Gostyn (Posen)

 POL Gostyń map.svgGostyn (poln. Gostyń) – südlich von Schrimm (Srem) und im äußersten Süden der Provinz Posen gelegen - ist eine in der Woiwodschaft Großpolen gelegene Kleinstadt mit derzeit ca. 20.000 Einwohnern (Ausschnitte aus Karte von 1905, aus: wikipedia.org gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Gostyń rot markiert, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).

Während der deutschen Besatzungszeit 1940-45 trug die Stadt den Namen 'Gostingen'.

 

In Gosytn begann ständige jüdische Ansässigkeit erst zu Beginn des 19.Jahrhunderts. Da in den Zeiten zuvor deren Ansiedlung hier untersagt war, lebten jüdische Familien ganz in der Nähe, nämlich im Dorf Sandberg (poln. Piaski); zeitweilig stellten sie dort fast 50% der Bewohner.

In den 1830er Jahren zählte die jüdische Gemeinde in Gostyn bereits etwa 35 Familien; sie wuchs bis in die 1870er Jahre noch weiter an.

Auf dem Grundstück einer jüdischen Familie wurde 1840 eine Synagoge errichtet; drei Jahre später ging das Synagogengrundstück in gemeindlichen Besitz über. Einen Synagogenneubau konnte die bereits zahlenmäßig kleiner gewordene Gemeinde im Jahre 1898 einweihen; die feierliche Zeremonie nahmen die beiden Rabbiner Samuel Baeck aus Lissa und Moses Loebel Bamberger aus Schildberg vor.

               Synagogenfront (Ausschnitt einer Bildpostkarte, 1901) 

Bereits um 1815/1820 war auf einem Hügel ein jüdischer Friedhof angelegt worden; das Areal wurde in den 1890er Jahren vergrößert.

Juden in Gostyn:

--- 1840 ........................ 176 Juden (ca. 8% d. Bevölk.),

--- 1871 ........................ 311   “   (ca. 10% d. Bevölk.),

--- 1895 ........................ 190   “   (ca. 5% d. Bevölk.),

--- 1900 ........................ 155   "   (ca. 3% d. Bevölk.),

--- 1905 ........................ 146   “   (ca. 3% d. Bevölk.),

--- 1910 ........................ 126   “   (ca. 2% d. Bevölk.),

--- 1927 ........................   6   “  .

Angaben aus: Gostyn, in: sztetl.org.pl

http://gaso-gostyn.pl/tl_files/pliki/zdjecia/Gostyn%20do%201945/1/130.%20Gostyn%20ul.%20Leszczynska%20(obecnie%20deptak).JPG Hauptstraße in Gostyn (hist. Aufn. aus: gaso-gostyn.pl)

 

Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wurde die jüdische Glaubensgemeinschaft kraft des Entscheids der Posener Behörden aufgelöst. Die Ritualien der Synagoge gingen an die jüdische Gemeinde Lissa über, das übrige Vermögen verfiel dem Staat. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Synagoge zerstört. Auch der jüdische Friedhof fiel der Zerstörung anheim, die abgeräumten Grabsteine wurden anderweitig verbaut. Das Areal ist heute eine Grünfläche.

 

 

 

In der Ortschaft Borek (auch Borck, poln. Borek Wielkopolski, derzeit ca. 2.500 Einw.) - wenige Kilometer östlich von Gostyn - sollen die Anfänge jüdischer Ansiedlung bis ins frühe 15.Jahrhundert zurückreichen. Ab Ende des 18. bis Mitte des 19.Jahrhunderts besaß Borken in der Region prozentual den höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung; diese konzentrierte sich in einem besonderen Stadtteil. Handel und vor allem Handwerk waren die wirtschaftliche Basis der Familien.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Synagoge, ein Friedhof (weit außerhalb des Ortes), ein Badehaus und seit dem 19.Jahrhundert auch eine Schule; letztere wurde infolge der Abwanderung im Jahre 1910 geschlossen.

Juden in Borek:

--- 1674 .........................   21 jüdische Familien,

--- um 1795 .................. ca.  450 Juden (ca. 34% d. Bevölk.),

--- 1840 .........................  591 Juden (ca. 33% d. Bevölk.),

--- 1871 ..................... ca.  380   “   (ca. 19% d. Bevölk.),

--- 1895 ..................... ca.  150   “   (ca. 7% d. Bevölk.),

--- 1903 ..................... ca.  120   “   (ca. 6% d. Bevölk.),

--- um 1935 .................. ca.   10   “  .

Angaben aus: Borek Wielkopolski, in: sztetl.org.pl

Mit der Neuschaffung des polnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg und der damit im Zusammenhang stehenden Abwanderung der allermeisten jüdischen Familien löste sich die Gemeinde auf; ihr Besitz ging an die Lissaer Gemeinde über.

Das Synagogengebäude wurde Mitte der 1930er Jahre verkauft.

Vom Friedhof sind nur wenige Grabsteine erhalten geblieben, die heute im Museum von Lissa aufbewahrt werden. Alle anderen Steine sind zweckentfremdet für Haus- und Wegebau benutzt worden.

 

 

In weiteren Ortschaften der Region südlich von Schrimm existierten im 19./beginnenden 20.Jahrhundert sehr kleine jüdische Gemeinden, so in Kriewen (poln. Krzywin), in Kröben (Krobia) und in Punitz (Poniec).

 

 

 

Weitere Informationen:

A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909

Gostyn, in: sztetl.org.pl

Grzegorz Skorupski (Red.), Friedhof von Borek Wielkopolski, in: sztetl.org.pl

Borek Wielkopolski, in: sztetl.org.pl

K. Bielawski (Red.), Friedhof von Borek Wielkopolski, in: kirkuty.xip.pl