaust überlebt haben.

 

Eine massive Gedenkstele erinnert heute in polnischer und hebräischer Sprache wie folgt:

W tym miejscu stała bożnica Żydów Czeladzi i okolic,zburzona przez hitlerowskich okupantów Polski w czasie II wojny wiatowej.

Der jüdische Friedhof von Czeladz mit seinen vielen erhaltengebliebenen, z.T. sehr kunstvoll gearbeiteten Grabsteinen macht heute einen recht gepflegten Eindruck, nachdem das Gelände gegen Ende der 1980er Jahre wieder in einen ansehbaren Zustand versetzt wurde. Man findet auf dem Gelände mehr als 3.000 Grabstätten; die in Reihen befindlichen Gräber sind nach Geschlechtern getrennt angelegt worden.

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 Aufn. M. Rackelhuhn, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0 und Kruczy 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0

 

 

Weitere Informationen:

Israel Gutman (hrg), Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Verlag Iper, München/Zürich 1991, Band 1, S. 163/164

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 1, S. 285

Jeffrey K. Cymbler, The Cemetery of the Jewish Communities of Bedzin and Czeladz (Poland), Tel Aviv 2007

Jewish traces – Jews in Czeladz, online abrufbar unter: jews.3bird.net (Anm. mit eindrucksvollen Fotografien vom jüdischen Friedhof)

Czeladz, in: sztetl.org.pl

Czeladz, in: kirkuty.xip.pl