Eckardroth - Romsthal (Hessen)

https://de-academic.com/pictures/dewiki/75/Kreis_Salm%C3%BCnster.jpg Main-Kinzig-Kreis Karte Eckardroth und Romsthal sind heute Ortsteile der Kommune Bad Soden-Salmünster - etwa 40 Kilometer südwestlich von Fulda gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte mit Eintrag von Soden/Salmünster, aus. de-academic.com  und  Kartenskizze 'Main-Kinzig-Kreis', aus: ortsdienst.de/hessen/main-kinzig-kreis).

 

Eine israelitische Gemeinde, deren Anfänge bis in die Zeit des 17./18.Jahrhunderts zurückreichen, bestand bis ins beginnende 20.Jahrhundert in Eckardroth und Romsthal. Diese Kultusgemeinde zählte gegen Mitte des 19.Jahrhunderts immerhin ca. 160 Mitglieder und machte mehr als 10% der Gesamtbevölkerung aus. Die jüdischen Familien bestritten ihren Lebenserwerb vor allem mit Viehmaklerei und Handel mit Landesprodukten und Gebrauchtwaren; dabei war ein Teil der Kleinhändler als Trödler (Hausierer) in der Region und auf Märkten des Umlandes anzutreffen. Später übten einige auch handwerkliche Berufe aus.

Der Betraum – er besaß etwa 50 Plätze - befand sich in Eckardroth.

         Gemeindesiegel "Israelitische Gemeinde Ekardroth und Romsthal"

Gemeinsam mit den Nachbargemeinden – Salmünster, später Wächtersbach – wurde ein Religionslehrer beschäftigt.

  aus: „Der Israelit“ vom 30.Juli 1885 u. 29.Okt. 1894

Nach 1900 war der Religionslehrer aus Salmünster für die jüdischen Schulkinder aus Eckardroth-Romsthal zuständig.

Prägende Gestalt der israelitischen Gemeinde war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Elias Grünstein, der zunächst als Lehrer in Romsthal, danach als Kaufmann tätig war und für fast vier Jahrzehnte das Vorsteheramt der jüdischen Gemeinde Eckardroth-Romsthal inne hatte.

Verstorbene der israelitischen Gemeinde Eckarsroth-Romsthal – aber auch diejenigen aus Ulmbach, Salmünster u.a. Orten – wurden auf einem Begräbnisgelände direkt an der Salz bestattet. Angelegt wurde der Friedhof vermutlich schon gegen Mitte des 17.Jahrhunderts.

Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Hanau.

                Juden in Eckardroth                                                                               in Romsthal:

      --- 1813 ............. 21 Juden,                 ............   8 Juden,

      --- 1853 ............. 84   “  ,                 ............  96   “  ,

      --- 1861 ............. 78   “  ,                 ............  54   “  ,

      --- 1871 ............. 78   “  ,    

      --- 1885 ............. 66   “  ,                 ............  39   “  ,

      --- 1895 ............. 49   “  ,                 ............  37   “  ,

      --- 1905 ............. 40   “  ,                 ............  16   “  ,

      --- 1910 ............. 30   “  ,                 ............   7   “  ,

      --- 1925 ............. keine.

      --- 1933                                         ............  20   “  ,

      --- 1936                                         ............  15   “  .

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 2, S.231/232

und                 Eckardroth-Romsthal, in: alemannia-judiaca.de

 

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts machten einige jüdische Familien den beiden Dörfern feste Läden auf.

Gewerbliche Anzeigen von 1875 und 1907:

Während die Juden Eckardroths gegen Mitte der 1920er Jahre den Ort verlassen hatten, lebten in Romsthal zu Beginn der 1930er Jahre noch ca. 20 jüdische Einwohner. Das kleine Gebäude, in dem der Betraum untergebracht war, wurde in den 1930er Jahren verkauft und danach abgebrochen

21 gebürtige Juden aus Eckardroth u. Romsthal sind nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des „Gedenkbuches – Opfer der Verfolgung der Juden“ dem Holocaust zum Opfer gefallen (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/eckardroth_synagoge.htm).

Heute erinnert noch der jüdische Friedhof an die einstige Gemeinde, die gemeinsam von den jüdischen Familien aus Eckardroth und Romsthal gebildet worden war. Dass der 1940 aufgelassene und von der Kommune Eckardroth an einen Privatmann veräußerte Friedhof erhalten geblieben ist, muss dem Erwerber zu Gute gehalten werden. Obwohl die Auflage bestand, die Grabsteine zu entfernen und einer anderen Nutzung zuzuführen, bewahrte er das Begräbnisgelände in seiner Ursprünglichkeit; deshalb haben ca. 160 Grabsteine - sie stammen aus den Jahren von ca. 1750 bis 1934 - die Zeiten überdauert.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20389/Eckardroth%20Friedhof%20IMG_6784.jpgJüdischer Friedhof in Eckardroth (Aufn. J. Hahn, 2015)

Aufn. H. Hausmann, 2005

In der Altstadt von Salmünster sind im Jahre 2018 etwa 20 sog. „Stolpersteine“ verlegt worden, die das Gedenken an ehemalige jüdische Bewohner wach halten sollen.

vgl. Salmünster (Hessen)

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 2, S. 231/232

Georg-Wilhelm Hanna, Geschichte der Juden in Bad Soden-Salmünster, in: "Bergwinkel-Bote", 40/1989, S. 39 - 47

Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945, Hessen I: Regierungsbezirk Darmstadt, VAS-Verlag, Frankfurt/M. 1995, S. 200

Echardroth und Romsthal, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

bak (Red.), Gedenken an Salmünsterer Juden, in: „Gelnhäuser Neue Zeitung“ vom 19.10.2018

Petra Kloberdanz (Red.), Stolpersteine in Salmünster verlegt, in: „Der Bergwinkel Wochenbote“ vom 22.11.2018